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The Great Canadian Adventure – Teil 2
Endlich im Paradies?

Nach sechs Monaten Planung (hier geht es zum ersten Teil des Berichts) sind wir nun endlich am Ziel – dem Anfang unseres Roadtrips. Ankunft in Vancouver, Kanada! Nach bangen Minuten des Wartens steht fest, dass sowohl unser Gepäck als auch unsere Bikes angekommen sind. Eine Sorge weniger. Außerdem mit im Gepäck: die Schlüssel zu unserem Van, die wir ganz stilecht zwei Tage zuvor auf einem Autobahnparkplatz in der Nähe von Würzburg überreicht bekommen haben (mehr zur Geschichte unseres Vankaufs gibt es hier). Wir haben von unserem GMC Vandura bisher nur Bilder und den Bericht des Mechanikers gesehen und hoffen nun, dass er auch wirklich wie versprochen auf einem Parkplatz am Flughafen auf uns wartet und sich nicht als Schrottmühle entpuppt.

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Mit dem Skytrain erreichen wir den Long-Term Parkplatz und finden, dank Infos und Standortfotos der Vorbesitzer, unseren Van. Befreit vom Gewicht des riesigen Steins, der uns vom Herzen gefallen ist, öffnen wir ihn und finden im Innern alles wie versprochen und beworben vor. Außerdem stellen wir erleichtert fest, dass wir auch wirklich genügend Platz haben, um unsere Bikes im Van zu verstauen. Einziger Wermutstropfen: so ein dreckiges Auto (von außen, aber speziell von innen) haben wir noch nie gesehen. Naja, geputzt hätten wir ihn sowieso vor unserem offiziellen „Einzug“. Also zweimal in Freude um das Gefährt gerannt, Gepäck und Bikes rein und ab nach Downtown-Vancouver.

# Da ist es! Unser neuer Zuhause.
# Entering Downtown Vancouver. Der Motor läuft und ja, wir haben einen dicken Sprung in der Schüssel. Äh, Scheibe.
# Kontrastreicher Start
# Mit 8-Zylinder Small Block blubbernd durch die Straßen von Downtown

Für die ersten zwei Nächte haben wir uns ein Hotelzimmer zentral in Vancouver genommen, um nach dem Flug erstmal anzukommen, Jetlag zu bekämpfen und problemlos den Papierkram erledigen zu können. Neben der Eröffnung eines kanadischen Kontos (weniger Kreditkartenzahlungen bedeutet weniger Auslandsgebühren) und dem Erstehen von zwei PrePaid Karten (Lucky Mobile – 8 GB Daten – 50 CAD), mussten wir vor allem den Papierkram für den Kauf, die Registrierung, Zulassung und Versicherung unseres Vans erledigen. Glücklicherweise ging alles schnell und schmerzlos. Die Tatsache, dass man Zulassung, Registrierung (wie haben die Adresse einer kanadischen Bekannten verwendet) und Versicherung direkt in einem Rutsch bei einem der dutzenden ICBC Auto-Brokern erledigen kann, ist enorm praktisch und so verließen wir den Auto-Broker nach etwa einer Stunde mit allen nötigen Dokumenten, unseren neuen Nummernschildern und knapp 1000 Dollar weniger. Klingt viel, ist es auch. Doch neben den Steuern auf den Kauf beinhaltet diese Summe auch die Zulassung und Versicherung für sechs Monate – wenn wir den Van, wie geplant, nach drei Monaten wieder verkaufen, bekommen wir die Summe für die restliche Zeit wieder zurück.

Bei der Versicherung haben wir zudem die teurere der beiden Varianten mit bis zu 5 Millionen statt „nur“ 200.000 Dollar Schadensdeckung genommen – gerade bei Personenschäden kann es bekanntermaßen in Nordamerika schnell sehr teuer werden. Durch die Vorlage einer Bestätigung unserer deutschen KFZ-Versicherung über sieben Jahre unfallfreies Fahren haben wir zusätzlich noch 35% bei der Versicherungssumme gespart – dieses Dokument hat uns in Deutschland einen Anruf gekostet und ist, im wahrsten Sinne, Gold wert.

