Specialized Epic 2018 – kurz & knapp

Mit dem Epic zielt Specialized natürlich auf eine ganz spezielle Zielgruppe: XC Racer. Für das neueste Modell geht man aber einen anderen Weg. Mit dem Wechsel der World Cup Kurse von ehemals technisch einfacheren Strecken, zu anspruchsvolleren und hoch technischen Kursen, wurden auch die Anforderungen an XC-Bikes neu definiert. Weniger das leichteste Bike ist heutzutage gefragt, vielmehr ein Bike mit breiterem Lenker, Dropperpost und dickeren Reifen. Das Specialized Epic 2018 wurde in diese Richtung geschoben und soll vor allem durch eine starke Verbesserung der Fahrdynamik, ein besseres Brain und natürlich geringeres Gewicht und optimierte Steifigkeit ein schnelleres Fahrrad sein.
- Neues Brain in Kooperation mit Rock Shox
- Leichterer Rahmen
- Mehr Fahrkomfort & mehr Fahrspaß = schnelleres Bike
- 4 Größen für MEN/WMN
- Alu und Carbon Versionen
- Laufradgröße: 29″
- Federweg: 100 mm
Preis: 2.999 – 9.999 € (UVP) | Bikemarkt: Specialized Epic kaufen
Specialized Epic 2018 – Technische Daten
- Laufradgröße: 29″
- Federweg v/h: 100/100
- Sattelrohr Durchmesser: 30,9 mm
- Tretlager: BSA
- Laufrad Einbaumaße: Boost
- Brain Technologie: Federgabel und Dämpfer
- Bremsaufnahme: Post Mount
- Rahmenmaterial: Carbon oder Alu
- Steuerrohr: Tapered
Rahmendetails
In diesem Bereich hat sich seit dem letzten Epic einiges getan. Neben dem etwas leichteren Rahmen ist vor allem ein Bauteil interessant: Das neue Brain.
RockShox Brain
Nachdem bereits bei den Brain-Systemen in Federgabeln vor allem mit RockShox zusammengearbeitet wurde, kommt jetzt auch der neue Brain Dämpfer aus den Hallen von RockShox. Brain soll für eine voll aktive Federung zu jedem Zeitpunkt sorgen – aber nur für den Fall, dass das Hinterrad Schläge abbekommt. Auf Pedaleinflüsse soll das System nicht reagieren. Dafür sorgt ein Ventil, das sich die Massenträgheit zu Nutzen macht. Fährt der Fahrer über ebene Untergründe, wird der Ölfluss durch eine gelagerte Masse blockiert. Wenn vom Untergrund Schläge auf den Hinterbau wirken, bewegt sich dieser nach oben – der Trägheits-Körper bleibt zunächst in Ruhe, bevor auch er beschleunigt wird. So werden die Öl-Kanäle geöffnet und der Hinterbau wird aktiv. Zunächst ist das alles nichts Neues und vom alten Brain bekannt. Gleich bleibt auch die verstellbare Auslösehärte des Brain.
Ist der Ölkreislauf geöffnet, kann das Öl durch ein Nadelventil ins Innere eines Gummibalgs fließen. Hier liegen die Unterschiede zum alten System. Im alten System wurde noch ein Trennkolben verwendet, der im Inneren nach oben und unten wandert. Dieser Kolben benötigt eine Dichtung, somit entsteht Reibung und damit Wärme. Das neue System ist bereits aus Federgabeln bekannt. Anstatt durch Verschieben des Trennkolbens Platz für das Öl zu schaffen, wird der dehnbare Gummibalg aufgepumpt und kompensiert so das größere Ölvolumen im Brain während dem Einfedern. Durch das Wegfallen des Losbrechmoments der Dichtung soll vor allem die Traktion erhöht worden sein. Außerdem neu ist das Nadelventil, welches für ein berechenbareres Gefühl sorgen soll. Durch das Nadelventil wird der Ölfluss gebremst, das Federbein öffnet also nicht einfach, sondern hat eine Druckstufendämpfung, die im offenen Zustand für Kontrolle sorgen soll.
