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Antrieb im Test
Wie gut ist die aktuelle Shimano Deore M615?

Shimano Deore M615: als die Shimano Deore 2014 vorgestellt wurde, haben wir nicht schlecht gestaunt – das Schaltwerk kommt mit gedämpftem Käfig für bestmögliche Abfahrtsperformance; neben den Antriebskomponenten wird auch ein passender Laufradsatz angeboten und die Optik der Gruppe steht den wesentlich teureren Komponenten der Japaner kaum noch nach – zumindest auf den ersten Blick. So gerüstet ist die Einsteigergruppe von Shimano ins Modelljahr 2014 gegangen und es stellt sich die Frage, ob es wirklich SLX, XT oder XTR sein muss, wenn es die Deore doch auch tun würde?

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Ob sie wirklich eine Alternative zu den höherpreisigen Modellreihen ist, haben wir in der Praxis geprüft. Hier kommt der zweiteilige Fahrbericht zur günstigen Gruppe von Shimano, der Deore. Im ersten Teil haben wir den Antriebsstrang auf die Probe gestellt, hier findest du den Test der Deore Scheibenbremse.

# Unser Testbike aufgebaut: 13,25 kg bringt es so wie hier gezeigt auf die Waage - mit verbaut ist die komplette aktuelle Shimano Deore Gruppe - hier kommt der Testbericht der Komponenten.
# Eine komplette Shimano Deore 2014er Ausstattung komplettiert den Aufbau und musste sich im Test beweisen.

Shimano Deore 2014 – Antrieb

In der Hand

Details & Qualität

Die Shimano Deore ist seit jeher als die Einsteigergruppe von Shimano bekannt. Während verschiedene Komponenten unterhalb der Deore angeboten werden und insbesondere im OEM-Bereich spezifiziert werden, hat sich die Deore über die Jahre zu einer vollwertigen Gruppe entwickelt, die über viele technische Raffinessen verfügt, die bis vor Kurzem noch den teuersten Modellen der Japaner vorbehalten gewesen sind.

# Neu mit Shadow Plus-Technologie: Das Shimano Deore RD-M615-GS L Schaltwerk

So verfügt im Jahr 2014 bereits die Einsteigergruppe als Highlight über die Shadow Plus-Technologie. Ursprünglich im Topmodell XTR eingeführt sorgt ein Reibungsdämpfer im Drehpunkt des Schaltwerkkäfigs dafür, dass das Leertrum der Kette (= der Teil der Kette, der ohne Last vom Schaltwerk zum Kettenblatt läuft) weniger in Schwingung gerät und so die Schaltpräzision steigt. Aus unserer Erfahrung sind die Vorteile dieser Technologie in der Praxis deutlich spürbar und konnten bereits im Vergleichstest verifiziert werden.

Auch abgesehen davon fehlt es der Deore an sich an nichts. Die Gruppe wird als 2×10- oder 3×10-fach Option mit verschiedenen Übersetzungen für 26″, 27,5″ und 29″ angeboten, die Umwerfer gibt es für verschiedenste Montagestandards und wer neben der Deore Schaltung auch eine Shimano Scheibenbremse montiert, kann über den I-Spec-Standard seine Schalthebel direkt am Bremshebel montieren und eine gemeinsame Klemme am Lenker verwenden. So ergibt sich eine kompakte Einheit, die auch ergonomisch Vorteile haben kann.

# Der Shimano Deore Schalthebel kann auch per I-Spec direkt am Shimano oder Hope Bremshebel montiert werden.

Die Kurbel wird in zwei Farben und verschiedenen Kettenblattkombinationen angeboten. Als Innenlager kommt ein HollowTech 2 Lager zum Einsatz, dessen außenliegende Lagerschalen große Lager beherbergen und die 24mm Welle der Kurbelarme aufnehmen. Aus Kostengründen sind die Kurbelarme nicht hohlgeschmiedet, wie bei den höherwertigen und dadurch leichtern Kurbeln der Asiaten, wodurch sie schwerer ausfallen. Die Welle selbst ist wie bei anderen Shimano-Kurbeln auch mit dem Kurbelarm auf der Antriebsseite fest gefügt.