# Vancouver kann sich definitiv sehen lassen
# Blick vom Lookout Tower auf die nächtlichen Straßen

Nachdem wir den Papierkram innerhalb eines Tages erledigen konnten, ging es am zweiten Tag darum, dem Van eine gründliche Tiefenreinigung zu verpassen, einige Besorgungen zu tätigen und noch etwas von Vancouver zu sehen, bevor unser Roadtrip mit der Fahrt nach Nanaimo auf Vancouver Island so richtig begann. Und wie!

Nach einem letzten, schönen Frühstück in Vancouver und einer halbstündigen Fahrt mit Downtown Vancouver im Rückspiegel, den Bergen und dem Meer vor uns, und dem Blubbern und Schnurren des Small-Block 8-Zylinders in den Ohren erreichten wir das Horseshoe Bay Ferry Terminal, wo die Fähre nach Nanaimo schon auf uns wartete. In Vorfreude auf die Fahrt vorbei an den vielen kleinen Inseln und der fantastischen Aussicht witzelten wir beim Warten aufs Ablegen noch, ob wir wohl so viel Glück haben würden, einige der hier häufig vorkommenden Wale oder Delfine zu sehen. Wir wurden nicht enttäuscht: zu unserer riesigen Überraschung begleiteten die Fähre kurz nach Bowen Island tatsächlich zwei Orca-Wale für einige Minuten. Der Trip geht grade erst los, die Landschaft ist sowieso schon jetzt der Hammer und dann sehen wir obendrauf auch noch Wale?!

# Spektakulärer kann es kaum los gehen
# Nanaimo
# Jetzt muss erstmal eingerichtet werden
# Ausgepackt, eingerichtet und aufgebaut - es kann los gehen

Nach der Ankunft auf Vancouver Island/Nanaimo fuhren wir direkt zum nächsten Canadian Tire, einer Art Superladen für Haus, Hof, Garten und – ganz wichtig– Camping und, wie es sich für Nord-Amerika gehört, Waffen. Eine Matratze, Decken, Kissen, Bettwäsche, Töpfe, Pfannen, mehrere Storage-Boxen, eine Plane, Zeltstangen, Seile und Heringe mussten her, damit wir uns im Van häuslich einrichten konnten (einige Gegenstände der Vorbesitzer hatten wir vorher schon entsorgt). Bei der Fahrt zum Campingplatz ging unsere Begeisterung dann in Frust und Entsetzen über. Es goss wie aus Kübeln und unser Van fing an von den Dachfenstern aus auf die Sitze zu tropfen – Sh*t, unser Van ist nicht ganz dicht.

Etwas demotiviert und frustriert blieb uns nichts anderes übrig, als unseren Van im strömenden Regen und Dunklen einzurichten. So schliefen wir die erste Nacht durchnässt und etwas unsicher, wie alles weitergehen würde in unserem neuen Zuhause.

Glücklicherweise schien am nächsten Morgen schon wieder die Sonne und die Welt sah schon wieder ein ganzes Stückchen besser aus. Wie sich herausstellte, stand konstruktionsbedingt Wasser auf den Dichtungen der beiden vorderen Dachfenster und nach knapp 35 Jahren waren diese Dichtungen stellenweise porös. Nach etwas Recherche und Herumfragen beim Canadian Tire (die Ladenkette hat auch eine Autoabteilung bzw. eine Werkstatt), gingen wir mit Flextape (eine Art abdichtendes, wasserfestes Panzertape) bewaffnet an die Dichtungen und siehe da – der Van wurde dicht. Am Ende des Tages hat das Ende unserer apokalyptischen Panik von drei Monaten in einem undichten Zuhause weniger als 20 Dollar gekostet. Mit unserem Van fertig eingerichtet und allem Gepäck und den Bikes ordentlich verstaut, konnten wir uns jetzt endlich auf das Wesentliche konzentrieren – Biken.

