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SSES #4 – Willingen
Marathonartige Verhältnisse beim Enduro-Rennen [Gedanken & Foto-Story]

Wie genau definiert sich eigentlich dieses Enduro-Format? Diese Frage dürfte wohl allen Teilnehmern des vierten Laufs der Specialized SRAM Enduro Series am vergangenen Wochenende in Willingen durch den Kopf gegeistert sein. Im Sauerland fanden die zahlreich angereisten EnduristInnen Wertungsprüfungen vor, die so auch bestens zu einem Marathon-Rennen gepasst hätten. Unsere Foto-Story soll das Rennwochenende nochmals Revue passieren lassen, zudem haben wir versucht, die Geschehnisse ein wenig zu analysieren. 

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# Willingen im Sauerland, Austragungsstätte des vierten Stopps der Specialized Enduro Series.

Gedanken zum Thema Enduro

Man hätte fast den Eindruck bekommen können, die Streckenführung in Willingen sei eine mutwillige Trotzreaktion der SSES-Veranstalter gewesen, die in dieser Form auf die herbe Kritik zum zweiten Lauf der Serie in Riva del Garda reagiert hätten. Nachdem das Rennen in Riva den zahlreichen Beschwerden zufolge ein Extrem mit zu hohem Downhill-Anteil darstellt haben soll, schien es, als hätte man in Willingen genau das andere Extrem gesucht: Tretpassagen und Uphill-Sektionen, die teils kein Ende zu nehmen schienen.

Auch wenn diese Vorwürfe in Anbetracht der Streckenführung teilweise nachvollziehbar waren, so müssen an dieser Stelle dennoch folgende Punkte festgehalten werden:

Für Trotzreaktionen ist die Organisation der Serie rund um die Zeitmessungs-Experten von „Racement“ und dem Veranstaltungs-Koordinator „Trail Solutions“ schlichtweg zu professionell. Auf einem solch hohen Niveau, auf dem beide genannten Parteien agieren, wird sich stets um eine bestmögliche Wettkampf-Situation für alle Teilnehmer bemüht. Aber wie kann eine solche „Enduro“-Strecke dann zustande kommen, die von so vielen Fahrern als unpassend empfunden wurde?

Nach Aussage von Trail Solutions-Frontmann Georgy Grogger sei die Aufgabe der Streckenführung und Streckengenehmigung Teil der lokalen Willinger Organisatoren gewesen. Wie schon beim Rennen am Samerberg im vergangenen Jahr und dem diesjährigen Lauf in Riva del Garda sei eine Strecke, die dem eigentlichen Enduro-Gedanken entsprochen hätte, wohl wieder einmal der Bürokratie, also den Genehmigungen zum Opfer gefallen.

Doch wie gestaltet sich überhaupt so eine Strecke, die dem Enduro-Gedanken entsprechen soll? Eine schwierige Frage, die noch dazu nach der Definition des Enduro-Formats als solches verlangt. Auf der einen Seite steht dabei die Formatbezeichnung als Solches, das Wort „Enduro“, welches sich von Endurance ableitet und somit Ausdauer und Durchhaltevermögen meint. Das Enduro- oder eben Endurance-Format im Motorradsport beinhaltet lange Distanzen in fahrtechnisch schwierigem Terrain – im Vordergrund steht das Durchhaltevermögen des Fahrers.

Wie gestaltet sich überhaupt eine Strecke, die dem Enduro-Gedanken entsprechen soll?Auf der anderen Seite steht das Verständnis des Sports, wie es in den Ursprungsländern Frankreich und Italien zu finden ist und in seiner Auslegung eher dem automobilen Rallye-Sport gleichkommt: Das Verbinden einzelner Wertungsprüfungen, die dem Fahrer ein Höchstmaß an fahrtechnischem Anspruch abverlangen und auf Zeit befahren werden müssen. Auf den Mountainbike-Sport übertragen bedeutet das: mehrere einzelne DH-Rennen, die wiederum über die lange Distanz der Verbindungsetappen den Ausdauergedanken in das Format einbringen.

Zu guter Letzt kommt noch die mehr oder weniger deutsche Auffassung dieses Formates hinzu: Eine Tour, die man so auch im Freundeskreis fahren würde und bei welcher der Spaß auf dem Singletrail im Vordergrund steht. Um den schnellsten der Gruppe zu ermitteln werden besagte Singletrail-Abschnitte via Zeitmessung gestoppt. Da man im Privaten selbstverständlich immer die spaßigsten Trails für seine Touren herauspickt, wäre die logische Schlussfolgerung, dass man dies auch im Rennen so nachempfindet. Dass viele dieser spaßigen Trails aber auch Gegenanstiege und Tretstücke beinhalten, ist nicht zu vermeiden und oftmals eben ein Teil des Trails – und wäre somit auch nach dieser Auffassung Teil eines Enduro-Rennens.

