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MRP Stage Gabel im Test
160 mm und extrem anpassbar

Wer sich heute für Federgabeln interessiert, landet oft bei zwei großen Namen: Fox und RockShox. Nach den jüngsten Schwierigkeiten um Marzocchi scheint sich die Auswahl wieder ein wenig einzuschränken. Aber welche Alternativen hat man noch? Suntour, Xfusion, Magura, Formula – und dann muss man schon ein wenig überlegen. MRP verbindet man immer noch eher mit Kettenführungen, aber sie bedienen nun auch seit über zehn Jahren den Federgabelmarkt. Am Anfang noch in Kooperation mit White Brothers hat man nun die Firmen zusammengelegt, um zusammen die Entwicklung nach vorne zu treiben. Im Portfolio findet sich ebenfalls eine Gabel names „Stage“ in Varianten von 130 bis 170 mm Federweg. So möchte MRP nun mit moderner Technik und innovativen Ideen vorne im Enduro-Bereich mitmischen – wir haben den Underdog unter die Lupe genommen.

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Kurz und bündig

# Black is beautiful

Modellvarianten

Die Stage gibt es in zwei Ausführungen, mit denen drei Laufradgrößen abgedeckt werden: 27.5″ / 26″ und eine 29″ Version.

Stage 27.5″ / 26″

Stage 29″

# Eine kleine Kunststoffklemme führt die Bremsleitung sicher am Reifen vorbei
# 180mm PM Aufnahme

Erster Eindruck

Ganz in schwarz kommt die Stage ins Haus. Die Decals sind aufgeklebt und dürften so jedem Puristen, der gerne im Stealth-Look unterwegs ist, die Augen leuchten lassen. Schwarz, ohne alles… Die restliche Gabel erklärt sich größtenteils ziemlich schnell von selbst, auch wenn sicherheitshalber noch ein Tuning-Guide angehängt ist. Am rechten Unterbein findet sich die Lowspeed-Zugstufe, oben rechts findet sich der griffige Einstellknopf für die 8-fach gerasterte Lowspeed-Druckstufe, die bei den vollen 8-Klicks als Lockout dient.

# Die Decals lassen sich bei Bedarf leicht tauschen
# Diese Hülse ermöglicht durch drehen die einfache Anpassung der Schnellspanner-Position

Oben links findet sich außerdem dann doch eine Besonderheit: Ein 16-fach gerasterter Knopf, der es dem Fahrer ermöglicht, die Endprogression der Gabel schnell und einfach an die entsprechenden Streckenverhältnisse anzupassen. In der Mitte davon ist ein winziges Ventil in Knopfform, über welches man den Luftdruck verringern kann. Das scheint zum einen systembedingt, denn laut Tuning-Guide soll Luft nur über das Ventil am unteren Gabelende zugeführt – aber immer oben abgelassen werden. Zum anderen ermöglicht es dem Fahrer minimale Anpassungen in Richtung „weicher“, ohne jedesmal eine Pumpe anschrauben zu müssen.

# Unten Luft rein...
# ...und oben wieder raus. So verliert man kein Schmieröl durchs Luftventil der Gabel. - Gleichzeitig findet sich hier der Knopf für die Progressionsanpassung.

In dieser Form ist dies bei wenigen Herstellern möglich (unter anderem bei der BOS Deville) und kann zumeist nur über Volumenspacer oder Einfüllen von Ballistol bei der Formula 35 erledigt werden. Das untere Casting wirkt zurückhaltend und kommt ohne filigrane Ausfräsungen aus, die Steckachse mit Schnellspanner fühlt sich solide an.

# Keine Schnörkelei in der Frontansicht
# Die Gitterstruktur auf der Rückseite der Brücke ist auch hier ein Schlammfänger

Auf dem Trail

Setup

Nachdem die Gabel montiert ist, braucht man nur noch eine Gabelpumpe. Hier ist es nicht wie bei anderen Herstellern notwendig, bei spezieller Vorliebe für mehr Progression die Gabel erst zu öffnen und mit Volumenspacern oder Öl hantieren zu müssen. Die angehängte Karte mit Luftdruckempfehlung nach Fahrergewicht geht weiter ins Detail und erklärt schlüssig alle Einstellmöglichkeiten der MRP Stage.

