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Sweet Protection Bushwhacker Carbon MIPS
Luxus Enduro-Helm aus Norwegen im Test

„Das absolute Highlight der Messe auf dem Helmbereich“ hatte man uns auf der Eurobike versprochen. So richtig erkennen konnten wir das zwar nicht, aber vielleicht würde der norwegische Sweet Protection Bushwhacker Carbon MIPS Enduro-Helm sich ja im Fahreinsatz als „absolutes Highlight“ beweisen. Wir haben den sehr teuren Helm seit kurz nach der Eurobike im Test und schließen mit ihm nun unsere Testwoche ab. In einem abschließenden Vergleichsbericht werden wir nochmals alle Informationen bündeln und die sieben getesteten Helme vergleichen.

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# Unser Testhelm für den Abschluss des großen All-Mountain- und Enduro-Helmtests auf MTB-News.de: Der Sweet Protection Bushwhacker Carbon MIPS in der Farbe „gloss black“

Technische Daten

Hersteller: Sweet Protection
Modell: Bushwhacker Carbon MIPS
Modelljahr: 2014
Kategorie: Fahrradhelm – Halbschale
Einsatzbereich: Trail, All-Mountain, Enduro
Aufbau / Struktur: EPS-Schaum, InMould-Schale, stellenweise Verstärkung durch Carbonschale
Belüftungsöffnungen: 17, dazu 5 Kanäle
Verschluss: Schnappverschluss
Größen: SM, ML, LXL
Gewicht: 385g (ML)
Versionen: Carbon MIPS, Classic
Farben: Blau, Rot, Schwarz, Orange, Grün, Weiß
Preis: 249€ (Classic-Ausführung für 149€ UVP erhältlich)

In der Hand

Nimmt man den Sweet Protection Bushwhacker Carbon MIPS in die Hand, so fällt direkt das recht hohe Gewicht auf. Carbon sorgt hier offenbar nicht für Leichtbau, denn mit 385g ist der Helm alles Andere als leicht. In jedem Fall wirkt er aber sehr solide und bei näherem Hinsehen entpuppt sich die Verarbeitung als einwandfrei. Echtes Carbon und Kunststoff sind im Inmold-Verfahren um den Styropor-Kern geschmolzen. Die Spaltmaße sind gering und gleichbleibend und die Oberflächenqualität kann überzeugen.


# Carbon soll dort verwendet worden sein, wo es zu den größten Belastungen kommt.

Die Carbon-Einlagen sollen wohl das Logo nachahmen, erinnern aber auch an Tribals oder Fischerhaken. Ob man darauf steht ist Geschmackssache. Gleiches gilt für die glänzend schwarzen Oberflächen, bei denen sich zeigen wird, wie lange sie glänzen und wie anfällig sie für Kratzer sind. Ansonsten sind rote Akzente (Logo, Kinnriemen, Visier-Befestigung) schön eingebaut, nur das Gelb-Rot des Verstellmechanismus wirkt etwas ungestylt.

Wie bei den aktuellen Enduro-Helmen üblich ist auch der Bushwhacker im Nackenbereich tief hinunter gezogen, wodurch er den Hinterkopf bei Stürzen besser schützen soll. Um die Sicherheit weiter zu steigern gibt es außerdem zwischen Haltesystem und Helmschale die MIPS-Schutzeinlage, die das Gehirn bei Stürzen vor hohen Belastungen durch Rotationsmomente schützen soll. Die leuchtend gelb gefärbte Zwischenschicht erlaubt auch bei hoher Flächenpressung noch eine Relativbewegung zwischen Kopf und Helmschale und soll so Belastungsspitzen reduzieren, die bei einem Aufprall mit Relativgeschwindigkeit zum Boden auftreten.

Für die Montage von Helmkameras oder -lampen bietet der Sweet Protection Bushwhacker Carbon MIPS großzügige Flächen. Die reduzierte Anzahl an Belüftungsöffnungen zeigt hier ihre Vorzüge und ermöglicht die einfache Montage von Klebepads und oder Klettbändern.