Drei Auffassungen des Enduro-Formats, die alle gleichermaßen ihre Berechtigung habenDrei Auffassungen des Enduro-Formats, die alle gleichermaßen ihre Berechtigung haben und in ihrer Gesamtheit den Charakter des Formats formen. Für Organisatoren gilt es, all diese Auffassungen in einem Wettkampf zu vereinen, oder aber über die gesamte Bandbreite einer Serie. Dieser Zusammenschluss verschiedener Auffassungen soll letzten Endes den komplettesten Mountainbiker zutage fördern. Unter dieser Betrachtung dürften sich wohl alle in einem Punkt einig sein: Kein Enduro-Rennen sollte dem anderen ähneln, sondern den Teilnehmern von Austragungsort zu Austragungsort andere Fähigkeiten abverlangen. Dies würde somit also auch bedeuten, dass das Rennen, wie es in Willingen ausgetragen wurde, durchaus seine Berechtigung innerhalb dieser Enduro-Serie hatte.

Verzwickt wird die Sache jedoch dann, wenn Enduro-Neuzugänge lediglich ein einzelnes Rennen einer Serie fahren möchten und unglücklicherweise auf genau eine solche Veranstaltung stoßen. Die durch die MTB-Industrie geschürten Erwartungen, die bei einem Enduro-Neuling entstehen, wenn ihm dicke Reifen, Bikes mit viel Federweg und ähnliche Produkte als endurokonform verkauft werden, werden bei einem Rennen wie dem in Willingen keineswegs erfüllt und dürften sich so bei vielen schnell in Enttäuschung umschlagen. Genau das dürfte wohl der springende Punkt gewesen sein, warum Willingen im Nenner eben keine gelungene Enduro-Veranstaltung war.

In Hinblick auf die Tatsache, dass eben nicht jeder Fahrer alle Rennen einer Serie fährt, sollte eine Enduro-Serie so strukturiert sein, dass sich die extremen Ausschläge wie Riva del Garda und Willingen auf die Masse der Stages über alle Rennen verteilen und nicht jeweils gebündelt in einer Veranstaltung zu finden sind. Ob das jedoch in der Praxis immer möglich ist, bleibt dahingestellt. In Willingen scheint es schlichtweg nicht der Fall gewesen zu sein.

Wie steht ihr zum Format „Enduro“ – könnt ihr euch über den oben beschriebenen Weg mit diesem noch jungen Sport identifizieren? Wart ihr eventuell selbst Teil des Rennens in Willingen und habt aus der Veranstaltung ganz eigene Schlüsse gezogen? Uns interessiert, wo eurer Meinung nach der gemeinsame Nenner des Enduro-Rennsports liegt.

Die Foto-Story zum Rennen


# Schlangestehen bei der Anmeldung: Vor dem ersten Training am Samstag war die Motivation noch hoch. 


# Transponderausgabe


# Carver Team-Neuzugang Sebastian Meindl und Alutech Team-Fahrer Tobias Reiser.


# So viel Idylle ist ein eher untypisches Bild im sonst so Party-geprägten Willingen.


# Frische Temperaturen herrschten am frühen Sonntagmorgen beim Rennstart.


# Gut gelaunt auf dem Weg zur ersten Wertungsprüfung: Die SR Suntour Team-Fahrerinnen und aktuellen WOMB Cover-Girls Steffie Teltscher und Julia Hofmann [v.l.n.r.]


# Auf dem Weg zum Start von Stage 1 mit Blick auf Willingen.


# Wegweisend: Der in Winterberg eingeschlagene Weg sollte zukünftig jedoch wieder anders aussehen. // Zum Thema Ausschilderung: Leider war die Beschilderung lediglich für die Fahrer selbst wegweisend, nicht aber für Zuschauer, die sich das Rennen auf den einzelnen Wertungsprüfungen gerne angesehen hätten. Auch hieran sollte man zukünftig denken!


# Durchwachsenes Wetter am Sonntagmorgen im Sauerland.


# Stefan Herrmann montierte an seinem Strive ein 650b-Vorderrad/Gabel und ein 26″-Hinterrad und landete mit dieser Kombination auf Platz 3.