# Wo ist noch mal das Manual? Kein Problem! Die Karte mit allen Infos...
# ...hängt direkt an der Gabel und gibt wertvolle Tuning-Tipps.
# Mehr Gegendruck oder Lockout? Dieser Knopf ermöglicht es.
# Die Lowspeed-Zugstufe befindet sich wie bei den meisten Herstellern am unteren Ende
# Mehr Progession? Ein kurzer Dreh genügt. - Vorsicht ist geboten dabei nicht den kleinen schwarzen Knopf in der Mitte zu berühren denn sonst verringert man den Luftdruck.
# Wie viel Klicks hab ich noch mal? Ein Sticker hilft beim Erinnern.

Bergauf

„Ganz schön fluffig…“ denke ich mir auf den ersten Metern. Die Gabel spricht wirklich extrem fein an. Das bekomme ich aber nicht, ohne an anderer Stelle dafür zu bezahlen – wenn ich die Druckstufe nicht annähernd als Lockout nutze, zieht sich die Gabel unter leichten Lastwechseln aus dem Sag. Beim Pedalieren äußert sich dies in einer kontinuierlich in der Tretfrequenz wippenden Gabel. Im Gelände weniger ein Problem als beim Uphill auf Forststraßen, aber in Summe wünsche ich mir hier ein wenig mehr Ruhe.

Bergab

Entspannt hoch und bergab mit Spaß: So das allgmeine Verständnis der Enduro-Disziplin. Hier soll die Gabel nun zeigen, was sie kann – und das ist einiges: Das feine Ansprechverhalten sorgt für ein Gefühl von kontinuierlichem Bodenkontakt. Fast schon war ich an Marzocchi-Zeiten erinnert, doch wo man für diese Fluffigkeit oft mit relativ wenig Dämpfung oder Progression leben muss, ermöglicht die Stage hier eine effektive Einflussnahme über zwei Parameter.

# Bei Rodeoeinlagen möchte man nicht ans Fahrwerk denken müssen. Die MRP fiel nicht negativ auf.

Bewegt man sich in steilerem Gelände und bringt so mehr Last auf das Vorderrad, bedeutet das eine höhere statische Last und somit einen höheren Sag. Abtauchende Gabeln sind nicht nur für Bikebergsteiger ein Horrorszenario, sondern sorgen auch für Überschlagsgefühle im Enduro-Sektor. Die MRP Stage schafft mit ihrer Möglichkeit der Progressionseinstellung von außen hier wunderbar Abhilfe: Bewegt man sich auf einer Tour zuerst in eher moderatem Gelände und steigt dann in eine steile Abfahrt ein, so kann man der Gabel mit einem schnellen Griff zu dieser Einstellung eine deutlich progressivere Kennlinie verpassen, was sie höher im Federweg stehen lässt und Durchschlägen entgegenwirkt.

Ob eher fluffig wie eine Pike oder mit mehr Gegenhalt wie bei FOX? Die MRP bietet eine breite Einstellbarkeit über ihre 8-fach gerasterte Druckstufe. Hier lässt sich wie auch schon beim „Ramp control“ ohne großes Mühe sehr schnell der komplette Charakter der Gabel an die persönliche Vorliebe oder aber das aktuelle Gelände anpassen. Systembedingt ermöglicht diese Einstellung bei voller Umdrehung (volle 8 Klicks) ein Lockout, welches über ein Überdruckventil abgesichert ist.

# Kurze Kantenklatsch-Session? - Wenn man auf dem Trail schnell mal etwas mehr Progression braucht kann dies sehr simpel ohne Werkzeug von außen erledigt werden.

Stärken & Schwächen

Die schnelle und simple Möglichkeit der Anpassung ans Gelände scheint gleichzeitig auch die Crux dieser Gabel zu sein. Wir ertappten uns dabei, die Einstellung weit öfters anpassen zu müssen, um die ideale Leistung von der Gabel im wechselnden Gelände einer längeren Ausfahrt zu bekommen. Andere Hersteller bieten hier eine Abstimmung, die zwar nicht das große Spektrum der Stage abdeckt, aber in einer einmal gefundenen Einstellung mit unterschiedlicheren Bedingungen gut klarkommt. Wer hier eine weniger universelle Abstimmung sucht und gerne öfters Anpassungen macht, erfreut sich eines sehr breiten Einstellbereichs.

