Bulls Black Adder im Test: Die ganz großen Erfolge feierte das Bulls Black Adder bisher nur auf der Langdistanz – Siege beim Cape Epic, bei der Transalp und bei der deutschen Marathon-Meisterschaft sind eine durchaus beeindruckende Bilanz. Doch auch auf den Cross Country-Strecken dieser Welt kann das Rad schnell unterwegs sein. Im neuen Zebra-Design kam das Bike 2017 auf den Markt und soll in den kommenden Jahren für Furore sorgen. Wir haben das Bulls Black Adder auf Herz und Nieren geprüft!
Bulls Black Adder – kurz & knapp
Die Anforderungen an ein XC-Hardteil für den Renneinsatz sind in den vergangenen Jahren enorm gestiegen. Die Rennstrecken dieser Welt werden immer technischer, sodass die Rahmengeometrien an diese Umstände angepasst werden müssen. Gleichzeitig sollen die Bikes stets maximalen Vortrieb und ordentlich Komfort bieten. Bulls hat deshalb beim Black Adder an einigen Stellschrauben gedreht, die Geometrie den neuen Anforderungen angepasst und auch konstruktiv einiges am Rahmen im Vergleich zum Vorgänger überarbeitet. Damit soll das Black Adder auch in Zukunft im Rennzirkus auf Titeljagd gehen!
- 29“-Hardtail für den XC Race- und Marathon-Einsatz
- neu konzipierter Carbonrahmen mit verstärktem Antriebsbereich für maximalen Vortrieb
- angepasste Rahmengeometrie für mehr Komfort, Agilität und Sicherheit
- erhältlich in 4 Rahmengrößen: S (41 cm), M (44 cm), L (48 cm) (getestet), XL (54 cm)
- Gewicht: 9,27 kg (Größe L)
Preis: 6.199 € (UVP) | Bikemarkt: Bulls Black Adder Team Di2 kaufen
Technische Daten
Geometrie
Im Hause Bulls hat man bei der Entwicklung des neuen Race-Hardtails vor allem auf die Punkte Gewicht, Steifigkeit, Agilität und Komfort viel Wert gelegt. Mit einem Rahmengewicht von circa 950 Gramm schaffen die Kölner auf jeden Fall den Sprung in die Gewichts-Königsklasse der modernen Hardtails. Gleichzeitig sorgt ein neu entworfener Tretlagerbereich für eine effizientere Kraftübertragung. Dadurch soll ein maximaler Vortrieb gewährleistet werden.
Aber auch speziell an der Geometrie wurde einiges geändert: Der Sitzwinkel des neuen Bulls Black Adder liegt nun bei 73,5° in unserer getesteten Rahmengröße. Filigrane Sitzstreben sowie ein flacheres Oberrohr sollen den Komfort deutlich verbessern, sodass der Sportler auf dem Bike wertvolle Kraft im Wettkampf sparen kann. Außerdem wurden das Oberrohr verlängert und der Radstand verkürzt, damit sich das Bulls Black Adder auf dem Trail möglichst wendig und agil verhält. Zu guter Letzt sorgt ein leicht verkürztes Steuerrohr für ein niedrigeres Cockpit – ideal für eine sportliche Fahrposition.
