Evil The Wreckoning – kurz & knapp
„The Wreckoning wraps The Following and the Downhill Bike in one bike. It’s designed for maximum destruction.“ – Kevin Walsh, Evil Bike Inhaber
Evil schreibt dem Wreckoning eine extreme Bandbreite zu: Das Rad soll für Enduro-Rennen genauso geeignet sein, wie für den Einsatz im Bike Park, riesige Sprünge und heftiges Gelände. Das Wreckoning soll mit seiner aggresiven Geometrie, den 29″-Laufrädern und 161 mm Federweg am Heck die perfekte Symbiose aus dem Trailbike The Following und dem Downhiller Undead sein – also gleichermaßen Trail-Monstertruck und Downhill-Geschoss. Große Worte, aber immerhin schließen die Amerikaner von vornherein den Cross-Country-Einsatz augenzwinkernd aus.
- Vollcarbon-Rahmen mit integriertem Schlagschutz und Kettenführung
- Delta Link-Hinterbau von Dave Weagle
- Sag-Indikator an der Wippe
- Geometrieverstellung durch drehbare Einsätze am Hinterbau
- optionaler Winkelsteuersatz
- Laufradgröße: 29″
- Federweg vorne: 160 mm
- Federweg hinten: 161 mm
- Boost-Standard vorne und hinten
- 34,9 mm Sattelrohr-Durchmesser
- BSA-Tretlager
- 216 x 63 mm Dämpfer-Einbaumaß
- ISCG 05-Aufnahme
- 4 Größen: S, M, L, XL (getestet, 14,15 kg)
Preis: $ 2.899 (UVP Rahmenset), $ 7.248 (UVP inkl. 170 mm Reverb), $ 7.473 (UVP inkl. 170 mm Reverb + Vivid Air) | Bikemarkt: Evil Wreckoning kaufen

Evil The Wreckoning – Technische Daten
Rahmendetails
Am Evil The Wreckoning gibt es neben dem Vollcarbon-Rahmen mit Eingelenk-Hinterbau und interner Leitungsführung zahlreiche weitere Details zu entdecken. Im vordersten Drehpunkt des sogenannten Delta-Hinterbausystems befindet sich ein kleiner Einsatz, der es ermöglicht, den empfohlenen Sag von 30 % abzulesen. Der Einsatz wird nach vorne geschoben. Nach dem Be- und Entlasten des Fahrwerks bleibt er an der Stelle stehen, wo sich der Hebel maximal befand. Ein kleines Laserlogo hilft dann bei der optischen Überprüfung (gute Augen vorausgesetzt).
Ein extrem interessantes Eigenheit des Evil The Wreckoning ist die Anpassbarkeit des Rahmens. Lenkwinkel und Tretlagerhöhe können je nach persönlicher Vorliebe und Terrain verändert werden. Dafür dreht man einfach zwei Aluminium-Bauteile am Hinterbau. Das senkt das Tretlager um 9 mm ab und macht den Lenkwinkel 0,6° flacher.

Wem das noch nicht ausreicht, kann etwas mehr Aufwand betreiben und die Steuersatzschalen austauschen. Hier gibt es von Evil selbst Schalen, die den Lenkwinkel um -1° oder +1° verstellen. Noch mehr Anpassungswünsche gefällig? Auch beim Fahrwerk gibt es ab Werk drei Optionen:
- RockShox Monarch Plus RC3 DebonAir
- RockShox Vivid R2C
- Push 11.6 Stahlfederdämpfer
Obwohl das The Wreckoning ein Eingelenker ist, wird der Dämpfer des Evils über zwei weitere Umlenkungen angesteuert. Das sogenannte Delta-Hinterbausystem von Kinematik-Guru Dave Weagle soll für optimale Übersetzungsverhältnisse durch den Federweg hindurch sorgen. Auf das Fahrwerk übertragen, soll dies in einem sehr satten Fahrgefühl im ersten Federwegsbereich spürbar sein. Im mittleren Federwegsbereich erhält man mehr Gegenhalt, zum Ende hin dann eine starke Progression. Im Detail und mit vielen Ausschmückungen ist dies auch auf der Evil-Webseite nachlesbar.
