Specialized Butcher im Test: Als dieser Reifen das Licht der Welt erblickte, ist Sam Hill noch Specialized gefahren – der Butcher hat schon ein paar Jahre auf dem Buckel. Seitdem ist viel geschehen, aber zwei Dinge haben sich nicht verändert: Hill ist erfolgreich wie vor Jahren und der Butcher gewinnt nach wie vor Weltmeisterschaften. Wir haben die überarbeitete Version mit GRID-Karkasse und Gripton-Gummimischung auf die Probe gestellt und versucht, den Butcher mit Sam Hill-Speed durchs legendäre Steinfeld in Maribor zu prügeln. Spoiler Alert – es blieb beim Versuch und es lag nicht am Reifen. Hier findet ihr unseren ausführlichen Testbericht.
Steckbrief: Specialized Butcher
Ganze acht Jahre gibt es den Butcher schon – der Reifen hat einige Fahrer kommen und gehen sehen und wurde unter anderem von Hill, Brosnan, Fairclough, Gwin und Bruni erfolgreich im Downhill World Cup eingesetzt. Ein reiner Downhill-Reifen ist der Butcher aber nicht mehr: Mit der GRID-Ausführung gibt es ein leichteres Modell für den Enduro-Einsatz, welches wiederum vom EWS-Team um Jared Graves gefahren wird. Im Laufe des Jahres wurde dann die BLCK DMND-Karkasse vorgestellt, welche sich zwischen GRID- und DH-Karkasse platziert. Wir haben den Specialized Butcher GRID in der Größe 29″ x 2,6″ auf die Probe gestellt.
- Laufradgrößen: 26″, 27,5″ und 29″
- Reifenbreiten: 2,3″, 2,6″ und 2,8″
- Gewicht: 825–1060 g (Herstellerangabe)
- www.specialized.com
- Preis: 43,90–48,90 € (UVP) Bikemarkt: Specialized Butcher kaufen
Angeboten wird der Reifen nach wie vor für drei Laufradgrößen. Fans von 26″ muss die 2,3″ breite Variante ausreichen. Am anderen Laufradgrößen-Ende, für die 29″-Fahrer, gibt es zusätzlich die Option auf den 2,6″ breiten Reifen. Insgesamt drei Breiten gibt es für 27,5″ – hier bietet Specialized zusätzlich noch eine 2,8″-Variante an. Diese zielt vor allem auf den E-Bike-Markt und war bei unseren Kollegen von eMTB-News.de bereits im Test.
Ein simpler Karkassen-Aufbau mit nur einer Lage und 60 TPI drückt das Gewicht der GRID-Reifen größtenteils unter die 1 Kilogramm Marke. Einzig der Plus-Reifen ist mit genug Gummi aufgepolstert, um mit 1.060 g knapp darüber zu liegen. Unser 29″ x 2,6″ Testreifen ist mit 975 g Gewicht angegeben – unsere Waage zeigte akzeptable 11 g mehr an. Specialized ruft für die Reifen je nach Breite 43,90 €, beziehungsweise 48,90 € (UVP) auf. Ein fairer Kurs, wenn man bedenkt, dass ein Reifen inzwischen meist eher zwischen 60 und 80 € liegt.
Im Detail
Der Blick auf das Profil verrät: Nicht nur an die Karkasse und Gummimischung hat sich Specialized gewagt. Auch das Profil wurde überarbeitet und kommt im Vergleich zum Ur-Butcher mit einigen Änderungen daher. Während der Reifen rein optisch noch unverkennbar ein Butcher ist, hat sich die Stollen-Form etwas verändert. Mittig an der Lauffläche wurden die längeren, abgeflachten Stollen mit einer angepassten Lamelle versehen: Am alten Butcher lief die Vertiefung auf dem Stollen noch in Fahrtrichtung – jetzt steht sie lotrecht dazu. Das sollte sich vor allem positiv auf die Bremstraktion auswirken.
Beide Mittelstollen wurden beim alten Profil in einer durchgehenden Schräge nach hinten breiter. Beim überarbeiteten Profil werden die Stollen nach wie vor breiter. Der Übergang ist aber nicht mehr eine gleichmäßige Kante, sondern gestuft – analog zu den Seitenstollen am alten Profil. An den Seiten wird dieses Design nach wie vor verwendet. Die Stollen werden nach hinten im Gegensatz zu den mittleren Blocks aber schmäler. Somit ergibt sich über die jeweilige Stollen-Länge ein gleichmäßig großer Kanal zwischen Mittel und Seitenstollen, der für einen guten Übergang beim Kurvenfahren sorgen sollte.
Die GRID-Karkasse bietet Specialized zufolge durch einen verstärkten Seitenwand-Aufbau etwa 20 % mehr Schutz als die reguläre Control-Karkasse des Herstellers. In der Hand fühlt sich die Seitenwand des Reifens aber sehr dünn an. Einen kleinen Überraschungsmoment gibt es bei der Reifenmontage: Während der Reifen problemlos aus dem Felgenbett in Richtung Felgenhorn springt, formt sich der 2,6″-Pneu auf einer Felge mit 30 mm Maulweite überraschend schmal aus. Knapp 60 mm messen wir von Seitenwand zu Seitenwand. Der Wechsel auf eine schmalere Felge mit 25 mm Innenweite ergibt eine Reifenbreite von 58 mm.