41 cm | 44 cm | 48 cm | 54 cm | |
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Sitzrohrlänge | 410 mm | 440 mm | 480 mm | 540 mm |
Oberrohrlänge | 575 mm | 595 mm | 620 mm | 640 mm |
Steuerrohr | 95 mm | 100 mm | 110 mm | 140 mm |
Lenkwinkel | 70,5° | 70,5° | 70,5° | 71,0° |
Sitzwinkel | 74,0° | 73,5° | 73,5° | 73,0° |
Kettenstreben | 430 mm | 435 mm | 435 mm | 440 mm |
Radstand | 1066,5 mm | 1088,2 mm | 1113,7 mm | 1130,4 mm |
Stack | 619 mm | 619 mm | 628 mm | 654 mm |
Reach | 398 mm | 412 mm | 434 mm | 440 mm |
Tretlageroffset | 65 mm | 60 mm | 60 mm | 55 mm |
Ausstattung
Getestet haben wir das Bulls Black Adder in der Team Di2-Ausstattung – und wie der Name schon andeutet, wird hier elektrisch geschaltet! Eine Shimano XTR Di2-Gruppe sorgt für effiziente Gangwechsel. In unserem Vergleichstest ist das Bulls Black Adder das einzige Modell mit einem 2-fach-Antrieb (2×11). Auch die Bremsen gehören der Edel-Gruppe aus dem Hause Shimano an, während Bulls beim Federelement auf die Upside-Down-Gabel RS1 von RockShox setzt. Wie es sich für eine absolute Rennmaschine gehört, ist das Bulls Black Adder auch mit konkurrenzfähigen Laufrädern bestückt: Die DT Swiss XRC 1200 Spline-Laufräder aus Carbon sollen einen optimalen Kompromiss aus geringem Gewicht und hoher Steifigkeit bieten und so den Endkunden überzeugen. Der Lenker und der Vorbau stammen von FSA.
Ein interessantes Anbauteil am Bulls Black Adder ist außerdem die eigens entwickelte Sattelstütze, die mit ihrer ovalen Form deutlich erhöhten Flex bieten soll. Um die Stütze allerdings optimal im Sitzrohr festklemmen zu können ist ein spezieller Keil notwendig. Dieser gleicht die leicht ovale Form aus, damit man die Sattelstütze im runden Sitzrohr einwandfrei befestigen kann.
Gabel | Rock Shox RS-1, 110mm |
Steuersatz | Acros AZX-212 |
Vorbau | FSA K-Force |
Lenker | FSA K-Force 700mm |
Griffe | T-One Deja Vu |
Sattelstütze | BULLS Duroflex |
Sattel | Fizik Tundra M3 |
Schalthebel | Shimano XTR Di2 SL-M9050, 2x11-fach |
Schaltwerk | Shimano XTR Di2 RD-M9050-GS Shadow Plus, 2x11-fach |
Kurbelsatz | Shimano XTR FC-M9020-2 36/26 Zähne, 2x11-fach |
Innenlager | Shimano XTR SM-BB94-41A Press Fit |
Kette | Shimano XTR CN-HG901-11 |
Kassette | Shimano XTR CS-M9001 11-40 Zähne |
Bremsen | Shimano XTR BR-M9000 180/160mm Scheiben |
Laufräder | DT Swiss XRC 1200 Spline |
Bereifung | Schwalbe Rocket Ron/Thunder Burt 2.25" |
In der Hand
Gespannt packen wir das Bulls aus dem Karton aus, als es frisch bei uns eingetroffen ist. Schließlich erscheint das Black Adder 2017 erstmal im Zebra-Design, das unter anderem für Karl Platt und Co. speziell für das Cape Epic in Südafrika entworfen wurde. Und das Bike kann auf den ersten Blick die hohen Erwartungen erfüllen: Der Rahmen ist rein optisch betrachtet gelungen und die Übergänge an den Knotenpunkten sind sauber und filigran verarbeitet. Zusätzlich sticht natürlich sehr schnell die RockShox RS1 ins Auge. Doch in der Mountainbike-Szene hat man sich inzwischen schon längst an den Anblick der Upside-Down-Gabel gewöhnt – ob man diese Federung optisch gelungen findet oder nicht liegt dabei immer noch bei der Ansicht des Betrachters. Unter dem Strich hinterlässt das Bulls einen sehr edlen Eindruck. Dazu trägt auch die elektronische Shimano Di2-Schaltgruppe bei.
Auf dem Trail
Uphill
Schon auf den ersten Trail-Metern fühlt man sich sehr wohl an Board des Bulls Black Adder. Die Geometrie ist sehr gut abgestimmt, sodass man als Fahrer stets eine angenehme Sitzposition einnehmen kann. Individuell kann jeder Biker noch Kleinigkeiten wie beispielsweise die Höhe des Cockpits für sich passend einstellen. Doch das Gesamtkonzept der Geometrie ist den Kölnern auf alle Fälle sehr gut gelungen.