Geometrie
“Low” und “X-Low” nennt Evil die beiden Geometriepositionen am The Wreckoning, die sich einstellen lassen – und die Namen sind Programm. Mit einem Lenkwinkel von 65,5° und einer Tretlagerhöhe von 339 mm in der X-Low-Position bietet das The Wreckoning eine durchaus aggressive Geometrie. Erhältlich ist das Evil The Wreckoning in vier Größen von S bis XL.
S – Low | S – X-Low | M – Low | M – X-Low | L – Low | L – X-Low | XL – Low | XL – X-Low | |
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Oberrohrlänge | 604 mm | 604 mm | 624 mm | 624 mm | 647 mm | 647 mm | 671 mm | 671 mm |
Sitzrohrlänge | 390 mm | 390 mm | 425 mm | 425 mm | 460 mm | 460 mm | 495 mm | 495 mm |
Lenkwinkel | 66,1° | 65,5° | 66,1° | 65,5° | 66,1° | 65,5° | 66,1° | 65,5° |
Steuerrohrlänge | 104 mm | 104 mm | 114 mm | 114 mm | 127 mm | 127 mm | 139 mm | 139 mm |
Sitzwinkel | 74,8° | 73,9° | 74,8° | 73,9° | 74,8° | 73,9° | 74,8° | 73,9° |
Tretlagerhöhe | 348 mm | 339 mm | 348 mm | 339 mm | 348 mm | 339 mm | 348 mm | 339 mm |
Kettenstrebenlänge | 430 mm | 431 mm | 430 mm | 431 mm | 430 mm | 431 mm | 430 mm | 431 mm |
Radstand | 1161 mm | 1162 mm | 1182 mm | 1183 mm | 1207 mm | 1208 mm | 1232 mm | 1233 mm |
Reach | 415 mm | 415 mm | 432 mm | 432 mm | 452 mm | 452 mm | 472 mm | 472 mm |
Stack | 627 mm | 627 mm | 636 mm | 636 mm | 648 mm | 648 mm | 659 mm | 659 mm |
Ausstattung
Das Evil The Wreckoning ist in zwei Ausstattungsvarianten erhältlich, deren Unterschiede sich vor allem auf den Antrieb und die Anbauteile belaufen. Das Fahrwerk kommt in beiden Fällen aus dem Hause RockShox: Vorne sorgt die langhubige Lyrik RCT3 mit 160 mm Federweg für Kontrolle. Standardmäßig kommt das The Wreckoning mit einem RockShox Monarch Plus RC3 Debonair-Luftdämpfer, gegen Aufpreis sind auch andere Optionen verfügbar. Wir haben die teurere X01-Variante getestet.
