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Schwalbe Procore im IBC-User-Test auf Madeira

Der Reifen stellt am Fahrrad eines der wichtigsten Bauteile dar. Ohne ihn wären unsere Mountainbikes nicht das, für was wir sie lieben. Doch im Vergleich zu vielen anderen Bauteilen am Fahrrad scheint dem Reifen verhältnismäßig wenig Aufmerksamkeit geschenkt zu werden. Für die einen muss er einfach nur leicht sein, für andere hingen zählt einfach nur sein Grip. Doch das komplexe System Reifen leistet mehr als nur das. Höchste Zeit also, dass bei der Performance des Mountainbike-Reifens weitergedacht wird!

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Besagten Wunsch nahm sich der deutsche Reifenhersteller Schwalbe in Zusammenarbeit mit Komponentenhersteller Syntace vor einigen Jahren zu Herzen. Gemeinsam präsentierten die beiden Firmen im vergangenen Jahr ein Doppelkammer-System, welches nun auf den Namen Procore hört und hier bereits für mehrere Artikel und zahlreiche Diskussionen sorgte. Um mit Vorurteilen aufzuräumen, wollte Schwalbe einem unserer Leser die Möglichkeit geben, die Vor- und Nachteile des Systems am eigenen Leib zu erfahren. Für diesen Zweck ging es für eine Woche auf die Insel Madeira. Der glückliche Gewinner dieser Testreise war IBC-User Manuel alias „n18bmn24“. Begleitet wurde Manuel von MTB-News Test-Redakteur Maxi und der Schwalbe Team-Fahrerin Steffi Marth. Was die Tester in dieser Woche über Procore herausfinden konnten, haben wir für euch in diesem Artikel zusammengefasst.

# Schwalbe Procore - Im Renneinsatz auf Madeira haben wir dem Doppelkammer-System auf den Zahn gefühlt um für euch heraus zu finden, ob es den Anschaffungspreis von 180 Euro wert ist.

Schwalbe Procore – kurz und bündig

# Das Procore-System in seinen Bestandteilen - Knapp 200 Gramm bringt das System auf die Waage. Darin enthalten sind ein Rennradmantel-ähnlicher Procore-Innenreifen, ein Spezialschlauch mit Zweiwegeventil und der sogenannte "Air Guide.

Procore in fünf Punkten

Das Schwalbe Procore System bestehend aus zwei getrennten Luftkammern im Reifen soll laut Hersteller die folgenden fünf zentralen Vorteile bieten:

1. Mehr Komfort durch weniger Luftdruck!

2. Mehr Traktion durch weniger Luftdruck!

3. Mehr Pannensicherheit dank zweiter Luftkammer!

4. MTB-Reifen nun auch mit Notlaufeigenschaften dank innerem Kern!

5. Nachteile durch Procore

# Schwalbe Procore - der innere Kern - Der innere Kern drückt mit bis zu 6 Bar druck auf die Seitenwände des Hauptreifens, wodurch dieser nicht nur form- sondern auch eibschlüssig am Felgenhorn anliegt. Zudem baut das System höher als das Felgenhorn, wodurch Schäden bei Durchschlägen minimiert werden sollen.

Was ist Procore?

„Mit weniger als einem Bar Reifendruck pannenfrei durch gröbstes Gelände!“ Mit diesem vollmundigen Versprechen präsentierten die Firmen Schwalbe und Syntace vor knapp einem Jahr eine Neuheit, die den Mountainbike-Markt revolutionieren sollte. Obwohl die Auslieferung des Systems bisher nur schleppend vorangeht, ist das Interesse an diesem Produkt unseren Informationen nach groß. Es sei jedoch angemerkt, dass die Meinungen stark auseinander gehen.

Doch was ist Procore eigentlich? Es handelt sich um ein System, welches im Reifeninneren zwei Luftkammern realisiert, die getrennt voneinander einmal mit hohem und einmal mit niedrigem Luftdruck aufgepumpt werden sollen. Die innere Kammer ähnelt dabei einem Rennradreifen, der mit einem Schlauch versehen wird. Dieser wird mit bis zu 6 Bar Reifendruck befüllt, wodurch er die Seitenwände des Hauptreifens gegen die Felgenhörner drückt. Zudem wölbt sich der innere Reifen, auch innerer Kern genannt, über die Profilhöhe der Felgenhörner aus. So soll der besagte Kern Schläge auffangen können, bevor sie an der Felge Schäden verursachen. Ziel des Doppelkammersystems ist es, über zwei unterschiedlich starke gefüllte Luftpolster Fahrkomfort, Traktion und Pannensicherheit positiv zu beeinflussen. Drei Eigenschaften, die bei bisherigen Systemen stets nur mit einem Kompromiss zu vereinen waren.

