Propain Tyee AM im Test: Der Trailbike-Ableger des beliebten Enduros Tyee kommt mit 145 mm Federweg und 27,5″-Laufrädern. Die abfahrtsorientierten Gene bleiben dem Propain Tyee AM dabei weitestgehend erhalten – bei auf 150/145 mm reduziertem Federweg. Wir haben das Bike mit auf die Trails um Punta Ala genommen – hier ist der Test.
Propain Tyee AM – kurz & knapp
Das Propain Tyee AM hat sich aus Propains vollwertigem Enduro, dem Tyee, entwickelt. Dabei ist der Federweg am Heck von 160 mm auf 145 mm geschrumpft und die Geometrie mehr an den Trail-Einsatz angepasst worden. Durch das straffere Fahrwerk soll das Bike spritziger und agiler zu fahren sein und zudem mehr Vortrieb bieten. Propain empfiehlt das Tyee AM als Bike für den Einsatz von der Feierabendrunde über die ausgedehnte Tour in den Bergen bis hin zur Alpenüberquerung.
- Federweg (Rahmen): 145 mm
- Federweg (Gabel): 150 mm
- Hinterradachse: 148 mm x 12 mm (X12)
- Kettenführungs-Standard: ISCG 05
- Laufradgröße: 27,5″
Preis: 3.000 € (UVP) | Bikemarkt: Propain Tyee AM kaufen
Technische Daten
Geometrie
Propain hat die Geometrie des Tyee AM im Vergleich zum vollwertigen Enduro Tyee an den Trail-Einsatz angepasst. Das heißt jedoch nicht, dass man dem Tyee AM eine langweilige Tourengeometrie verpasst hat. Im Gegenteil: Mit 66° Lenkwinkel, 451 mm Reach in Größe L und 445 mm langen Kettenstreben gehört das Tyee AM auf dem Papier zu den abfahrtslastigen Bikes im Testfeld und verspricht Laufruhe und Reserven für grobe Strecken.
XS | S | M | L | XL | |
---|---|---|---|---|---|
Rahmenhöhe | 395 mm / 15,5" | 420 mm / 16,5" | 445 mm / 17,5" | 470 mm / 18,5" | 495 mm / 19,5" |
Radstand | 1.138 mm | 1.162 mm | 1.182 mm | 1.202 mm | 1.226 mm |
Lenkwinkel | 66° | 66° | 66° | 66° | 66° |
Tretlagerabsenkung | 6 mm | 6 mm | 6 mm | 6 mm | 6 mm |
Sitzwinkel (real) | 66° | 66° | 66° | 66° | 66° |
Sitzwinkel (effektiv) | 75,7° | 75,7° | 75,7° | 75,7° | 75,7° |
Steuerrohrlänge | 110 mm | 110 mm | 120 mm | 120 mm | 130 mm |
Gabellänge | 544 mm | 544 mm | 544 mm | 544 mm | 544 mm |
Gabelvorlauf | 40 mm | 40 mm | 40 mm | 40 mm | 40 mm |
Kettenstrebenlänge | 445 mm | 445 mm | 445 mm | 445 mm | 445 mm |
Oberrohrlänge | 540 mm | 565 mm | 585 mm | 605 mm | 629 mm |
Reach | 391 mm | 414 mm | 431 mm | 451 mm | 471 mm |
Stack | 588 mm | 588 mm | 597 mm | 597 mm | 606 mm |
Ausstattung
Mit einem Preis von 3.000 € liegt das Propain Tyee AM im Testfeld am oberen Preislimit. Dafür gibt es aber auch eine ordentliche Ausstattung, die nur wenige Wünsche offen lässt: Das Fahrwerk besteht aus einer RockShox Pike RCT3 Solo Air und einem RockShox Super Deluxe RC3-Dämpfer. Für die Gangwechsel ist die günstige, aber bewährte SRAM GX verantwortlich.
Die Laufräder werden von Propain selbst eingespeicht und kommen mit ZTR Rapid 25-Felgen. Das Cockpit kommt aus dem Hause Sixpack. Der Vorbau fällt mit 70 mm recht lang aus. Ein Highlight ist die BikeYoke Revive Sattelstütze, die nicht nur mit einem großen Verstellweg von 160 mm glänzt, sondern auch einen Trigger mit guter Bedienbarkeit bietet. Für die nötige Verzögerung sorgt die standfeste MT5-Bremsanlage von Magura mit großen 203/180 mm Scheiben.
Ein Kritikpunkt sind die leichten Onza Canis-Reifen, die nicht so recht zur ansonsten potenten Ausstattung und der abfahrtsorientierten Geometrie des Trailbikes passen und sehr wenig Grip bieten. Trotz der leichten Reifen kommt das Propain Tyee AM auf vergleichsweise schwere 13,7 kg (mit Schläuchen).
