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Specialized Demo Race 29 im Test
Demonstrativ schnell!

Specialized Demo Race 29 im Test: Fünf Jahre nach der Vorstellung des letzten Demo S-Works schlägt Specialized mit dem Demo 29 eine 180°-Kehrtwende ein. Aus dem filigranen Design-Objekt aus feinstem Carbon ist ein kompromisslos für die Highspeed-Abfahrt konzipiertes 29″-Racebike aus Aluminium mit entsprechend wuchtiger Optik geworden. Ob die Rechnung aufgeht, haben wir nicht nur auf verschiedenen Bikepark-Strecken, sondern auch im Renneinsatz für euch getestet!

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Steckbrief: Specialized Demo Race 29

EinsatzbereichDownhill
Federweg200 mm/200 mm
Laufradgröße29ʺ
RahmenmaterialAluminium
Gewicht (o. Pedale)16,6 kg
RahmengrößenS2, S3, S4
Websitewww.specialized.com
Preis: 6.699 €

In der Historie des Demos hat Specialized noch nie Angst vor einem kleinen Richtungswechsel gehabt: Auf den seit 2003 verwendeten, sehr verschachtelten FSR-Hinterbau mit ganzen drei Streben im Hinterbau folgte elf Jahre später eine neue, extrem cleane Carbon-Version, die Design- und Putz-Freaks das Herz hat höher schlagen lassen. Nun haben die Kalifornier wieder einmal eine überraschend scharfe Abzweigung genommen und statt Optik und Gewicht lieber Dinge wie Speed, Geschwindigkeit und Schnelligkeit ins Lastenheft geschrieben. So setzt das Mitte des Jahres vorgestellte Demo 29 auf 29″-Laufräder, einen Aluminium-Rahmen und eine überarbeitete Version des FSR-Hinterbaus mit zusätzlichen Links und sehr tief liegendem Dämpfer. Das Downhill-Bike ist in drei Rahmengrößen und zwei Ausstattungsvarianten zu Preisen von 4.699 bis 5.699 € erhältlich. Wir haben die teurere Race-Variante unter anderem beim iXS Cup auf der Schweizer Highspeed-Strecke in Bellwald hart rangenommen!

# Größer könnten die Unterschiede zum S-Works-Vorgänger kaum sein - das Specialized Demo 29 setzt auf 29"-Laufräder, einen Alu-Rahmen und ein neues FSR-Hinterbausystem. Die dargestellte Race-Version schlägt mit 6.699 € zu Buche.
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Geometrie

Specialized bietet das neue Demo 29 in lediglich drei Rahmengrößen an. Die üblichen Bezeichnungen Small, Medium und Large sind den Kürzeln S2, S3 und S4 gewichen. Diese können allerdings nicht davon ablenken, dass das neue Demo nicht besonders groß ist: Die Reach-Werte starten bei kurzen 425 mm und enden bereits bei 465 mm – eine echte XL-Größe, wie sie manche Hersteller anbieten, fehlt somit. Das dürfte allerdings nur für Fahrer über 1,90 m ein echtes Problem werden. Die restliche Geometrie fällt dafür alles andere als konservativ aus: Der Stack liegt bei allen Rahmengrößen auf ordentlichen 633 mm und der Lenkwinkel ist mit 62,7° für ein 29er ganz schön flach. Dazu kommen ein um 25 mm abgesenktes Tretlager und 450 mm lange Kettenstreben, was beides für viel Laufruhe spricht. Wir hatten die größte S4-Variante im Test.

S2S3S4
Stack633 mm633 mm633 mm
Reach425 mm445 mm465 mm
Steuerrohr104 mm104 mm105 mm
Lenkwinkel62,7°62,7°62,7°
Tretlagerhöhe350 mm350 mm350 mm
Tretlagerabsenkung25 mm25 mm25 mm
Trail128 mm128 mm128 mm
Federgabellänge608 mm608 mm608 mm
Federgabel Offset58 mm58 mm58 mm
Front Center804 mm824 mm844 mm
Kettenstrebe450 mm450 mm450 mm
Radstand1253 mm1273 mm1293 mm
Oberrohr563 mm600 mm620 mm
Überstandshöhe760 mm760 mm760 mm
Sitzrohr394 mm420 mm420 mm
Sitzwinkel77,7°76,3°76,3°
# Bisher bietet Specialized das Demo 29 lediglich in drei Größen an - während wir bei 1,83 m Körpergröße das S4-Modell bevorzugen, setzt der nicht viel kleinere Weltmeister Loïc Bruni auf den kleinsten S2-Rahmen.

