Olympia schon in diesem Jahr? – Nicht ganz! Doch ein Hauch von olympischer Spannung hatte das Testrennen in Izu, rund 140 Kilometer südwestlich von Tokio gelegen, schon. Natürlich bereiteten sich die Sportler mehr oder minder konsequent auf dieses Testrennen vor, doch ein kleiner Schluss kann aus dem Rennen trotzdem gezogen werden. Wer kommt mit der Strecke in Tokio gut zu recht und wer eher weniger? Ein Überblick.
Strecke: Extrem steil ohne lange Anstiege
Bevor wir einen Blick auf die Ergebnisse des Testrennens werfen, betrachten wir in aller Kürze die Strecke in Izu, über die in den kommenden Monaten wohl so viel sinniert werden wird wie über keinen anderen Mountainbikekurs. Das Training der potentiellen Teilnehmer wird sich über den Winter und in der neuen Saison in erster Linie auf diese Streckenführung anpassen. Was können wir also festhalten nach den ersten Runden der Profis auf dem Kurs?
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Kurz gesagt: Die Strecke ist extrem steil und mit etlichen technisch anspruchsvollen Passagen gespickt. Lange Anstiege sucht man Izu vergebens. Meist beläuft sich der Höhenunterschied der Rampen um grob 30 Höhenmeter, weshalb kleine, leichte, aber kraftvolle Fahrer einen kleinen Vorteil gegenüber der Konkurrenz haben dürften. Nino Schurter beispielsweise könnte dieser Kurs entgegen kommen, Mathieu van der Poel hingegen ist kein Liebhaber von den extrem steilen Anstiegen, ihm dürfte die lange, leicht ansteigende Start-Ziel-Gerade wohl am ehesten gefallen.
Und technisch? Da hat es die Strecke in sich! Der Kurs ist vermutlich der anspruchsvollste in der Geschichte der Olympischen Spiele. Etliche Steinfelder müssen die Fahrerinnen und Fahrer bewältigen sowie einige Abschnitte mit einer sauberen, schnellen und flowigen Fahrweise hinter sich bringen, um mit genügend Schwung in die folgende Bergaufpassage zu gelangen. Berücksichtigt werden muss zusätzlich, dass Ende Juli in Tokio durchaus Regen dazukommen kann und die Strecke in Kombination mit dem leicht lehmigen Boden sehr aufgeweicht werden sein könnte – eine Rutschpartie ist also nicht ausgeschlossen.
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Erholungsphasen gibt es zudem praktisch keine, das heißt, wer einmal seinen Zenit überschritten hat, dürfte es schwer haben, zurück ins Rennen zu finden. Alles in allem erscheint die Strecke dementsprechend sehr selektiv. Nino Schurter erwartet ein Rennen mit großen Zeitabständen, wie er gegenüber acrossthecountry betonte. Zwar war das Testrennen über lange Strecken offen (siehe unten), nichtdestotrotz erwartet der Olympiasieger von Rio einen anderen Rennverlauf. Wer mag es ihm verdenken: Bei den Olympischen Spielen lässt es wohl niemand unbedingt gerne auf einen Zielsprint hinauslaufen.
Damen: Neff mag den Kurs und gewinnt
Favoritin Nummer eins für die Olympischen Spiele 2020 steht somit fest: Jolanda Neff. Natürlich, nur durch einen Sieg im Testrennen wird man nicht automatisch zur Favoritin für Olympia, doch der Kurs dürfte der Schweizerin schon entgegen kommen. Technisch schwer, kurze steile Anstiege – das mag Jolanda Neff. Am Ende lag die Trek-Fahrerin 1:46 Minuten vor ihrer Landsfrau Sina Frei und legte einen Start-Ziel-Sieg hin. Auf Rang drei überzeugte Anne Terpstra.
