Die alte „oldschool“ XC-Rennstrecke in Heubach ist Geschichte. Anstatt eines langen Uphills gibt es nun zwei längere und einen mittellangen Uphill. Zudem gibt es zwei komplett neue Downhills, was der Strecke mehr Abwechslung und Modernität bringen soll. Ich persönlich finde es gut, wenn sich Veranstalter*innen trauen, neue Strecken oder Streckenabschnitte zu bauen. Den Verantwortlichen bei BiketheRock ist das, meiner Meinung nach, auch gut gelungen. Der erste neue Downhill macht richtig viel Spaß und bringt Abwechslung in die Strecke. Ein paar andere Abschnitte der Strecke stellen sich schlussendlich als herausfordernd heraus, dazu aber später mehr. Achja und die Uphills sind zwar kürzer, dafür genauso steil und pro Runde genauso viele Höhenmeter wie früher.
Ein kleiner Rückblick
Ich bin das erste Mal im Jahr 2005 in Heubach gestartet, im Kids-Cup Rennen der Altersgruppe U11. Es gab damals keine getrennte Wertung zwischen Jungen und Mädchen in den Nachwuchsklassen bis zur U13. Das Rennen war mein absolutes Lieblingsrennen, weil die Strecke für ein Kids Cup Rennen damals schon recht anspruchsvoll war und ich zudem bei meiner ersten Teilnahme direkt gewinnen konnte. Am darauffolgenden Tag haben wir dann einen Familienausflug ohne Rennteilnahme nach Heubach gemacht. Warum? Wir wollten unbedingt bei unseren großen Vorbildern zuschauen und live sehen, wie die Fumic-Brüder, Sabine Spitz, Irina Kalentieva und Co. die Strecke auf der Alb hoch- und runterfahren.

Übrigens hat mir Manuel Fumic, damals noch im gemeinsamen Team mit Bruder Lado unterwegs, seine mit einem Autogramm geschmückte Urkunde zum 4. Platz geschenkt. Die habe ich natürlich auch heute noch. :D Das Zuschauen bei den Profis hat damals viel in mir ausgelöst, denn ich hatte ab diesem Zeitpunkt das erste Mal im Sport meine Vorbilder gesehen. „Einmal so fahren wie Sabine Spitz“, davon habe ich fortan geträumt.

Die Bedingungen 2023 – der die das Albmodder
Für mich hat BiketheRock also schon immer eine persönliche Geschichte, die mich auf meiner sportlichen Laufbahn begleitet. In den vergangenen Jahren konnte ich das Rennen mit gemischten Gefühlen beenden, da es nicht immer ganz rund lief auf und rund um den Rosenstein. Die Wetterbedingungen sind im April durchwachsen und in Heubach gab es in der Vergangenheit schon alles, was das Rennherz begehrt: Sonnenschein und an die 20° C, Schnee oben am Berg oder die klassisch nassen Bedingungen, die wohl in den vergangenen Jahren am häufigsten Programm waren. Auch in diesem Jahr ist die Strecke wieder eines ganz besonders: matschig! Während der erste Downhill am Trainingstag noch einigermaßen fahrbar war, ohne dass sich das ganze Bike mit Dreck zusetzt und die Kieselsteine den Lack vom Rahmen kratzen, kam dann auf dem Weg zum zweiten Downhill schon die Überraschung: richtig tiefe Matschrillen und die Laufräder setzten sich komplett zu.
Der darauffolgende Downhill wurde dann zur absoluten Rutschpartie und ehrlich gesagt fühlte ich mich gar nicht wohl, schon nicht beim Training. Die Bedingungen sind schwer zu beschreiben, doch jeder, der schon mal auf der schwäbischen Alb im Nassen auf Trails unterwegs war, weiß, wovon die Rede ist. Der „Albmodder“, wie ich ihn liebevoll nenne, ist nämlich ein ganz spezieller Untergrund. Du fährst oben in den Downhill rein und hoffst, dass vor dir niemand im Trail liegt, denn zum Stehen kommst du ohnehin nicht rechtzeitig und ausweichen ist auf der schmalen Spur auch durchaus etwas schwierig. Blinder Passagier quasi, nur mit offenen Augen. Ich habe bei meinen Recherchen übrigens herausgefunden, dass das wohl an der Kombination aus dem „albtypischen“ weißen Jura (Gestein) und dem sehr lehmhaltigen und „schweren“ Boden liegt.


Das Rennen – ein unerwartetes Ende
Am Renntag wird der Albmodder dann zu meinem Verhängnis. Es läuft bei mir in den ersten beiden Runden nicht ganz so gut wie zuletzt, allerdings komme ich gefühlt immer besser ins Rennen und kann den ein oder anderen Platz gut machen. Im technisch anspruchsvollen Downhill passiert dann etwas ziemlich Absurdes. Ich fahre nach einer anderen Athletin ein und sehe schon, wie sie in der ersten Kurve ins Straucheln kommt. Sie klickt aus und kann sich nicht auf dem Rad halten – kein Vorwurf an dieser Stelle, hätte mir auch passieren können. Daraufhin fahre ich auf sie auf, möchte ausweichen und irgendwie an ihr vorbeikommen, aber keine Chance, es ist zu wenig Platz.