Variante | X01 Eagle | X1 |
Dämpfer | RockShox Monarch Plus RC3 Debonair | RockShox Monarch Plus RC3 Debonair |
Steuersatz | FSA Integriert | FSA Integriert |
Federgabel | RockShox Lyrik RCT3, 160 mm | RockShox Lyrik RCT3, 160 mm |
Lenker | RaceFace Sixc Carbon, 35mm Rise, 800 mm Breite | RaceFace Chester, 35 mm Rise, 780 mm Breite |
Vorbau | RaceFace Atlas 35mm | RaceFace Æffect 40 mm |
Griffe | Evil Lock On | Evil Lock On |
Bremsen | SRAM Guide RSC 180/180 | SRAM Guide R 180/180 |
Schaltwerk | SRAM X01 Eagle | SRAM X1 |
Schalthebel | SRAM X01 Eagle | SRAM X1 |
Kassette | SRAM XG-1295 Eagle 10-50T | SRAM XG-1175 10-42T |
Kette | SRAM X01 Eagle | SRAM PCX1 |
Kurbel | SRAM Eagle X0 Carbon, 34T | RaceFace Aeffect SL, 30T |
Tretlager | SRAM GXP | RaceFace BSA |
Laufradsatz | RaceFace Turbine R | RaceFace Æffect R |
Reifen | WTB Vigilante 29"x2,3" | WTB Vigilante 29"x2,3" |
Sattelstütze | RockShox Reverb Stealth (S: 125 mm, M: 150 mm, L,XL: 170mm) | RockShox Reverb Stealth (S: 125 mm, M: 150 mm, L,XL: 170mm) |
Sattel | WTB Volt Pro | WTB Volt Pro |


Evil The Wreckoning – In der Hand
Do you enjoy making bad decisions and want to ride with wreckless abandon, but fear the consequences. Erase your mistakes and force any trail into submission with the Wreckoning. A 161 mm Delta System traction factory with monster truck wheels that keeps out of control in control. – The day of The Wreckoning
Geboren aus einer unheilvollen Kombination der beiden Evil-Bikes The Following und Undead knüpf das Wreckoning an eine durchaus markante Namensgebung an: Das Wortspiel aus wreck (Das Wrack, das Unglück) und reckoning (die Abrechnung) verspricht ein Bike, das vermutlich nicht für den gemütlichen Sonntagsausflug am Isar-Ufer gedacht ist.
Diese Ankündigung wird unterstrichen vom gesamten Erscheinungsbild – über die babyblaue Farbe sehen wir hinweg, schließlich gibt es das The Wreckoning auch noch in Gun Metal-Grau. Im Stand wirkt das Evil massiv. Insbesondere der voluminös ausgeführte Hinterbau und das markante Steuerrohr stechen ins Auge. Beim Blick auf die Umlenkung kneift man unweigerlich die Augen zusammen und überlegt, wie sich wohl welches Bauteil in welche Richtung bewegen wird.

Abgesehen von der intern geführten Leitung der Sattelstütze verlaufen die restlichen Kabel sehr unauffällig unterhalb des Oberrohrs. Das ist nicht nur schick, sondern auch sehr praktisch bei Umbau-Arbeiten. Wer sich für einen RockShox Vivid Air am Heck entscheidet, sollte sehr dünne Finger sein Eigen nennen. Um die Beginning-Stroke–Zugstufe zu verstellen, muss man ans untere Ende des Dämpfers. Diese befindet sich hinter den Umlenkhebeln in Richtung Tretlager.
Evil The Wreckoning – Auf dem Trail
Uphill
Ist man gewillt es im Uphill gemütlich angehen zu lassen, dann kann man mit dem Evil The Wreckoning auch bergauf fahren. Zu Sprint-Einlagen wird man aber sicher nicht motiviert.
Nur weil man ein Bike den Berg hinauf treten kann, bedeutet das noch lange nicht, dass es immer eine Freude ist. Dicke Reifen mit hohem Rollwiederstand und eine hohe Front lassen einen auf dem Evil The Wreckoning mehr Arbeit verrichten, als einem manchmal lieb wäre. Der sehr flache Sitzwinkel stellt Fahrer mit langen Beinen und einem entsprechenden Sattelauszug vor eine unangenehme Tatsache: Selbst bei der maximalen Verstellung von -12° an der RockShox Reverb drückt der Sattel auf steilen Anstiegen in sensible Körperregionen. Das quittierten diese gerne mit “Wir spüren uns später wieder …”. Testfahrer mit einer Schrittlänge von unter 90 cm hatten hier weniger Probleme. Große Fahrer sollten sich allerdings einen Sattel suchen, der zur Nase hin etwas stärker abfällt.