Im Ansprechverhalten punktete die MRP Stage mit niedriger Losbrechkraft. Dies sorgte aber auch für ein kontinuierliches Wippen welches nur durch eine hohe Einstellung oder das Lockout der Gabel unterbunden werden konnte.

# Mit Vollgas durch das Blättermeer
# 160 mm Federweg – aber intern anpassbar - 140 – 170 mm deckt die Stage in dieser Ausführung ab.

MRP Ramp Control

Die sogenannte Ramp Control lässt sich in 16 Positionen einstellen und kontrolliert die Vorspannung auf das Ventil zwischen der unteren und der oberen Luftkammer. Dadurch kann reguliert werden wie schnell die Luft zwischen diesen beiden Kammern fließen kann. Hiermit soll bei schnellen, harten Kompressionen ein strafferes Verhalten erzielt werden.

# MRP Ramp Control

Fazit

Kann MRP ein Alternative zu den Platzhirschen sein? Jeder Fahrer hat andere Vorlieben und nicht selten hört man bei einem Bike-Tausch Aussagen wie: „Wie kannst du das so hart / weich / schnell / langsam fahren?“ Viele Hersteller bieten glücklicherweise mittlerweile eine solide Grundabstimmung, einen (zumeist) relativ großen Einstellbereich von außen und die simple Anpassung des Luftkammervolumens via Tokens/Volumenspacer an. Somit ist es möglich, fast jeden Hersteller für jeden Fahrer passend zu machen.

MRP hat mit der Stage eine gute Grundabstimmung geschafft, welche einen Großteil der Fahrer glücklich machen dürfte. Insbesondere die externe Anpassungsmöglichkeit der Progression hat uns sehr gut gefallen, weil man hier mit einem kleinen Handgriff die Gabel auf flachere oder steilere Strecken abstimmen kann. Wen es nicht stört, diese etwas öfter zu verwenden um immer im richtigen Modus zu sein, der wird in der MRP Stage eine Gabel finden, die breit abstimmbar ist für eine gute Fahrleistung und super Ansprechverhalten sorgt.

Wer hat getestet?

Testerprofile

Testername: Jens Staudt
Körpergröße: 190 cm
Gewicht (mit Riding-Gear): 92 kg
Schrittlänge: 91 cm
Armlänge: 58 cm
Oberkörperlänge: 56 cm
Gesteste Radgröße: Large (445 mm Reach) mit 60 mm Vorbau

Beschreibe deinen Fahrstil kurz und knackig: Schnellste Linie, auch wenn es mal ruppig ist
Was fährst zu hauptsächlich (Trail, Enduro ect.): Singletrails, sprunglastiger Localspot, Freeride, DH
Besondere Vorlieben bzgl. Fahrwerk: Straff, gutes Feedback vom Untergrund, viel Druckstufe, progressive Kennlinie
Besondere Vorlieben bzgl. Rahmen: Kettenstreben nicht zu kurz ( ca. 430 mm), Lenkwinkel tendenziell eher flacher


Testername: Nathan Engels
Körpergröße: 180 cm
Gewicht (mit Riding-Gear): 75 kg
Schrittlänge: 79 cm
Armlänge: 55 cm
Oberkörperlänge: 54 cm

Beschreibe deinen Fahrstil kurz und knackig: Gerne auf Linie und wenn eine Wurzel zum Abziehen einlädt, nehme ich diese Einladung gerne an
Was fährst zu hauptsächlich (Trail, Enduro ect.): Singletrails, sprunglastiger Localspot, Freeride, DH
Besondere Vorlieben bzgl. Fahrwerk: Straff, gutes Feedback vom Untergrund, viel Lowspeed-Druckstufe, progressive Kennlinie
Besondere Vorlieben bzgl. Rahmen: Kettenstreben gerne kurz ( ca. 430 mm), Sitzdom nicht zu hoch


Weitere Informationen

Website: www.mrpbike.com/stage
Text & Redaktion: Jens Staudt | MTB-News.de 2015
Bilder: Jens Staudt, Bärbel Dangel

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