# Endlich auf kanadischem Boden
# Endlich können wir die Bikes aufbauen

Wir hatten uns für unser erster Stop Nanaimo ausgesucht, da die Stadt für kanadische Verhältnisse relativ groß ist, wir dort alles für unseren Start besorgen konnten und es gleichzeitig mehrere große Trailnetzwerke gibt. Einigen wird Nanaimo als Heimatort von Stevie Smith etwas sagen. Unser Campingplatz lag am Rande der Stadt direkt an einem See, um den es mehrere Trails gibt (Trailforks: Westwood Lake Park). Diese sind zwar eher Cross Country-orientiert, aber egal! Endlich biken auf kanadischem Boden. Nach knapp 2,5 Stunden durch einen traumhaften Wald auf Trails, die man vom Stil her in etwa mit den Münchner Isartrails vergleichen kann (allerdings flowiger und mit unglaublich gutem Boden), hatte uns die Begeisterung gepackt. Wenn es uns hier schon auf XC-Trails Spaß macht, was erwartet uns dann erst noch?

# Ab den Wald um Westwood Lake
# Endlich kanadischen Boden unter den Stollen
# Tiere haben wir auch wieder entdeckt - in diesem Fall eine Banana Slug, die zweitgrößte Schneckenart der Welt
# Die Trails um Westwood Lake sind zwar eher XC-Style aber egal, Hauptsache biken

Erstmal nichts mehr. Wie sich herausstellte, sind die meisten der unglaublich vielen richtigen Enduro- und Downhill-Trails um Nanaimo weitab jeglicher Zivilisation und nur über Dirtroads zu erreichen. An sich kein Problem, doch die ruppigen Dirtroads trauten wir unserem Van zu diesem Zeitpunkt noch nicht zu und Lust darauf, dutzende Kilometer mitten ins Nirgendwo zu treten, bevor wir es überhaupt zum Anstieg der Trailnetzwerke geschafft hatten, hatten wir nicht. Es warteten ja eh noch unzählige Stunden auf den Bikes auf uns. Also packten wir unsere sieben Sachen und brachen in Richtung Tofino an die Westküste von Vancouver Island auf.

# Der Motor blubbert, die Aussicht ist schön, die Laune ist gut
# Auch so kann ein kanadischer Highway aussehen...

Unser Van, den wir mittlerweile, dank des Ananasmusters am Himmel und den Türen, auf den Namen Pineapple Express getauft hatten, überstand den ersten Härtetest auf der Fahrt durch die Berge und über die Pässe mit Bravour – wieder eine Sorge weniger. So kamen wir, vom Bergpanorama und den vielen Seen und Fjorden überwältigt, an der Westküste an. Auf dem Weg durch den Pacific Rim National Park sahen wir dann auch unseren ersten Schwarzbären neben dem Highway, bevor wir den wohl schönsten Campingplatz der Welt erreichten. Die Mischung aus Meer, kilometerlangen Sandstrand und dichtem Regen(Nadel-)wald hat uns auf Anhieb vom Hocker gehauen.

# Schöner wohnen in Tofino!
# Pazifik, Sandstrand und Palmen? Nein, Nadelbäume und Regenwald
# Surfen in Kanada? Geht ziemlich gut - Tofino ist auch als Surfspot bekannt
# Tofino ist einer der schönsten Orte, die wir je gesehen haben. Wahnsinn!
# Regenwald und riesige Redwoods
# Alles ist grün und feucht/sumpfig

Nachdem wir es uns bequem gemacht, ein kurzes Bad im Meer genommen und den Strand erkundet hatten, ging es mit den Bikes die letzten Kilometer nach Tofino. Der Eindruck an einem schönsten Orte der Welt gelandet zu sein, hat sich dann mit der Begegnung mit einem Weißkopfseeadler mehr als nur verfestigt. Wahnsinn!

