Specialized hat beim US-amerikanischen Patentamt ein Patent angemeldet, das das bereits im Downhill World Cup erprobte Hinterbau-Konzept mit Umlenkung unterhalb des Tretlagers zeigt. Darstellungen im Antrag legen nahe, dass dieses System auch beim neuen Specialized Enduro zum Einsatz kommen könnte.

Specialized meldet Patent mit Umlenkung unterhalb des Tretlagers an

Seit der letzten Saison testet Specialized im Downhill World Cup fleißig ein neues Bike, das zahlreiche interessierte Blicke auf sich gezogen hat – doch so wirklich viel konnte man nicht erkennen, weil der Bereich rund um den Dämpfer großflächig abgedeckt war. Das hat sich beim World Cup-Finale in Mont-Sainte-Anne geändert, als das erfolgreiche Team die Hüllen fallen ließ.

Schon seit 2022 wird von Specialized ein neues Downhill-Rad mit sehr interessamtem Hinterbau-Konzept im World Cup ausgiebig getestet
# Schon seit 2022 wird von Specialized ein neues Downhill-Rad mit sehr interessamtem Hinterbau-Konzept im World Cup ausgiebig getestet - nun haben die Kalifornier ein Patent für das System angemeldet, das möglicherweise auch beim neuen Enduro zum Einsatz kommen könnte.

Zum Vorschein kam ein Hinterbau-System mit klassischem Horst Link und dem Clou, dass sich ein Teil der Umlenkung unterhalb des Tretlagers befindet. Der Dämpfer sitzt dabei horizontal oberhalb des Tretlagers, was für einen sehr niedrigen und zentralen Schwerpunkt sorgen dürfte. Der Hauptdrehpunkt befindet sich ungefähr auf Höhe des Kettenblatts, während eine charakteristische Zugstange und eine weitere Wippe im Bereich unterhalb des Dämpfers und des Tretlagers positioniert sind.

Neues Patent: Wird das System beim Specialized Enduro eingesetzt?

Dieser Ansatz, bei dem sich ein Teil der Dämpfer-Anlenkung unterhalb des Tretlagers befindet, ist nicht grundlegend neu – beim legendären Ancilotti kommt ein ähnliches System zum Einsatz. Allerdings erweitert Specialized dieses eher ungewöhnliche Hinterbau-Design um einen Horst Link. Im Grunde handelt es sich beim UBB-Design (Under Bottom Bracket) also um einen ziemlich aufwendigen FSR-Hinterbau, der aber laut Specialized einige Vorteile bieten soll – dazu später mehr.

Das UBB-System verschiebt einen Teil der Dämpfer-Anlenkung unters Tretlager
# Das UBB-System verschiebt einen Teil der Dämpfer-Anlenkung unters Tretlager - weiterhin dabei ist der klassische Horst Link im Bereich der Hinterrad-Nabe. Specialized erhofft sich von dem Ansatz, verschiedene Hinterbau-Parameter unabhängig voneinander feintunen zu können.

Interessant wird es nun mit einem Patent, das die Marke aus Kalifornien bereits im März 2023 bei den US-Behörden eingereicht hat. Dieses Patent wurde nun veröffentlicht – und es zeigt keinen Downhill-Rahmen, sondern einen Hinterbau, der in den Zeichnungen und Graphen einen Federweg von 172 mm generiert. Natürlich geht es beim Patent in erster Linie darum, ein Konzept schützen zu lassen. Doch der Federweg in Kombination mit einer skizzierten Flasche im Hauptrahmen und einer Single Crown-Federgabel legt zumindest die Vermutung nahe, dass Specialized das UBB-Design auch bei einem neuen Specialized Enduro anwenden will.

Für ein FSR-Design ist der UBB-Ansatz ganz schön komplex
# Für ein FSR-Design ist der UBB-Ansatz ganz schön komplex - der Erfolg im Downhill World Cup gibt Specialized bisher aber recht.

Das aktuelle Specialized Enduro bietet satte 170 mm Federweg und wurde im August 2019 vorgestellt. Deshalb ist davon auszugehen, dass Specialized derzeit intensiv an einem Nachfolger arbeitet. Dass Specialized beim Downhill- und Enduro-Boliden jeweils dasselbe Hinterbau-Konzept verwendet, wäre keine Neuerung: Auch die aktuelle Generation Demo und Enduro haben abgesehen von leichten Abwandlungen einen sehr ähnlichen Ansatz.

UBB-Design soll mehrere Vorteile bieten

Welche Vorteile genau soll das UBB-Design bieten? Dazu macht Specialized im eingereichten Patent mehrere Angaben, wenngleich die Sprache in solchen Anträgen immer ziemlich verschachtelt ist. Durch das komplexe System sollen sich verschiedene Parameter wie Anti-Rise und Anti-Squat, die Raderhebungskurve oder das Übersetzungsverhältnis unabhängig voneinander abstimmen lassen. Auch das ist keineswegs ein neuer Ansatz, sondern im Prinzip das Ziel, das alle Hersteller bei den verschiedenen Hinterbau-Designs verfolgen.