Den Weg auf den Berg sollte man auf dem Evil einfach etwas gelassener sehen. Man kommt fast überall hinauf, nur eben etwas langsamer. Der Hinterbau bleibt erstaunlich ruhig und man kann sich – je nach Dämpferoption – das Uphill-Leben etwas mehr Low Speed-Druckstufe leichter machen. Da die Kette direkt durch den Drehpunkt des Hinterbaus läuft, wippt dieser fast gar nicht.

Downhill
Bergab wird die Erinnerung an die Mühen des Uphills sofort gelöscht. Wie bei jedem Testbike tasten wir uns langsam an den Grenzbereich ran, um keine unangenehmen Überraschungen zu erleben. Beim Evil The Wreckoning hätten wir ruhig sehr viel heftiger einsteigen können. Rückblickend betrachtet wäre es bei den niedrigen Geschwindigkeiten zu Beginn wohl ohne weiteres möglich gewesen, in bester Enduro-Manier einen Cappucino in der Hand spazieren zu fahren – so sicher und satt liegt das The Wreckoning auf dem Trail.
Das Evil The Wreckoning schreit nach Steinfeldern, Wurzelteppichen, Steilabfahrten, Drops, Gaps und Huck to Flats.
Im Downhill verlangt das Wreckoning mehr und noch mehr Geschwindigkeit. Flowige Singletrails mit geringem technischen Anspruch an Fahrer und Material sind in keinster Weise der Untergrund, auf dem man das Wreckoning bewegen sollte. Natürlich kann man das. Aber wieso sollte man? Das Evil The Wreckoning schreit nach Steinfeldern, Wurzelteppichen, Steilabfahrten, Drops, Gaps und Huck to Flats.


Hat man das passende Setup gefunden und bringt dem Bike das entsprechende Vertrauen entgegen, wird man mit dem The Wreckoning in eine völlig neue Dimension vordringen – egal ob bei der Linienwahl, der Geschwindigkeit oder der Wahl der Strecke (Double Black Diamond, bitte!). Die nicht gerade leichte und eher grobe Ausstattung, die den Weg nach oben erschwert hat, ergibt plötzlich einen Sinn, wenn man auf sonst so respekteinflößenden Steinfelder zuschießt, die andere Bikes zur Verzweiflung treiben. Entspannen, Fersen tief halten und das Evil The Wreckoning frisst sie einfach auf. Dabei schenkt einem der Hinterbau das Gefühl von schiert unendlichem Federweg. Wer hier tatsächlich einen Durchschlag erreicht, hat immerhin die Bestätigung, das The Wreckoning in ernsthafter Downhill-Renngeschwindigkeit zu bewegen. Um eine Balance zur Front zu erreichen, stockten wir dort auf vier Tokens auf.
Wer hier tatsächlich einen Durchschlag erreicht, hat immerhin die Bestätigung, das The Wreckoning in ernsthafter Downhill-Renngeschwindigkeit zu bewegen.
Hier ist es zu Hause und hier gleicht es einem unerschrockenen Dämon. Mit einer Kettenstrebenlänge von kurzen 430 mm, dem moderaten Reach von 472 mm und 659 mm Stack bei einem 339 mm tiefen Tretlager steht man sehr aufrecht hinter der Front im The Wreckoning. Es fühlt sich aufgrund dieser Überhöung größer an, als es eigentlich ist. Dies trägt maßgeblich zum Sicherheitsgefühl auf dem Rad bei. Beim Zug am Lenker steigt das blaue Geschoss willig aufs Heck und es lassen sich Bunny Hops und Manuals mit Leichtigkeit ziehen. Evil hat es geschafft, bei hohen Geschwindigkeiten eine interessante Gratwanderung aus Laufruhe und Verspieltheit zu vollziehen.