Federgabel | RockShox Pike RCT3 Solo Air |
Dämpfer | RockShox Super Deluxe RC3 |
Laufradsatz | Propain ZTR Rapid 25 |
Kurbel | Truvativ Descendant Alu 175 mm 30t |
Schaltwerk | SRAM GX 1x11 |
Schalthebel | SRAM GX 1x11 |
Kassette | SRAM XG 1150 |
Bremsen | Magura MT5 203/180 mm |
Lenker | Sixpack Millenium 785 mm |
Vorbau | Sixpack Leader 70 mm |
Reifen | Onza Canis 27,5 x 2,25 |
Sattelstütze | BikeYoke Revive 160 |
Sattel | Selle Italia XR |
Preis | 3.000€ |
In der Hand
In der grellen, matt-grünen Lackierung ist das Propain Tyee AM definitiv ein echter Hingucker, der Alu-Rahmen ist ordentlich verarbeitet. Aufgrund des tief gezogenen Oberrohrs wirkt das Propain trotz des 451 mm langen Reaches recht klein. Der beim Pro10-Federungssystem für Steine und Dreck etwas exponiert liegende Dämpfer ist durch einen stabil wirkenden Carbon-Fender gut geschützt. Die Züge verlaufen ordentlich unter dem Unterrohr entlang, liegen hier allerdings etwas ungeschützt vor Matsch und bei eventuellen Aufsetzern. Die Kettenstreben werden mit einem geklebten Gummiprotektor geschützt, der lästiges Klappern verhindert.
Sparmaßnahmen findet man neben der SRAM GX Gruppe, die eine ordentliche Funktion bietet, nicht. Lediglich die Onza Canis-Reifen machen für das Trailbike einen zu schmalen Eindruck – vor allem am Vorderrad eigentlich ein No Go. Dabei bleibt jedoch zu erwähnen, dass man bei Propain gerne am Telefon bei der individuellen Zusammenstellung der Bikes an die eigenen Wünsche hilft. So kann man sich dickere Reifen wünschen und auch der 70 mm lange Vorbau ist schnell gegen ein kürzeres Exemplar getauscht.
Auf dem Trail
Uphill
Mit 13,7 kg ist das Propain Tyee AM kein Leichtgewicht. Das ist in langen Auffahrten spürbar, vor allem wenn man statt der leichten Onza Canis-Reifen etwas stabilere Bereifung mit mehr Grip aufzieht. Trotzdem überzeugt das Propain bergauf mit einer angenehmen Sitzposition und einem Hinterbau, der nur leicht wippt, dafür aber in technischen Uphills auch viel Grip generiert. Wen das stört, der kann den Dämpfer mit einem Handgriff sperren – leider ist dieser aufgrund der zentralen und tiefen Position im Rahmen etwas schwer zu erreichen. Die Kombination aus langem Vorbau und 445 mm langen Kettenstreben sorgt auch in steilen Anstiegen für genügend Druck auf dem Vorderrad.
Downhill
Um das Propain Tyee AM in der Abfahrt besser mit den anderen Bikes vergleichen zu können, spendierten wir dem Rad ausnahmsweise eine stabile Schwalbe Magic Mary-Bereifung mit ordentlich Grip. Die Onza Canis wären auf den Trails um Punta Ala schlicht an ihre Grenzen gekommen. Die Tubeless-Montage gestaltete sich auf den ZTR Rapid 25 Felgen sehr einfach.
Dank des tiefen Schwerpunktes lässt sich das steife Bike präzise durch schnelle Kurven steuern. In sehr engen Kurven zeigt sich das Bike etwas träger als die Konkurrenz, aber immer noch flink genug, um nicht negativ aufzufallen. Das liegt vor allem an den 445 mm langen Kettenstreben, die auch etwas mehr Nachdruck erfordern, wenn man das Bike aufs Hinterrad ziehen will. Der 70 mm lange Vorbau in Kombination mit dem recht niedrigen Stack-Wert sorgt jedoch dafür, dass man in steilen Passagen etwas zu sehr über dem Vorderrad hängt.
Ein Highlight am Propain ist definitiv der Pro10-Hinterbau, der sensibel anspricht und für ein ruhiges Fahrverhalten sorgt. Das Tyee AM liegt damit sehr satt auf dem Trail – nur das Ghost SL AMR X 27,5″ kann in dieser Hinsicht mit dem Propain mithalten. Allerdings vermittelt das Propain etwas weniger Feedback vom Untergrund als so mancher Konkurrent. Der Federweg wird effektiv genutzt, doch dank genügend Progression kommt der Hinterbau selten an seine Grenzen. So kann man es mit dem Tyee AM auch in groben Sektionen ordentlich stehen lassen.
Insgesamt vermittelt das Propain mit seiner Laufruhe und dem tiefen Schwerpunkt extrem viel Sicherheit, ist aber nicht ganz so verspielt und flink wie andere Bikes im Test.
Tuning-Tipps
Wie schon erwähnt passt die leichte Onza Canis-Bereifung absolut nicht zu dem sonst eher abfahrtsorientierten Trailbike. Vor allem am Vorderrad sollte man auf potentere Bereifung mit mehr Grip und Pannensicherheit setzen. Der verbaute 70 mm-Vorbau sorgt dafür, dass in steilen Passagen das Gewicht etwas zu sehr über dem Vorderrad liegt. Hier empfehlen wir einen kürzeren Vorbau.