Da wir für den Campingplatz keine Reservierung hatten und dieser, aufgrund seiner Lage und der Jahreszeit, ausgebucht war, mussten wir unseren genialen Platz früh morgens verlassen und uns auf eine Warteliste setzen lassen, in der Hoffnung, dass doch noch was frei wird. Nach einem gemütlichen Frühstück mit Blick aus Meer, einem Bummel durch Tofino und einer kurzen Wanderung durch den Regenwald im angrenzenden National Park bekamen wir doch noch einen Stellplatz und was für einen! Direkt auf dem Strand, jeder #Vanlifer wäre neidisch auf uns – dumm nur, dass wir beide auf Instagram nicht wirklich aktiv sind. Nachdem wir uns gegenseitig ausreichend versichert hatten, dass das Leben nicht mehr schöner werden kann und wir genug Bilder gemacht hatten, die den Sonnenuntergang und die Stimmung sowieso nicht gut genug einfangen konnten, entschlossen wir uns, den Abend und nächsten Morgen einfach nur zu genießen.

# Besser wird’s nicht. Wirklich nicht.
# Alleine für diesen Abend/Nacht hat sich alles schon gelohnt.
# Vancouver Island ist spektakulär schön
# Wirklich!
# Berge, Regenwald und das Meer - Wahnsinn!

Nach einer weiteren Nacht in der Nähe von Tofino, diesmal direkt im Regenwald des Pacific Rim National Park oberhalb des treffend benannten Long Beach und einer kurzen Radtour zwischen den Surfern am Strand, kribbelte das Bike-Fieber dann doch so stark in uns, dass wir uns am nächsten Tag auf den Weg zurück nach Comox an der Ostküste von Vancouver Island und von dort per Fähre (diesmal keine Wale) nach Powell River im Norden der Sunshine Coast machten.

# Runter von der Insel und ab an die Sunshine Coast
# Diesmal leider keine Wale in Sicht

Powell River ist einer der Mountainbike-Hotspots der Sunshine Coast und bietet mehrere unterschiedliche „Trailzonen“ mit insgesamt über 200 offiziellen Trails. Nicht schlecht für gerade einmal knapp 20.000 Einwohner im ganzen nördlichen Teil der Sunshine Coast … Nachdem wir inzwischen Vertrauen in den Pineapple Express hatten, da er einwandfrei funktionierte, blubberte und schnurrte, haben wir uns über Trailforks eine geeignete Tour in der Gegend um Duck Lake herausgesucht (mit 85 Trails war die Auswahl gar nicht so einfach) und sind die 15 km auf einer holperigen Forststraße an den Traileinstieg gefahren.

Dort angekommen ging es erstmal unter lautem Fluchen knapp 11 km bergauf. Dieses ganze Hochtreten ist ja schön und gut, wenn man Fitnesstraining betreiben will, aber dass das Spaß macht, kann uns keiner erzählen. Nach etwas über einer Stunde, mehreren Pausen mit Gefluche und dem Verlust unseres Bärensprays aus der Seitentasche des Rucksacks (fiel uns praktischerweise erst auf, nachdem wir fast durch einen Haufen Bärenmist gefahren waren), hatten wir es dann endlich geschafft. Aller Hass auf den Aufstieg war verflogen, denn schon nach den ersten Metern auf „Deathrattle“ war uns klar: “Das hat sich ja mal fett gelohnt”. Einen Trail mit derart perfektem, lehmigem Dirt hatte noch keiner von uns beiden gesehen.

# Warum bloß gibt es vor dem Downhill immer erst ein Uphill?
# Max wird eher nicht zum XC-Pro
# Für diesen Boden hat es sich auf jeden Fall gelohnt
# Lost in the woods
# Endlich!
# Der Blick zurück auf den wohl besten Singletrail, den wir je gefahren sind

Mit dem schönen, von uns ab diesem Augenblick an gänzlich neudefinierten Wort „Herodirt“ ging es mit viel Speed moderat technisch über unzählige Wurzeln (daher der Name Deathrattle) und flache, unglaublich griffige Kurven durch den mit Farnen und Moos bewachsenen Regenwald wieder zurück in Richtung Duck Lake. Für unseren ersten richtigen Trail in Kanada hätten wir es definitiv schlechter, aber kaum besser erwischen können. Nach weiteren 3 km auf eher XC-lastigen Trails (allerdings mit dem gleichen unglaublich guten Boden) kamen wir mit einem grenzdebilen Grinsen wieder am Van heraus. Die Vorfreude darauf, was uns in den nächsten Tagen im Coast Gravity Park erwarten würde, war nach diesem Erlebnis unermesslich.

