Neben dem breiten Angebot an Mountainbikes vom XC World Cup-Bike bis zum Downhill-Boliden Gambler bietet Scott mittlerweile eine ebenso breite Linie an Bekleidung und Zubehör an. Der Scott Grafter 16 Protect, den wir heute testen, gehört in die All-Mountain- und Enduro-Kollektion der Schweizer, die zusammen mit dem überarbeiteten Scott Genius LT eingeführt worden ist. In diesem Test stellen wir den Rucksack einzeln vor und nachdem analoge Testberichte für die drei anderen Rucksäcke im Vergleich veröffentlicht sind, werden wir morgen einen abschließenden Vergleichsartikel zu allen vier Rucksäcken veröffentlichen, der die Stärken und Schwächen im Hinblick auf verschiedene Kriterien zusammenfassend betrachtet.
Scott Grafter Protect 16l
Technische Daten
Hersteller: Scott
Modell: Grafter Protect 16l
Modelljahr: 2014
Kategorie: Rucksack
Einsatzbereich: All-Mountain / Enduro
Volumen: 16 l
Abmessungen: 50 x 25 x 13 cm
Material: 420D Diamond Ripstop Polyurethan, 210D Hochdichtes Ripstop Polyurethane, 210D Diamond Ripstop Polyurethan, 600D Polyester, 210D Polyester
Hüftgurt: ja (elastisch)
Brustgurt: ja
Helmhalterung: ja
Rückenprotektor: ja
Trinkblase: ja, (nicht im Lieferumfang enthalten)
Brillenfach: ja
Werkzeugfach: ja
Regenhülle: nein
Rücklichtbefestigung: nein
Reflektoren: nein
Größen: One Size fits All
Gewicht: 1.200 g (750 g + 450 g Rückenprotektor)
Preis: 139,95 €
In der Hand
Aufbau / Details
Der Scott Grafter Protect 16l gehört als fester Bestandteil in die All-Mountain- und Enduro-Kollektion von Scott, die sich rund um die Produktfamilie Genius positioniert. Ton in Ton wird hier alles angeboten, was ein Mountainbiker für die gelungene Tour benötigt und wer will, kann sich passend zueinander das komplette All-Mountain-Outfit zusammenstellen. Der Grafter Protect Rucksack ist – der Name deutet es bereits an – ein Rucksack, der dem Einsatzbereich entsprechend auch über einen Rückenprotektoren verfügt. So gerüstet soll er bereit sein für die größeren und kleineren Abenteuer des Mountainbikens und zusätzliche Sicherheit bieten, wenn die Fahrt mal nicht wie geplant verläuft.
Von der Fächeraufteilung setzt Scott auf ein großes Hauptfach, in dem auch der Rückenprotektor und die Trinkblase Platz finden müssen. Der Rückenprotektor kann bei Nichtbedarf herausgenommen werden, wodurch etwas mehr Platz zur Verfügung steht. Für die Trinkblase ist eine kleine Tasche vorgesehen, so dass sie nicht lose zwischen dem restlichen Inhalt herumbaumelt. Abgesehen von dieser Tasche gibt es an den Trägern jedoch keine Unterstützung für den Trinkschlauch, der somit relativ frei am Schultergurt entlang geführt werden muss und sein Eigenleben führen kann. Unter dem Rucksack bietet Scott zwei Spanngurte zur Befestigung von Knieprotektoren. Zusätzlich kann der Rucksack seitlich komprimiert werden, so dass er bei geringer Beladung besser am Rücken sitzt und kompakt bleibt.
Seitlich am Rucksack gibt es ein kleines Werkzeugfach. Die Platzierung an sich ist clever aber in der Praxis nicht ideal zu gebrauchen, da das Fach zu klein und nach unten offen ist, so dass nicht viel Werkzeug untergebracht werden kann und Teile, die nicht in die vorgesehenen Taschen passen, leicht herausfallen können. Auf der anderen Seite befindet sich das weich ausgekleidete Brillenfach, das mit einem Klettverschluss geschlossen ist. Leider kostet es Platz im Innenraum und der Klett öffnet sich auch unterwegs relativ leicht oder kratzt an der Hand, wenn man sie reinsteckt. Diese Lösung wirkt gut gedacht aber nicht sauber umgesetzt – die konventionelle Position oben auf oder im Rucksack überzeugt in der Praxis mehr. An dieser Stelle bietet Scott ein kleines Deckelfach für Handy, Geldbeutel oder Schlüssel. Einen Regenschutz bietet der Scott Grafter Protect nicht, so dass man im Nassen auf den Schutz des Materials vertrauen muss. Im Matsch hilft das jedoch wenig, so dass der Rucksack hier selbst dreckig wird und entsprechend schwerer zu reinigen ist.