# Schön: Die geschlossene Kante beugt Macken vor

Auf dem Kopf

Genug über Äußerlichkeiten sinniert, setzen wir die Schüssel einmal auf: Zack, Größe M-L passt mir bei 57 cm Kopfumfang wie angegossen. Über die zwei sehr kleinen, etwas fummeligen Schieber ziehe ich auch noch den tief sitzenden Rahmen eng, und das Teil umschließt meinen Hinterkopf sehr gut. Das Visier lässt sich leicht neigen, viel Spielraum für Anpassungen ist jedoch nicht vorhanden.


# Die Glanzlack-Optik hält leider nur, wenn man den mitgelieferten Transportbeutel fleißig nutzt.

Bei hohen Temperaturen zeigt sich die Belüftung akzeptabel. Die an sich recht kleinen Lüftungsöffnungen sind intern über Kanäle miteinander verbunden, so dass je nach Frisur eine gute Wärmeabfuhr erreicht werden kann. Generell haben wir aber auch einige luftigere Helme im Test gehabt (POC, Specialized, GT). Der Kinnriemen mit Klickverschluss tut seinen Job, genau wie jeder andere auch. Leider ist die Einstellung aber auch wie an jedem billigen Helm umständlich und suboptimal. Hier ist der deutlich günstigere Specialized deutlich außergewöhnlicher und praktischer aufgestellt.


# Die Belüftung ist etwas besser, als sie aussieht – mehr als Durchschnitt aber auch nicht.

Für bestmöglichen Schutz wartet der Sweet Protection Bushwhacker Carbon MIPS mit guter Passform und dem tief gezogenen Heck auf. Innendrin steckt zusätzlich das MIPS-System. Bei der Verwendung einer schweren Helmkamera hat dieses zusätzliche Sicherheitsfeature dazu geführt, dass die Helmschale leichter wackeln kann. Sicherheit ist zweifellos wichtiger als wackelfreie Aufnahmen, bei anderen MIPS-Helmen ist uns das jedoch nicht in dieser Form aufgefallen. Ein Fliegengitter gibt es übrigens nicht, was den Helm für jeden, der schon einmal so einen Insektenstich erlitten hat, wohl aus der engeren Auswahl wirft – oder individuelle Lösungen erfordert, die bei einem derart hochpreisigen Helm jedoch eher schwer zu akzeptieren sind.


# Der Helm ist am Hinterkopf weiter herunter gezogen.

Auch die Carbon-Einsätze sollen nicht nur Deko, sondern auch Schutz sein: So soll ihre Position nicht zufällig gewählt sein, sondern dort, wo bei Stürzen die größten Kräfte wirken. Kann sein, kann aber auch nicht sein… jeder Sturz ist anders und schick sieht es jedenfalls aus. Wer’s nicht braucht, kann 100€ sparen und kriegt Bushwhacker ohne Carbon – aber auch ohne MIPS. Das spart dann übrigens 60g, was auch nicht zu verachten ist.


# Das Visier ist kaum einstellbar, steht aber in einem vernünftigen Winkel

Moment, 100€ weniger? Dann müsste der ja ganz schön günstig sein! Leider nein – die Variante mit MIPS ist einfach nur sehr teuer. 249€ um genau zu sein – Norwegische Preise eben. Für so viel Geld kann der Helm sicher nur mit emotionalen Werten restlos überzeugen. Objektiv ist der Preis kaum gerechtfertigt, Alleinstellungsmerkmale lassen sich kaum finden. Beide Versionen gibt es in je drei Farben, die ohne Carbon kommen tendenziell knalliger daher.


# Gute Verarbeitung, je nach Frisur besser oder schlechter funktionierende Belüftungskanäle

Fazit

Gut passender, akzeptabel belüfteter Helm mit hochwertiger Verarbeitung, MIPS und Carbon-Applikationen zum gigantischen Preis von 249 €. Nicht mehr und nicht weniger. Ach eins noch: „Bushwhacker“ bedeutet Machete. Trägt man gerne auf dem Kopf herum, oder?

Stärken

Schwächen


# MIPS verwackelte uns beim Bushwhacker so manche Aufnahme mit schwerer Helmkamera (Garmin). Mit der leichteren GoPro gab es keine Probleme.

Preisvergleich Sweet Protection Bushwhacker Carbon MIPS

Hier findest du weitere MTB-Helm-Tests:


Weitere Informationen

Sweet Protection Homepage
Fotos: Tobias Stahl, Stefanus Stahl
Redaktion: Stefanus Stahl | MTB-News.de 2014

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