Die Unterscheidungen bei der Wahl der Fertigungsverfahren und Werkstoffe zieht sich auch durch verschiedene andere Komponenten der Deore Gruppe durch. So ist die der Schaltwerkkäfig aus einem Stahlblech gestanzt und die Details von Umwerfer und Schalthebeln sind weniger aufwändig ausgestaltet als bei den teureren Gruppen. Diese Unterschiede sorgen für ein insgesamt höheres Gewicht der Gruppe und einen weniger hochwertigen Qualitätseindruck. Dennoch ist die aktuelle Deore alles andere als billig. In der Hand hinterlässt sie einen sauber gearbeiteten Eindruck und auch die Oberflächen wirken nicht so, als ob der Lack nach den ersten Monaten ab wäre. Zumal der Käfig des Schaltwerks seine Funktion problemlos leistet – unabhängig ob aus Stahlblech oder aus Carbon.

Das einzige Bauteil der Gruppe, bei dem ein wirklich deutlicher Unterschied zu erkennen ist, ist die Kassette. Sie kommt ohne leichten Aluminiumträger und kombiniert zehn einzelne Ritzel aus Stahl. So treibt sie das Gewicht deutlich nach oben und sorgt dafür, dass das Gruppengewicht der Deore im Vergleich zur nächst teureren Gruppe SLX erheblich nach oben abweicht.

Montage & Einstellung der Deore

Montiert wird die Deore wie jede andere Schaltung auch. So gibt es bei Innenlager, Schaltwerk und Umwerfer keine Überraschungen und wer über die gängigen Werkzeuge verfügt, der wird ohne weitere Umstände auch die Deore montieren können.

Für die Einstellung der Gruppe bedarf es ebenfalls keine besonderen Fertigkeiten. Die Vorspannung des Innenlagers kann wie gewohnt über eine kleine schwarze Rändelschraube eingestellt werden und die Angaben für die Anzugsmomente der Schrauben am Kurbelarm befinden sich direkt neben den Schrauben. Schaltwerk und Umwerfer (Direct Mount) sind ebenfalls schnell montiert und nachdem die Endanschläge der beiden Bauteile eingestellt sind kann über die Zugspannung wie gewohnt einfach die Schaltung eingestellt werden, bis sie wie gewünscht sauber die Gänge wechselt.

In all diesen Schritten gibt es mittlerweile keine Überraschungen mehr. Die Steifigkeit der Komponenten und die Fertigungspräzision sorgen dafür, dass alles wie gewünscht passt.

Auf dem Trail

Für unseren Praxistest der aktuellen Shimano Deore haben wir das bereits vorgestellte 2SoulsCycles 41.5 Evo Enduro-Hardtail als Testbasis aufgebaut. Mit dieser Basis haben wir in den letzten acht Monaten viele Kilometer gesammelt und verschiedene Fahrer aufsatteln lassen. Das gemeinsam entwickelte Feedback zur Deore habe ich anschließend für diesen Testbericht aufbereitet.

Schaltperformance

Die mit Sicherheit wichtigste Eigenschaft einer Schaltung ist die Schaltperformance selbst. Wie günstig auch immer eine Schaltung konzipiert ist – diese Funktion muss vorhanden sein. Sonst ist die Schaltung an sich sinnlos. Im Zuge der letzten Überarbeitung hat die Shimano Deore einen gehörigen Technologietransfer von den teureren Gruppen erhalten und verfügt so über die Shadow Plus Käfigdämpfung. In der Praxis macht sich das deutlich bemerkbar, denn im Blindtest wäre die Deore kaum von anderen gut eingestellten Gruppen zu unterscheiden. Die Schaltvorgänge am Schaltwerk funktionieren auch unter Last sauber und schnell und auch der steife Direct Mount Umwerfer macht einen guten Job. Die wirksame Käfigdämpfung sorgt dafür, dass der Antriebsstrang auch bei ruppigen Strecken ruhig bleibt und die Schaltung unbeeindruckt die Gänge wechselt. Hier zeigt sich insbesondere am Hardtail ein großer Unterschied, wenn zwei identische Strecken einmal mit aktivierter Dämpfung und einmal mit deaktivierter Dämpfung gefahren werden. Vor diesem Hintergrund ist es sehr zu begrüßen, dass Shimano diese Technologie mittlerweile auch in der Deore anbietet.