Im Uphill zeigt sich das Bulls Black Adder von seiner besten Seite: Fast mühelos klettert es die Berge hinauf. Weder auf technisch schweren Anstiegen, noch auf einfacheren Forstwegen lässt sich das leichtfüßige Zebra schwer steuern und überzeugt auf ganzer Linie. Die Shimano Di2-Gruppe leistet dabei stets einen einwandfreien Job und hilft mit dem 2-fach-Antrieb vor allem Bikern, die gerne mit einer hohen Trittfrequenz fahren oder denen in kurzen, steilen Rampen etwas die Kraft fehlt. Auch in Sprints und bei kraftvollen Antritten glänzt das Bulls. Durch einen spürbar steifen Tretlagerbereich sowie leichte und steife DT Swiss XRC 1200 Spline-Laufräder schenkt das Black Adder dem Fahrer zu jeder Zeit das Gefühl, bergauf rasch vorwärts zu kommen.
Doch wie sieht es mit dem Komfort aus? Was kann die neue, eigens entwickelte Sattelstütze aus dem Hause Bulls? Die Antwort: Viel. Sehr viel sogar! Auf holprigem Untergrund absorbiert die ovale Stütze viele kleine, unangenehme Schläge. Das erhöht den Komfort und spart gleichzeitig auch eine Menge Kraft. So viel vorweg: In Sachen Flexibilität war das Bulls in unserem Vergleichstest einsame Spitze!
Downhill
Eine ansprechende Geometrie im Anstieg steht im Widerspruch zu einer, die im Downhill überzeugt? Muss nicht sein! Die Kölner haben es mit dem Black Adder geschafft, eine tolle Mischung aus Agilität, Laufruhe und Sicherheit zu schaffen, die den meisten Cross Country-Fahrern gefallen wird. In schnellen Schotterabfahrten kann das Bulls mit einer angenehmen Laufruhe überzeugen. Auch in High Speed-Abfahrten hat man zu keinem Zeitpunkt das Gefühl, die Kontrolle zu verlieren. Gleichzeitig hinterlässt auch die Wendigkeit des Bulls Black Adder in Spitzkehren und engen, verwinkelten Abschnitten einen positiven Eindruck. Die Konkurrenz von Scott ist in diesem Punkt zwar einen kleinen Schritt voraus. Doch positiv überrascht hat uns, dass trotz der sehr hohen Laufruhe die Agilität beim Bulls Black Adder keinesfalls verloren geht.
Wie bereits erwähnt ist das Rad mit Shimano XTR-Bremsen bestückt, die zu jeder Zeit mit einem angenehmen Druckpunkt überzeugen und der auch im Dauereinsatz stets gleich blieb. Ein weiterer großen Trumpf des Bulls Black Adders ist die verbaute Rock Shox RS1-Gabel: Zwar ist das Upside-Down Federelement aktuell nicht das leichteste auf dem Markt. Doch hinsichtlich des Ansprechverhaltens kommt aktuell keine XC-Gabel an die RockShox-Variante mit der eigenwilligen Optik ran.
Abstriche muss man am Bulls Black Adder bei kleinen Details machen. Ein 2-fach-Antrieb macht für richtige Rennfahrer fast nur noch bei Marathonrennen, beispielsweise in den Alpen, Sinn. Das große Blatt an der Front weist serienmäßig allerdings nur 36 Zähne auf, sodass bei schnellen Abfahrten die Bandbreite nicht größer ist als bei dem 1-fach-Antrieb der Konkurrenz von SRAM. Zusätzlich sorgen die innenverlegten Züge zwar für ein ansprechendes Design. Allerdings liegen diese lose im Inneren des Rahmens und sorgen bei ruppigen Abfahrten für eine laute Geräuschkulisse.