Auch die Position des Brain wurde geändert. Während das System früher zwischen Drehpunkt und Achse saß, wurde es jetzt direkt hinter der Bremse, nahe der Achse platziert. Dadurch versprechen sich die Entwickler ein sehr viel direkteres und sensibleres Verhalten des Brain. Produktmanager Brian erklärt den Unterschied etwa so: „Bist du früher durch eine Senke gefahren, hat das Brain erst geöffnet, nachdem du den tiefsten Punkt schon erreicht hattest, also da wo du es nicht willst. Jetzt öffnet das Brain viel schneller und gibt dir in der Senke den Komfort, den du willst, während es wieder schließt, wenn du aus der Senke raus fährst.“
Ein weiterer wichtiger Punkt für die Entwicklungsabteilung war es, einen möglichst laminaren Ölfluss ohne Turbulenzen zu erreichen. Intern wurden Tests und Vergleiche zum Ölfluss beim Umkehrpunkt, also beim Wechsel zwischen ein- und ausfedern, gemacht. Hier wurden andere Dämpfer untersucht und eine Verzögerung festgestellt. Dank des optimierten Ölflusses, soll diese Verzögerung der Vergangenheit angehören. Auch diese Verbesserung soll sich positiv auf die Traktion auswirken.
Rahmen
Während bei der Vorstellung des neuen Specialized Epic 2018 vor allem Worte wie Fahrdynamik und Komfort fallen, ist das Bike in seiner neuesten Evolutionsstufe immer noch ein Racer und wurde weiter gewichtsoptimiert. Im Vergleich zum S-Works Vorgänger konnten am Hauptrahmen 345 g eingespart werden – Specialized zieht den Vergleich: Das ist in etwa so viel wie Kettenstrebe, Yoke und die Hardware zusammen wiegen. Der Comp/Expert Hauptrahmen wurde um ganze 525 g leichter, was dem Brain, Yoke, Dämpfer, Hardware und Bolzen, sowie einigen Spacern entspricht.
Diese Gewichtsersparnis wurde vor allem an der oberen Dämpferaufnahme umgesetzt. Hier verzichtet man auf das per SWAT-System verstaute Multitool und kann so den Rahmenbereich anders konstruieren.

Auch am Hinterbau wurde gespart. Hier geht man einen – für Specialized – neuen Weg und verzichtet auf das Horst-Link Lager zwischen Achse und Hauptdrehpunkt. Dieses Lager muss nur eine sehr geringe Drehung vollbringen. Anstatt auf die schwere Lösung mit dem Lager zu setzen, verzichtet man und legt die Bewegung auf die Streben um. So können am Hinterbau alleine 240 g eingespart werden.


Hinsichtlich der Steifigkeit wurde das Rad weiter angepasst. Ein leichter S-Fahrer soll nicht vom zu steifen Carbonrahmen verprügelt werden, der schwerere XL-Fahrer soll sich nicht wie auf einem Gummi-Rad fühlen. Specialized strebt mit optimierten Carbon-Layups ein durch die Größen gleiches Fahrgefühl hinsichtlich der Steifigkeit an.
Federgabel
Beim Epic greift Specialized wieder tief in die Trickkiste. Das Ziel: Laufruhe und Wendigkeit zu kombinieren. Für mehr Laufruhe sollen mehr Reach sorgen, das Handling soll dabei durch einen kürzeren Vorbau gleichbleibend gut bleiben. Bei ersten Tests fällt allerdings auf, dass der Druck auf dem Vorderrad so nicht mehr zufriedenstellend ist und sich das Rad nicht so fährt, wie es gewünscht war. In der Folge bedient man sich eines Tricks, der auch beim Camber schon zu überzeugen wusste: Der Federgabel Vorlauf wird um 9 mm auf 42 mm verkürzt. So kommt das Bike auf den gleichen Nachlauf wie das Enduro und soll wesentlich stabiler auf dem Trail liegen. Der Lenkwinkel von 69,5° soll gleichzeitig für hohe Wendigkeit sorgen.
