Mein kleiner Traum – mein kleines Lebensgeschenk – geht nun schon in die dritte World Cup-Saison. Ein alter Hase in dem Business bin ich wahrlich nicht, aber das eine oder andere durfte ich schon erleben und komme stets mit einem riesigen Berg an Eindrücken und Erlebnissen nach Hause. Aber irgendwie hat mich Les Gets besonders geflasht.
Als ich am ersten Tag in Les Gets ankam, auf Grund von Arbeit leider erst mittwochs, war ich etwas irritiert. Die Teampits waren willkürlich im gesamten Ort verteilt. Ich bin wie ein Pfadfinder durch den Ort geirrt, um andere Pits zu finden. Ganz schön kacke, dachte ich mir.
Im Laufe der Tage entpuppte sich diese Aufteilung als großartig, das gesamte Dorf war in diesen Event involviert, überall liefen Menschen rum, kauften ein, waren mit dem Bike unterwegs und mittendrin war einfach der World Cup. Eine ganz besondere Atmosphäre und das ganze Dorf war voll auf MTB ausgelegt. Hammer!
Natürlich trug das Wetter entsprechend dazu bei, Sonne satt, nicht zu hohe Temperaturen und dann diese Strecke! Bei der Liftfahrt und meiner ersten Begehung während des B-Trainings empfand ich die Strecke gar nicht so problematisch und stufte sie eher in die Kategorie „leicht“ ein. Naja, was soll ich sagen. Am A…, die Strecke ging mal richtig ab. Im oberen Teil, quasi direkt aus dem Starthäuschen, war erstmal Vollgas angesagt. Deathgrip und gib ihm. Mit Geschwindigkeiten um die 65 km/h flogen einfach nur irgendwelche Bikes mit Menschen an mir vorbei. Ich erinnere mich an einen jungen Australier … schoss der diesen Berg runter, mit gefühlt mehreren km/h schneller als jeder Andere. Bis… tja, bis zur ersten schwierigen Hürde.
Nach dem Highspeed musste das Tempo wirklich perfekt reduziert werden. Eine einzige, kleine Rut stand für den nächsten Abschnitt zur Verfügung. Wer hier zu schnell einbog, flog bitterböse ab. So wie der Australier! Die Strecke war durch diese stetigen Wechsel von Highspeed und dem Finden der richtigen Geschwindigkeit für die kommende Sektion extrem schwierig im Renntempo zu fahren. Eine weitere Schwierigkeit, zumindest aus unserer Sicht, war das hohe Tempo. Vollgas und dennoch extrem locker und selbstbewusst sein, war eine harte Herausforderung.
So kam es auch, dass Paula und Anna im Training direkt mal heftige Bodenproben nahmen. Es war in der Tat ein schmerzhaftes Wochenende, körperlich als auch mental. Till fühlte sich eigentlich nicht unwohl, fand richtig gute Lines und nach seinem Empfinden passte auch das Tempo im oberen Highspeed-Segment. Benni konnten wir ebenfalls auf der Strecke beobachten und feststellen, dass er auf gutem Wege ist. Wir waren, natürlich wie bei jedem Rennen, extrem optimistisch und so kam wieder dieser eine Tag.
Der Tag der Entscheidung, die Quali wartete wieder auf uns. Die Strecke war in der Zwischenzeit deutlich härter geworden, die Bremswellen waren brutal und in fast jeder Sektion war eine immense tiefe Rut … Für mich geht es an diesem Tag recht früh hoch an den Start, Aufwärmen mit Anna ab ca. 11.30 Uhr. Der Weg nach oben war grausam lang, der obere Sessellift hatte gefühlt Minusgeschwindigkeit. Wir benötigten vom Pit bis zum Start mindestens 30 Minuten und so machten wir uns bereits ab 11.00 Uhr auf den Weg. Für mich bedeutet das bis ca. 15.30 Uhr oben am Start zu verharren, denn im 1-Stunden-Takt tauchen der Reihe nach Anna, Benni, Paula und Till auf.
Ich bin locker und entspannt, zumindest versuche ich das nach außen zu zeigen, innerlich bin ich wieder extrem angespannt. Ich hasse die Quali, zu oft hoffen wir, diese einfach nur zu überstehen. Besonders in diesem Jahr, das Niveau ist unfassbar krass geworden. Die Top 80-Athleten kennt man quasi beim Namen.
Ich muss auch gestehen, dass es an mir knabbert, dass wir stetig nur hoffen, die Quali zu überstehen. Unser Anspruch muss ein Anderer werden, dafür werde ich weiter hart arbeiten, aber auch die Athleten und Athletinnen müssen noch viel härter und professioneller arbeiten als je zuvor. Daher freue ich mich auch über das Interview von Nina Hoffmann. Sie zeigt, wie hart man arbeiten muss, was aber auch der Lohn dessen sein kann. Nina ist physisch eine Granate und hat bei harten Strecken ein großes Plus gegenüber vielen anderen Athletinnen. Sie weiß durch ihre Leichtathletikzeit, was hartes Training bedeutet und sie wird dafür belohnt. Ich freue mich so für Nina und den deutschen MTB-Sport!
Das kann unsere Chance sein und auch ich versuche hinter den Kulissen weiter zu arbeiten und Optimierungen an den Tag zu legen, um den deutschen MTB-Sport nach vorne zu bringen und nun habe ich eine Nina an der Seite, die durch ihre persönliche Art und ihre Leitungen mithelfen wird :-) (Achtung, nichts Falsches interpretieren: Nina wird ihren Weg alleine gehen, die SRAM Young Guns sind nur ein riesiger Fan von ihr!)
Unsere Quali lief leider wieder nicht nach Wunsch. Wie ich diese Zeilen hasse! Anna war souverän, wie schon die gesamte Saison. Aber Anna ist Perfektionistin und ist einfach mit einem zweiten Platz nicht zufrieden. Aber Vali ist auch krass stark, besonders an diesem Wochenende!
Nun kam Benni und nach seiner guten Leistung in Andorra war ich extrem optimistisch, den nächsten Schritt, die Quali, zu meistern. Nix wurde es! Im Gegenteil, trotz gutem Lauf blieb nur Rang 35, unfassbar. Ich machte mir am Abend die Mühe und schaute mir die Ergebnislisten genau an. Unter den ersten 30 Junioren befanden sich sage und schreibe 13 Franzosen! Puhhhhh, krass. Im Übrigen – in der Elite waren es 11 Franzosen!
Weiter ging es mit Paula, die sichtlich von ihren Crashs eingeschüchtert war und so kam es in der Quali dann auch. Paula stürzte direkt zweimal und konnte sich nicht qualifizieren. Nun noch Till, ich ließ ihn oben erstmal alleine. Aktuell ist Till so sehr mit sich beschäftigt, dass meine Nähe keinen Sinn macht, so blieb ich ein wenig im Hintergrund. Till lag im ersten Abschnitt zirka 3 Sekunden hinter der Bestzeit, nicht gut, aber immer noch auf Kurs, aber im unteren Abschnitt musste noch was kommen. Kam es auch! Till stürzte ebenfalls zweimal heftig und somit war auch die Quali ein Reinfall für die Athleten.
Am Sonntag blieb nur noch Anna übrig, die das Wochenende mal wieder souverän mit Platz zwei beendete. Nach hinten hat Anna einen komfortablen Abstand, aber leider hat es an diesem Wochenende auch nicht für ganz vorne gereicht. Glückwunsch an Vali, du bist echt ne Granate! Langsam werden auch schon wieder unsere Koffer gepackt – der nächste Bericht kommt aus Val di Sole!
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