Ausstattung

Das Demo 29 ist in lediglich zwei Ausstattungsvarianten erhältlich, für die Specialized in Anbetracht der restlichen Modellpalette erstaunlich moderate Preise aufruft. Das von uns getestete Topmodell, das Specialized Demo Race 29, kostet 6.699 €, bietet allerdings auch eine absolute Top-Ausstattung, bei der es fast nichts zu meckern gibt. So arbeitet an der Front die hochwertige Öhlins DH 29-Federgabel, die am Heck vom passenden Öhlins TTX-Dämpfer ergänzt wird. Am SRAM X01 DH-Antrieb führt aktuell kaum ein Weg vorbei. Auch die SRAM Code RSC-Bremsen haben sich in unseren Downhill-Tests bereits mehrfach bewährt. Specialized selbst stellt Cockpit und Sattel, die einen sehr hochwertigen Eindruck machen, sowie die Roval-Felgen und Butcher Blck Dmnd-Reifen. Auch wenn wir mit diesen am Enduro bisher gute Erfahrungen gemacht haben, müssen wir über die Entscheidung, Enduro-Reifen an ein DH-Bike zu montieren, schon vor der ersten Ausfahrt die Stirn runzeln – doch dazu später mehr.

Wer gerne Demo 29 fahren möchte, aber 2.000 € weniger im Portemonnaie hat, für den könnte das günstigere Specialized Demo Expert 29 die richtige Wahl sein. Dieses setzt auf denselben Alu-Rahmen und ein RockShox Select-Fahrwerk mit Stahlfeder-Dämpfer, einen soliden SRAM GX DH-Antrieb, Code R-Bremsen, hauseigene Alu-Komponenten sowie Roval-Felgen und Butcher-Enduro-Reifen.

Demo Expert 29Demo Race 29Demo Race 29 Rahmen
RahmenM5 alloy, BSA threaded BB, full internal cable routing with option for full external brake, 148 mm rear spacing, 200 mm of travel M5 alloy, BSA threaded BB, full internal cable routing with option for full external brake, 148 mm rear spacing, 200 mm of travel M5 alloy, BSA threaded BB, full internal cable routing with option for full external brake, 148 mm rear spacing, 200 mm of travel
DämpferRockShox Super Deluxe Coil Select Plus, Trunnion mount, 225 mm x 75 mmÖhlins TTX, Twin-Tube design, Trunnion mount, 225 mm x 75 mm Öhlins TTX, Twin-Tube design, Trunnion mount, 225 mm x 75 mm
FedergabelRockShox BoXXer Select 29, DebonAir spring, Charger RC damper, 20 x 110 mm thru-axle, 56 mm offset, 200 mm of travelÖhlins DH 29, 20 x 110 mm thru-axle, 58 mm offset, 200 mm of travel
VorbauSpecialized Direct Mount DH Stem, 45 mmSpecialized Direct Mount DH Stem, 45 mm
LenkerSpecialized, 7050 alloy, 6° upsweep, 8° backsweep, 27 mm rise, 800 mm widthSpecialized DH, FACT carbon,6° upsweep, 8° backsweep, 27 mm rise, 800 mm width, 31,8 mm
GriffeSpecialized Trail GripsDeity Knuckleduster, Black
BremsenSRAM Code R, 200 mmSRAM Code RSC, 200 mm
SchalthebelSRAM GX DH, 7-speed, triggerSRAM X01 DH, 7-speed, trigger
SchaltwerkSRAM GX DH, 7-speedSRAM X01 DH, 7-speed
KassetteSRAM GX DH, 7-speed, 11-24tSRAM X01 DH, 7-speed, 10-24t
KetteSRAM PC1110 w/ PowerlinkTMSram PC1130 w/ Powerlink, 11-speed
KurbelnSRAM Descendant, DUB, alloy, Direct mount ring, 165 mm, 34 TSRAM X01 DH, DUB, carbon, Direct mount ring, 165 mm, 34 T
InnenlagerSRAM DUB, 83 mmSRAM DUB, 83 mm
FelgenRoval 29" Alloy DH, 28 mm internal width, 28hRoval 29" Alloy DH, 28 mm internal width, 28h
Nabe FrontSpecialized disc, 20 x 110 mm thru-axle, 28 hSpecialized disc, 20 x 110 mm thru-axle, 28 h
Nabe HintenSpecialized, 12 x 148 mm thru-axle, 28 hDT Swiss 350, SRAM XD freehub, 12 x 148 mm spacing, 28 h
VorderreifenButcher BLCK DMND, 2Bliss Ready, 29" x 2,6"Butcher BLCK DMND, 2Bliss Ready, 29" x 2,6"
HinterreifenButcher BLCK DMND, 2Bliss Ready, 29" x 2,3"Butcher BLCK DMND, 2Bliss Ready, 29" x 2,3"
SattelBody Geometry Henge DH, hollow Cro-Mo rails, 130 mmBody Geometry Henge DH, hollow titanium rails, 130 mmBody Geometry Henge DH, hollow titanium rails, 130 mm
SattelstützeSpecialized, 6061 alloy, 2-bolt clamp, 0 mm setback, 30,9 mm Thomson, alloy, straight, 12° clamp Thomson, alloy, straight, 12° clamp
Preis (UVP)4.699 €6.699 €2.499 €