Marke | Modell | UVP | Gewicht | Durchmesser | Reifenbreite | |
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Bontrager | SR5 Team Issue | 49,99 € | 1018 g | 29" | 2,3" | Testbericht lesen |
e*thirteen | TRSr | 79,99 € | 933 g | 29" | 2,35" | Testbericht lesen |
Maxxis | Highroller II | 69,50 € | 1013 g | 29" | 2,5 WT" | Testbericht lesen |
Onza | Ibex | 59,99 € | 925 g | 29" | 2,4" | Testbericht lesen |
Schwalbe | Magic Mary SG | 62,90 € | 1165 g | 29" | 2,35" | Testbericht lesen |
Specialized | Butcher Gripton | 46,90 € | 986 g | 29" | 2,6" | |
Vittoria | Mota | 59,95 € | 1020 g | 29" | 2,35" | Testbericht lesen |
WTB | Vigilante Tough/High Grip | 64,90 € | 1141 g | 29" | 2,3" | Testbericht lesen |
Technische Daten
Alle technischen Daten, Details und Standards des Specialized Butcher in allen verfügbaren Größen findet ihr in der folgenden Tabelle zum Ausklappen:
Größe | 26" x 2,3" | 27.5" x 2,3" | 27.5" x 2,6" | 27.5" x 2,8" | 29" x 2,3" | 29" x 2,6" |
Durchmesser | 26" | 27,5" | 27,5" | 27,5" | 29" | 29" |
Breite | 2,3" | 2,3" | 2,6" | 2,8" | 2,3" | 2,6" |
TPI | 60 TPI | 60 TPI | 60 TPI | 60 TPI | 60 TPI | 60 TPI |
Gummimischung | GRIPTON, Basis 70a, Lauffläche 42a | GRIPTON, Basis 70a, Lauffläche 42a | GRIPTON, Basis 70a, Lauffläche 42a | GRIPTON, Basis 70a, Lauffläche 42a | GRIPTON, Basis 70a, Lauffläche 42a | GRIPTON, Basis 70a, Lauffläche 42a |
Typ | 2Bliss Ready/Faltreifen | 2Bliss Ready/Faltreifen | 2Bliss Ready/Faltreifen | 2Bliss Ready/Faltreifen | 2Bliss Ready/Faltreifen | 2Bliss Ready/Faltreifen |
Maximaldruck | 50 psi | 50 psi | 40 psi | 30 psi | 50 psi | 40 psi |
ETRTO | 58-559 | 58-584 | 66-584 | 70-584 | 58-622 | 66-622 |
Pannenschutz | GRID Karkasse | GRID Karkasse | GRID Karkasse | GRID Karkasse | GRID Karkasse | GRID Karkasse |
Gewicht | 825 g | 870 g | 960 g | 1060 g | 890 g | 975 g |
Preis | 43,90 € | 43,90 € | 48,90 € | 48,90 € | 43,90 € | 48,90 € |
Auf dem Trail
Dass Specialized nicht nur Fahrräder baut, muss man sich immer mal wieder vor Augen rufen – so geschehen bei der Vorstellung des neuen Specialized Epic im Mountain Creek Bikepark im Sommer 2017. Eine neue Gummimischung am XC-Reifen Fast Trak konnte uns im ersten Eindruck viel Spaß bei widrigen Bedingungen bescheren. Mittlerweile hat auch der Butcher diese neue Gripton-Mischung spendiert bekommen. Die Neugierde war geweckt, also: Reifen montiert und los gehts mit dem MTB-Reifen Test.
Bergauf tut der Specialized Butcher seinen Dienst sehr gut. Der Reifen rollt verglichen mit anderen Vertretern seiner Klasse schnell und macht auch lange Touren nicht zur Qual. Das gute Abrollverhalten animierte uns dazu, die Grenzen zu finden: Der Butcher sollte sich auf den steilsten Rampen, die wir bisher nur mit dem eMTB bezwungen konnten, beweisen. Stimmt das Verhältnis zwischen Grip und Rollwiderstand? Denn wer hinten durchdreht, spart auch keine Körner! Bei idealen Bedingungen konnte der Butcher abliefern und marschierte zügig bergan, ohne die Haftung zu verlieren. Durch die hohen Stollen kommt man bei sehr klebrigen Bedingungen zudem ein paar Meter weiter, als mit anderen Reifen, bevor sich das Profil zusetzt.
