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Spot-Check Cairngorms
Nasses Trailparadies im schottischen Norden

Schottland im November? Regen, Matsch und Kälte sind die ersten Gedanken, die ich habe. Aber die Trails rund um Aviemore im Nationalpark Cairngorms sollen wahnsinnig gut sein. Also versuche ich mein Glück und setze mich – ausgestattet mit Regenjacke, Regenhose und wasserdichten Socken – in den Flieger nach Edinburgh. Los geht’s!

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Aviemore – die Trails

Tag 1: Glenfeshie

Unsere Tour beginnt auf dem Radweg in Aviemore – das Netz an Radwegen scheint hier recht gut ausgebaut –, führt uns aber schnell auf einen Forstweg und schmale Pfade in den Rothiemurchus Forest. Die Führung übernehmen zwei Guides von H&I Adventures, die uns eine Mischung aus Abenteuertour und spaßigen Trails zeigen wollen. Wir können die Aussicht auf Burgruinen, Seen und traumhafte Landschaften genießen, während wir uns auf recht flachen Trails fortbewegen.

# Wir durchqueren viele Bäche und Pfützen - dankeschön wasserdichte Socken
# Wunderschöne Landschaft
# Die flachen Trails ...
# ... laden zum Spielen ein
# iPhone Epics
# Typisch schottisches Wetter - Guide Chris ist das gewohnt und ist im kurzen Trikot unterwegs
# Die Landschaft in den Highlands ist einfach unfassbar
# So eine Hütte zu besitzen wäre schon ein kleiner Traum

Wir gelangen in das wildere Gelände von Glenfeshie und es gilt, einige abenteuerliche Flussquerungen zu meistern. Glücklicherweise überstehe ich alle halbwegs trockenen Fußes – die wasserdichten Socken haben sich definitiv gelohnt!

# Trockenen Fußes auf die andere Seite?
# Extrem selten muss das Bike mal ein kurzes Stück geschultert werden
# In der Karawane ...
# ... geht es den Berg hinauf
# Durch wunderschöne Wälder.

Dann stehen wir plötzlich vor den Resten einer Holzbrücke. Diese hat mal über einen gut 30 m breiten Fluss – den Feshie – geführt. Unser Guide Chris: „Hebt das Bike am besten hoch und haltet es so, dass ihr euch abstützen könnt, falls ihr in ein Loch tretet.“ Ich denke: „Guter Witz! Dann drehen wir jetzt wohl um und fahren wieder zurück zum Hotel … “ Tja, falsch gedacht. Chris schreitet beherzt nach vorn und beginnt, durch den Fluss zu waten. Na gut, dann also hinterher. Das Wasser ist kalt, sehr kalt – und reicht mir in der Mitte des Flusses bis zu den Knien. So viel zum Thema trockene Füße. Da helfen auch die wasserdichten Socken nicht mehr.

# Hier waren wir noch alle glücklich.
# Dann mussten wir durch den Fluss laufen.
# Wenn das Wasser bis zu den Knien reicht, sind auch die wasserdichten Socken nutzlos.
# Landschaft!
# Mudfender und Brille sind zu empfehlen.
# Die schnellen Trails sorgen für ein Grinsen im Gesicht.
# Von viel Flow bis viel Matsch und Wurzeln ist alles dabei.
# Immer auf dem Weg bleiben und nicht in die Pfützen fallen.

Mit kalten Füßen geht es in den nächsten Anstieg, gefolgt von einem spaßigen und nassen Trail namens Looge Down. Die Wurzeln sind erstaunlich griffig und der Trail macht mächtig Spaß – bis ich in einem flachen Stück beim Pedalieren auf einen Stein treffe und mich elegant über den Lenker katapultiere. Zum Glück lande ich nicht auf den Steinen, sondern im weichen Gebüsch. Weiter geht die Fahrt durch flaches, mooriges Gebiet und hinauf auf den nächsten Berg.

Schon der Uphill auf einem schmalen Singletrail durch den grünen Wald sorgt für Freude. Die Abfahrt, die den ansprechenden Namen „Green Dream“ trägt, ist der Wahnsinn. Die ersten Kurven legen wir noch auf nassem, wurzeligem Boden auf einer Lichtung zurück, bevor der Trail in den Wald einbiegt. Hier erwartet uns recht trockener Waldboden, schnelle Kurven und einige Wellen, die zum Spielen einladen.

# Bei so einer Aussicht macht auch der Uphill Spaß
# Auf dem Weg nach oben erfordern viele Wurzeln und Steine Konzentration
# Perfekter Abschluss des Tages auf dem „Green Dream“ Trail
# Vollgas!