Haltbarkeit
Bei der Haltbarkeit gibt es beim Bulls Black Adder wenig zu bemängeln. Nach einem halben Jahr im Dauereinsatz fährt sich das Bike immer noch einwandfrei. Die Shimano Di2-Schaltung arbeitete stets zuverlässig ohne Vorkommnisse. Der Akku muss dabei circa alle 600 Kilometer neu aufgeladen werden. Auch die Carbon-Laufräder von DT Swiss erwiesen sich als äußerst robust – selbst in richtig hartem Gelände, beispielsweise in Ligurien, hielten sie den großen Steinbrocken stand, obwohl wir uns einmal einen heftigen Durchschlag einfingen.
Fazit – Bulls Black Adder
Es wirkt etwas unscheinbar rein von der Optik, doch Bulls ist mit dem Black Adder ein ganz großer Wurf gelungen. Das Hardtail überzeugte uns in nahezu allen Situationen. Abgesehen von kleinen Details gehört das Bulls Black Adder definitiv zu den besten XC-Hardtails dieses Planeten. Eine angenehme Geometrie im bergauf und bergab, Laufruhe, Spritzigkeit, eine zufriedenstellende Agilität und vor allem ein extrem hohes Maß an Flexibilität und Komfort machen das Black Adder zu einer richtigen Rennwaffe. Chapeau, Bulls – das ist große Klasse!
Stärken
- angenehme Sitzposition
- sehr guter Flex durch die Sattelstütze
- edle und zuverlässige Anbauteile
Schwächen
- großes Kettenblatt ist zu klein gewählt
- klappernde Züge
Testablauf
Hier haben wir getestet:
- Hometrails Schwäbische Alb
- Trailpark Nove Mesto pod Smrkem (Tschechien)
- Trails im Schwarzwald
- Trails in Ligurien (Italien)
- XC-Weltcupstrecke Albstadt
Wer hat getestet?
Tobias Sindlinger
- Körpergröße: 182 cm
- Gewicht: 73 kg
- Fahrstil bergab: zügig, stets bedacht mit dem Blick nach vorne auf die saubere Linie
- Fahrstil bergauf: gleichmäßig, über kurze Rampen meist im Wiegetritt
- Rennerfahrung: hauptsächlich XC (Bundesliga, internationale Rennen)
Gabriel Sindlinger
- Körpergröße: 183 cm
- Gewicht: 73 kg
- Fahrstil bergab: agressiv, mit Blick auf die Idealllinie, verspielt
- Fahrstil bergauf: antrittstark
- Rennerfahrung: Weltcup, Bundesliga, verschiedene Marathonrennen
Christian Schöllhorn
- Körpergröße: 183 cm
- Gewicht: 68 kg
- Fahrstil bergab: flüssige und meist saubere Linie
- Fahrstil bergauf: konstant bei langen Anstiegen, schnellkräftig bei kurzen Rampen
- Rennerfahrung: Bundesliga XC und XCE, Marathonrennen
Bernhard Mast-Sindlinger
- Körpergröße: 180 cm
- Gewicht: 72 kg
- Fahrstil bergab: kontrolliert, aber auch zügig
- Fahrstil bergauf: gleichmäßig, kontrolliertes und zügiges Tempo
- Rennerfahrung: Marathonrennen
Weitere Informationen
Hier findest du alle weiteren Artikel unseres Racehardtails-Vergleichstests 2017:
- Das beste XC-Hardtail 2017: Vier Rennmaschinen im Vergleichstest
- Bulls Black Adder im Test: Allrounder für den Renneinsatz
- Radon Jealous 10.0 SL im Test: Rennmaschine mit Neidfaktor
- Ghost Lector 8 LC im Test: Preis-Leistungs-Knüller für die Rennstrecke
- Scott Scale RC 900 im Test: Goldener Wolf im Schafspelz
Website: www.bulls.de
Text & Redaktion: Tobias Sindlinger | MTB-News.de 2017
Bilder: Jens Staudt
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