Das System gleich als kompakte Einheit in Form eines Schlauchreifens umzusetzen würde zwar Gewicht sparen, wäre dann jedoch nicht mehr massenkompatibel, da es für jede Felgenbreite eine eigene Version geben müsste. In der aktuellen Ausführung passt sich das System an jede ETRTO-konforme Felge mit einer Mindestmaulweite von 23 mm an.

# Das Procore-System - 179 Euro für 2x Procore Innenreifen, 2x Procore Spezialschlauch, 2x Tubeless-Felgenband, DocBlue Dichtmittel und Montagehilfen
# Der Innenreifen - Mit bis zu 6 Bar fahrbar.
# Zwei Luftkammern, zwei Luftdrücke - Die Innenkammer kann mit bis zu 6 Bar Luftdruck beaufschlagt werden, während die Außenkammern bereits ab 0,8 Bar fahrbereit ist.

Das Doppelkammer-System in der Praxis

Procore zum Anpassen der „Federkennlinie“

Da der Reifen ein entscheidendes „Federelement“ am Gesamtsystem Mountainbike ist, profitiert man bei der Verwendung von Procore durch die fein einstellbare „Federkennlinie“ des Reifens. So kann man durch den Druck der sekundären Luftkammer (Procore-Kammer) die „Progression“ des Reifens anpassen. Gerade in dieser Hinsicht können die von Schwalbe empfohlenen 6 Bar Luftdruck im Kern abhängig vom Fahrstil etwas zu hoch sein. Wer weniger schnell fährt und somit nicht so harsch über Hindernisse hinweg fährt, sollte mit dem inneren Luftdruck etwas herunter gehen, um trotz Procore möglichst viel „Reifenfederweg“ nutzen zu können.

Fahrern mit einem lebendig verspielten Fahrstil dürfte das etwas träge und teilweise teigige Fahrverhalten durch Procore weniger zusagen. Möchte man sich beispielsweise mit Nachdruck vom Boden abdrücken, so geht viel Energie durchs Walken der Reifen verloren. Man spürt merklich, wie sich der Reifen um den Procore-Kern verformt. Auch Wheelies werden plötzlich schwieriger. Wie auf Murmeln fährt es sich auf einem mit Procore bestückten Hinterrad.

# Der Reifen als Federelement - Schlägt der Reifen auf ein Hindernis, federt er noch vor den eigentlichen Federelementen ein. Diese Federcharakteristik wird durch den Einsatz des Procore-Kerns optimiert. Wer zusätzlich mit dem Luftdruck des Innenreifens spielt, kann nochmals mehr Performance aus dem System heraus holen.

Mehr Grip durch Procore

Ein Problem des Procore-Systems und dessen Massenkompatibilität könnte darin bestehen, dass sich der Kurvenhalt erst dann spürbar verbessert, wenn man Kurven mit einer gewissen Portion Nachdruck durchfahren kann. Erst wenn bewusst Druck auf den Reifen ausgeübt wird, sodass dieser „wegknickt“ und sich mit der Karkasse am inneren Reifen abstützt, generierte der Reifen seine volle Traktion und folgte wie auf Schienen der vorgegebenen Linie. Den Reifen bis zu diesem Punkt zu belasten kostet jedoch einiges an Überwindung, womit fraglich ist, ob sich bei gemäßigter Fahrweise der ­Grip-Vorteil des Systems überhaupt ausnutzen lässt.

Abgesehen von besagten Kurvenfahrmanövern ist dennoch ein Traktionsvorteil zu spüren. Procore profitiert nämlich vor allem von der Gegebenheit, dass man das System mit dünnwandigen Reifen fahren kann, ohne dabei Einbußen in Sachen Pannensicherheit in Kauf nehmen zu müssen. Aufgrund des dünnwandigeren Reifenaufbaus ist bei der Reifenverformung deutlich weniger Energie von Nöten. Je dickwandiger der Reifen, desto träger verhält er sich gegenüber dem Untergrund. Daraus resultiert ein spürbarer Nachteil.