# An der Front ist die Öhlins DH 29-Federgabel montiert - sie bietet 200 mm Federweg, eine getrennt befüllbare positive und negative Luftkammer sowie Rebound, HSC und LSC-Einstellungen.
# Bei Öhlins sitzt die Dämpfung links und die Luftkammer rechts - klingt komisch, ist aber so!
# Die Achse wird zusätzlich im Ausfallende geklemmt - man sollte sie nicht zu fest ziehen, da sie sonst sehr schwer zu lockern ist.
# Tief im Rahmen versteckt liegt der Öhlins TTX-Stahlfederdämpfer.
# Während die Highspeed-Compression nur in drei Schritten verstellt werden kann, ist die Lowspeed-Compression sehr fein gerastert.
# Das Cockpit stammt von Specialized selbst - sowohl S-Works-Carbon-Lenker …
# … als auch der Aluminium-Vorbau machen einen hochwertigen Eindruck.
# Die nötige Bremskraft stellt die SRAM Code RSC-Bremse zur Verfügung.
# Vorne und hinten kommen vier Kolben und 200 mm-Bremsscheiben zum Einsatz.
# Für den Gangwechsel ist ein SRAM X01 DH-Schaltwerk mit 7 Gängen zuständig.
# Der Fahrer steht auf den passenden SRAM X01 DH-Carbon-Kurbeln - eine leichte MRP SXg-Kettenführung sichert die Kette auf dem Narrow-Wide-Kettenblatt.
# Auf den 28-Loch Roval-Felgen wurden Specialized Butcher Blck Dmnd-Reifen aufgezogen - diese sind im Enduro-Einsatz sehr bewährt, bieten am DH-Bike allerdings eine zu dünne Karkasse.
# Die Felgen wurden auf DT Swiss 350-Naben eingespeicht - bei 6.700 € wollen wir nicht zu sehr meckern … an ein High-End-Bike gehören unserer Meinung nach jedoch 240S-Naben.
# Auf die Thomson-Stütze hat Specialized den hauseigenen Henge DH-Sattel montiert.