Geometrie Specialized Epic 2018
Größe | S | M | L | XL |
Reach | 408 mm | 433 mm | 456 mm | 475 mm |
Stack | 588 mm | 597 mm | 611 mm | 630 mm |
Steuerrohrlänge | 95 mm | 105 mm | 120 mm | 140 mm |
Lenkwinkel | 69,5° | 69,5° | 69,5° | 69,5° |
Tretlagerabsenkung | 38,9 mm | 38,9 mm | 38,9 mm | 38,9 mm |
Offset | 42 mm | 42 mm | 42 mm | 42 mm |
Kettenstrebenlänge | 438 mm | 438 mm | 438 mm | 438 mm |
Radstand | 1095 mm | 1123 mm | 1152 mm | 1178 mm |
Überstandshöhe | 764 mm | 770 mm | 776 mm | 799 mm |
Sitzrohrlänge | 400 mm | 434 mm | 470 mm | 520 mm |
Sitzwinkel | 74,75° | 74,75° | 74,75° | 74,75° |
Vorbaulänge | 60 mm | 75 mm | 90 mm | 100 mm |
Sattelbreite | 143 mm | 143 mm | 143 mm | 143 mm |
Kurbellänge | 170 mm | 175 mm | 175 mm | 175 mm |
Ausstattung
Ausstattungsvarianten | S-Works Di2 | S-Works XX1 | Epic Pro | Epic Expert | Epic Comp Carbon | Epic Comp |
Rahmen | S-Works FACT | S-Works FACT | Specialized FACT | Specialized FACT | Specialized FACT | Specialized M5 Smartweld Alu |
Gabel | RockShox SID WC Brain 29 | RockShox SID WC Brain 29 | RockShox SID Brain 29 | RockShox SID Brain 29 | RockShox Reba RL 29 | RockShox Reba RL 29 |
Dämpfer | RockShox/Specialized Mirco Brain | RockShox/Specialized Mirco Brain | RockShox/Specialized Mirco Brain | RockShox/Specialized Mirco Brain | RockShox/Specialized Mirco Brain | RockShox/Specialized Mirco Brain |
Bremse | Shimano XTR M9000 180/160 oder 160/160 | Sram Level Ultimate 180/160 oder 160/160 | Sram Level TLM 180/160 oder 160/160 | Sram Level TL 180/160 oder 160/160 | Sram Level TL 180/160 oder 160/160 | Sram Level TL 180/160 oder 160/160 |
Kurbel | Race Face Next SL, 30t | Sram XX1 Eagle, 32t | Truvativ Stylo, 32t | Truvativ Stylo, 32t | Race Face Aeffect, 30t | Race Face Aeffect, 30t |
Schalthebel | Shimano XTR Di2 11fach | Sram XX1 Eagle 12 fach | Sram X01 Eagle 12 fach | Sram GX Eagle 12 fach | Sram GX 11 fach | Sram GX 11 fach |
Schaltwerk | Shimano XTR Di2 | Sram XX1 Eagle | Sram X01 Eagle | Sram GX Eagle | Sram GX | Sram GX |
Umwerfer | - | - | - | - | - | - |
Kassette | Sram XG 1199, 10-42t | Sram XG Eagle 1295 10-50t | Sram XG Eagle 1295 10-50t | Sram GX Eagle 10-50t | Sram XG 1150 10-42t | Sram XG 1150 10-42t |
Laufräder | Roval Control SL Carbon | Roval Control SL Carbon | Roval Control Pro Carbon | Roval Control Carbon | Roval Control 29 Alloy | Roval Control 29 Alloy |
Reifen | Specialized Fast Trak, GRIPTON vorne 29" x 2,3 & hinten 29" x 2,1 | Specialized Fast Trak, GRIPTON vorne 29" x 2,3 & hinten 29" x 2,1 | Specialized Fast Trak, GRIPTON vorne 29" x 2,3 & hinten 29" x 2,1 | Specialized Fast Trak, GRIPTON vorne 29" x 2,3 & hinten 29" x 2,1 | Specialized Fast Trak, GRIPTON vorne 29" x 2,3 & hinten 29" x 2,1 | Specialized Fast Trak, GRIPTON vorne 29" x 2,3 & hinten 29" x 2,1 |
