Radon Skeen Trail 29 im Test: Skeen Trail heißt das Trailbike aus dem Hause Radon. Der kleine Bruder der beliebten Swoop-Modelle rollt je nach Rahmengröße entweder auf 27,5″ oder 29″-Laufrädern und soll mit 130 mm Federweg vorne und 120 mm am Heck auf Trails glänzen. Wir haben das Radon Skeen Trail 29 im italienischen Mountainbike-Paradies Punta Ala getestet!
Radon Skeen Trail 29 – Kurz & knapp
Mit dem Skeen Trail verspricht Radon den perfekten Allrounder, der von sanften Touren über Trail-Ausritte bis hin zum leichten Enduro-Einsatz ein breites Spektrum abdecken soll. Je nach Rahmengröße kommt das Skeen Trail entweder mit wendigen 27,5″-Laufrädern oder als laufruhiger 29er. Vorne bietet das Radon 130 mm Federweg, am Heck muss das Skeen Trail mit 10 mm weniger auskommen. Wir haben das Trailbike des Versenders aus Bonn als 29er in der 9.0-Variante auf den ruppigen Trails im italienischen Punta Ala getestet.
- Federweg vorne: 130 mm
- Federweg hinten: 120 mm
- Laufradgröße: 27,5″ (Größe S, M, L) / 29″ (Größe M, L, XL)
- Hinterradachse: 142 mm x 12 mm
- Durchmesser Sattelstütze: 30,9 mm
- PressFit-Tretlager
- erhältlich in 4 Größen: S / M (getestet) / L / XL
Preis: 2.599,00 € (UVP) | Bikemarkt: Radon Skeen Trail 29 kaufen
Technische Daten
Geometrie
Das Radon Skeen Trail ist in vier Größen erhältlich und rollt je nach Rahmengröße entweder auf 27,5″-Laufrädern (Rahmengröße S) oder auf 29″-Laufrädern (Rahmengrößen XL). Beim Rahmen in den Größe M und L hat der Kunde die Wahl, ob er das Skeen Trail lieber mit den agileren 27,5″-Rädern oder als laufruhigen 29er haben möchte. Radon setzt beim Skeen Trail auf einen verhältnismäßig langen Reach. Auch die Kettenstreben sind mit einer Länge von 448 mm auf der langen Seite – dafür bietet der Rahmen Platz für einen Umwerfer. Der Sitzwinkel ist 75° steil, auch der Lenkwinkel fällt mit 68° eher steil aus. Für unseren Test stand das Skeen Trail als 29er nicht wie gewünscht in Größe L, sondern lediglich in Größe M zur Verfügung.
S | M | L | M | L | XL | |
Laufradgröße | 27,5" | 27,5" | 27,5" | 29" | 29" | 29" |
Sitzrohrlänge | 420 mm | 450 mm | 480 mm | 450 mm | 480 mm | 510 mm |
Oberrohrlänge | 572 mm | 594 mm | 616 mm | 594 mm | 616 mm | 638 mm |
Steuerrohrlänge | 110 mm | 120 mm | 130 mm | 105 mm | 115 mm | 125 mm |
Lenkwinkel | 67,5° | 67,5° | 67,5° | 68° | 68° | 68° |
Radstand | 1128 mm | 1151 mm | 1174 mm | 1170 mm | 1192 mm | 1215 mm |
Kettenstrebenlänge | 427 mm | 427 mm | 427 mm | 448 mm | 448 mm | 448 mm |
Sitzwinkel | 75° | 75° | 75° | 75° | 75° | 75° |
Tretlagerabsenkung | -24 mm | -24 mm | -24 mm | -38 mm | -38 mm | -38 mm |
Reach | 419 mm | 438 mm | 457 mm | 436 mm | 454 mm | 473 mm |
Stack | 590 mm | 599 mm | 608 mm | 610 mm | 619 mm | 628 mm |
Ausstattung
Das Radon Skeen Trail 29 ist in drei Ausstattungslinien erhältlich. Die Einstiegsversion ist bereits zu einem Preis von 1.999,00 € erhältlich und selbst die Top-Version 10.0 liegt mit einem Preis von 2.999,00 € knapp unter der 3000 €-Marke. Wir haben die 2.599,00 € teure 9.0-Variante des Radon Skeen 29 getestet. Diese kommt mit Federelementen aus dem Hause RockShox, einem Shimano XT Zweifach-Antrieb, DT Swiss-Laufrädern, Bremsen der schwäbischen Spezialisten von Magura und einem Cockpit aus dem Hause Race Face.