Was das Wreckoning besonders mochte, waren Kurvenfahrten eingeleitet über das Heck. Neigte man das System von hinten in eine Kurve, konnte man getrost auf den Gegenhalt aus der Kinematik bauen und dennoch velor man nie den Grip am Vorderrad. Diese Eigenheit machte es besonders im schnellen Richtungswechsel auf grobem Untergrund interessant. Man lief viel weniger Gefahr in eine Situation zu kommen, bei der man auf der Suche nach Kurvengrip, über seine attackierende Körperposition Druck aufs Vorderrad aufbaut und dann die Konsequenzen tragen muss, weil das Überrollverhalten dadurch schlechter wird und man zu leicht an etwas hängen bleibt. Der Hinterbau generiert dabei einen Pop, den man sehr gut nutzen kann, um das Rad für die nächste Richtung umzulegen.


Übertreibt man es in Kurven dann doch zu sehr, so übersteuert das Evil und löst dabei nie Panik aus. Mit einer Seelenruhe lenkt man gegen und kann getrost auf den Moment vertrauen, an dem sich das Rad wieder fängt. Die Füße mussten wir jedenfalls nicht vom Pedal nehmen. 30 mm breite Felgen mit der stabilen Karkasse der e*thirteen-Reifen ermöglichten Reifendrücke von unter 2 bar, ohne dabei ein undefiniertes Fahrgefühl zu erzeugen. Schäden wie Dellen an den Felgen oder runtergezogenen Reifen traten im Testzeitraum nicht auf.
In Zeiten von immer neuen Hinterbauten mit vollmundigen Versprechen in allen Bereichen ist das Evil ein Sonderling. Trotz aller Umlenkungen am Dämpfer: Das The Wreckoning ist ein Eingelenker. Steinzeit! Unfahrbar! Bremsstempeln, Wippen und andere Sachen, böse Sachen! Oder etwa nicht? Im Fahrbetrieb fielen uns keine dieser Einflüsse als übertrieben stark ausgeprägt oder unangenehm auf.
Wenn das The Wreckoning für eine Sache nicht gebaut ist, dann für langsamen Bergab-Trial.
Ist man auf langsameren, verwinkelten Strecken unterwegs, erfordert das The Wreckoning dem Piloten doch etwas mehr fahrerisches Können ab. Insbesondere die hohe Front, die bei steigenden Geschwindigkeiten viel Sicherheit vermittelt, verlangsamt auf langsamen Trails den Input. Wenn das The Wreckoning für eine Sache nicht gebaut ist, dann für langsamen Bergab-Trial. Das Bike lebt vor allem durch einen dynamischen und aktiven Fahrstil, den es durch seine Geometrie und Kinematik zu belohnen und zu verstärken weiß.
Tuning-Möglichkeiten
“Low” und “X-Low”: Die Benennung der beiden Geometrie-Optionen spricht bereits eine deutliche Sprache. Wir probierten in unserem Test beide Varianten und landeten letztlich bei der extraniedrigen Variante. Warum? Das The Wreckoning ist vom kompletten Rahmenkonzept, von der Geometrie und von der Ausstattung derart auf schnelles Fahren in grobem Gelände ausgelegt, dass man das Rad schlichtweg nicht in seinen Bergab-Möglichkeiten beschränken sollte. Einen Weltcup-Downhiller macht man schließlich auch nicht Uphill-tauglich.
Zwar hat die Low-Position Anstiege etwas erleichtert – vor allem, weil dadurch der Sitzwinkel des Evils steiler wird. Bergab will und muss man jedoch das volle, bösartige Potential des The Wreckoning ausschöpfen. Wer sich für dieses Rad entscheidet, wird den Fokus eher weniger auf den Vortrieb beim Anstieg und eher auf maximale Bergab-Geschwindigkeiten legen. Für moderateren Einsatz hat Evil andere Modelle im Programm.