Am nächsten Morgen hieß es „Good-bye Powell River“ und per Fähre (inklusive acht Orcas und der bisher spektakulärsten Aussicht, dank vieler Fjorde, Berge und Inseln) ging es zum südlichen Teil der Sunshine Coast. In Sechelt angekommen schlugen wir unser Lager im Porpoise Bay Provincial Park auf und im Versuch, die Vorfreude im Zaum zu halten, den Nachmittag über die Beine im Meer baumeln lassen.

# Die Aussicht bei den Fährfahrten ist kaum zu überbieten 12
# 40 P7180228

Nach dem obligatorischen Kaffee am nächsten Morgen bogen wir dann endlich auf die sagenumwobene Straße mit dem Schild „Coast Gravity Park 6 km“ ab. Nach der Fahrt über die ruppige Forststraße hatten wir zwar den halben Kaffee über uns verschüttet, aber abermals ein fettes Grinsen im Gesicht. Endlich hieß uns der Coast Gravity Park willkommen. Die Location des Parks auf dem Gelände einer alten Mine inklusive dem Charme der dahinrostenden, alten Gerätschaften wie uralten Kränen und Baggern aber auch Schiffen, ist wirklich außergewöhnlich.

# Endlich am Coast Gravity Park! Endlich Downhill!
# Alte Minengeräte verzieren der Park.
# Ein High Five für den, der den Edit mit diesem Feature zuerst in die Kommentare postet
# Was für ein Ort!

Neben der Location ist allerdings auch so ziemlich alles andere am Park außergewöhnlich. Den „Lift“ stellen mehrere Shuttlefahrzeuge dar, die einen zum Traileinstieg bringen und die Trails wurden über mehrere Jahre von der legendären Coastal Crew gebaut, bevor das Ganze durch eine Crowdfunding Kampagne von einem privaten Trailspielplatz, an dem unzählige Edits von Ridern wie Brandon Semenuk oder Ryan Howard entstanden sind, zu einem öffentlichen Bikepark wurde. Dank der niedrigen Höhe und Lage am Meer ist der Park zudem ganzjährig geöffnet. Aber taugt der Park auch? Die kurze Antwort: Ja. Die lange Version: Aber sowas von!

# Der Shuttle wartet
# Viel besser als selber treten!
# 5 Minuten später ist man alleine am Start
# Trail Legend oder Legendäre Trails? You decide!

Nach der knapp 5-minütigen Shuttlefahrt warten insgesamt 14 Trails darauf, unter die Stollenreifen genommen zu werden. Mit dem kanadischen „Progression System“ als gutem Anhaltspunkt arbeiteten wir uns von den blauen, über die Coast Gravity-eigenen roten zu den schwarzen Trails hinauf (die „Grünen“ haben wir an diesem Punkt außen vor gelassen). Die blaue „Dirtwave“ war für uns der perfekte Einstieg und definierte den Flow des Parks recht gut. Selten haben wir den Flow eines maschinengebauten Flowtrails auf von Anfang an so sehr gespürt. Dank vieler, hoher und gut gebauter Berms, perfekt geshapten Rollern, Tables und kleineren Stepups geht es rasant wieder zurück zur Base. Da die Trails und Höhendifferenz des Parks vergleichsweise kurz beziehungsweise gering sind und das Tempo generell hoch, dauert eine Runde ca. 15 Minuten inklusive Shuttlefahrt. Da in unserem Fall trotz bestem Wetter, Wochenende und Hochsaison trotzdem nur knapp 20 Leute im Park unterwegs waren und es somit keine Warteschlangen gab, lernt man die Trails extrem schnell kennen und kann sich schnell hocharbeiten.