# Lisa Breckner von den Scott Contessas platzierte sich auf Rang 6 bei den Damen.


# Beeindruckende Leistung oder perfekte Bike-Wahl? Raphaela Richter landete beim Enduro-Rennen in Willingen mit dem 29er Hardtail auf Platz 8.


# Immer schön weiter atmen: Johann Mahler vom Last Factory Team


# Der TrailTrophy-Sieger Marco Bühler wechselte kurzerhand auf ein leichtes All Mountain-Fully.


# Anneke Beerten war nicht nur auf den Stages schnell unterwegs, sie raste auch über die Gesamtdistanz zur zweitschnellsten Zeit der Damen.


# Nico Lau fuhr in Willingen souverän zum Sieg und baute seinen Vorsprung in der Serie damit weiter aus. 


# DIRT Deutschland Chef-Redakteur Oliver Fuhrmann landete auf Platz 35 in seiner Klasse.


# Startnummer 38, beim Fahrer sind wir uns unsicher – gefolgt von seinem treuen Begleiter


# Er hatte trotz langer Tretstücke seinen Spaß.


# Mr. Style höchstpersönlich: Dirt Jump-Fachmann Sebi Meindl lebte den unkonventionellen Gedanken des Enduro-Sports voll aus und startete in Jeans und lässigem Hemd.


# Freeride-Redakteur und IBC-User „Lasse“ alias Christian Schleker schnappte sich den Sieg bei den Masters.


# Gute Laune trotz zahlreicher Tretstücke.


# Christian Morgenroth landete auf Platz 15 bei den Masters.


# Bjoern Hartl vom Last Factory Team


# Auch wenn es kein typisches Enduro-Rennen war, so war die Laune während des Rennens erstaunlich gut.


# Deutschlands DH-Nachwuchshoffnung Ferdinand Brunold landete auf dem 27ten Platz.


# Petrick Brückner fuhr seine beste Platzierung in dieser Saison ein: Platz 2 für den Rose Vaujany Team-Fahrer.


# Ines Thoma übernahm die Führung der Serie und schnappte sich den Tagessieg bei den Damen.


# Enduro in Willingen


# Fatmodul Team-Fahrer sprintete auf Platz 10.


# Fachsimpeln nach Stage 3: Eine entscheidende Passage wurde nach dem Training ohne Vorwarnung umgesteckt.


# Mittagessen: Petrick Brücker und das Cube Action Team


# Jana Lang und Stefanie Klostermeier genossen die entspannte Atmosphäre vor dem Start von Stage 4.


# Die Trainingszeiten waren strikt geregelt. Der Grund war ebenso einfach wie erschreckend: Enduro- und Marathon-Fahrer teilten sich teilweise dieselben Strecken.


# Stage 4 präsentierte sich als große Herausforderung: Viel Matsch und rutschige Wurzeln


# Max Schumann fuhr auf seinem neuen Serien-ICB auf Platz 6


# Max Leitsberger: Einer der wenigen Fahrer die auch beim Enduro auf Sicherheit setzen – er landete auf Platz 15.


# Enduro Magazin Chef-Redakteur Robin Schmitt ging auf einem Specialized Camber 29er XC-Fully ins Rennen.


# Anneke Beerten setzte auf ein 29er Specialized Stumpjumper


# Die Härte höchstpersönlich: Fabian Scholz blieb seinem Enduro-Bike treu und sattelte nicht auf ein leichtes XC-Fully um.


# Markus Reiser sprintet über den letzten Wiesenabschnitt auf Stage 6 dem Ziel entgegen. 


# Die letzten Meter, dann sind die Strapazen geschafft.


# Erst mal tief Luft holen: Maxi war trotz XC 29er Fully komplett erschöpft


# Erschöpft und überrascht: „Nur“ Platz zwei für Anneke.


# Uwe Buchholz im Gespräch mit Siegerin Ines Thoma


# Masters: Stefan Herrmann, Christian Schleker & Wilfred Van de Haterd [v.l.n.r.]


# Herren: Ludwig Döhl, Nicolas Lau & Petrik Brückner [v.l.n.r.]


# Damen: Anita Gehrig, Ines Thomas & Anneke Beerten [v.l.n.r.]


# Teamwertung: Canyon Factory Enduro Team [Marco Bühler, Ines Thoma, Maxi Dickerhoff], Cube Action Team [André Wagenknecht, Nico Lau, Ludwig Döhl] & Ultimate Enduristi [Joost Wichmann, Frank Hedwig, Petrik Brückner] – v.l.n.r.


# Die neuen Führenden der Serie: Ines Thoma und Nicolas Lau

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Redaktion: Maxi Dickeroff // Bilder: Christoph Bayer

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