Alle haben nach dem genialen Trail ein Grinsen auf dem Gesicht. Der einzige Wermutstropfen: Jetzt erwartet uns ein etwa 15 km langer Rückweg auf Schotter und Asphalt. Am Ende stehen über 50 km und nur knapp 600 Höhenmeter auf der Uhr. Die Trails waren spaßig, aber heute standen definitiv die Landschaft und das Erleben der Wildnis im Vordergrund und nicht das hohe fahrtechnische Niveau – obwohl die nassen Trails durchaus eine kleine Herausforderung darstellen. Jetzt müssen die kalten Füße aufgewärmt werden…

Tag 2: Meall a‘ Bhuachaille

Auch heute startet unsere Tour wieder auf dem Radweg in Aviemore. Dann geht weiter es auf einem Forstweg, der sich durch einen traumhaften Wald schlängelt. Nach einer Weile kommen wir an einem schönen See namens Loch Morlich an, nun geht es über die Baumgrenze in Richtung des Gipfels Meall a‘ Bhuachaille.

# Kurze Pause am Loch Morlich

In der Nähe einer Schutzhütte treffen wir auf eine Gruppe Rentiere. Die Tiere haben sich scheinbar schon etwas an Menschen gewöhnt und treten nur langsam den Rückzug an. Wir beobachten, wie die Gruppe gemütlich weiterzieht – und werden von plötzlich eintretendem Schneefall überrascht.

# Rentiere in freier Wildbahn!
# Weihnachten scheint nahe zu sein.
# Gemütlich ziehen die Tiere weiter.

Da kommt die Schutzhütte gerade recht, also nichts wie rein. Glücklicherweise sind uns zwei Wanderer zuvor gekommen und haben schonmal ein Feuer angezündet. Bei angenehmer Temperatur warten wir, bis es aufhört zu schneien.

# Es beginnt zu schneien.
# Also ab in die Schutzhütte.
# Abfall wieder mitnehmen.
# Gemütlich und warm dank Feuerstelle.
# Hat es schon aufgehört?
# Leider noch nicht.
# Warten.
# Die Bikes bekommen eine schöne Schnee-Packung verpasst.
# Weihnachtliche Stimmung im November.
# Da wollen wir hoch.
# Ein spaßiger Trail ...
# ... erwartet uns

Dann wagen wir uns an den Aufstieg, obwohl uns das Wetter nicht so wirklich zuversichtlich stimmt. Trotzdem schultern wir das Rad und arbeiten uns den schmalen Wanderweg hinauf.

# Also sammeln!
# Auf gehts Richtung Gipfel.
# Unterwegs werden wir vom Schnee überrascht.

Doch nach etwa 20 Minuten werden wir wieder von starkem Schneefall überrascht. Zum Glück hat unser Guide ein Bothy Bag dabei. So warten wir im Warmen und Trockenen, bis der Schneefall nachlässt. Uns würde noch eine lange Tragepassage bis zum Gipfel erwarten und weiter oben bleibt schon einiges an Schnee liegen. Die Vernunft siegt: Wir drehen um und machen uns auf den Rückweg – was sich als gute Entscheidung herausstellt, denn auf dem Weg zurück ins Tal wird der Schneefall immer heftiger.

# Schneetreiben.
# Wir suchen Schutz ...
# ... im Bothy Bag
# Kalt?

Unten angekommen genehmigen wir uns eine heiße Schokolade und machen uns dann auf, noch einen Trail im geschützten Wald zu entdecken.

# Aufwärmen mit einem Kaffee.
# Heiße Schokolade mit Sahne.
# Der Whisky muss noch etwas warten.

Die kurze Anfahrt lohnt sich, denn mit dem Canadian Trail erwartet uns ein absolutes Highlight. Natürliche Anliegerkurven, Wellen und kleine Sprünge bieten Trailspaß deluxe! Die wenigen Wurzeln haben erstaunlich viel Grip und so muss man während der ganzen Abfahrt so gut wie nicht bremsen. Abgesehen von den Rentieren war das definitiv das Highlight des Tages!

# Vollgas auf dem Canadian Trail.
# Eine Menge Spaß und vereinzelte Sonnenstrahlen erwarten uns.
# Sonne!
# Rückweg Richtung Aviemore.