# Shuttle …
# … Sprünge …
# Anlieger …
# … wir haben’s überprüft. Alles vorhanden!

In der kanadischen Progression Matrix gibt es zwei Hälften – „Freeride“ (eher maschinengebaut, meist mit Sprüngen) und „Technical“ (meist naturbelassen und deutlich technischer). Wie die meisten Trails im Park sind auch die technischen Trails im Coast Gravity Park deutlich schneller, geradliniger und in der Falllinie gebaut, als wir es uns aus den Alpen gewohnt sind. Neben den verhältnismäßig schnellen und extrem spaßigen Red Dragon, Zig Zag und Handjob, gefiel uns auch der technisch recht anspruchsvolle Dynamit Panther mit seinem Rockroll und den vielen Stufen, Absätzen, Steinen und Wurzeln besonders gut. Das echte Highlight des Parks sind allerdings die Jump-Trails.

Die Pro-Lines Flight Deck und Coastal Cruise mit ihren 15-Meter Gaps waren und sind zwar deutlicher außerhalb dessen, was wir uns zutrauen, doch ein Level darunter bieten Doggers und Autopilot mit ihrer Kombination aus kleineren Gaps, größeren Tablet und Step-up/Step-Downs den perfekten Spielplatz, um sich an größere Sprünge heranzutasten. Durch die Möglichkeit, die unterschiedlichen Trails immer wieder innerhalb einer Abfahrt neu zu kombinieren und der relativen Kürze der Strecken, konnten wir so immer wieder die gleichen Trails in neuen Kombinationen fahren. Zusätzlich gibt es für Freunde der gepflegten Airtime an der Base noch mehrere Sprünge und Dirtjumps, um sich nach oben zu arbeiten.

# Das echte Highlight sind die flowigen Jumptrails
# Selten haben Trails so viel Spaß gemacht.

Am Ende des vorletzten Tages im Park ereilte uns dann die Katastrophe. Nach einem intensiven Tag mit vielen Laps sprang unser Van am Abend nicht mehr an und unsere hausgemachte, apokalyptische Panik vor dem Ende unseres Urlaubs schlug wieder voll zu. Schnell war uns klar, dass das Problem elektronischer Natur sein musste, doch jede einzelne Autowerkstatt hatte schon zu. Da wir ein allzu hilf- und trostloses Bild abgegeben haben mussten, wurde uns ausnahmsweise erlaubt, die Nacht auf dem Parkplatz des Parks zu verbringen. Normalerweise werden die Schranken um 5 p.m. geschlossen. Dieser zu diesem Zeitpunkt unglückliche Umstand bescherte uns einen absolut magischen Abend mitten im Nirgendwo, kilometerweit von jeglicher Zivilisation, umgeben von alten rostigen Maschinen und in Mitten des wohl erstrebenswertesten Bikeparks BCs. Wie sich am nächsten morgen herausstellte, war das Problem innerhalb von fünf Minuten gelöst – durch die ruppige Forststraße hatte sich ein Kabel der Batterie gelockert. Peinlicherweise musste lediglich eine einzelne Schraube wieder angezogen werden – wir konnten dem Mechaniker immerhin sagen, dass der Motor noch an Ort und Stelle war ;)

# Laps um Laps durch den Regenwald
# Haben wir die Sprünge schon erwähnt?

Erleichtert und froh, dass der Pineapple Express uns nicht im Stich gelassen hatte, verbrachten wir ein paar letzte Stunden im Park, bevor wir den Tag an der Sunshine Coast ausklingen ließen und uns bereits auf die nächsten beiden Stationen unseres Roadtrips freuten: Whistler und Sun Peaks.

# Over and out. Next stop: Whistler!

Hält Whistler was es verspricht oder es ist alles nur Hype? Wer oder was ist Sun Peaks und ist die umliegende Gegend wirklich eine Wüste, in der es Klapperschlangen gibt?


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