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Sofia Wiedenroth
Studenten-WM auf den Philippinen

Sofia Wiedenroth wird euch auch in diesem Jahr wieder als Gelegenheits-Bloggerin aus erster Hand von einigen XC-Wettkämpfen berichten. Zuletzt war Sofia sehr erfolgreich bei der Studenten-WM auf den Philippinen am Start und zeigt euch was hinter den Kulissen abgelaufen ist. Viel Spaß beim Blog von Sofia Wiedenroth:

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Hallo liebe MTB-News Leser, die neue Saison 2016 hat begonnen und ich werde euch auch in diesem Jahr wieder als Gelenheits-Bloggerin von den ein oder anderen XC-Wettkämpfen berichten und zeigen was hinter den Kulissen so abgeht.

Samstag, vor einer Woche, flog ich auf die Philippinen zur Studenten-Weltmeisterschaft. Für diese WM wurde vom Allgemeinen Deutschen Hochschulverband (adh) ein Deutschland-Kader aus fünf Straßenfahrern und zwei Mountainbikern (Louis Wolf und ich) erstellt.

Die Anreise auf die südostasiatische Insel dauerte mit Zwischenstopp in Istanbul 24 Stunden und verlief erstaunlich reibungslos. Am Flughafen angekommen wurden wir zunächst von einem netten Philippiner mit Wasser versorgt, denn auch wenn es mittlerweile durch die siebenstüdige Zeitverschiebung schon Nachts war, stand das Thermometer immer noch auf 30 Grad.

Etwas ausgeschlafen bauten wir unsere Bikes und natürlich erstmal die kleine Espressomaschine auf. Wenig später starteten wir unser erstes Training mit Erkundung der Örtlichkeiten. Sofern wir denn die Hotelanlage verlassen durften, da die Security die Order hatte, niemanden ohne offizielle Begleitung Ausgang zu gewähren. Zu groß sei die Angst vor Entführung oder Raubüberfällen. Nach halbstündiger Argumentation klappte es dann doch irgendwie und der Philippiner schob mit seinen Armen die Schranke nach oben.

# Es war gar nicht so einfach die Hotelanlage zu verlassen. - Foto: Martin Wördehoff, Ach-Radsport

Tatsächlich war es auf den Straßen von Tagaytay City gar nicht so ungefährlich. Kreuzende Hunde, rasant fahrende, auf hochglanzpolierte Kleinkrafträder oder spielende Kinder ließen unser Training zur Geduldsprobe werden. Trotzdem war ich begeistert. Der Ausblick vom Krater auf den Vulkan Taal mit seinem Vulkansee darum sah atemberaubend aus. Auch die exotischen Pflanzen, die hier überall wachsen, faszinierten mich.

Am Mittwoch fand nach zwei Tagen auf der Straße endlich das offizielle Training auf dem MTB-Kurs statt. Nach einer 1,5 h langen Fahrt im hochklimatisierten Bus erreichten wir das Gelände. Der auf Reisfeldern gebaute Rundkurs machte richtig Bock. Angelegte Switchbacks, Rockgarden und sogar ein relativ hoher Drop waren die Highlights des Kurses. Mit meiner Übermotivation und dem Spaß im Gelände zu biken, war ich allerdings nach vier Runden fast k.o. bzw. einfach überhitzt. Das tropische Klima mit guten 40 Grad und ziemlich hoher Luftfeuchtigkeit zieht mir fast doppelt so schnell die Kräfte aus meinem Körper.

# Training auf den Philippinen

Nachdem donnerstags und freitags die Straßenwettkämpfe ausgetragen wurden, stand nun mit dem Eliminator Sprint unser erstes Rennen auf dem Plan. Der geplante Start um 11:00 Uhr wurde um eine halbe Stunde nach hinten geschoben, da das Chinesische Team seine Männergruppe im Hotel vergessen hatte. Die höchste Autoritätsperson befand sich bereits auf dem Renngelände und konnte so höchstwahrscheinlich seinen Athleten keinen Befehl mit dem „Ok, steigt bitte in den Bus“ erteilen.

Das Qualifiying startete ich als Zweite hinter einer Fahrerin aus Japan. Direkt in der ersten technischen Passage mit ein paar Stufen stürzte sie und ich wurde von den Streckenposten aufgehalten. Ich durfte noch einmal starten. Diesmal war ich etwas aufgeregter, aber ich kam gut durch die 1,1 km langen Runde. Nun hieß es abwarten, bis die offiziellen Zeiten und Ergebnisse bekannt gegeben wurden.