Im Detail

Dass von allen großen Mountainbike-Firmen ausgerechnet Specialized bei seinem neuen Downhill-Racebike auf Aluminium als Werkstoff setzt, hätten wohl die wenigsten erwartet. Mit den einfachen, klaren und sanft geschwungenen Linien seines asymmetrischen Carbon-Vorgängers hat das Demo 29 fast nichts mehr gemeinsam. Auf den ersten Blick wirkt das Rad mit seiner neuen, etwas verschachtelten Anlenkung und dem tief im Rahmen montierten Dämpfer alles andere als aufgeräumt. Von der Seite betrachtet gehen die Formen allerdings durchaus fließend ineinander über. Außerdem sieht das Demo 29 mit seinem leichten Hängebauch und der mittigen Hebelage schon im Stand verdammt schnell aus.

# Im Vergleich zum Vorgänger wirkt das neue Demo 29 deutlich weniger clean - die auffälligen Bohrungen auf der Nicht-Antriebsseite sind übrigens dazu da, um die Bremsleitung notfalls außen zu führen.
# Seit 2003 ist das Specialized Demo weit gekommen - mittlerweile ist es ein echtes Kult-DH-Bike.

Auch wenn der Hinterbau auf den ersten Blick etwas komplex wirkt, handelt es sich nach wie vor um ein FSR-Design mit Horstlink in der Kettenstrebe. Diese ist allerdings ungewöhnlicherweise deutlich vor dem Tretlager am Hauptrahmen gelagert, was dem Hinterbau einen ebenfalls sehr weit vorne liegenden Momentanpol (Instant Center) beschert. Die Sattelstrebe betätigt wie gewohnt einen Umlenkhebel, der am Hauptrahmen gelagert ist. Der Dämpfer hingegen wird nicht direkt vom oberen Umlenkhebel angesteuert, sondern von einem neuen, unteren Hebel, der wiederum über eine Zugstange mit dem oberen Hebel verbunden ist. Die Vorteile des Systems? Ein sehr tiefer Schwerpunkt, weniger Querkräfte auf den Dämpfer und eine Entkopplung der Federkennlinie von der Raderhebungskurve. Mehr Details dazu erfahrt ihr in unserem Interview mit dem Demo-Entwickler Brian Robinson.

# Der Hinterbau wirkt auf den ersten Blick komplex, funktioniert im Prinzip jedoch nicht so viel anders als zuvor - die Zugstange vor dem Hinterrad aktiviert einen neuen Link, der den Dämpfer komprimiert. Außerdem ist der Lagerpunkt der Kettenstrebe weit nach vorne gewandert.
# Specialized-Demo-29-7576
# Specialized-Demo-29-7594
# Ein Plastik-Schutzblech hält schädlichen Schmutz vom Öhlins-Dämpfer fern.

Die Brems- und Schaltleitungen werden beim Specialized Demo 29 intern geführt und laufen auf der rechten Seite des Steuerrohrs in den Rahmen. Wenn man eine Startnummer montieren möchte, ist das keine ideale Position, da es beispielsweise beim iXS Cup offiziell nicht zulässig ist, ein Loch in seine Nummer zu schneiden. In Verbindung mit einem Marshguard-Nummernhalter hatten wir jedoch ausreichend Platz, um die Leitungen hinter der Nummer zu verlegen, ohne sie übermäßig biegen zu müssen. Die Leitungen werden intern nicht geführt und die Ausgänge sind sehr eng, was dem Leitungswechsel einen gewissen Nervenkitzel verleiht. Alternativ sind außen am Rahmen jedoch Bohrungen angebracht, über die die Bremsleitung extern befestigt werden kann. Die antriebsseitige Kettenstrebe wird von einem großen, stark gewellten und geräuschdämmenden Gummi-Schoner bedeckt. Ein weiterer Schützer aus Plastik befindet sich auf der Unterseite des Unterrohrs.

# Die Leitungen wandern direkt am Steuerrohr in den Rahmen - hier ist im Rennbetrieb die Startnummer angebracht. Ein Startnummernhalter schafft allerdings ausreichend Distanz, um die Kabel dazwischen zu quetschen.
# Ein nettes Detail ist der Plastik-Clip, der die Bremsleitung direkt im Drehpunkt fixiert.
# Das Tretlager ist geschraubt - das vereinfacht den Wechsel erheblich.
# Der Kettenstreben-Schützer fällt sehr dick und großzügig aus - die Wellen sollen geräuschdämmend wirken.
# Im Tretlagerbereich befindet sich ein weiterer Schoner - dieser schützt das Unterrohr vor Steinschlägen

