Molini
Mit weiblicher Verstärkung in Person der einmaligen Angie Hohenwarter ging es im Herbst wieder in Richtung Ligurien, mit dem ersten Ziel Molini di Triora. Wir hatten schon viel von Molini gehört, so in etwa: „da hat es richtig viele Trails, da shapen die Locals alles selbst, die Anfahrt ist ultra lang“ und so weiter. Eigentlich hat alles gestimmt, was uns erzählt wurde – doch es gab noch viel mehr: Man muss zugeben, die kurvige Fahrt von der Küste bis hinter ins Tal nach Molini zieht sich ganz schön, aber einmal angekommen, befindet man sich mitten in den schönsten Wäldern und am Hang oben thront das alte Städtchen.

Wie meistens campieren wir und das mitten auf einem Platz unterhalb des Dorfes. Unser Nachbar, ein neuseeländischer EWS-Profi, schwärmt am nächsten Morgen in den höchsten Tönen von den Trails. Oli hat für uns über einen Kollegen aus Finale ein Shuttle organisiert – wie man das so kennt in Italien, der kennt den und organisiert dann dieses und jenes … und nun sind wir gespannt, ob auch jemand kommt. Pünktlich um 9 Uhr rollt aber dann ein Van mit Anhänger auf unseren „Campingplatz“. Hinter dem Steuer sitzt Silvia, ihr Freund Luca ist unser Guide. Das junge Pärchen aus dem Ort arbeitet im Winter in Courchevel, einem französischen Ski-Resort, für den Sommer haben sie sich hier in Molini ein kleines Outdoor-, Shuttle- und Adventure-Unternehmen aufgebaut.


Die beiden sind uns sofort sympathisch, wir laden auf und los gehts. Durch dichte Wälder kämpft sich unser Van die steilen Hänge hoch. Es scheint, als wären wir die Einzigen, die unterwegs sind. Nach einem kurzen Kaffee-Stopp und einer Besprechung, was wir gerne sehen würden, zeigt uns Luca einen Trail nach dem anderen. Naturbelassene Wald-Trails mit allen möglichen natürlichen Features. Von Hand und den Locals selbst gepflegt, sind die Trails auch im späten Herbst perfekt zu fahren. Wir haben eine riesige Gaudi und Filip Zuan, unser Fotograf, jagt uns immer wieder die Hänge hoch.



Gegen Mittag setzen uns Silvia und Luca oberhalb dem kleinen Dörfchen Triora ab und wir fahren auf einem spaßigen und ziemlichen schnellen Downhill direkt ins Dorf ein. Man fühlt sich einige Jahrzehnte zurückversetzt in diesem wunderschönen Örtchen. Fast nur Gehwege, unglaubliche alte gepflegte Gebäude, man fühlt förmlich die Geschichte in diesen Gemäuern. Echt cool! Noch besser waren der Kaffee und Lunch-Stopp mitten auf der kleinen Piazza. Wie man es in Italien schon fast erwarten kann, ist es wunderbar. Alles was das Biker-Herz begehrt – im Vergleich zu anderen Orten sind wir aber allein und es fühlt sich richtig familiär an. Gut – es half auch, dass wir uns mit Silvia und Luca nach einem halben Tag schon so gut verstanden, als ob wir uns seit Jahren kennen würden. Nach dem Mittagessen zeigen die beiden uns ihr kleines Bed & Breakfast und wir sind überwältigt: Unglaublich schön umgebaut und eingerichtet. Das nächste Mal lassen wir das Campen und kommen ganz bestimmt direkt zu ihnen!

Auf Wunsch unseres Fotografen Filip geht es am Nachmittag über die Baumgrenzen hinaus auf die Gipfel rund um Molini. Teilweise ist es harte Arbeit, uns die steilen Wiesen hochzukämpfen, aber die Aussicht auf die umliegenden Berge, das Meer und Frankreich macht alles wieder wett. Hier kann man Shuttlen perfekt mit Touren verbinden und somit locker eine Woche lang immer wieder Neues entdecken. Später warten an einem der besten Plätze auf den Sonnenuntergang und es lohnt sich komplett!