Nach wenigen Testfahrten war klar, dass dieses Rad nach mehr Geschwindigkeit und härterem Gelände förmlich schreit. Um die Nehmerqualitäten des Fahrwerks zu verbessern und Durchschläge zu verringern, erhöhten wir die Anzahl der Tokens und Volumenspacer in den Federelementen. Letztlich landeten wir in der RockShox Lyrik RCT3 bei 4 von maximal 5 Tokens – ursprünglich war nur ein Token verbaut. Der Monarch am Heck kam standardmäßig ohne Volumenspacer. Für unsere Fahrweise waren allerdings 6 von 7 Spacer ideal. Auch den Vivid Air haben wir im The Wreckoning getestet und sind ihn mit 4 von maximal 8 möglichen Volumenspacern gefahren. Der Monarch erleichterte zwar durch die Möglichkeit, ihn via Hebel beim Uphill in Ruhe zu versetzen. Und auch im Downhill schlug er sich sehr gut. Insgesamt haben wir jedoch den RockShox Vivid Air am Heck bevorzugt – insbesondere auf groben Strecken hat dieser dem Heck des The Wreckonings das volle und satte Potential entlockt.



Die Bremsanlage an unserem Evil The Wreckoning war unserer Meinung nach für den Einsatzzweck etwas unterdimensioniert. Bei aberwitzigen Geschwindigkeiten durch gröbstes Gelände war die notwendige Bremspower nur kurzzeitig gegeben. Die SRAM Guide RSC mit 180 mm Scheiben an Front und Heck sowie organischen Bremsbelägen büßte bei harten Abfahrten nicht nur kontinuierlich Bremskraft ein, sondern hatte mit starkem Fading zu kämpfen. Ein starker Gestank begleitete das Phänomen. Wer das Evil entsprechend seines Einsatzzwecks bewegt, sollte entweder auf 200 mm große Bremsscheiben mit metallischen Belägen wechseln oder direkt eine Guide RE oder Code verbauen.
Haltbarkeit
Egal wie hart der Enduro-Trail oder die Downhill-Strecke war, die das Evil The Wreckoning meistern musste: Der Rahmen war nie überfordert. Abzüge mussten wir jedoch als Allwetterfahrer machen: Die Reifenfreiheit ließ etwas zu wünschen übrig. Bei klebrigen, matschigen oder sehr losen Bodenverhältnissen schleift man mit Stollenreifen immer etwas Botanik durch die Schwinge. Das machte sich beim Wreckoning nicht nur durch störende Geräusche bemerkbar. Vor allem litt der Lack auf Dauer darunter. Wer gerne im Matsch spielt, sollte einen etwas schmaleren Reifen als den wirklich breiten e*thirteen montieren.

Ob es an der (zu) harten Fahrweise lag wissen wir nicht genau – der RockShox Monarch Debon Air hatte im Evil The Wreckoning jedenfalls kein allzu lang währendes Glück. Nach knapp 50 km zog sich der Dämpfer zusammen und steckte fest. Auch ein Aufpumpen auf den Maximaldruck half nicht, um den Hub zurückzugewinnen. Nach dem Service durch den Hersteller verhielt sich der Dämpfer anschließend unauffällig und zuverlässig.
Fazit – Evil The Wreckoning
Das Evil The Wreckoning ist das Bike, vor dem euch eure Mütter immer gewarnt haben. Genügend Mut vorausgesetzt verführt es den Fahrer in brachialem Gelände zu wahnwitziger Linienwahl. Bergauf bezahlt man zum Beispiel für die groben Reifen zwar mit mehr Körnern als auf anderen Bikes derselben Kategorie, wird dafür aber bei der Abfahrt fürstlich entlohnt. Selbst im Drift über schmierige Steinfelder vermittelt das The Wreckoning eine schlafwandlerische Sicherheit. Ein derart potentes 29er sucht derzeit seinesgleichen – vergeblich. Zusätzliche Volumenspacer in den Federelementen sind ebenso Pflicht wie eine stärkere Bremsanlage, um das wilde, böse Biest zu zähmen.