Radon Skeen Trail 29 8.0 | Radon Skeen Trail 29 9.0 | Radon Skeen Trail 29 10.0 | |
Federgabel | RockShox Revelation RL, 130 mm | RockShox Pike RC, 130 mm | Fox 34 Float Performance Elite, 3 Position |
Dämpfer | RockShox Monarch RT3 | RockShox Monarch RT3 | Fox Float DPS Performance Elite, EVOL |
Steuersatz | FSA, ZS44/IS52 | FSA, ZS44/IS52 | FSA, ZS44/IS52 |
Lenker | LEVEL NINE Race, 720 mm Breite | Race Face Turbine, 760 mm Breite | Race Face Turbine, 760 mm Breite |
Vorbau | LEVEL NINE Race, 75 mm Länge | Race Face Evolve, 60 mm Länge | Race Face Evolve, 60 mm Länge |
Griffe | Ergon GE1 | Ergon GE1 | Ergon GE1 |
Kurbeln | Shimano SLX, 36x26 | Shimano XT, 36x26 | Shimano XT, 36x26 |
Kette | Shimano CN-HG601 | Shimano CN-HG601 | Shimano CN-HG601 |
Kassette | Shimano SLX, 11-40T | Shimano SLX, 11-40T | Shimano SLX, 11-40T |
Schalthebel | Shimano XT, 11-fach | Shimano XT, 11-fach | Shimano XT, 11-fach |
Schaltwerk | Shimano XT, 11-fach | Shimano XT, 11-fach | Shimano XT, 11-fach |
Umwerfer | Shimano SLX, High Direct Mount | Shimano XT, High Direct Mount | Shimano XT, High Direct Mount |
Bremsen | Magura MT Trail Custom | Magura MT5 | Magura MT5 |
Sattel | Selle Italia X1 | Selle Italia X1 | Selle Italia Flite MG |
Sattelstütze | LEVEL NINE Race | RockShox Reverb Stealth, 125 mm (S und M) / 150 mm (L und XL) | RockShox Reverb Stealth, 125 mm (S und M) / 150 mm (L und XL) |
Reifen | Schwalbe Nobby Nic, Performance, 29" x 2.25" | Schwalbe Nobby Nic, Performance, 29" x 2.25" | Schwalbe Nobby Nic, Evolution, 29" x 2.25" |
Laufräder | DT Swiss M1900 Spline | DT Swiss M1700 Spline | Mavic XA Elite |
In der Hand
Zieht man das Radon aus dem Karton, fällt zunächst das geringe Gewicht des Trailbikes auf: Trotz großer Laufräder bringt das Skeen Trail 29 relativ leichte 13,36 kg auf die Waage – ein guter Wert. Optisch macht das Radon einen recht aufgeräumten und sehr leichtfüßigen Eindruck. Die Rahmenform des Skeen Trail 29 ist schlicht und wirkt wie aus einem Guss.
Auf den zweiten Blick sticht die Ausstattung des Radon Skeen Trail 29 ins Auge. Während andere Hersteller bei ihren Trailbikes eher viel Federweg, massive Reifen und breite Lenker spendieren, ist Radons Interpretation von “Trail” eine etwas andere: Das Skeen Trail 29 geht tendenziell nicht so sehr Richtung Enduro wie so mancher Konkurrent in unserem Trailbike-Vergleichstest. Vorne verrichtet eine RockShox Pike RC mit 130 mm Federweg ihren Dienst, hinten setzt Radon auf den nicht-metrischen Monarch RT3-Dämpfer von RockShox, der die 120 mm Federweg am Heck kontrolliert. Einen 1X-Antrieb sucht man am Radon Skeen Trail vergeblich: Selbst die Top-Variante kommt mit klassischem Zweifach-Antrieb inklusive Umwerfer. Das sorgt zwar für eine ausreichende Bandbreite, treibt allerdings auch das Gewicht etwas in die Höhe und die Kettenstreben in die Länge.
Am von uns getesteten Skeen Trail 29 9.0 setzt Radon auf einen bewährten Shimano XT-Antrieb. Lediglich die Kassette kommt aus der etwas schwereren, dafür aber auch preiswerteren SLX-Linie. Die Laufräder am Radon Skeen Trail kommen von DT Swiss, gebremst wird mit Magura MT5-Scheibenbremsen. Schön zu sehen ist, dass Radon bei den Modellen in Größe L und XL eine RockShox Reverb-Sattelstütze mit 150 mm Hub verbaut. Außerdem ist der Hebel rechts oben am Lenker montiert und kann, sollte man sich vom Umwerfer mitsamt Schalthebel verabschieden, sauber links unten am Race Face-Lenker montiert werden.