Auch am Abend kann man sich in einem der lokalen Restaurants ganz gepflegt verwöhnen lassen. Silvia und Luca helfen gerne, die Sprachbarrieren zu überwinden und so wird es für uns ein richtig lustiger italienischer Abend. Leider müssen wir am nächsten Tag schon weiter an den nächsten Ort im Hinterland. Molini und seine Umgebung haben uns begeistert und unser Aufenthalt war viel zu kurz …
Reise-Informationen: Molini
- ca. 20 Trails mit Shuttle erreichbar
- Shuttle plus ca. 1 Stunde pedalieren: Weitere sieben Trails
- Höchster Punkt mit Shuttle: 1600 hm
- Höchster Punkt zum Pedalieren: 2000 hm
- Trails sind zwischen 8 – 12 km lang
- Shuttle seit 2005
- Preise Shuttle: Ab 50 € p.P. mit 3 – 7 Leuten
- Unsere Unterkunft: www.atipicooutdoorescape.com / Preis pro Nacht p. P. 35 €
- 9 Betten, 3 Räume, 3 Bäder
- Übernachten plus Shuttle Kombi-Angebot: 80 €
Wer es liebt, „naturbelassene“ Trails zu rocken, ist in Molini genau richtig. Das Panorama und die Nähe zu Frankreich ist einmalig. Luca bietet Trailspaß der Superlative an. Vor allem kann man hier je nach Belieben einen ganzen Tag Shuttle oder Shuttle und Tour verbinden. Hierzu gibt es Touren hinüber nach Frankreich bis runter nach Sospel. Abends wird man von dem Shuttle wieder abgeholt und zurück nach Molini gefahren. Das kleine Dörfchen Triora, welches etwas oberhalb von Molini liegt, lädt zum Essen und Bummeln ein. Das Bed&Breakfast von Silvia und Luca ist der perfekte Platz zum Entspannen und die Gegend zu erkunden. Es ist eines der schönsten Bergdörfer Italiens. Am besten ein paar Freunde einpacken und los geht’s!
Nava
Unser zweiter Stopp ist Nava, ein kleiner Ort an der Grenze zum Piemont. Google Maps meint, es gäbe einen kürzeren Weg direkt über die Berge als Alternative – zeitlich etwa gleich, aber nur halb so viele Kilometer. Als Schweizer Alpenpässe-Fahrer ist die Wahl klar und die gefühlten 500.000 Höhenmeter kommen uns vor wie eine Ewigkeit. Ziemlich gerädert wollen wir aber noch aufs Bike. Auch von Nava haben wir schon viel gehört und Freunde aus der Schweiz haben uns Normas Kontaktdaten von Nava Freeride gegeben. Es dauert ehrlicherweise einen Moment bis wir uns alle finden, denn Nava und auch den nächsten Ort könnte man gut als ziemlich verschlafen bezeichnen. Was dem Ort an Charme fehlt, machen dafür die Herzlichkeit und Hilfsbereitschaft von Norma und Ale wieder wett.

Es ist in den letzten Jahren ein wenig ruhiger geworden in Sachen Biken rund um das Nava Freeride-Paradies, aber die Trails, die uns die beiden zeigen, haben nichts an Attraktivität eingebüßt. Es ist ein Mix aus angelegten Trails und naturbelassenen Wegen mit sehr viel Fun-Faktor. Kleine Sprünge, Wurzelpassagen, schnell, technisch – es ist alles dabei, was das Biker-Herz begehrt. Die Highlights sind aber schon fast die Shuttle-Fahrten, denn in einem alten umgebauten Carabinieri-Van nimmt man die wildesten Wege in Angriff.

Teilweise zweifelt man, ob man jemals oben ankommt, doch Ale lässt sich nicht aus der Ruhe bringen. Einmal muss er schnell den Bike-Anhänger schweißen, da eine Strebe gebrochen ist. Kein Problem – nach 10 Minuten ist alles erledigt. Am Abend braucht man einiges an lokalem Wissen, um das beste Restaurant zu finden, dasselbe gilt für die Unterkünfte. Aber Norma ist die gute Seele von Nava und hilft, wo sie nur kann. Leider ist das Wetter für den nächsten Tag nicht optimal und wir passen unsere Sunrise-Mission ein wenig an.