The Wreckoning – Pro / Contra
Stärken
Schwächen

Testablauf
Hier haben wir das Evil The Wreckoning getestet
- Albkante: Schnelle Trails, steinig und wurzelig, teilweise steil
- Heidelberg: Steiles, steiniges und teilweise grobes Terrain
- Weiteres Testgelände: Frische, lockere Singletrails, große Sprünge
Testerprofile
- Testername: Jens Staudt
- Körpergröße: 190 cm
- Gewicht (fahrfertig): 95 kg
- Schrittlänge: 91 cm
- Armlänge: 61 cm
- Oberkörperlänge: 56 cm
- Fahrstil: Schnellste Linie, auch wenn es mal ruppig ist
- Ich fahre hauptsächlich: Singletrails, sprunglastiger Local Spot, Freeride, DH
- Vorlieben beim Fahrwerk: Straff, gutes Feedback vom Untergrund, viel Druckstufe, progressive Kennlinie
- Vorlieben bei der Geometrie: Kettenstreben nicht zu kurz (ca. 430 mm oder gerne länger), Lenkwinkel tendenziell eher flacher
- Testername: Jonathan Kopetzky
- Körpergröße: 175 cm
- Gewicht (fahrfertig): 70 kg
- Schrittlänge: 79 cm
- Armlänge: 51 cm
- Oberkörperlänge: 49 cm
- Fahrstil: Aggressiv und verspielt
- Ich fahre hauptsächlich: DH sprunglastig, auch Dirt, eigentlich alles Hauptsache Rad dabei
- Vorlieben beim Fahrwerk: Straff und schnell
- Vorlieben bei der Geometrie: Langes Oberrohr, Hinterbau je nach Einsatzgebiet
- Testername: Christoph Spath
- Körpergröße: 190 cm
- Gewicht: 65 kg
- Gewicht (fahrfertig): 70 kg
- Schrittlänge: 94 cm
- Armlänge: 60 cm
- Oberkörperlänge: 49 cm
- Fahrstil: Schnell bergauf und bergab, sauber, selten überm Limit
- Ich fahre hauptsächlich: Von Dirt Jump über Trail und Enduro bis Downhill, gerne schnell, in grobem Gelände und mit viel Luftstand
- Vorlieben beim Fahrwerk: Viel Low Speed-Compression am Dämpfer, Front etwas straffer als das Heck, hinten gerne progressiv
- Vorlieben bei der Geometrie: Vorne lang, hinten je nach Einsatzbereich kurz bis mittellang, flach
Um euch den bestmöglichen und breitesten Testeindruck zu bieten, fahren immer mehrere Tester ein Bike. Neben den aufgeführten Testern mit detaillierten Profil arbeiten wir immer mit weiteren Fahrern unterschiedlicher Könnerstufen, Gewichte, Körpergrößen sowie Vorlieben zusammen. Im direkten Dialog stellen wir das richtigen Setup sicher und dokumentieren in gemeinsamen Ausfahrten die Eindrücke. Dies stellt sicher, dass wir alle Eigenheiten eines Bikes in allen Bereichen beurteilen können.
Weitere Informationen zum Testablauf findet ihr im Eröffnungsartikel.
Weitere Informationen
Website: www.evil-bikes.com
Text & Redaktion: Jens Staudt, Jonathan Kopetzky, Christoph Spath | MTB-News.de 2017
Bilder: Jens Staudt, Jonathan Kopetzky
102 Kommentare
» Alle Kommentare im ForumB+ ist was für Hardtails. Beim Fully und erst recht bei langem Federweg spielt das B+ keine Vorteile aus, dafür aber die Nachteile durch hohe ungefederte Masse und undefiniertes Handling.
Also plus geht da sicher nicht rein......
Dann vielen dank für die Info,650b+ abgehakt
Servus Jungs und Mädels,

ich würde gerne meinen L Rahmen gegen einen M Rahmen tauschen.
Meldet euch
Ich schreibe es hier Mai rein.
Habe noch ein neues Schaltauge fürs Wreckoning, würde ich für 13€ abgeben
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