Auf dem Trail
Uphill
Bergauf klettert das Radon wie eine Bergziege: Leichtfüßig und agil beschleunigt das Skeen Trail 29, wenn der Trail nach oben zeigt und man aus dem Sattel gehen muss. Die Kraft, die der Fahrer in die Pedale einleitet, wird direkt in Vortrieb umgewandelt – so machen knackige Gegenanstiege Spaß. Auch auf gemäßigteren, längeren Anstiegen überzeugt das Radon Skeen Trail 29 mit guter Performance. Dank des 75° steilen Sitzwinkels sitzt man sehr zentral auf dem Skeen Trail, sodass das Vorderrad nicht nervig nach oben steigt. Der antriebsneutrale Hinterbau zeigt sich erfreulich wippfrei. Auf Dauer eher unbequem war hingegen der verbaute Selle Italia-Sattel. Trotzdem: Bergauf kann das Radon Skeen Trail 29 sehr überzeugen.
Downhill
Auch bergab bestätigt das Radon Skeen Trail 29 den positiven Eindruck, den man auf den Weg nach oben gesammelt hat. Durch das geringe Gewicht und die eher moderate, nicht allzu aggressive Geometrie ist das Trailbike des Versenders aus Bonn erfreulich agil und lädt zu Spielereien ein. In engen Passagen muss man das Skeen Trail 29 mit etwas Nachdruck durch die Kurven zirkeln.
Wird der Trail ruppiger, vermitteln die 29″-Laufräder Sicherheit und Laufruhe. In Kombination mit den 448 mm langen Kettenstreben lässt sich das Radon auch bei hohen Geschwindigkeiten nicht aus der Ruhe bringen. Obwohl das Skeen Trail 29 “nur” 120 mm Federweg am Heck hat, ist der gut funktionierende Hinterbau des Radons nur selten überfordert. Die verbauten Federelemente von RockShox harmonieren gut und bieten eine sehr solide Performance. Das Tretlager ist im Vergleich zur Konkurrenz etwas höher. Dadurch vermittelt das Radon Skeen Trail nicht ganz so sehr das Gefühl, “im” Rahmen zu stehen.
Allzu sehr sollte man es mit dem Radon Skeen Trail 29 9.0 jedoch nicht krachen lassen – ansonsten machen einem die Laufräder und Reifen schnell einen Strich durch die Rechnung und die Luft, die sich einst im Inneren der Reifen befand, verabschiedet sich mit einem prägnanten Zischen. Der Grund dafür ist schnell ausgemacht: Die Kombination aus den schmalen Felgen des DT Swiss-Laufradsatzes und günstigen Schwalbe Nobby Nic Performance-Reifen ist gerade bei schwereren Fahrern für härtere Trails nicht unbedingt geeignet. Das ist schade, trübt das doch den ansonsten sehr positiven Eindruck, den das Radon Skeen Trail 29 9.0 bis dato auf dem Trail hinterlassen hat.
Tuning-Tipps
Der Schwalbe Nobby Nic-Reifen mag sich großer Beliebtheit erfreuen – die verbaute Performance-Version konnte in unserem Test jedoch nicht überzeugen und war innerhalb weniger Tage unerfreulich häufig platt. Als erste Maßnahme sollte man die Performance-Reifen gegen hochwertigere Reifen austauschen und auf Tubeless umrüsten. Das erspart einiges an Ärger auf dem Trail und dürfte die ansonsten guten Downhill-Eigenschaften des Radon Skeen Trail 29 deutlich erweitern. Auch am verbauten DT Swiss M1700-Laufradsatzes gingen die ruppigen Trails in Punta Ala nicht spurlos vorbei: Nach einigen Testtagen hatte die Felge am Hinterrad diverse Dellen. Geübtere Fahrer dürften außerdem von einem kürzeren Vorbau, der das Handling direkter gestaltet, profitieren. Weshalb Radon das Skeen Trail 29 trotz relativ kurzem Steuerrohr mit nur einem einzigen Spacer unter dem Vorbau und komplett gekürztem Gabelschaft ausliefert, wird wohl ein Geheimnis der Bonner bleiben.