Wir lernen eine weitere Talseite mit ihren Trails kennen und diese gefällt uns fast noch besser – leider haben wir nicht die Bedingungen und die Zeit, um die hochalpinen Trails über der Waldgrenze auszuprobieren. Schade, denn dort ist definitiv das eine oder andere Highlight zu finden … davon sind wir überzeugt! Nava ist perfekt für alle, die Abwechslung und Mountainbike pur suchen. In Nava ist alles ein wenig rustikaler als anderswo – hier kommt man weniger für den Familienurlaub her, sondern einfach zum Biken.
Reise-Informationen: Nava
- ca. 20 Trails
- Höchster Punkt: 1600 hm
- Längster Trail: 13 km
- Shuttle seit 2011
- Shuttle p.P. 50 €, ab 5 Personen
- Mai und September sind die besten Monate
- Kontakt zum Shuttle-Service am besten via Facebook
Nava kann man getrost als den „etwas vergessenen“ Hotspot für Mountainbiker in Ligurien bezeichnen. Längere Zeit war es ruhiger geworden um das Nava Freeride Enduro Paradies. Aber die Trails haben nicht an Qualität verloren. Ein guter Mix zwischen angelegten und natürlichen Trails mit viel Flow kann Nava bieten. Zusätzlich ist jede Shuttle Fahrt ein Erlebnis für sich, wenn Ale den alten Carabinieri-Truck über die schmalen ungeteerten Straßen den Berg hoch jagt. Nava ist der perfekte Ort für „Camp and Bike“. Ein kleiner Campingplatz befindet sich direkt in der Nähe.
Fazit
Um unsere Reise zusammenzufassen: In der kurzen Zeit haben wir zwei neue Orte kennengelernt und sind hin und weg von der Trail-Vielfalt sowie der Natur im Hinterland von Ligurien. Beide Spots liegen fernab vom starken Tourismus an der Küste. Es ist perfekt für Naturliebhaber und Biker, die etwas „Ruhe“ genießen wollen. Was uns aber wirklich umgehauen hat, ist die Herzlichkeit und Hilfsbereitschaft, die uns entgegengebracht wurde. Es lohnt sich definitiv, die Fahrt weg von der Küste zu machen und die beiden kleinen Orte zu besuchen. Wir kommen auf alle Fälle wieder. Grazie e a dopo!

Ligurien ist nicht gleich Finale! Wer von euch kennt das italienisch-französische Grenzgebiet am Mittelmeer?
Information: MTB-News.de steht in keiner Weise in finanzieller Verbindung zu Verfasser, Fotograf oder Organisator des Berichts. Der Bericht wurde uns von Dave Spielmann und Filip Zuan kostenfrei zur Verfügung gestellt. Für weitere Informationen zum Angebot findet ihr den Link zu den Anbietern im Artikel.
64 Kommentare
» Alle Kommentare im ForumDer fährt auch nur Trails, die die Römer höchst persönlich gebaut haben.
In Finale gibt es ja zB die alten Viehauftriebswege zum Bernardinohügel, die waren und sind schon immer in Fels gebaut. Als EWS Etappe haben die jetzt halt schicke Namen, aber "gewachsen" sind sie aus dem "Boden" nicht.
...Trailpflege heißt leider in dem Zusammenhang, es werden im wesentlichen die schlimmsten Schäden die durch die Nutzung entstanden sind, behoben. Plege klingt so nett und ist doch ein Knochenjob. Ich entwickle da ab und an einen gesunden Hass auf diejenigen die zu blöd sind, respektvoller zu fahren.
Das hat alles nichts mit Shuttle, Lift oder dergleichen zutun. Man findet das auch da, wo selbst hochgetreten wird. Nur in den touristischen Zentren habe ich schon den Verdacht, dass diejenigen, denen es sch...egal ist, was nach ihnen kommt, genau diejenigen sind, die solche Trail-Checks benötigen um zu wissen wo sie als nächstes ihr Unwesen treiben können.
Die Gegend um den ligurischen Grenzkamm ist meine Lieblingsdestination in den Alpen.
Ich fahre die Touren immer von Tende aus weil man dort vom Norden kommend immer wieder vom französischem Charme der kleinen Dörfer beeindruckt ist.
Habe mich immer gewundert das die Leute den weiteren Weg bis nach Finale in Kauf nehmen, denn das gute liegt viel näher.
Für mich persönlich würde ich nicht im Traum daran denken dort zu shutteln und die Ruhe der Natur zu stören.
Meine 2.000Hm-Tagesrunden kurble ich lieber selbst durch die prächtige Landschaft mit naturbelassenen Trail z.B. vom Collardente nach NotreDame de Fontaine oder die LGK-Südrunde mit tollen Trails vorbei am Monte Grai und zum Schluß hinab nach Saorge.
Da braucht es echt keine "local Guides".
Hallo Zusammen, wir würden vom 27.8.-30.8.21 in molini di triora biken und könnten noch 2-4 mitshuttler für zwei Tage brauchen damit das shuttle zustande kommt. Shutteln würden wir mit Luca, kostet glaube 60€ p. P.
Pm an mich oder direkt bei Luca melden, https://www.atipicooutdoorescape.com/
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