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Specialized möchte diesen Spagat nun mit einem Design schaffen, das den Dämpfer sehr zentral im Rahmen platziert – dadurch dürfte der Schwerpunkt sehr tief sein. Außerdem sind am Prototyp, der von Loïc Bruni und Finn Iles sehr erfolgreich im Downhill World Cup pilotiert wurde, Markierungen zu erkennen, die für eine große Anpassbarkeit des Hinterbaus sprechen. Auch im Patent wird von einer großen Anpassbarkeit gesprochen.

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Die im Patent gezeigten Graphen und Raderhebungskurven zeigen kein allzu extremes Design. Im progressivsten Ansatz der fünf gezeigten Konfigurationen liegt die Progression über den gesamten Federwegsbereich bei etwa 19 %, was insgesamt für einen Specialized-typisch eher linearen Hinterbau spricht. Der Anti-Squat liegt bei ziemlich genau 100 %, wenn man von einem Sag von 30 % ausgeht. Interessant sind die gezeigten Anti-Rise-Verläufe, die viele unterschiedliche Ansätze zeigen. Generell muss man bei den dargestellten Graphen jedoch vorsichtig sein, da keineswegs gesagt ist, dass diese den Serien-Produkten entsprechen müssen.

Die kleine Gravur auf der Umlenkwippe spricht dafür, dass das Team im Downhill mit verschiedenen Federwegen rumexperimentiert hat
# Die kleine Gravur auf der Umlenkwippe spricht dafür, dass das Team im Downhill mit verschiedenen Federwegen rumexperimentiert hat - was uns nicht wundern würde, schließlich testet Specialized extrem viel im World Cup. Insgesamt soll die neue Plattform sehr anpassbar sein.

Aktuell liegen uns noch keine Informationen vor, wann neue Specialized-Rahmen mit dem UBB-Design in Serie gehen könnten. Da Specialized im World Cup bereits so intensiv und erfolgreich das Konzept erprobt hat, ist es wohl nur eine Frage der Zeit, bis die Kalifornier auch bei Serien-Produkten wie dem Demo oder dem Enduro auf den neuen Hinterbau setzen. Allerdings ist zumindest das Demo laut dem Specialized World Cup-Team noch weit von einer Serienreife entfernt und wird aktuell ausgiebig getestet

Das gesamte Specialized-Patent als PDF

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Alternativ findet ihr hier das verlinkte Specialized-Patent als PDF.

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Text: Moritz Zimmermann
  1. benutzerbild

    GrazerTourer

    dabei seit 10/2003

    Krafttraining find ich zum beispiel relativ unspassig. Ist aber bei der jugend jetzt wieder erstaunlich beliebt.

    Ich hab dir seit jeher gesagt, das banshee is nix. es führen viele wege nach rom. Hartes setup können also laut Interview nicht mal die durchtrainierten profis im enduro. Ist halt nicht wie bei kolb wo es um ein paar minuten im jahr um alles geht.
    Räder am boden hat auch vorteile. Jederzeit Bremstraktion und lenkkontrolle. Fahr mehr über die linie flüssig durch das zeug und vergiss mal testweise das gapen. Das kann man im flachen machen. Dann gibts auch noch treten statt pushen. So ein softes heck lässt sich wunderbar über zeug treten. Einfach mal ein paar variablen durchprobieren.
    Für den flachen lenkwinkel gibts ja bald was. Dann kann man auch wieder kurze ks mit 500 + reach kombinieren. Weil man furchtbar weit vorne sein kann und jetzt kommt noch der beliebte skivergleich, das hinterrad fühlt dich dann an wie die kante unterm skischuh.
    Ich fahr ja überhaupt kein hartes Setup (Sag ist ganz normal wie empfohlen). Bei der Dämpfung mag ichs aber lieber, wenn nicht alles sofort weg geblubbert wird und ich ein bissl einen Gegenhalt hab.

    Aber in Wahrheit kann man das eh net beschreiben. Mir sagen auch die ganzen Kurven nix. Ich muss ein Radl fahren. Alle radln sind irgendwie anders.

    Und mei Banshee is super! Aber gabz viele andere Radln sind das auch haha smilie
  2. benutzerbild

    Walkerk

    dabei seit 08/2004

    Ich kanns mir eh nicht leisten, go for it.
    Und wenn du es könntest, würdest du nicht. Weil kein KIS
  3. benutzerbild

    525Rainer

    dabei seit 09/2004

    Und wenn du es könntest, würdest du nicht. Weil kein KIS
    Jedes rad kann und braucht es.
  4. benutzerbild

    Tyrolens

    dabei seit 12/2022

    Davon träumen die middle aged Jibber:

  5. benutzerbild

    Adam1987

    dabei seit 08/2010

    Mal das ganze racing außen vor.

    Ich persönlich sehe das eher so, ob ein dickes Bike auch auf leichten und dann oft auch flacheren Trails noch Spaß macht oder nicht. Zumindest für die Leute die ein Bike für alles haben wollen. Umso größer wird dann der potentielle Käuferkreis.

    Räder wie das Raaw Madonna, Nicolai Nucleon, Norco Range etc. haben halt insgesamt gesehen einen sehr kleinen Einsatzbereich, indem sie aber auch gut ihre Stärken ausspielen können.

    Das Ibis zb wurde mit viel Input vom racing team entwickelt. Vielleicht ist es doch genau das was ein Racer will.


    Naja, spannend was Spezi da macht. Die andere Frage ist ob sie diesen Hinterbau wie bisher üblich auch mit Levo und Kenevo verheiraten können.

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