Haltbarkeit
Die Haltbarkeit des Radon Skeen Trail 29 konnte nicht uneingeschränkt überzeugen. Wie angesprochen machte die Kombination aus wenig stabilen Laufrädern und häufig überforderten Schwalbe Performance-Reifen auf ruppigen Trails unseren Testern mehrere Male einen Strich durch die Rechnung. Die Qualität des Lacks war ebenfalls nicht 100 % perfekt: Am Ende unseres Tests gab es am Hinterbau diverse Lackabplatzer. Das ist ärgerlich.
Fazit – Radon Skeen Trail 29
Das Radon Skeen Trail 29 überzeugt durch ein sehr direktes, verspieltes Handling und setzt den Input des Fahrers direkt um – egal, ob es bergauf oder bergab geht. Fahrer, die ein höheres Tempo an den Tag legen, werden bergab jedoch den Laufradsatz und die Reifen schnell an die Grenzen bringen. Trotzdem: das Radon Skeen Trail 29 ist ein sehr gutes Trailbike und wird nicht nur dank des starken Preis-Leistungs-Verhältnisses vielen Fahrern Freude bereiten.
Stärken
- agiles, direktes Handling
- antriebsneutraler Hinterbau
- geringes Gewicht
Schwächen
- anfällige Reifen-Felgen-Kombination
- nur bedingt für sehr ruppige Trails geeignet
Testablauf
Das Radon Skeen Trail 29 wurde eine Woche lang von drei MTB-News.de-Testern auf den italienischen Trails rund um Punta Ala getestet.
Hier haben wir das Radon Skeen Trail 29 getestet
- Punta Ala: Die Trails des italienischen Mountainbike-Paradieses Punta Ala sind seit vielen Jahren ein fester Bestandteil der SuperEnduro-Serie und waren außerdem der Austragungsort der ersten EWS überhaupt. Die Trails sind naturbelassen, teils sehr steinig und ruppig und mit knackigen Gegenanstiegen durchsetzt.
Testerprofil
- Testername: Sebastian Beilmann
- Körpergröße: 174 cm
- Gewicht (mit Riding-Gear): 68 kg
- Schrittlänge: 81 cm
- Armlänge: 63 cm
- Oberkörperlänge: 56 cm
- Fahrstil: Verspielt
- Was fahre ich hauptsächlich: Trail, Enduro, Park
- Vorlieben beim Fahrwerk: recht straff mit Progression
- Vorlieben bei der Geometrie: relativ flacher Lenkwinkel, kurze Kettenstreben, langes Oberrohr mit kurzem Vorbau
- Testername: Moritz Zimmermann
- Körpergröße: 186 cm
- Gewicht (fahrfertig): 93 kg
- Fahrstil: Räder auf dem Boden, saubere Linienwahl
- Was fahre ich hauptsächlich: Trail, Enduro
- Vorlieben beim Fahrwerk: Relativ straff mit viel Dämpfung, Heck langsam
- Vorlieben bei der Geometrie: Mittellanges Oberrohr und Kettenstreben, flacher Lenkwinkel
- Testername: Fabian Lege
- Körpergröße: 196 cm
- Gewicht (fahrfertig): 95 kg
- Schrittlänge: 96 cm
- Fahrstil: saubere Linie, technisch
- Was fahre ich hauptsächlich: Enduro
- Vorlieben beim Fahrwerk: hoch im Federweg stehend, progressiv, viel Dämpfung
- Vorlieben bei der Geometrie: Niedrige Front, kurze Kettenstreben und steiler Sitzwinkel
Hier findest du die weiteren Artikel unseres Trailbike-Vergleichstests 2017:
- 8 Trailbikes im Vergleichstest: Viel Leistung für unter 3.000 Euro
- Radon Skeen Trail 29 im Test: Schneller Trailfeger aus Bonn
- Propain Tyee AM im Test: Grünes Gerät für grobes Gelände
- Cube Stereo 140 29 im Test: Großer Flitzer aus Carbon
- Ghost SL AMR X 27,5″ im Test: Begeisternde Abfahrtsrakete?
- Commençal Meta Trail V4.2 im Test: Pechschwarzer Trailflitzer
- Alutech ICB 2.0 im Test: Das Erdgeschoss für die Trails
- Rose Root Miller im Test: Trailräuber mit großen Laufrädern
- Canyon Spectral im Test: Starker Allrounder zum fairen Preis
Weitere Informationen
Website: www.radon-bikes.de
Text & Redaktion: Moritz Zimmermann | MTB-News.de 2017
Bilder: Johannes Herden, Moritz Zimmermann
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