Sattelstütze | S-Works FACT Carbon 30,9 mm | S-Works FACT Carbon 30,9 mm | Specialized Alloy 30,9 mm | Specialized Alloy 30,9 mm | Specialized Alloy 30,9 mm | Specialized Alloy 30,9 mm |
Sattel | S-Works Phenom | S-Works Phenom | Phenom Expert | Phenom Comp | Phenom Comp | Phenom Comp |
Vorbau | S-Works SL | S-Works SL | Specialized XC | Specialized XC | Specialized XC | Specialized XC |
Lenker | S-Works Carbon Mini-rise, 720 mm | S-Works Carbon Mini-rise, 720 mm | Specialized Mini-rise, 720 mm | Specialized Mini-rise, 720 mm | Specialized Mini-rise, 720 mm | Specialized Mini-rise, 720 mm |
Preis | 9,999 € | 8.999 € | 6.999 € | 4.999 € | 3.999 € | 2.999 € |
Ausstattungsvarianten | S-Works Epic | Epic Comp Alloy | Epic Comp Carbon |
Rahmen | S-Works FACT | Specialized M5 Smartweld Alu | Specialized FACT |
Gabel | RockShox SID WC Brain 29, Womens Tune | RockShox Reba RL 29, Womens Tune | RockShox Reba RL 29, Womens Tune |
Dämpfer | RockShox Brain, Womens Tune, Autosag | RockShox Brain, Womens Tune, Autosag | RockShox Brain, Womens Tune, Autosag |
Bremse | Sram Level Ultimate 180/160 oder 160/160 | Sram Level LT 180/160 oder 160/160 | Sram Level LT 180/160 oder 160/160 |
Kurbel | Sram XX1 Eagle, 30t | Race Face Aeffect, 28t | Race Face Aeffect, 28t |
Schalthebel | Sram XX1 Eagle | Sram GX 11 fach | Sram GX 11 fach |
Schaltwerk | Sram XX1 Eagle | Sram GX | Sram GX |
Umwerfer | - | - | - |
Kassette | Sram 1295 Eagle, 10-50t | Sram XG 1150, 11-42t | Sram XG 1150, 11-42t |
Laufräder | Roval Control SL Carbon | Roval Control 29 Alloy | Roval Control 29 Alloy |
Reifen | Specialized Fast Trak, GRIPTON vorne 29" x 2,3 & hinten 29" x 2,1 | Specialized Fast Trak, GRIPTON vorne 29" x 2,3 & hinten 29" x 2,1 | Specialized Fast Trak, GRIPTON vorne 29" x 2,3 & hinten 29" x 2,1 |
Sattelstütze | S-Works FACT carbon 30,9 mm | Specialized Alloy 30,9 mm | Specialized Alloy 30,9 mm |
Sattel | Myth Expert | Myth Sport | Myth Sport |
Vorbau | S-Works SL | Specialized XC | Specialized XC |
Lenker | S-Works Carbon Mini-rise, 720 mm | Specialized Mini-rise, 720 mm | Specialized Mini-rise, 720 mm |
Preis | 8.999 € | 3.999 € | 2.999 € |
Specialized Epic 2018 in der Hand
Sieht man das Epic aus der Ferne, könnte man es im ersten Augenblick für ein Hardtail halten: Der filigran wirkende Dämpfer unter dem schmalen Oberrohr verschwimmt mit dem Hintergrund. Aber falsch gedacht, das Epic ist vorne und hinten gefedert. Neben der bereits angesprochenen Integration der Brain-Öldurchfluss in die Dämpferverlängerung, machen auch die Verarbeitung und die Lackierung einen sauberen und sehr wertigen Eindruck. Hier wirkt nichts fehl am Platz, auch das ehemals an zwischen Achse und Drehpunkt sitzende Brain ist jetzt viel schöner integriert.