Viel interessanter jedoch: der Weg gen Tal. Aufgrund der Vorgeschichte ist hier einiges vom überarbeiteten Speclialized Butcher zu erwarten. Gelingt der Anschluss an die gute Performance des alten Reifens? Wie schon bergauf, besticht er auch bergab mit gutem Grip – sowohl beim Steuern, als auch beim Bremsen. Auf den Seitenstollen führt der Reifen sicher, kündigt sich aber erst spät an. Kommt man an diesen Punkt, schmiert der Reifen über die Seitenstollen – man hat also noch etwas Zeit, um zu reagieren. Steigt man in die Eisen, fällt auf: Hohe, breit abgestützte Stollen sorgen für sehr hohe Bremstraktion und damit für schnelle Verzögerung. Im Test konnte mit dem Butcher der ein oder andere Bremspunkt näher in Richtung Kurve wandern.
Mit die besten Leistungen erzielt der Butcher beim Einsatz in weicheren Böden, wo sich die hohen Stollen in den Boden graben können. Hier führt er zuverlässig und hilft, auch anspruchsvollere Linien am Hang zu halten. Harte Bikepark-Pisten steckt er zwar gut weg, vor allem in brettharten Anlieger-Kurven ist man aber lieber nicht auf der letzten Rille unterwegs. Solange man nicht mit Stolperbike-Geschwindigkeit in lehmig-klebrigen Böden wühlt, passt auch die Selbstreinigung gut zu diesem Einsatzbereich, denn das Profil befreit sich schnell von überschüssigem Matsch. Nur bei der Dämpfung war das Testerfeld etwas gespalten: Die GRID-Karkasse ist bei den leichteren Fahrern nur in hartem Gelände ans Limit gekommen. Für die schwereren Testfahrer war die Eigendämpfung nicht hoch genug und der Luftdruck musste nach oben korrigiert werden, um die gleiche Stabilität zu erreichen. Wer also etwas schwerer oder gerne schnell in hartem Gelände unterwegs ist, sollte seinen Blick in Richtung BLCK DMND-Karkasse richten.
Das ist uns aufgefallen
- Pannenanfälligkeit Trotz anspruchsvollem Gelände mussten wir mit Schlauchlos-Aufbau nur eine Panne hinnehmen: Ein Loch in der Lauffläche konnte durch Tubeless-Milch nicht vollständig gestopft werden und verlangte nach einem Maxalami-Gummi. Schlauch-Fahrer sollten wegen der eher dünnen Karkasse in hartem Gelände lieber nicht zu wenig Druck fahren.
- Verschleiß An unseren Testreifen hielt sich der Verschleiß voll im Rahmen. Am Heck zeigt der Butcher inzwischen aber sichtbare Abnutzungsspuren.
- Breite Für einen 2,6″-Reifen fällt der Butcher selbst auf einer Felge mit 30 mm Maulweite nicht besonders breit aus.
- Dämpfung Hier konnte uns der GRID-Reifen nicht vollständig überzeugen. Für den harten Einsatz sollte man den Blick auf die teurere und schwerere BLCK DMND-Karkasse werfen.
- Preis 44 € für den schmalen und 49 € für den breiten Reifen – ein kompletter Satz Reifen für unter 100 €. Einen solchen Preis als positiv anzuführen, fühlt sich absurd an, inzwischen sind <100 € für einen Satz Reifen aber nicht mehr selbstverständlich.
Fazit – Specialized Butcher
Wer sich seine Höhenmeter selbst verdient und deswegen auf niedriges Gewicht und gutes Abrollverhalten Wert legt, dabei aber keine Abstriche bei der Traktion machen will, sollte sich den traditionsreichen Reifen etwas genauer anschauen. Ist man zudem meistens in moderatem Gelände mit losen Böden unterwegs, ist der Specialized Butcher GRID dank guter Allround-Fähigkeiten eine preislich attraktive Wahl.
Pro / Contra
Pro
- Grip
- Preis
- Rollwiderstand
Contra
- Dämpfung Karkasse
Testablauf
Der Specialized Butcher wurde während dem mehrere Monate andauernden Testzeitraum auf mehreren Felgen bewegt. Vom Fliegengewicht bis zum kräftigeren Fahrer musste sich der Reifen in forderndem Gelände beweisen. Im Testzeitraum wurden verschiedene Drücke ausprobiert, um die optimale Performance aus dem Reifen herauszukitzeln. Gondel-unterstützte Uphills machte der Reifen nur an einem Tag mit – im restlichen Testzeitraum wurden sämtliche Anstiege aus eigener Kraft erarbeitet.
Hier haben wir den Specialized Butcher getestet
- Singletrails: Anspruchsvolle, schnelle Strecken mit ruppigen Streckenabschnitten und technischen Sektionen. Lose, offene Untergründe und harte Böden, Naturtrails und gebaute Strecken.
- Bikepark: In Maribor durfte sich der Reifen auf der frischen Downhill-Strecke durch den lockeren Boden graben.
- Fahrstil
- flüssig
- Ich fahre hauptsächlich
- Downhill, Enduro
- Vorlieben beim Fahrwerk
- auf der straffen Seite, viel Druckstufe, Balance zwischen Front und Heck
- Vorlieben bei der Geometrie
- vorne lang, hinten mittellang, flacher Lenkwinkel
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