Die Helmhalterung am Grafter Protect 16l ist fest integriert und minimalistisch aber gut gelöst: Halbschalen werden über eine Ellipse aus Kunststoff geklemmt und für den Fullface-Helm gibt es zwei Gurte, die seitlich über den Reißverschluss des Hauptfachs verlaufen und den Kinnbügel sicher an Ort und Stelle halten sollen. Die Verarbeitung des Rucksacks macht insgesamt einen akzeptablen, aber nicht besonders hochwertigen Eindruck. Hier beeinträchtigt insbesondere das relativ grob gearbeitete Brillenfach den Eindruck – ebenso wie das weiche und ungeformte Rückenteil. Schön sind hingegen die handschuhtauglichen Verlängerungen der Reißverschlüsse.
Für das Rückensystem vertraut Scott auf vier große Pads, die als Polsterung dienen und auf einem weichen Unterbau mit Schaumstoffeinlage aufgebracht sind. Die Schultergurte sind relativ breit und außen weich gepolstert, wodurch ein guter Tragekomfort erreicht werden soll. Der Hüftgurt ist elastisch und verfügt über einen breiten, umlaufenden Gurt zur Fixierung der Last auf der Hüfte.
Anpassungsmöglichkeiten
Wie die Rucksäcke von Dakine und Evoc setzt Scott auf eine fixe Rückenlänge für den Grafter Protect und entsprechend des gängigen Standards sind auch die Schultergurte sowie der Brust- und Hüftgurt in der Länge anpassbar gestaltet, so dass der Träger / die Trägerin den Rucksack entsprechend der individuellen Bedürfnisse anpassen kann. Da der Hüftgurt elastisch ausgeführt ist, sorgt er grundsätzlich für einen guten Tragekomfort – der darüber verlaufende Gurt sorgt jedoch dafür, dass man den Rucksack fest auf den Rücken schnallen kann.
Sicherheit
Scott implementiert im Grafter Protect 16 einen mehrlagigen Rückenprotektor aus Schaumstoff, der herausnehmbar ist und heftigen Einschlägen die Spitzen nehmen soll. Ähnlich wie beim Ergon ist der Protektor jedoch relativ dünn und von der Position des Rucksacks abhängig, wobei der Scott den Protektor näher am Rücken platziert und so theoretisch die bessere Schutzfunktion erlaubt.
Abgesehen davon fällt die Sicherheitsausstattung relativ knapp aus: Es gibt keine Pfeife am Brustgurt, keine Reflektoren und auch keine Aufnahme für ein Rücklicht, womit die Alltagstauglichkeit eingeschränkt wird. Aber dieser Rucksack soll auf den Trail.
Auf dem Rücken
Die Anpassung des Scott Grafter Protect 16 an den Körper geht schnell und einfach von Statten und schon sind wir auf dem Trail. Während die Passform an sich gut ist und der Tragekomfort von Trägern und Hüftgurt keinen Grund zur Klage lässt, überzeugt das Rückenteil weniger. Es verteilt die Last zwar auch bei voller Beladung gut, doch durch den weichen Unterbau und die flachen Polster liegt der Rucksack schnell vollständig am Rücken an und kann so keine gute Belüftung mehr ermöglichen. Das beeinträchtigt den Tragekomfort, der wesentlich besser wäre, wenn der Rucksack nach innen eingewölbt wäre und so Abstand zum Rücken hält.
In ruppigen Terrain kann der Rucksack mit seinem Tragesystem hingegen recht gut überzeugen und bleibt dort, wo er hingehört: auf dem Rücken und nicht im Nacken.
Fazit
Der Scott Grafter Protect 16l gliedert sich optisch perfekt in die All-Mountain-Kollektion des Unternehmens ein, offenbart auf dem Trail jedoch Schwächen: Die Fächereinteilung ist nicht ideal und neben einem Regenschutz fehlen dem Rucksack auch Reflektoren, eine Pfeife oder eine Halterung für ein Rücklicht. Hinzu kommt das relativ schlecht belüftende Rückensystem, das den an sich guten Halt am Rücken mit hohen Temperaturen und viel Schweiß erkauft. In Kombination mit dem integrierten Protektor ist der Scott so weniger ein Tourenrucksack als ein Begleiter für den Bike-Park.
Stärken
- schlanke Bauweise
- integrierter Rückenprotektor
Schwächen
- Qualität nicht dem Preis entsprechend
- Fächereinteilung nicht ideal
- schlechte Belüftung am Rücken
Weitere Informationen
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Scott Homepage
Bilder: Johannes Herden, Maxi Dickerhoff
Text & Redaktion: Tobias Stahl | MTB-News.de 2014