# Das Shimano Deore Shadow Plus Schaltwerk kann im Test mit sauberen Schaltvorgängen überzeugen

Für wen ein schlanker 1×10-fach Antrieb ausreichend ist, der kann so bereits mit der Deore die Grundlage dafür legen und muss im Zweifelsfall nicht mal eine Kettenführung fahren. Da das Schaltwerk jedoch von starken Schlägen in vertikaler Richtung noch immer bewegt werden kann, würden wir zur Sicherheit dennoch die Montage zumindest einer oberen Kettenführung empfehlen. Optional kann zusätzlich ein Kettenblatt mit verdickten Zähnen ausgewählt werden. Wird die Deore wie in unserem Test als 2×10-fach Antrieb gefahren, so sind nur weniger Kettenabwürfe zu beklagen gewesen. Der 2-fach Umwerfer verrichtet hier mit seinem engeren Käfig einen guten Dienst und sorgt zusammen mit dem Schaltwerk dafür, dass der nächste Antritt in der Regel nicht in einer bösen Überraschung endet.

# Der spezielle 2-fach Umwerfer mit High Direct Mount-Aufnahme leistet gute Arbeit und führt die Kette in der Regel sicher.

Ergonomie

Während die Unterschiede bei der Schaltperformance also insgesamt sehr klein sind, haben wir bei der Ergonomie einen deutlicheren Unterschied zwischen der Deore und den teureren Schaltungen aus dem hause Shimano feststellen können. Im Gegensatz zu XTR und Co bieten die Schalthebel weniger Einstellmöglichkeiten und beim Schalten lassen sich weniger Gänge auf einmal wechseln. Hinzu kommt, dass das Hebelgefühl ein weniger weicher ist und so der Gangwechsel an der Hand sich ein wenig undefinierter anfühlt. Die Schaltpräzision am Antrieb selbst wird davon nicht negativ beeinflusst, doch wer eine der Topgruppen gewohnt ist, wird hier einen Unterschied spüren.

# Schnelle Schaltvorgänge in jeder Lebenslage sind bei der Deore kein Problem - einzig das Schaltgefühl ist nicht ganz so knackig wie bei den teureren Gruppen.

Das ist jedoch Jammern auf hohem Niveau: Wer eine gut funktionierende Schaltung ohne besondere Gimmicks und unnötigen Firlefanz sucht, der wird auch mit der Deore bestens zu Recht kommen. Dank I-Spec-Kompatibilität kann auch hier ein aufgeräumter Lenker erreicht werden und abgesehen von einem etwas weniger hochwertigen Hebelgefühl ist die Handhabung einwandfrei.

Haltbarkeit

Macht sich der günstigere Preis der Deore bei der Haltbarkeit bemerkbar? Die Verwendung von günstigeren Werkstoffen könnte in der Tat dazu führen, dass die Haltbarkeit der Komponenten negativ beeinflusst ist. In unserem Test zeigt sich jedoch, dass äußere Einflüsse die Deore ähnlich unbeeindruckt lassen, wie die teureren Gruppen von Shimano. So ist an den Oberflächen insbesondere der Kurbel kein auffälliger Verschleiß feststellbar und das Schaltwerk zeigt sich von einigen kleinen Ausrutschern der Piloten nicht beeindruckt.

# Bergauf passt die Übersetzungsbandbreite des 2x10-fach Antriebs in allen Situationen sehr gut.

Einen ebenfalls noch sehr guten Eindruck hinterlassen nach den ersten 1500km die Kettenblätter, Ritzel und die Kette selbst. Die hohe Qualität der Shimano Ketten können wir auch hier bestätigen und die widrigen Witterungsbedingungen im Winter haben keinen übermäßigen Verschließ entstehen lassen. Wer jedoch die originale Kassette verschlissen hat, sollte sich überlegen, ob er nicht wegen des deutlich geringeren Gewichts auf die nächst teurere und wesentlich leichtere SLX wechselt.