# Weniger Luftdruck führt zu einer größeren Reifenaufstandfläche - das Ergebnis spiegelt sich in der Traktion wider.

Pannensicherheit

„Burping“ – also das Entweichen von Luft aus dem Schlauchlossystem zwischen Reifenwulst und Felgenhorn – ist für viele aggressive aber auch schwere Fahrer die nervigste und häufigste Pannenursache bei Schlauchlossystemen. Diesem Phänomen kann das Procore-System tatsächlich komplett vorbeugen.

Dass der innere, prall aufgepumpte Kern (Procore) konsequent vor Felgendellen schütze, konnte im Laufe der Testphase nicht zu 100% bestätigt werden. Mit einem doch recht rustikalen Fahrstil aber lediglich 80 kg fahrfertigen Gewicht gelang es Testfahrer Maxi ganz vereinzelt Schläge bis auf das Felgenhorn zu pressen. Gerade seitlichen Schlägen kann die Felge auch trotz Procore nicht standhalten.

# Traktion und Pannenschutz - bisher zwei Dinge die sich nur schwer miteinander vereinbaren ließen.

Notlaufeigenschaften

Sollte es unerwarteterweise doch einmal zu Luftverlust in der äußeren Luftkammer kommen, so bietet die sekundäre Luftkammer immer noch gute Notlaufeigenschaften. Nicht nur, dass sich das Rad dank der zweiten Luftkammer unter akzeptablem Rollwiderstand weiterfahren lässt, auch rutscht der Reifen weder auf, noch von der Felge. Das System gewährleistet somit bei einem Platten eine gute Kontrolle sowie – und das ist nicht zu unterschätzen – volle Bremstraktion.

# Weder Durchschläge noch aggressive Kurvenfahrten müssen gefürchtet werden - Procore schützt vor Durchschlägen und Burping. Ein Allheilmittel ist es aber dennoch nicht.

Für wen eignet sich Procore?

Im Großen und Ganzen profitieren zwei Typen von Fahrstilen vom inneren Kern: Zum einen technisch weniger versierte Fahrer, die aber dennoch eine gewisse Grundgeschwindigkeit aufrecht halten können. Sie werden durch den erhöhten Fahrkomfort, den Procore bietet, deutlich entlastet und können beispielsweise auf langen Abfahrten spürbar länger hohe Geschwindigkeiten aufrecht halten, bevor Mikrovibratoionen an der Haltekraft von Händen und Armen nagen. Zudem verzeiht das System deutlich mehr Fahrfehler in Bezug auf die Linienwahl. Da sich der Reifen dem Untergrund problemlos anpassen kann, findet er auch in Situationen Halt, wo sich ein herkömmlicher Reifen bereits im Grenzbereich oder gar darüber befinden würde.

Der anderer Fahrertyp der aus einem Procore-Aufbau seinen Nutzen ziehen dürfte sind jene Fahrer, die genau wissen was sie tun und auf der Jagd nach Sekunden das letzte bisschen Performance aus ihrem Bike heraus kitzeln möchten und dabei auf einen „lebendigen Pop“ verzichten können.

# Procore eignet sich vor allem für Fortgeschrittene und Experten. - Wer am Fahrwerk tüftelt, sollte dem Reifen mindestens die gleiche Aufmerksamkeit zukommen lassen.

Procore im Praxistest auf Madeira

Der Testeindurck von IBC-User Manuel alias „n18bmn24

Auf Madeira hatte ich die Gelegenheit, das Schwalbe Procore-System unter perfekten Testbedingungen zu testen. Von Felsig verblockt über nass und schlammig bis zu trockenen Wurzel-Trails war alles dabei. Im Anschluss durfte ich das System sogar noch auf meinen Hometrails testen, die meist aus wurzel-durchsetzten Wanderwegen bestehen und auf denen ich seit vielen Jahren unterwegs bin.

Erste Probleme bei der Montage

Leider lies sich das System auf meinen Ryde-Felgen durch die recht flachen Felgenhörner und das asymmetrische Felgenbett nur schwer montieren. Das Procore-System hakte sich bei mehreren Versuchen zwar auf einer Seite in das Felgenbett ein, drückte sich dann aber seitlich nach oben über das Felgenhorn hinaus. Nach einigen Versuchen der Schwalbe-Techniker half es letztendlich, den Druck im Procore-System auf 5 Bar zu reduzieren.
Das Problem sollte bei ETRTO-konformen Felgen nicht auftreten. Bei davon abweichenden Systemen sollte am besten erst mit dem Felgenhersteller bzw. Schwalbe die Kompatibilität abgeklärt werden.

Der Aufbau mit niedrigem Luftdruck

Der Hauptvorteil von Procore ist natürlich, extrem niedrige Drücke mit all den sich daraus ergebenden Vorteilen, jedoch weitestgehend ohne Nachteile fahren zu können. In der Praxis hat dies auch sehr gut funktioniert. Normalerweise mit 1,5 (v) und 1,7 (h) Bar tubeless unterwegs, konnte ich den Druck mit Procore ohne Probleme auf 1,1 und 1,3 Bar senken.

Der Unterschied zwischen 1,5 und 1,1 Bar war erwartungsgemäß stark spürbar. Auf den teilweise sehr nassen und glitschigen Trails auf Madeira war der zusätzliche Grip sehr willkommen. Auch der Komfortgewinn auf den teilweise recht verblockten Wegen war super – der Reifen dämpft doch einiges an schnellen Stößen weg, auf die die Gabel so gut wie gar nicht reagieren kann. Durchschläge auf die Felge konnte ich trotz für meine Verhältnisse forcierten Fahrweise auch auf den härteren Trails nicht feststellen.

Ein zweiter Test auf den Hometrails

Wieder zu Hause angekommen, war auch hier das Ergebnis eines direkten Vergleichs mit/ohne Procore recht eindeutig. Der niedrige Luftdruck in der Hauptkammer des Reifens schluckt Wurzelteppiche einfach weg. Hierbei wurde schön spürbar, wie der Reifen auf kleinere Unebenheiten reagiert, wobei größere dann auf den Procore durchschlagen und die Gabel zu arbeiten beginnt. Testweise bin ich auch mit noch geringerem Luftdruck (0,8 Bar) gefahren, was jedoch den Rollwiederstand negativ beeinflusste. Ein Luftdruck von 1,1 vorn und 1,3 hinten hat sich für mich als ideal herausgestellt.
Wie schon auf Madeira, hatte ich jedoch zu Hause ein weiteres Mal das Problem, dass der Procore über das Felgenhorn rutschte. Mittlerweile habe ich eine Montagetechnik gefunden, die für meine Felgen recht zuverlässig ein Überspringen des Procore-Kerns verhindert.

Manuels Fazit

Anfangs skeptisch, warum ich mir zusätzliche 400 Gram rotierende Masse zum Preis von 180€ einbauen sollte, hat mich das System trotz der Probleme mit meiner Felge überzeugt. Grip- und Komfortgewinn bei gleichzeitigem Schutz vor Durchschlägen und Luftverlust wiegen das Mehrgewicht des Systems in meinen Augen mehr als auf. Die hakelige Montage sollte bei höheren Felgenhörnern bzw. ETRTO-konformen Felgen kein Thema sein.

# IBC-User Manuel montierte Procore auf seinem Nicolai.
# Seine asymetrischen Ryde-Felgen erschwerten die Montage erheblich.
# Letztendlich funktionierte das Procore-System auch auf Manuels Laufrädern. - Mit 5 Bar Innendruck und 1,1/1,3 Bar Hauptkammerdruck erfreute sich unser Community-Tester an den Vorteilen des Systems.

Der Testeindruck von Test-Redakteur Maxi

Grundsätzlicher Eindruck

Mich beeindruckt das System weniger aufgrund des besseren Grips, als viel mehr durch den gesteigerten Komfort und eine angenehm gutmütige Fahrdynamik. Zwar konnte ich in Sachen Kurvenhalt bei normaler Fahrweise trotz Procore keinen nennenswerten Vorteil spüren, doch war die Bremstraktion und das subjektive Sicherheitsempfinden deutlich größer als unter Verwendung eines herkömmlichen Tubeless-Aufbaus.

Eine Besonderheit konnte ich besonders stark wahrnehmen: Bei hektischen und unüberlegten Lenkmanövern, die zum Übersteuern führten, fühlte ich mich niemals in Bedrängnis gebracht, da der Reifen immer wieder blitzschnell Grip fand. Ging ich bewusst ans Limit, so spürte ich, wie sich der Grenzbereich bei Kurvenfahrten deutlich ausdehnte. Wo das Vorderrad sonst längst das Weite gesucht hätte, führte mein Procore-Aufbau schön über die von mir vorgegebene Linie.

Dämpfungsscharakteristik

Am meisten faszinierten mich in der Tat die Dämpfungseigenschaften des Systems. War ich auf langen Abfahrten anfangs noch darauf angewiesen, meine Druckstufen-Dämpfung der Federgabel relativ weit geöffnet zu fahren um Kräfte in Händen und Armen zu sparen, so konnte ich mit dem Doppelkammer-System die Druckstufen-Dämpfung deutlich erhöhen, was der Sicherheit, Spurtreue und Stabilität in Anliegern, schnellen Kurven und in steilem Gelände spürbar zuträglich war, ohne an meinen Kräften zu zehren. Auch die Zugstufe konnte ich schneller fahren, wodurch die Räder dem Untergrund noch besser folgten, aber dank des „teigigen“ Reifens keinerlei Unruhe in die Fahrdynamik brachten.

Fahrkomfort

Der Fahrkomfort und das deutlich gesteigerte Vertrauen ins Bike sind demnach für mich die größten Vorteile des Procore-Systems. Durch den geringen Luftdruck im Hauptreifen / in der Hauptkammer den das System ermöglicht (bei mir 1,1 Bar vorn und 1,3 Bar hinten), nimmt der Reifen hochfrequente Schläge bestens auf, die vom Fahrwerk aufgrund der Massenträgheit kaum abgefangen werden können. Gerade auf langen Abfahrten machte sich das beispielsweise in den Händen stark bemerkbar.

Die Erfahrung eines Tubeless-Fans 

Mir als eingefleischtem Tubeless-Fahrer gefällt Procore jedoch allen voran deshalb so gut, weil ich keine Angst mehr vor lästigen Burping haben muss. Burping stellt für mich bei Tubeless-Aufbauten nach wie vor das größte Pannenrisiko dar. Je nach Felge kommt es vor, dass selbst bei knapp 2 bar Reifendruck am Ende einer Abfahrt die Pumpe angesetzt werden muss, da bei aggressiven Kurvenfahrmanövern immer wieder Luft entwichen ist.

Zudem gefallen mir die Notlaufeigenschaften des Systems: Da ich auf meiner Hausrunde weder Rucksack noch Tools am Bike dabei habe und im Falle einer Reifenpanne bisher aufgeschmissen war, freut es mich dank Procore nun problemlos die Heimfahrt antreten zu können. Im Renneinsatz kann das wertvolle Plätze bedeuten, da der Rennlauf trotz Reifenpanne nicht abgebrochen werden muss.

# Unauffällig gutmütig - Procore hält auch härtester Gangart stand und vermittelt stets ein unauffällig gutmütiges Fahrverhalten.

Unser Fazit

Der Preis für das Schwalbe Procore System ist mit 180 € stolz angesetzt. Der positive Einfluss den Procore auf das direkte Fahrverhalten eines Bikes ausübt, das auf Bergab-Performance ausgelegt ist, wirkt sich jedoch erheblich stärker aus, als manch ein kostspieliges Tuning der Federelemente. Das Feder- und Dämpfungselement Reifen kommt dank Procore deutlich stärker zur Geltung und kann seine Vorteile erstmals richtig ausspielen. Procore macht an dieser Stelle bewusst, was es am Reifen noch heraus zu holen gibt. Wer sich das System gönnt und das Mehrgewicht verkraften kann, der wird mit Fahrkomfort, besserer Bremstraktion und je nach Fahrkönnen auch mit besserem Kurvengrip belohnt.

Pro:

Contra:

# Procore inside
# Abfahrer werden das System schnell zu schätzen wissen.
# Das wichtigste Bauteil am Fahrrad und so wenig Entwickelt: der Reifen. - Procore läutet hoffentlich eine neue Äre der Reifen-Entwicklung ein.

Tipp: So montiert man Schwalbes Procore System

Die Montage des Procore-Systems geht im Großen und Ganzen nicht anders von statten wie jede normale Reifenmontage auch. Dennoch gibt es im Detail einiges zu beachten. Hier daher eine kurze Montageanleitung.

1. Da der Procore Spezialschlauch mit einem zweistufigen Ventil versehen ist, durch welches sowohl der Schlauch selbst wie auch die Tubeless-Kammer des Hauptreifens aufgepumpt wird, muss auf eine exakte Positionierung aller Bauteile geachtet werden.

2. Zuerst wird der blaue Procore Innenreifen mit einer Seite ins Felgenbett Felge aufgezogen, wobei darauf geachtet werden muss, dass der silberne Steifen, in dem sich die Durchflussöffnung zur Befüllung des Hauptreifens befindet, exakt auf Höhe des Ventillochs der Felge liegt.

3. Anschließend wird über das Ventil des Spezialschlauchs der rote „Air Guide“ gestülpt. Die Luftkanäle müssen dabei nach außen, also in Richtung Felge, zeigen.

4. Steckt man nun das Ventil durchs Ventilloch der Felge und positioniert den Schlauch im Innenreifen, so ist darauf zu achten, dass der „Air Guide“ mittig unter dem silbernen Steifen des Innenreifens sitzt. Ist das der Fall, so kann auch die zweite Reifenflanke ins Felgenbett gezogen werden.

5. Anschließend rückt man den Procore Innenreifen mit beiden Flanken ins Felgenbett, sodass links und rechts Platz für den Hauptreifen entsteht.

6. Anders als gewohnt muss das Laufrad nun in den Hauptreifen gestellt werden, sodass die Reifenflanken nun von rechts und links ins Felgenbett gehebel/gedrückt werden können. Schwalbe liefert dafür spezielle Reifenheber mit.

7. Da im Felgenbett bereits der Innenreifen sitzt, kann es vorkommen, dass zur Montage des Hauptreifens ein nicht all zu geringer Kraftaufwand benötigt wird.

8. Sobald auch der Hauptreifen aufgezogen ist, kann dieser mit Luft beaufschlagt werden. Der Luftdruck sollte zu Anfang so hoch ausfallen, dass der Reifen auf der gesamten Fläche auf Position springt.

9. Sobald der Hauptreifen sitzt, lässt man die Luft wieder ab, stellt das zweistufige Ventil auf die untere Position um und pumpt den inneren Reifen mit dem nötigen hohen Druck auf.

10. Abschließend wird der Hauptreifen mit dem gewünschten Luftdruck versehen.

# Bestandteile sammeln und ordnen!
# Silbernen Streifen mit Durchbruch am Ventilloch der Felge ausrichten!
# "Air Guide" parat legen!
# "Air Guide" mit Luftkanälen nach außen über das Ventil stülpen!
# Korrekte Ausrichtung des "Air Guide" überprüfen!
# So sollte das System bei korrekter Montage im inneren des Innenschlauches aussehen.
# Zweiwegeventil: zugeschraubt befüllt es die Innenkammer
# Zweiwegeventil: aufgeschraubt befüllt es die Hauptkammer
# Die Durchflussöffnung für die Hauptluftkammer.

Da beide Kammern über ein und dasselbe Ventil aufgepumpt werden und der Luftfluss durch auf und zu schrauben des zweiten Luftkanals ermöglichet wird, geht die Prozedur erstaunlich schnell und einfach von statten. Man sollte sich daher nicht von der recht umständlich erscheinenen Beschreibung irrtieren lassen.

Weitere Bilder vom Procore-Test auf Madeira

# Unsere Reisegruppe beim Procore-Test auf Madeira. - Kaum eine Bike-Destination bietet so eine große Vielfalt an Trails wie Madeira.
# Beste Bedingungen um die Performance des Doppelkammer-Systems auf die Probe zu stellen.
# Schwalbe Team-Fahrerin Steffi Marth genießt den Flug durch den madeirianischen Luftraum.
# Auch Schwalbe-Mann Michael Kull segelt gern durch die Lüfte.
# Michi will es wissen und stellt die Pannensicherheit mit einem Sprung ins Steinfeld auf die Probe.
# Feinste Trails vor einer faszinierenden Kulisse. - Ein Spot-Check folgt in Kürze.
# IBC-User Manuel genießt die flowigen Trails unter dem schützenden Dach der Macchia.

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