# Bestes Wetter und traumhafte Landschaft - Foto: Martin Wördehoff, Ach-Radsport
# Rennen bei 40 Grad und hoher Luftfeuchtigkeit - Foto: Martin Wördehoff, Ach-Radsport
# Da braucht man schon mal eine Abkühlung - Foto: Martin Wördehoff, Ach-Radsport

Auf eins war eine Fahrerin aus Malaysia, drei Sekunden langsamer war ich und noch einmal drei Sekunden langsamer war die Polinsche Sprintmeisterin. Jedoch lief aufgrund des wiederholten Starts irgendetwas mit der Zeitmessung falsch, denn die aus Malaysia schien irgendwie nicht so fit zu sein. Zumindest flog sie direkt in der nächsten Runde raus. Das Halbfinale gegen die Polin konnte ich klar für mich entscheiden. Das war gut, aber ich wusste nicht, ob das eventuell eine Taktik von ihr war. Tatsächlich war es das, denn als der Knall zum Finalstart erfolgte, ging die Polin noch einmal ganz anders ab. Am Berg konnte ich kaum folgen. Es entstand sogar eine kleine Lücke. Die Goldmedaille hakte ich allerdings noch nicht ab und so kam ich in den Switchbacks wieder heran. Zwischen ein paar Serpentinenkurven im Flachen attackierte ich und kam vorbei. Ohne noch einmal nach hinten zu blicken, sprintete ich bis zum Ziel. Es reichte und ich gewann. Louis Wolf hatte ebenfalls einen super Tag und wurde Vize-Weltmeister unter den Studenten.

Am darauffolgenden Tag fand das Cross Country Rennen statt. Diesmal hatte ich deutlich mehr Bedenken, ob ich bei den tropischen Wetterbedingung ein konstantes Rennen fahren könne. Schließlich konnte ich mich zischen den einzelnen Runden nicht in den Schatten setzen, wie das im Eliminator der Fall war. Zudem stand eine weitere Polin auf der Startliste, die das XCE-Race am Vortag ausließ.

# Sofia Wiedenroth Philippinen 03 - Foto: Martin Wördehoff, Ach-Radsport

Kurz nach 11:00 Uhr folgte der Startschuss zu fünf Runden á 4,3 km. Ich kam gut weg und investierte viel Kraft den Berg hoch, um als Erste in die Abfahrt zu kommen. Das Tempo war extrem hoch und es entwickelte sich tatsächlich eine kleine Lücke zu den zwei Polinnen nach dem ersten kleinen Downhill. Zunächst wollte ich beobachten wie sich der Abstand entwickelt, denn ich wusste bei dem Wind auf der Strecke habe ich alleine gegen die Zwei keine Chance. Jedoch sah ich noch im Augenwinkel, dass die Polinnen den gebauten 1-Meter Drop nicht sprangen, sondern abstiegen und ihr Rad hinunter trugen. Deshalb entschied ich mich weiter alleine meinen Speed zu fahren. Ab Runde zwei bekam ich allerdings leichte Krämpe in den Füßen, da es ja echt brutal heiß war. In jeder Verpflegungszone kippte ich das Wasser komplett über mich und ich musste das Tempo etwas reduzieren. Zum Glück ging es den Anderen ähnlich und mein Vorsprung vergrößerte sich Runde für Runde. In den Anstiegen gab ich alles, auf den Flachstücken habe ich mich etwas erholt und in den Abfahrten fuhr ich sauber und konzentriert. Genau den Rhythmus fuhr ich die fünf Runden zu Ende und konnte so die zweite Goldmedaille gewinnen. :) Auch Louis Wolf fuhr ein sauberes Rennen und gewann Bronze.

# Sofia Wiedenroth Philippinen 11 - Foto: Martin Wördehoff, Ach-Radsport
# Sofia Wiedenroth Philippinen 14 - Foto: Martin Wördehoff, Ach-Radsport
# Goldmedaille für Sofia sowohl im Eliminator als auch im Cross Country - Foto: Martin Wördehoff, Ach-Radsport
# Für Louis Wolf gab es Silber im XCE und Bronze im XC - Foto: Martin Wördehoff, Ach-Radsport
Text: Sofia Wiedenroth | Fotos: Martin Wördehoff, Ach-Radsport
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