Shimano Deore Test-Fazit

10-fach muss nicht mehr teuer sein: Die Einsteigergruppe Shimano Deore macht nicht nur optisch einen guten Eindruck, sondern kann auch von der Schaltperformance her überzeugen. Das liegt unter Anderem auch daran, dass die Deore mittlerweile über alle wichtigen Shimano-Technologien wie Shadow Plus verfügt. Abgesehen von der gewissen Prise Prestige fehlt der Deore folglich nichts.

Stärken

– zuverlässige und gute Schaltperformance
– fairer Preis
– Shadow Plus-Technologie, 2-fach spezifischer Umwerfer

Schwächen

– schwere Kassette
– insgesamt messbarer Gewichtsnachteil

Technische Daten und Preisvergleich der Shimano DEORE Komponenten

# DEORE M610-Black
# Shimano DEORE M610 Komponentengruppe - hier in silber

Hersteller: Shimano
Modell: Deore
Modelljahr: 2014
Kategorie: Antrieb (Kurbel, Innenlager, Schaltwerk, Umwerfer, Schalthebel, Kette, Kassette)
Einsatzbereich: XC, Trail, All-Mountain

Kurbelset
Modell: DEORE MTB FC-M615 2×10, SM-BB51 Innenlager
Material Kurbelarme: Aluminium
Material Kettenblätter: Aluminium / Stahl
Material Welle: Stahl
Einbaubreite: 68, 73 mm
Kurbellänge: 170 / 175 mm
Kettenblätter: 38 / 24 T
Lochkreis: 104 / 64 mm
Gewicht Innenlager: 97 g (inkl. 3 Spacer)
Gewicht Kurbel: 815 g
Farbe: schwarz / silber
Preis: 119,90 € (UVP)
Preisvergleich Shimano Deore FC-M615 Kurbelgarnitur:

Schaltwerk
Modell: RD-M615-SGS
Anzahl Gänge: 10
Kapazität: 43 Zähne
Montage: Standard / Shimano Direct Mount
Käfiglängen: SGS / GS
Käfigdämpfung: ja (Shadow+)
Gewicht: 329 g
Farbe: schwarz / silber
Preis: 89 € (UVP)

Umwerfer
Modell: FD-M616-D
Anzahl Kettenblätter: max. 2 (andere Versionen erhältlich)
Montagestandards: High Direct Mount / Klemme
Zugführung: Dual Pull / Top Pull
Kettenstrebenwinkel: 66-69°
Gewicht: 145 g
Farbe: schwarz / silber
Preis: 39,95 € (UVP)

Schalthebel
Modell: I-SLM610PA
Einstellungen: 2-fach / 3-fach
Montage: Schelle / I-Spec kompatibel
Gewicht: 144 g (links), 151 g (rechts)
Farbe: schwarz
Preis: 78,90 € (UVP)

Kette
Modell: CN-HG54
Kompatibilität: 10-fach
Glieder: 116
Gewicht: 279 g
Preis: 29,95 € (UVP)
Preisvergleich Shimano CN-HG54

Kassette
Modell: CS-HG62-10
Zähnezahl: 11-34, 11-36
Material: Stahl
Freilaufkörper: Standard
Gewicht: 457 g
Preis: 39,95 € (UVP)

Zusätzlich zu den oben aufgeführten Komponenten bietet Shimano auch eine passende Laufradgruppe sowie eine Scheibenbremse an. Die Informationen dazu findet ihr in diesem Artikel von der Vorstellung der neuen Deore für 2014.

Weitere Informationen

Shimano Homepage
Paul Lange Homepage (Vertrieb Deutschland)
Bilder: Maxi Dickerhoff
Text & Redaktion: Tobias Stahl | MTB-News.de 2014

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