Specialized Epic 2018 auf dem Trail
Ein XC-Bike im Bikepark testen? Selbstbewusst!
Ein XC-Bike im Bikepark testen? Selbstbewusst – Im Rahmen des Summer Camp konnten wir das neue Specialized Epic 2018 vorab testen. Bei der Präsentation des neuen XC-Racers rechtfertigt man die umfassenden Änderungen vor allem mit dem Argument der härteren XC-Strecken im World Cup. Genau eine solche Runde hat man im Vorfeld ausgekundschaftet. Dafür müssen wir aber zuerst die einfachste Strecke des Bikepark hoch, dann geht es oben auf dem Plateau auf einer großen Runde auf und ab, am Start der Bikeparktrails kommt man wieder raus und kann dann noch eine der vielen Lines ins Tal nehmen. So viel zur Theorie, die Praxis wurde nämlich nach hinten verschoben, um dem strömenden Regen etwas auszuweichen. In der Zwischenzeit unterhalte ich mich mit Produktmanager Brian, der etwas an der Machbarkeit des XC-Loops unter diesen Bedingungen zweifelt. Ideale Bedingungen? Wir werden sehen.
Bevor es losgeht, steht zunächst das Setup an. Am Dämpfer klappt das dank AutoSAG sehr schnell, das Setup der Gabel gelingt aber nicht so einfach: Das Brain verhindert ein zu tiefes Einsacken in den Federweg, so lässt sich nur mit offenem Brain und kreativer Linienwahl über den Parkplatz ein zum Heck ausgeglichenes Setup an der Gabel finden.
Uphill
Der Regen ist weg und wir starten direkt in den steilen Uphill – zum Glück bin ich am Parkplatz ein paar Runden zum Aufwärmen gefahren. Schon hier fällt die passende Sitzposition auf. Leicht gestreckt aber nicht unangenehm sitzt man auf dem Bike. Das Fahrerfeld zieht sich in die Länge und ich nutze mehrmals die Gelegenheit, um zu überholen. Das Epic folgt meinem Pedalinput und springt nach vorne. Einige Kurven später wird es noch steiler, auf dem harten Boden liegen vermehrt Steine. Die Stelle lässt kein Überholen zu und das Tempo sinkt. Ich muss mich ein wenig nach vorne lehnen, damit das Vorderrad bei unrundem Tritt auf dem 50t Ritzel nicht den Bodenkontakt verliert. Bei den niedrigen Geschwindigkeiten fühlt sich das Rad auch etwas kippelig an.
Fastforward – ca. 3h später: Ich beschließe die Runde noch ein weiteres Mal zu fahren, Brian begleitet mich spontan. Mit dem National Amateur Marathon Meister im Nacken geht das alles schon viel runder. Im Steilstück können wir eine höhere Geschwindigkeit fahren, bei der das Rad nicht dazu neigt, den Bodenkontakt zu verlieren und ich muss mich auch nicht mehr aktiv auf den Lenker lehnen. Eine gewisse Grundgeschwindigkeit tut dem Rad gut und ist, wenn auch kräftezehrend, für mich die angenehmere Fahrweise.
Auf dem Flowtrail geht es weiter bergauf, immer wieder treten wir durch Wellen und kurze steile Rampen. Mehrere Wechsel der Brain-Einstellung von hart bis weich offenbaren den Charakter des Systems. Begleitet von einem lauten klicken beim Öffnen, bewegt sich der Hinterbau kontrolliert durch den Federweg. Mir persönlich ist die harte Einstellung etwas zu viel – der Unterschied ist deutlich spürbar und das Rad geht noch besser voran, der Komfort leidet aber. Auch im weichen Modus fühle ich mich nicht ganz wohl. Hier verliert das Bike etwas die Spritzigkeit, die mir in den ersten steilen Stücken gefallen hat. Nachdem die Einstellung des Brain aber sehr schnell und einfach funktioniert, kann man hier viel herumexperimentieren. Ich pendle mich in der Mitte ein.