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Ronja Eibl belegte einen starken fünften Rang. Die deutsche U23-Meisterin war im Vorfeld zwar Jetlag-geplagt, zeigte im Rennen selbst aber eine couragierte Leistung. In den technischen Passagen musste Eibl zwar voll auf der Hut sein, doch am Ende konnte sie mit dem Test voll zufrieden sein. Ob die U23-Gesamtweltcupsiegerin somit zu den Medaillenkandidaten für 2020 zählt? Schwer zu sagen! Die steilen Anstiege dürften Eibl zwar liegen, die aber durchaus ebenfalls geforderte kraftvolle Fahrweise an kleinen, kurzen Gegenrampen hingegen nicht ganz. Ein Top 10-Ergebnis könnte für die junge Deutsche aber im Bereich des Möglichen liegen, sollte bis zu den Olympischen Spielen alles rund laufen.
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Elisabeth Brandau kommt mit dem Kurs ebenfalls zurecht, auch wenn das Ergebnis, Rang 21 mit 7:41 Minuten Rückstand, das nicht zwingend widerspiegelt. Die Deutsche Meisterin war etwas müde am Start in Tokio, fühlte sich soweit aber wohl auf dem Kurs, sodass auch ihr im kommenden Jahr einiges zuzutrauen sein dürfte.
Und die weiteren Top-Fahrerinnen: Jenny Rissveds war zwar vor Ort, verzichtete aber auf einen Start, ebenso wie Kate Courtney. Die US-Amerikanerin stürzte beim Training und musste am Knie genäht werden, weshalb sie sich nicht der Konkurrenz stellte. Pauline Ferrand-Prevot stürzte in der ersten Runde, brach sich die Nase und gab somit vorzeitig auf. Alle drei Fahrerinnen sollte man für Olympia allerdings auf dem Zettel haben.
Herren: Schurter siegt im Zielsprint
Nino Schurter wäre sicher mit diesem Rennergebnis am 27. Juli 2020 zufrieden. Der Schweizer siegte knapp vor Victor Koretzky und Luca Braidot. In einem durchaus spannenden Rennen waren etliche Fahrer lange Zeit gemeinsam an der Spitze unterwegs, weil nach einer langen Saison niemand so richtig ins Risiko gehen wollte. Die Start-Ziel-Gerade mit ordentlich Gegenwind tat ihr Restliches, dass es entgegen aller Erwartungen doch recht eng zuging. Schlussendlich gingen sechs Fahrer gemeinsam in den letzten Umlauf mit dem besten Ende für Schurter. Mit einem ähnlichen Rennverlauf ist bei den Olympischen Spielen trotzdem nicht zu rechnen: Zum einen will sich wohl keiner auf einen Zielsprint bei diesem prestigeprächtigen Rennen einlassen und zum anderen spielen Faktoren wie Hitze oder Regen im Juli eine zusätzliche Rolle, die das Feld selektiver gestalten lassen könnte. Nichtdestotrotz lassen wir uns gerne eines Besseren belehren und hoffen auf ein spannendes Rennen 2020!
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Aus deutscher Sicht lief das Testrennen in Izu auch bei den Herren erfreulich. Manuel Fumic belegte nach einem unglücklichen Start Rang acht. Ausgerechnet Schurter, der zu diesem Zeitpunkt direkt vor Fumic unterwegs war, machte einen Fehler in einem Anstieg, sodass der Cannondale-Pilot gleich etwas den Anschluss verlor. Auf dem eher unrhythmischen Kurs ist es dann äußerst schwer, die Lücken wieder zu schließen. Fumic gelang das allerdings recht ordentlich, weshalb er zufrieden und gutes Mutes im kommenden Jahr nach Tokio reisen kann. Am Ende lag er lediglich 47 Sekunden hinter Schurter.
Mathieu van der Poel verzichtete, entgegen seiner Ankündigung, auf eine Reise nach Tokio. Nach einer langen Saison wollte er sich den Stress ersparen und fuhr somit ein weiteres Straßenrennen in Deutschland. Mit dem Niederländer wird aber trotz alledem im kommenden Jahr zu rechnen sein, wenn die begehrten Olympischen Medaillen in Izu vergeben werden.
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Wie gefällt euch der Kurs in Tokio? Was denkt ihr: Wer gewinnt 2020 Gold?
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