Ich stürze auf die Seite und mein Bike fällt neben die Strecke. Als ich es aufheben möchte, um zum Weiterfahren anzusetzen, sehe ich, dass mein Knie ziemlich stark blutet. Es schmerzt trotz des Adrenalins auch direkt. Trotzdem packe ich mein Fahrrad und möchte weiterfahren. Das Bike hängt aber fest, am Vorderrad. „Schhhhh … was ist das denn jetzt!?“, denke ich. Das Vorderrad hat sich zwischen einer Speiche und dem Ventil auf einem Metallpfosten festgesetzt. Ich versuche es zu lösen, es klappt aber nicht. Ein Streckenposten eilt zur Hilfe und zerrt mit an meinem Rad. Ich werde überraschenderweise immer ruhiger und überlege mir, wie ich das Laufrad von dem Pfosten abbekomme, während mir ein paar Tränen die Wangen runterkullern.
Nachdem ich die Speiche etwas aufgebiegen kann, ist es mir möglich, das Bike vom Metallpfosten zu lösen und mich wieder auf die Strecke begeben. Während ich mit meinem Laufrad und dem Metallpfosten beschäftigt war, sind übrigens ungefähr 10 Athletinnen an mir vorbeigekommen. Ungefähr 5 fahrend, 3 schiebend und 2 stürzend. Dieser Downhill verlangt nicht nur die volle Konzentration von den Fahrer*innen ab, es scheint auch ein bisschen Glücksspiel zu sein, ob man unversehrt unten rauskommt.
Ich versuche, noch eine halbe Runde zu fahren, jedoch ist die Bewegung durch das geschwollene Knie etwas eingeschränkt und schmerzhaft. Da es April ist und Heubach für mich ein Vorbereitungs- und noch kein Highlight-Rennen ist, entscheide ich mich, vorzeitig aus dem Rennen auszusteigen. Eine schwere Entscheidung für mich, denn DNFs schmerzen mir immer sehr. Ich finde es überhaupt nicht gut, wenn man Rennen frühzeitig beendet, aber in diesem Fall ging es für mich leider nicht anders.

Ich würde mich freuen, wenn es auch in den nächsten Jahren das BiketheRock geben würde und Heubach somit weiterhin die Austragung des HC Cross-Country Rennens sicher ist. Beim BiketheRock-Wochenende finden alle Mountainbike-Begeisterten ein passendes Rennen für sich. Die Stimmung ist außerdem bei keinem anderen deutschsprachigem XC Rennen so gut wie in Heubach, finde ich zumindest ganz persönlich. Es kommt nicht allzu häufig vor, dass es zahlreiche Zuschauer bei deutschen XC-Rennen (abgesehen vom World Cup in Albstadt in den vergangenen Jahren) gibt. Die Stimmung und auch die Organisation an sich scheint stimmig zu sein und ich hoffe auf viele weitere Jahr(zehnt)e BiketheRock. Das nächste Jahr dann bitte bei gutem Wetter oder Dauerregen, das sind die beiden besten Wetterbedingungen auf diesem Boden!