Auf dem Trail

Da wir bereits Anfang 2019 beim exklusiven Launch des neuen Demo 29 in Port Angeles, USA, anwesend waren, hatten wir eine ganz gute Vorstellung vom Setup des Bikes. Die Öhlins-Federgabel mit ihrer getrennt einstellbaren Positiv- und Negativ-Luftkammer mag erstmal komplex wirken – doch auf dem Casting sind bereits Luftdruck-Empfehlungen aufgeklebt, die als Startpunkt durchaus sinnvoll sind. Beim Dämpfer passt die mitgelieferte Feder in Größe S4 für unseren etwa 73 kg schweren Tester perfekt. Ansonsten wählen wir das mittlere Highspeed-Setting, eine eher offene LSC und den Rebound nach Gefühl beim Parkplatz-Test.

Das Demo 29 macht es so leicht, schnell zu fahren, dass es uns manchmal Angst gemacht hat …

Unsere erste Testfahrt findet auf der knallharten Highspeed-Strecke im tschechischen Bozi Dar statt. In Größe S4 wirkt das Demo Race 29 nicht übermäßig riesig, bietet jedoch eine angenehm hohe Front. Schon auf dem Weg zum Start stellt sich das Gefühl ein, sehr tief und sicher im Bike zu stehen. Auf den ersten flachen Metern beschleunigt das Demo etwas träge. Hier lässt sich nicht verleugnen, dass es bis zu 1,5 kg schwerer als die Carbon-Konkurrenz ist. Zudem wippt es beim Sprinten spürbar, was wir für ein Downhill-Bike allerdings absolut in Ordnung finden. Einmal auf Geschwindigkeit gebracht, stellt sich schnell der erste Aha-Moment ein: Das Specialized Demo 29 liegt extrem satt auf der Strecke! Bremswellen, Steine, Wurzeln und Kanten werden einfach weggeschluckt – und zwar sowohl von der Front, als auch vom Heck. Diese Ausbalanciertheit sorgt zudem dafür, dass sich das Demo in entsprechendem Gelände nicht anfühlt wie ein träges Bügeleisen. Stattdessen motiviert das Fahrwerk dazu, die Geschwindigkeit immer weiter und weiter nach oben zu schrauben. Das kann einem manchmal allerdings auch den Angstschweiß auf die Stirn treiben, wenn man dann doch sehr nahe an die Grenzen des eigenen Reaktionsvermögens gelangt.

iXS Downhill Cup Bellwald 2019 – Das Streckenvorstellungsvideo von GregorMehr Mountainbike-Videos

# Der iXS Downhill Cup in Bellwald war ein echter Härtetest für das Demo - die Strecke ist extrem schnell und durch den sandigen Untergrund nach wenigen Stunden komplett ausgebombt. | Foto: Racement / Sternemann
# Das Specialized Demo Race 29 braucht Geschwindigkeit, um so richtig auf Touren zu kommen - dann liegt das Rad allerdings extrem ruhig auf der Strecke und bügelt über Stock und Stein. | Foto: Racement / Sternemann
# Mit den richtigen Reifen ist Kurvengrip kein Problem - mit den Butcher-Enduro-Reifen hingegen sind wir in Anliegern teils etwas gerutscht.

Das einzige Problem, das wir zu Beginn des Tests hatten, waren die Specialized Butcher Blck Dmnd-Reifen, die nicht nur nach wenigen Läufen kaputt waren, sondern in schnellen und ruppigen Anliegern durch den benötigten hohen Luftdruck und die geringe Eigendämpfung schnell ins Rutschen kamen. Nachdem wir Downhill-Reifen von Maxxis aufgezogen hatten, war von diesem Verhalten nichts mehr zu spüren. Stattdessen hängt das Demo geradezu stoisch ruhig in Anliegern und lässt sich auch von tiefen Bremswellen kaum aus der Ruhe bringen. Nur die Federgabel haben wir im Verlauf des Tests und vor allem während des iXS Cups auf der sehr ausgebolzten und sandigen Strecke in Bellwald deutlich härter aufgepumpt, um zu verhindern, dass sie nach zu vielen harten Schlägen abtaucht. Stimmt man die Negativ-Luftkammer entsprechend ab, lässt sich das jedoch immer noch mit einer ausreichend guten Sensibilität vereinen.