Davon abgesehen kommt das Propain Tyee AM mit absolut hochwertiger Ausstattung aus dem Karton und bereitet ohne weitere Tuning-Maßnahmen viel Freude. Mit ordentlicher Bereifung und kürzerem Vorbau wäre es ein enger Kampf um die Empfehlung in der Abfahrtswertung unseres Vergleichstests geworden.
Haltbarkeit
In Sachen Haltbarkeit erwarteten uns in der Testwoche in Punta Ala keine Überraschungen. Das Propain Tyee AM funktionierte über den Testzeitraum ohne Probleme und steht nach dem Test noch ordentlich da.
Fazit – Propain Tyee AM
Propain schickt mit dem Tyee AM ein Trailbike ins Rennen, das mit einer starken, abfahrtslastigen Geometrie und einem hervorragenden Hinterbau überzeugt. Das Trailbike vermittelt viel Sicherheit, gibt dafür aber nicht ganz so viel Feedback vom Untergrund und ist etwas weniger verspielt als die direkte Konkurrenz im Vergleichstest. Bergauf ist das Propain eher gemütlich unterwegs, bietet aber eine angenehme Sitzposition. Die Ausstattung ist für den Preis ordentlich. Nur die leichten Reifen und der lange Vorbau wollen nicht so recht zum Charakter des Trailbikes passen.
Stärken
- potentester Hinterbau im Vergleichstest
- ausgewogene Geometrie mit Laufruhe für harte, schnelle Trails
Schwächen
- zu leichte Reifen
- zu langer Vorbau
- Gewicht
Testablauf
Das Propain Tyee AM wurde eine Woche lang von drei MTB-News.de-Testern auf den italienischen Trails rund um Punta Ala getestet.
Hier haben wir das Propain Tyee AM getestet
- Punta Ala: Die Trails des italienischen Mountainbike-Paradieses Punta Ala sind seit vielen Jahren ein fester Bestandteil der SuperEnduro-Serie und waren außerdem der Austragungsort der ersten EWS überhaupt. Die Trails sind naturbelassen, teils sehr steinig und ruppig und mit knackigen Gegenanstiegen durchsetzt
Testerprofil
- Testername: Sebastian Beilmann
- Körpergröße: 174 cm
- Gewicht (mit Riding-Gear): 68 kg
- Schrittlänge: 81 cm
- Armlänge: 63 cm
- Oberkörperlänge: 56 cm
- Fahrstil: Verspielt
- Was fahre ich hauptsächlich: Trail, Enduro, Park
- Vorlieben beim Fahrwerk: recht straff mit Progression
- Vorlieben bei der Geometrie: relativ flacher Lenkwinkel, kurze Kettenstreben, langes Oberrohr mit kurzem Vorbau
- Testername: Moritz Zimmermann
- Körpergröße: 186 cm
- Gewicht (fahrfertig): 93 kg
- Fahrstil: Räder auf dem Boden, saubere Linienwahl
- Was fahre ich hauptsächlich: Trail, Enduro
- Vorlieben beim Fahrwerk: Relativ straff mit viel Dämpfung, Heck langsam
- Vorlieben bei der Geometrie: Mittellanges Oberrohr und Kettenstreben, flacher Lenkwinkel
- Testername: Fabian Lege
- Körpergröße: 196 cm
- Gewicht (fahrfertig): 95 kg
- Schrittlänge: 96 cm
- Fahrstil: saubere Linie, technisch
- Was fahre ich hauptsächlich: Enduro
- Vorlieben beim Fahrwerk: hoch im Federweg stehend, progressiv, viel Dämpfung
- Vorlieben bei der Geometrie: Niedrige Front, kurze Kettenstreben und steiler Sitzwinkel
Hier findest du die weiteren Artikel unseres Trailbike-Vergleichstests 2017:
- 8 Trailbikes im Vergleichstest: Viel Leistung für unter 3.000 Euro
- Radon Skeen Trail 29 im Test: Schneller Trailfeger aus Bonn
- Propain Tyee AM im Test: Grünes Gerät für grobes Gelände
- Cube Stereo 140 29 im Test: Großer Flitzer aus Carbon
- Ghost SL AMR X 27,5″ im Test: Begeisternde Abfahrtsrakete?
- Commençal Meta Trail V4.2 im Test: Pechschwarzer Trailflitzer
- Alutech ICB 2.0 im Test: Das Erdgeschoss für die Trails
- Rose Root Miller im Test: Trailräuber mit großen Laufrädern
- Canyon Spectral im Test: Starker Allrounder zum fairen Preis
Weitere Informationen
Website: www.propain-bikes.com
Text & Redaktion: Sebastian Beilmann | MTB-News.de 2017
Bilder: Johannes Herden, Moritz Zimmermann
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