Los geht es auf den XC-Loop. Im ruppigeren Gelände klackert das Brain munter vor sich hin, sorgt aber für gute Traktion. Auch der Hinterreifen ist daran nicht unbeteiligt, die neue Gripton Gummimischung macht sich auf den nassen Böden, Steinen und Wurzeln bezahlt und sorgt nur in Extremfällen für durchrutschende Reifen. Die Reifen schaffen Vertrauen und ich versuche meinem Vordermann am Hinterrad zu bleiben. Es geht in technischere Abschnitte mit vielen Richtungswechseln. Das Rad marschiert unbeirrt vor sich hin, das hoch im Federweg stehende Fahrwerk verhindert Pedalaufsetzer effektiv. So muss man nicht penibel auf die Linie achten, sondern kann in steinigen Sektionen ohne Pedalkontakt weiter treten. Zeigt die Linie doch mal in Richtung eines Hindernisses, lässt sich das leichte Rad ohne viel Krafteinsatz darüber lupfen. Enge Kurven erfordern stellenweise zwar eine angepasste Linienwahl, alles in allem bleibt das Rad aber auch in Größe XL wendig.
Downhill
Auch wenn die Reifen schon eine gewisse Sicherheit vermitteln, lasse ich es zunächst langsam angehen. So der Plan. Der nicht ganz aufgeht. Wer hätte gedacht, dass man mit einem Race Bike so viel Spaß haben kann? Mit dem Epic fühle ich mich sicher, der Grip stimmt, das Rad fühlt sich nicht aus der Balance an. Einzig der hohe Sattel macht mir in Kurven etwas zu schaffen – dank 30,9 mm Sattelrohr steht der Montage einer Vario-Stütze nichts mehr im Weg. Auf der zweiten Ausfahrt nutze ich diese Möglichkeit und finde mich gefühlt auf einem Trailbike wieder. Ein sehr gewohntes Fahrgefühl stellt sich ein – ähnlich wie an einem Rad mit flacherem Lenkwinkel. Die Verkürzung des Federgabel-Offset sorgt tatsächlich für hohe Spurtreue und Laufruhe, mit zu wenig Druck auf dem Vorderrad habe ich nicht zu kämpfen.
Durch sein geringes Gewicht verleitet das Rad dazu, kreative Linien zu nehmen und den Trail auf seiner vollen Breite zu nutzen. Erst wenn es wirklich ruppig wird, setzt man lieber auf die sicherste Linie.
Wir beenden unsere XC-Runde und fahren einen anderen Flowtrail im Bikepark. Hier bestätigt sich das Bild: Sicherheit, Laufruhe, lediglich in Bremsrillen und ruppigen Abschnitten liegt das Rad nicht so sicher und satt, wie ein schwereres Bike mit mehr Federweg. Auf den glattgebügelten Strecken kann das Brain seine Schnelligkeit unter Beweis stellen: auf Schläge reagiert das Heck und öffnet den Dämpfer sehr schnell. Pusht man das Bike durch Wellen oder Kurven ist das Brain etwas unberechenbar, die Dämpfung fängt den Fahrer aber im Falle der Öffnung auf, die Kontrolle bleibt beim Fahrer.
Tuning-Möglichkeiten
Die Vario-Sattelstütze im Epic war für mich Gold wert. Sie verschiebt den Einsatzbereich noch etwas mehr in Richtung Trail, ohne den Uphill maßgeblich zu beeinträchtigen.
Haltbarkeit
Im Testzeitraum sind keine Mängel aufgetreten.