Neben dem schluckfreudigen Fahrwerk konnte uns vor allem das sehr vorhersehbare Verhalten des Demo 29 überzeugen. Jedes Bike kommt irgendwann außer Kontrolle – meist weil der Fahrer Mist baut. Doch mit dem Specialized hatten wir extrem selten mit unerwarteten Tritten oder Wegrutschern an Front und Heck zu kämpfen, was wir den sehr gut abgestimmten Öhlins-Federelementen und dem neuen FSR-Hinterbau zuschreiben. Dieser verfügt Specialized zufolge über bedeutend höhere Anti-Rise-Werte als der Vorgänger, was sich in steilen Sektionen bemerkbar macht, da man immer tief im Rad steht und erstaunlich aggressiv in Kompressionen und Kurven reinhalten kann. Mit Bremsstempeln, einer häufigen Nebenerscheinung, hatten wir hingegen nicht nennenswert zu kämpfen.

# Schanzt man sich mit Vollgas in die Höhe, dann liegt das Demo 29 sehr ruhig in der Luft und neigt nicht dazu, in irgendeine Richtung zu kicken. - Foto: Racement / Sternemann
# Obwohl das Rad über hohe Anti-Rise-Werte verfügt, konnten wir kein übertriebenes Bremsstempeln bei harten Bremsmanövern in ruppigen Sektionen feststellen. - Foto: Racement / Sternemann
# Dafür behält das Specialized Demo Race 29 auch in steilen Sektionen seine Geometrie und vermittelt dadurch viel Vertrauen. - Foto: Racement / Sternemann

Im typisch deutschen Fichtenslalom braucht es mit dem Specialized Demo 29 etwas Eingewöhnung, bis man sich so ganz zuhause fühlt. In Größe S4 erreicht es dank langer Kettenstreben und sehr flachem Lenkwinkel einen beachtlichen Radstand. In Kombination mit dem satt aufliegenden Fahrwerk und dem eher hohen Gewicht sorgt das dafür, dass das Bike mit ordentlich Nachdruck in enge Kurven gepresst werden will. Hat man sich etwas umgestellt, gehört das Demo auch hier zu den schnellsten Rädern auf dem Markt, kann seine Vorteile aber nicht so sehr ausspielen wie im hochgebirgigen Highspeed-Geballer. Komplett außerhalb jedweder Komfortzone ist das schwarz-gelbe Geschoss hingegen auf flachen Bikepark-Jumplines. Genug Geschwindigkeit vorausgesetzt springt es sich zwar hervorragend, liegt sehr ruhig in der Luft und geht auch mal quer – muss man aber pumpen, pushen oder ziehen, um Geschwindigkeit aufzubauen, verpufft die meiste Kraft im Hinterbau.

Im Vergleich

Einer der größten Konkurrenten des Specialized Demo 29 nicht nur im World Cup, sondern auch im Wettbewerb um Käufer ist wohl der Testsieger aus unserem Downhill-Bike-Vergleichstest 2019: das Santa Cruz V10 29. Beide Bikes zeichnen sich durch ihren sehr satt aufliegenden, schluckfreudigen Hinterbau aus. Auf absoluten Highspeed-Pisten fühlt sich das Demo allerdings nochmals ruhiger und balancierter an – es lässt sich einfach kaum aus der Ruhe bringen. Dafür ist das leichtere V10 auf sanfteren Strecken deutlich aktiver und braucht weniger Gefälle und Geschwindigkeit, um Spaß zu machen.

Das Lastenheft der Scott-Entwickler zum neuen Gambler muss komplett anders ausgesehen haben als das des Demo 29. Die Carbon-Feile ist sogar mit Stahlfeder-Dämpfer ganze 1,5 kg leichter als das Specialized und es ist das aktivste 29″ Downhill-Bike, das wir bisher gefahren sind. In Sachen Laufruhe und Endgeschwindigkeit kann es dem Demo nicht das Wasser reichen. Dafür bietet es einen exzellenten Mix aus Spieltrieb und Laufruhe, was es wohl zum etwas besseren Allrounder macht.