Hast du Fragen zum BiketheRock? Überlegst du im Jahr 2024 teilzunehmen? Bei welcher Disziplin (XCO, XCM, Enduro oder Pumptrack)?
Alle Berichte von Theresia Schwenk findet ihr hier:
- Knochendichte, Gewicht, Periode und Co.: Wie gesund ist Leistungssport für Frauen?
- Theresia Schwenk auf Specialized: Neues Arbeitsgerät für die Heidelbergerin
- Zyklusbasiertes MTB-Training, Teil 4: Was machen Hormone mit uns?
- Theresia Schwenk – Blog: Meine 5 Lieblings-Rezepte für Mountainbiker
- Zyklusbasiertes Training, Teil 3: Wie beeinflusst der Zyklus meine Renn-Performance?
- Theresia Schwenk Blog – Nové Město: The Privateer Struggle
- Theresia Schwenk Blog – BikeTheRock Heubach: Warum Heubach für mich immer etwas Besonderes ist
- Neuer Sponsor für Theresia Schwenk: Heidelbergerin künftig auf BH Bikes unterwegs
- „Meal Prepping“ im Trainings-Alltag mit Theresia Schwenk: Es wird wieder vorgekocht
- 114 Stufen für Theresia: Warum ich als Mountainbikerin Stair Reps laufe
- Zyklusbasiertes Training – Teil 2: Weg vom Schamgefühl – warum es wichtig ist, dass die Menstruation kein Tabuthema bleibt
- Theresia Schwenk beim XC World Cup Val di Sole: Von Enttäuschung zu Happy End
- Zyklusbasiertes Training: Warum wir Frauen nicht wie „kleine Männer“ trainieren sollten
- Theresia Schwenk bei der DM Bad Salzdetfurth 2022: Konzentrieren und die Linien treffen!
- Theresia Schwenk beim XC World Cup Nove Mesto: Richtig Druck auf dem Pedal!
- Theresia Schwenk beim XC World Cup Albstadt: Auf der Felge in die Tech-Zone
- XC World Cup 2021 – Lenzerheide: Rennbericht von Theresia Schwenk
- Deutsche Meisterschaft XCO 2021: Rennbericht – Theresia Schwenk beim Vulkan Race Gedern
- Theresia Schwenk bei der Deutschen XC-Meisterschaft 2020: Ausnahmezustand im Egger-Wald!
- Der Königstuhl ruft und ich muss aufs Bike: Umfrage des HD-Freeride e.V.
- Theresia Schwenk bei der Marathon-DM: Mein längstes Rennen!
- Theresia Schwenk beim Sigma Bike Marathon: Season Opener im August!
- Das deutsche Team bei der Trophy of Nations in Finale Ligure: „Das Format ist als Enduro-WM voll aufgegangen!“
- Theresia Schwenk beim XC World Cup Nove Mesto na Morave: Eine Liebesgeschichte
- Theresia Schwenk beim XC World Cup Albstadt: Haters gonna hate
- MTB 3 Nations Cup 2019 Solingen: Über die Freude, Rennen zu fahren
- TrailTrophy Flims/Laax: Vom Gletscher ins Tal – das besondere Enduro-Erlebnis
- XC DM 2018 in St. Ingbert: Theresias Hürdenlauf bei der Deutschen Meisterschaft
- XC World Cup Val di Sole: Rückenschmerzen im World Cup – Eine Leidensgeschichte
- TrailTrophy Breitenbrunn: Aus der Uni an die Startlinie
- XC World Cup Nové Město: From mud to dust – Kulturschock im tschechischen Wald
- Anti-Grip beim XC World Cup Albstadt: Wenn die Reifenwahl über das Renngeschehen bestimmt
- Theresia bei der TrailTrophy St. Andreasberg: Racing im Herzen des Harzes!
9 Kommentare
» Alle Kommentare im Forum712 ist deine Startnummer auf dem Bild von 2005. schon damals warst du sehr fokussiert am Start👍
Ich hoffe das mit dem Knie ist nichts schlimmeres.
Toller Bericht und hoffentlich kommt bald die Zusammenfassung vom nächsten Rennen ohne DNF 😉
ich bin beim Streckenbau in Heubach beteiligt. Kannst Du uns die Stelle vlt. im Streckenplan nochmals genauer aufzeigen an welcher der Metallpfosten war. Ein herausstehender Metallpfosten darf natürlich nicht vorkommen! Auch wenn dein Bike sich wie von Dir beschrieben, sich neben der Strecke in diesen verfangen hat, sollte dieser dort nicht sein. Daher würden wir diese Stelle gerne nochmals genauer untersuchen.
Die Strecke wird von den Streckenbauern als auch den Rennkomissären im Vorfeld überprüft und freigegeben. Bei dieser Überprüfung hätten wir diesen sehen müssen, warum dies nicht geschehen ist, werden wir prüfen.
Beim Bau der neuen Abschnitte, als auch der bestehenden, wurden von uns Streckenbauern Wert darauf gelegt nur Pfosten und Befestigungen aus Holz zu verwenden, welche auch bodennah abgesägt werden um Gefahren zu vermiden. Wir legen generell sehr viel Wert darauf, die Strecke sicher zu gestalten und ihr trotzdem einen technischen Anspruch zu verleihen.
Wir wünschen Dir auf jeden Fall eine gute Besserung und eine erfolgreiche Saison und würden uns freuen Dich nächstes Jahr wieder in Heubach begrüßen zu dürfen.
Hi Theresa, Dir gute Besserung. Zum richtigen Zeitpunkt aufzuhören, bevor noch was schlimmeres passiert, kann auch nicht jeder und zeugt für mich von innerer Größe und Reife.
Ich möchte niemanden einen Vorwurf machen, wundere mich aber immer wieder, daß bei schlechten Bedingungen solche Passagen, die sich als Sturzfallen herausstellen, trotzdem gefahren werden müssen. Immerhin seid Ihr im XC-Zirkus ohne Schutzausrüstung unterwegs.
Immer spektakulärere Downhills, die sich bei schlechten Bedingungen in gefährliche Sturzfallen verwandeln, sind mMn nicht der richtige Weg, Rennen attraktiver zu gestalten, da so Spannung auf Kosten der Gesundheit der Fahrer*innen erzeugt wird.
Komm bald wieder auf die Beine.
Danke für Deinen Bericht.
LG
Hi Theresia,
wie immer ein super Bericht. Ich wünsch dir eine gute Besserung und eine erfolgreiche weitere Saison.
Und ich kann nur zustimmen. Heubach XC ist und bleibt klasse!
LG
Liebe Grüße
Theresia
Wir laden dich ein, jeden Artikel bei uns im Forum zu kommentieren und diskutieren. Schau dir die bisherige Diskussion an oder kommentiere einfach im folgenden Formular: