
Hope Tech 3 E4 Scheibenbremse
Technische Daten
Hersteller: Hope
Modell: Tech 3 E4
Modelljahr: 2014
Kategorie: Scheibenbremse
Einsatzbereich: All-Mountain, Enduro, Freeride, Downhill
Bremshebel
System: Hydraulisch, mit Ausgleichsbehälter
Material Hebel: 2014 T6 Aluminium, CNC-gefräst
Material Zylinder: Aluminium, CNC-gefräst
Material Schrauben: Stahl
Bremsleitung: Kunststoff (80cm vorne, 145cm hinten)
Bremsmedium: DOT
Klemmschelle: geteilt
Montage: seitengebunden
Farbe Hebel: schwarz, Logos gelasert
Farbe Geberzylinder: schwarz, Logos gelasert
Bremszange
Material: 2014 T6 Aluminium, CNC gefräst
Anzahl Kolben: 4
Durchmesser Kolben: 16 mm
Montage: PM 160
Material Beläge: organisch / metallisch
Beläge nach oben entnehmbar: ja
Leitungsabgang: innen, drehbar
Farben: schwarz
Bremsscheiben: zweiteilig (IS: 160 / 183 / 203mm)
Einstellungen: Griffweiteneinstellung, Druckpunkteinstellgung
Optionen: Stahlflexleitung, metallische Beläge
Gewicht: ab 266 g (Werksangabe Vorderrad inkl. 160mm Scheibe)
Preis: ab 258 € (1x Bremse inkl. Scheibe)
Ersatzteile
Preis Bremsbeläge: 18 – 21 €
Preis Bremsscheiben: ab ca. 40 €



In der Hand
Die Qualität der Tech 3 E4 ist beeindruckend.
Was für eine Verarbeitung! Komponenten von Hope genießen unter Mountainbikern einen sehr guten Ruf und der konsequente Einsatz von CNC-gefrästem Aluminium sorgt dafür, dass Hope seinen ganz eigenen Stil entwickelt hat. So ist auch die Hope Tech 3 E4 bereits auf den ersten Blick zu 100% Hope: Der aufwendig gestaltete und aus dem Vollen gefräste Tech 3 Hebel, der auf der Eurobike 2013 neu vorgestellt worden ist, lässt keine Zweifel über die Herkunft und die Bauweise aufkommen. Gleiches gilt für die massive aber noch relativ leichte Vierkolbenbremszange. Wie bei Hope gewohnt findet sich abgesehen von den Bremsleitungen kein Plastik an der Bremse und die schwarze Eloxierung mit feinen Laserschriftzügen lässt erahnen, wieso diese Bremse im direkten Vergleich etwas teurer ausfällt.

Aufbau
Konzeptionell ist die Hope E4 eine klassische Scheibenbremse: das offene, hydraulische System ist mit DOT 5.1 Bremsflüssigkeit befüllt und am Bremshebel gibt es einen Ausgleichsbehälter. Die Bremszange der E4 verfügt über vier gleich große Kolben, die für ein gleichmäßiges Anlegen der Beläge und eine gute Wärmeableitung sorgen sollen. Für Bremszange bietet Hope zwei verschiedene Beläge an – organische und metallische. Für unseren Test haben wir beiden Sorten eine Chance gegeben und deutliche Unterschiede feststellen können. Doch dazu später mehr.


Im MTB-News.de-Review ist die Hope E4 Bremszange mit dem Tech 3 Hebel kombiniert gewesen. Eine Besonderheit dieses Hebels ist, dass die Geberzylinder vom Hebel über eine Walze betätigt werden. So soll laut Hope die Bremskraft insbesondere bei Zurücknahme der Fingerkraft durch eine verringerte Reibung verbessert werden und so zu einer besseren Dosierbarkeit beitragen. Neben diesem technischen Detail ist der Tech 3 Hebel auch ergonomisch ausgefeilt. So bieten zwei kleine Stellrädchen die Möglichkeit, einerseits die Hebelweite und andererseits den Leerweg bis zum Anlegen der Bremsbeläge einzustellen.
Wer etwas mehr als 40g Gewicht pro Bremse einsparen will und auf die Einstellmöglichkeiten des Tech 3 Hebels verzichten kann, der kann die Hope E4 Bremszangen auch mit dem kompakten und entsprechend leichten Stealth Race-Hebeln von Hope kombinieren. Dann gibt es allerdings nur noch eine Griffweiteneinstellung per 2mm Inbus-Schlüssel und keine Druckpunktanpassung mehr. Außerdem wird der Hebel ein kleines Bisschen kürzer.
Auf der Waage zeigt sich, dass die Tech 3 E4-Kombination aber nicht sonderlich übergewichtig ist. So wiegt die Vorderradbremse (800 mm Leitung) 263 g, am Hinterrad kommen 277 g (1450 mm Leitung) zu Stande. Mit dem passenden Adapter auf PM 203 (33 g) und den entsprechenden zweiteiligen Bremsscheiben (203 mm – 170 g; 183mm – 149 g) ergibt sich damit ein Systemgewicht von 466 g am Vorderrad und 426 g am Hinterrad. Kein schlechter Wert für eine Vierkolbenbremszange mit Potential fürs Grobe.
Um das technische Verständnis der Bremsen zu verbessern bietet Hope auf der Homepage Explosionszeichnungen der wichtigsten Bauteile an. Hier zu sehen der Tech 3 Hebel und die E4 Bremszange:
2014 TECH 3 Bremshebel – Explosionszeichung.pdf by IBC_Tobi
2014 E4 Bremszange – Explosionszeichung.pdf by IBC_Tobi
Montage
IS-Bremsscheiben, Post Mount-Bremssättel und eine geteilte Lenkerklemme – mit diesen Eigenschaften macht die Hope E4 die Montage am Bike theoretisch denkbar einfach. Die Bremsscheiben sind schnell montiert und ebenso finden die Bremshebel und -zangen schnell ihren Platz. Über die Post Mount-Aufnahme der Bremszangen lässt sich die Grundeinstellung schnell erledigen, doch für eine perfekt schleiffreie Einstellung ist bei unserem Testmodell etwas Fingerspitzengefühl nötig. Der Grund dafür ist das relativ geringe Lüftspiel zwischen Bremsbelägen und der Bremsscheibe, das eine präzise Ausrichtung erfordert. Immerhin laufen die zweiteiligen Bremsscheiben mit Aluminium-Träger perfekt gerade, so dass hierdurch keine Probleme verursacht werden.

Ist die Montage am Rad erfolgt, kann man bei der Hope E4 mit den Tech 3 Hebeln am Bremshebel noch einige Einstellungen vornehmen. So gibt es einerseits wie gewohnt eine Hebelweitenverstellung, die werkzeuglos über ein CNC-gefrästes Rädchen erfolgt. Zusätzlich dazu bietet Hope eine BPC genannte Verstellung des Leerwegs der Bremse. BPC steht für „bite point control“ und erlaubt dem Biker, den Leerweg bis zum Anlegen der Beläge am Griff einzustellen. So kann die Modulation der Bremskraft beeinflusst werden. Zu beachten ist dabei, dass die Verstellung des Leerwegs auch eine Verstellung der Hebelweite nach sich zieht. Deshalb empfiehlt es sich, zuerst den BPC-Einstellknopf zu verwenden und dann die Hebelweite entsprechend der Vorstellungen anzupassen. Positiv ist, dass der Einstellbereich für die Hebelweite bei den Hope Tech 3 Hebeln sehr groß ausfällt.
Auch bei aktuellen Scheibenbremsen – insbesondere denen mit DOT Bremsflüssigkeit – muss entlüftet werden. Wie das Prozedere an einer Hope Scheibenbremse funktioniert, zeigt das folgende Video:
Auf dem Trail
Um der neuen Hope E4 Scheibenbremse mit Tech 3 Bremshebel ordentlich auf den Zahn zu fühlen, haben wir sie drei Tage mit nach Saalbach Hinterglemm und in den Bikepark Leogang genommen. Mit großzügiger Liftunterstützung haben wir so der Bremse, die an einem ICB montiert gewesen ist, ca. 10.000 Abfahrtshöhenmeter verpasst und einen umfassenden Eindruck über ihre Eigenschaften gewinnen können. Dank des ungewöhnlich feuchten Sommers haben wir außerdem genügend Gelegenheit dazu gehabt, ihre Eignung bei Regen und Matsch zu erfahren. Zur bessern Übersicht gliedert sich der Praxiseindruck in die Abschnitte Bremsleistung, Dosierbarkeit, Standfestigkeit und Verschleiß.
Bremsleistung
Die Verzögerung mit den metallischen Belägen ist so, wie sie sein soll: kraftvoll und bissig.
Rein optisch würde die massive Vierkolbenbremszange der Hope E4 eine hohe Bremsleistung erwarten lassen, die mit einer Shimano Saint mithalten können sollten. Doch auch nachdem die Bremsbeläge mit einigen starken Bremsungen korrekt eingebremst sind, stellt sich nicht die zu erwartende Bremskraft ein. Weder ist die Bremse besonders bissig, noch ist die Maximalkraft trotz hoher Fingerkraft und teilweise zwei Fingern am Hebel so hoch, wie wir sie erwarten würden. Da es direkt von Hope neben den organischen auch metallische Beläge zu kaufen gibt, probieren wir einen Wechsel. Unser Testbremse ist vom Hersteller mit den organischen Belägen geliefert worden und nachdem die Metallbeläge montiert und eingebremst sind, ergibt sich ein grundlegend anderes Bild: Jetzt ist die Hope so kraftvoll, wie wir sie von Anfang an erwartet hätten. Die maximale Bremsleistung genügt auch mit einem Finger in jeder Situation und nach langen Abfahrten bleibt sie angenehm konstant. Die verwendeten Beläge haben folglich einen erheblichen Einfluss auf die Charakteristik der Hope E4 und wer der Vierkolbenzange ihr volles Potential entlocken will, der sollte sich für die Metallbeläge entscheiden.
Kann die Bremse damit an die Leistung einer Shimano Saint heranreichen? Gefühlt nicht ganz, auch wenn die Verzögerung her jeden Zweifel erhaben ist. Dennoch bietet die Hope Tech 3 E4 in jeder Lebenslage genügend Bremskraft und kann sich nochmals von den ohnehin schon nicht schwachen Sram X.0 Trail Bremsen unterscheiden. So gerüstet empfiehlt sich die Bremse nicht nur für schwere Fahrer und den Enduro-Einsatz, sondern auch für Downhill-Bikes.




Dosierbarkeit
Was sich bei der Bremsleistung schon angedeutet hat, bestätigt sich auch im Hinblick auf die Dosierbarkeit der Hope E4: Verwendet man die organischen Beläge, so ist sie eine sanft zu dosierende, relativ harmlose Bremse. Wenn die Metallbeläge zum Einsatz kommen, wird die Bremse zum sprichwörtlichen Wurfanker. Das Interessante ist jedoch, dass die Bremse durch den Anstieg der Bremskraft nicht ihre sehr gute Dosierbarkeit einbüßt. Trotz der zusätzlichen Power an der Scheibe bleibt die Bremskraft einfach zu dosieren. Der Hebelweg fällt dabei relativ kurz aus, wobei sich bei Erreichen des Druckpunktes dieser als relativ weich herausstellt. So kann die Fingerkraft weiter erhöht werden und der Hebel lässt sich nochmals einige Millimeter in Richtung Lenker ziehen. Das fühlt sich relativ ähnlich der Shimano Saint an und ist das genaue Gegenteil von Bremsen mit extrem hartem Druckpunkt wie etwa der Formula The One. Insgesamt hinterlässt die Vierkolbenbremszange der Hope E4 damit einen sehr guten Eindruck und unterstützt die These, dass die vier Kolben einer guten Dosierbarkeit zuträglich sind.
Geschmacksache bleibt am Ende des Tests die Lochung der Bremshebel am Hope Tech 3 Hebel. Während Kollege Maxi (in der Regel ohne Handschuhe unterwegs) den zusätzlichen Halt am Hebel schätzt und nicht negativ von den Löchern im Hebel gestört wird, empfinde ich sie bis zum Schluss auch mit Handschuhen nicht als optimal. Abhilfe ist schnell gefunden – schwarzes Isolierklebeband verdeckt die Löcher und lässt kleine Kuhlen entstehen, die ebenfalls ihre Arbeit tun aber weniger scharfkantig sind.

Standfestigkeit
Standfest auch bei langen Abfahrten und mutwilligen Schleiforgien – gelungen.
So unterschiedlich sich die Beläge von Hope auf die Bremsleistung der Hope E4 auswirken, so ähnlich sind die Eigenschaften im Bezug auf die Standfestigkeit. Die zweiteiligen Bremsscheiben bemühen sich um eine möglichst gute Wärmeabstrahlung und die Bremszange nutzt ihren Gewichtsnachteil, um mehr Reserven bei langen Abfahrten bieten zu können. Auch wenn Hope mit der V4 und innenbelüfteten Scheiben theoretisch noch einen dickeren Anker im Angebot hat, haben wir so keinerlei Probleme mit Fading und nachlassender Bremsleistung gehabt. Auch nach einer mutwilligen Abfahrt auf der Blueline, wo ca. 500 hm lang die Vorderradbremse am Schleifen gewesen ist, verzögert die Hope sicher und mit nur leicht erhöhten Fingerkräften bis in den Stillstand – erstklassig.
Selbst nach langen Abfahrten sind mit einem Finger eingeleitete Nose-Manuals kein Problem und die gute Dosierbarkeit ermöglichst stets eine kontrollierte Bremsung. Nur das leise Knistern und Knacken der zweiteiligen Bremsscheiben verrät beim Abkühlen, dass hier viel potentielle und kinetische Energie in Wärme umgewandelt worden ist. Mit der Scheibengröße 203 mm am Vorderrad und 180mm am Hinterrad sind wir jedoch bei einem Systemgewicht von 85 kg auch stets auf der sicheren Seite gewesen. Ihrem Namen „Enduro“ im Sinne von Ausdauernd wird die Bremse damit in jedem Fall gerecht.
Verschleiß
Wenn eine Bremse so gut zupackt – verschleißen ihre Beläge dann entsprechend schnell? Nach gut 10.000 Abfahrtshöhenmetern auf teils anspruchsvollen, teils flowigen Strecken zeigt sich an den Belägen der Hope E4 nur wenig Verschleiß. Sowohl die organischen, als auch die metallischen Beläge hinerlassen in dieser Hinsicht einen guten Eindruck. Abgesehen davon sind an der Testbremse keine weiteren Probleme zu monieren gewesen. Zu Beginn des Tests ist am Ausgleichsbehälter der Vorderradbremse minimal Bremsflüssigkeit ausgetreten, doch auf Rückfrage bei Hope wird das mit einem zu hohen Flüssigkeitsstand im Ausgleichsbehälter erklärt. In der Folge ist keine Flüssigkeit mehr ausgetreten und das Hebelgefühl ist zu jeder Zeit konstant gewesen – weshalb wir dieser Erklärung Glauben schenken können.


Fazit
Optisch kann die aus dem vollen gefräste E4 Scheibenbremse von Hope mit dem neuen Tech 3 Hebel voll überzeugen. Umso besser gefällt uns jedoch die Leistung auf dem Trail: Mit den metallischen Belägen wird die Bremse zum zuverlässigen Anker, der sich sehr gut dosieren lässt und mit hoher Standfestigkeit punktet. Die organischen Beläge fallen hingegen deutlich zurück. Sie arbeiten zwar weicher und geräuschärmer, doch kosten sie auch einiges an Bremskraft. So hinterlässt die Hope Tech 3 E4 Scheibenbremse im Review insbesondere mit den metallischen Belägen einen sehr guten Eindruck – stark, zuverlässig und schön. Aber eben auch teuer und nicht ganz leicht.
Stärken
- sehr gute Bremsleistung und Dosierbarkeit mit metallischen Belägen
- sehr gute Standfestigkeit
- Tech 3 Hebel vielfältig einstellbar
Schwächen
- reduzierte Bremskraft mit organischen Belägen
- hohes Gewicht mit Tech 3 Hebel
- hoher Preis

Weitere Informationen
Hope Homepage
Fotos: Tobias Stahl, Johannes Merg
Text & Redaktion: Tobias Stahl | MTB-News.de 2014
140 Kommentare
» Alle Kommentare im ForumIch hab einfach ein minimalstes Langloch gefeilt und dann passte es.
Eben hab ich mir den richtigen Halter noch nachbestellt.
Hab das mal korrigiert mit dem Matchmaker Adapter.
Tech 2 Hebel / vorher:
Anhang anzeigen 369576
Mit dem richtigen Adapter sieht's jetzt so aus:
Anhang anzeigen 369577
Gruß
Niklas
obwohl ich wegen den ganzen beiträgen wegen der hebel etwas verunsichert war hab ich mir jetzt die hope tech 3 E4bremse mit stahlflex gekauft.
ich hatte noch nie einen besseren hebel in der hand. ich war mit meiner xt ja von der bremsleistung zufrieden aber kam nie mit den komisch übersetzten hebeln klar. die hope ist genau mein ding. da wackelt nix und die hebel haben eine ganz normale hebelkurve. verstellund ohne werkzeug aber ohne plastikramsch mit selbstsichernden rädchen ebenfalls top. ich find auch den grip sehr angenehm.
bremsleistung kann ich erst nach dem einbremsen beurteilen. fühlt sich aber schon gut an. besonders die dosierung.
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