Obwohl: Ein weiteres Highlight erwartet uns beim leckeren Abendessen im Country House. Haggis, Lamm und Shortbread warten auf uns…

Fazit

Von langen, entspannten Touren, bei denen man die Landschaft genießen kann, über Trail Center bis hin zu fahrtechnischen Herausforderungen in alpinem Gelände: Die Cairngorms in Schottland hält ein gewaltiges und vielseitiges Wegenetz für Mountainbiker bereit. Regenklamotten sind allerdings dringend zu empfehlen und auch ein bisschen Erfahrung auf dem Bike sollte man mitbringen, wenn man auf den meist nassen Trails seinen Spaß haben möchte. Auch für ein alternatives Kulturprogramm zum Biken ist dank tollen Landschaften, Burgen und Whiskybrennereien gesorgt. Wer sich nicht um die Organisation kümmern und eine ganze Woche voller geführter Touren auf besten Trails genießen möchte, dem können wir H&I Adventures empfehlen. Die Guides haben uns absolut überzeugt – freundlich, gute Fahrtechnik, extrem fit und perfekte Ortskenntnis.

Tipps & Informationen

Anreise Aviemore

Mit dem Flugzeug gelangt man von Frankfurt ab etwa 150 € nach Edinburgh und zurück. Dazu kommen je nach Fluggesellschaft noch entsprechende Gebühren für den Fahrradtransport (meist um die 50 €). Noch günstiger gelangt man vom Flughafen Frankfurt-Hahn aus nach Edinburgh – hin und zurück ab 60 €. In knapp drei Stunden gelangt man mit dem Zug von Edinburgh nach Aviemore. Der Preis liegt bei 40 £, beim aktuellen Kurs etwa 46 €. Mit dem Auto braucht man für die etwa 200 km ebenfalls knapp drei Stunden.

Welches Bike?

Ein Trailbike mit 120 bis 140 mm Federweg eignet sich perfekt für die Trails. Ein Enduro mit 160 mm sorgt für mehr Komfort, wird aber nicht unbedingt gebraucht – vor allem, da zwischen den Trails auch mal etwas weitere Strecken zurückgelegt werden müssen. An einem sollte man im schottischen Nass jedoch nicht sparen: ordentlichen Reifen.

Unterkunft & Essen

Wir kamen im Hotelkomplex „Macdonald Hotels & Resorts“ unter. Neben schicken und geräumigen Zimmern erwartete uns ein sehr gutes Frühstück. Gefreut haben wir uns außerdem über das schnelle WLAN und das Wellness-Angebot mit Schwimmbad, Saunen und Fitnessstudio. Die Möglichkeiten, direkt auf dem Hotelgelände das Nötigste einzukaufen oder die Restaurants zu besuchen, gefallen ebenfalls.

Leckeres Essen findet man in Schottland zu Genüge. Das Angebot reicht von leckeren Suppen über Haggis, Lamm und Steaks bis hin zu Shortbread. Abends kann man sich auch gerne mal ein lokales Bier oder einen guten Whisky genehmigen.

Bikeshops & Werkstätten

In Aviemore und Umgebung finden sich einige Bikeshops. Einige davon verleihen auch Fahrräder. Wir konnten während unserer Tage im Nationalpark Cairngorms unter anderem Scott Bikes von Bothy Bikes nutzen, die in gutem Zustand und ordentlich gewartet waren.

Alternativen zum Mountainbiken

Alternativen zum Mountainbiken gibt es in der schönen Landschaft Schottlands viele. Wer Lust auf ein wenig Kultur hat, wird bei den zahlreichen Burgen definitiv fündig. Ansonsten bietet sich auch eine Wanderung auf den vielen Wegen im Nationalpark an – die man übrigens auch alle mit dem Rad befahren darf. Für alle Harry Potter Fans oder Landschafts-Genießer bietet sich eine Zugfahrt mit der bekannten The Jacobite Dampflok an. Alternativ empfiehlt sich bei schlechtem Wetter natürlich auch immer ein Besuch einer der vielen Whisky-Brennereien.

10 Erkenntnisse aus Aviemore

  1. Hab eine Regenjacke dabei.
  2. Hab eine Regenhose dabei.
  3. Hab wasserdichte Socken dabei.
  4. Wasserdichte Socken helfen nicht, wenn man durch einen tiefen Fluss läuft.
  5. Ordentliche Reifen, die auch im Matsch Grip bieten, sind eine gute Idee.
  6. Wenn die Locals sagen, dass ein Trail ziemlich trocken ist, ist er trotzdem noch nass.
  7. Bothy Bags sind eine coole Sache und könnten auch bei Hochtouren in den Alpen eine gute Idee sein.
  8. Eine Schutzhütte ist niemals voll, es passt immer noch eine Person mehr rein.
  9. November ist nicht unbedingt die ideale Reisezeit für einen Biketrip nach Schottland.
  10. Der Pfund-Euro Kurs steht aktuell ganz gut, also ab nach Schottland!

Weitere Informationen

Webseite: www.mountainbikeworldwide.com | cairngorms.co.uk
Text & Redaktion: Sebastian Beilmann | MTB-News.de 2016
Bilder: Ross Bell

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