# Auch das Santa Cruz V10 ist ein ziemlich kompromissloses Racebike und konnte sich so in unserem Downhill-Vergleichstest den Sieg sichern - in ruppigen Passagen wie diesen liegt das Demo noch etwas satter auf der Strecke und giert nach mehr Geschwindigkeit. Dafür ist es auf flacheren Trails spürbar behäbiger.
# Das neue Scott Gambler Tuned ist das wohl leichteste DH-Bike, das uns je untergekommen ist - dank des effizienten Hinterbaus, der großen 29" Laufräder und der langen und ausgewogenen Geometrie kann man es damit ganz schön fliegen lassen. Das Demo ist im Highspeed-Bereich deutlich ruhiger, fährt sich aber nicht so verspielt und spaßig.

Das ist uns aufgefallen

# Die Öhlins DH-Federgabel hat uns sehr positiv überrascht - wir hatten wenige Probleme mit der Abstimmung. Außerdem hat sie exzellent mit dem Hinterbau harmoniert.
# Die 28-Loch Roval-Felgen haben sich leider als recht Dellen-anfällig herausgestellt - sie mussten allerdings vor allem in Bozi Dar auch heftige Einschläge einstecken.

Fazit – Specialized Demo Race 29

Wer Top-Speed auf harten Strecken erreichen will, der wird in absehbarer Zeit nicht am Specialized Demo Race 29 vorbeikommen. In seiner jüngsten Inkarnation präsentiert es sich als das wohl potenteste Downhill-Bike auf dem Markt und kann mit seinem satten, ausbalancierten Fahrwerk sowie der daraus resultierenden Laufruhe punkten. Mit dem Demo 29 die Bremsen offenzulassen ist so leicht, dass wir tatsächlich manchmal Angst vor dem Rad hatten. Vor dem Kauf sollte man sich aber bewusst sein: Ein Bike für flowige Bikepark-Pisten ist das Demo nicht! Hier wünscht man sich ein deutlich leichteres und aktiveres Rad.

Pro / Contra

Pro

  • sehr ausgewogenes Fahrwerk
  • liegt unglaublich satt auf
  • extrem laufruhig
  • ausbalancierte Geometrie
  • leicht einzustellen

Contra

  • nicht sonderlich leicht
  • wenige Größen
# Mit dem neuen Demo Race 29 hat Specialized den Nagel voll auf den Kopf getroffen - jedenfalls wenn man richtig, richtig schnell in hartem Gelände fahren möchte. Wer einen Begleiter für mitteldeutsche Bikeparks und die ein oder andere entspannte DH-Runde sucht, unterfordert das Bike deutlich.

Was sagst du zum neuen Demo – klingt es nach dem passenden Rad für dich?


Testablauf

Wir sind das Specialized Demo Race 29 über mehrere Wochen auf verschiedenen Downhill-Strecken gefahren. Am Ende des Testzeitraums sind wir mit dem Rad den iXS Downhill Cup in Bellwald gefahren, um herauszufinden, wie sich das neue Demo in Rennsituationen verhält.

Hier haben wir das Specialized Demo Race 29 getestet

Tester-Profil: Gregor Sinn
Körpergröße 183 cm
Schrittlänge 85,5 cm
Oberkörperlänge 60 cm
Armlänge 61 cm
Gewicht 73 kg
Gregor fährt gerne Fahrräder jeglicher Kategorie, von Mountainbike bis Rennrad. Am liebsten ist er jedoch auf Downhill- und Enduro-Bikes unterwegs – gerne auch unter Zeitdruck im Renneinsatz.
Fahrstil
verspielt
Ich fahre hauptsächlich
Downhill, Enduro
Vorlieben beim Fahrwerk
unauffällig, hinten progressiv, wenig Druckstufe
Vorlieben bei der Geometrie
hinten nicht zu kurz, vorne geräumig, Lenkwinkel nicht zu flach

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