Test-Fazit zum Specialized Epic 2018
Durch sein geringes Gewicht und die gute Rahmensteifigkeit, marschiert das Specialized Epic 2018 ordentlich bergauf. In technischen Sektionen macht es wirklich Spaß mit dem Bike alles zu geben – hier sorgt der Hinterbau für genügend Traktion und dank dem neuen Brain für eine gute Portion Fahrkomfort und ein hohes Tretlager. Bergab vermittelt das Rad viel Sicherheit und ist für den geringen Federweg überraschend laufruhig und sehr schnell unterwegs. Mit Dropper-Post fährt sich das Rad fast wie ein Trailbike – spaßig und schnell. Ob man mit dem Specialized Epic 2018 bergauf Bestzeiten holen kann, wird sich dieses Wochenende in Andorra zeigen, auf dem Weg ins Tal hat es das Potential, dem ein oder anderen Trailbike den Rang abzulaufen.
Stärken
- Abfahrtsperformance
- Funktion Brain
- Reifen
Schwächen
- Brain klickt sehr laut
- Preis
Testablauf
Nachdem ein Kollege Pech mit seinem Koffer hatte und weder Schuhe noch Pedale zum Fahrradfahren angekommen sind, habe ich ihm meine Klickpedale geliehen und bin eine Testrunde mit Flatpedalen gefahren. Danach wurden natürlich Klick-Pedale montiert und weitere Testfahrten gemacht.
Hier haben wir das Specialized Epic 2018 getestet
- Mountain Creek: steinige, technische XC Runde, Bikeparkstrecken
Testerprofile
Christoph Spath
- Testername: Christoph Spath
- Körpergröße: 190 cm
- Gewicht: 65 kg
- Gewicht (fahrfertig): 70 kg
- Schrittlänge: 94 cm
- Armlänge: 60 cm
- Oberkörperlänge: 49 cm
- Fahrstil: Schnell bergauf und bergab, sauber, selten überm Limit
- Ich fahre hauptsächlich: Von Dirt Jump über Trail und Enduro bis Downhill, gerne schnell, in grobem Gelände und mit viel Luftstand
- Vorlieben beim Fahrwerk: Viel Low Speed-Compression am Dämpfer, Front etwas straffer als das Heck, hinten gerne progressiv
- Vorlieben bei der Geometrie: Vorne lang, hinten je nach Einsatzbereich kurz bis mittellang, flach
Um euch den bestmöglichen und breitesten Testeindruck zu bieten, fahren immer mehrere Tester ein Bike. Neben den aufgeführten Testern mit detaillierten Profil arbeiten wir immer mit weiteren Fahrern unterschiedlicher Könnerstufen, Gewichte, Körpergrößen sowie Vorlieben zusammen. Im direkten Dialog stellen wir das richtigen Setup sicher und dokumentieren in gemeinsamen Ausfahrten die Eindrücke. Dies stellt sicher, dass wir alle Eigenheiten eines Bikes in allen Bereichen beurteilen können.
Weitere Informationen zum Specialized Epic 2018
Webseite: www.specialized.com
Text & Redaktion: Christoph Spath | MTB-News.de 2017
Bilder: Colin Belisle, Alex Quesada
104 Kommentare
» Alle Kommentare im ForumGibt es da auch schon Infos was der Comp Alurahmen wiegen soll?
Kann man die originalen Dänpfer auch ohne Brain fahren? Also das abstecken und ganz wegbauen.
Wieso, taugt der nix? Dann nehm doch gleich ein Cannondale!
Dann hast auch gleich noch eine gescheite Gabel mit dabei ..
Der neue Brain-Dämpfer soll gut sein.
Man kann ja mal nach Alternativen schauen ohne, dass man was kauft. Will mich informieren.
Falls hier noch jemand unterwegs ist:

Ich suche jemanden mit einem Epic ab 2018.
Es geht um folgendes Teil und ich würde gerne die Passung kontrollieren:
Am besten wäre ein Epic in Größe S oder M. Wenn ihr selbst eines habt, oder jemanden kennt, würde ich mich über eine PN freuen.
Cheers
Sacki
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