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Schwalbe Nobby Nic 2,6″ im Test
Goldene Mitte oder Mittelmaß?

Schwalbe Nobby Nic 2,6″ im Test: Der Nobby Nic ist inzwischen der Klassiker aus dem Hause Schwalbe – ein Allrounder für den ganz normalen Mountainbike-Einsatz. Auch deshalb gibt es ihn in zahllosen Varianten: Verschiedene Gummimischungen, Karkassen, Durchmessern und Breiten. Eine der neuesten Varianten ist die mit richtig viel Gummi: 29″ x 2,6″. Das nennt manch einer schon 29+. Wir haben für euch ausprobiert, wie gut diese neue Variante funktioniert.

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Schwalbe Nobby Nic 2,6″ – Infos & Preise

Der Schwalbe Nobby Nic ist laut Hersteller ein echter Allround-Reifen – mit dem zusätzlichen Volumen sollen auch zusätzlicher Komfort und Grip einhergehen. Inzwischen ist natürlich auch der Nobby Nic in den diversen Addix-Gummimischungen verfügbar. Für die hier getestete 2,6″-Variante gibt es nur das Speedgrip-Gummi.

# Den Schwalbe Nobby Nic-Reifen gibt es jetzt auch in einer voluminösen 29" x 2,6"-Version - wir haben den Allrounder, den es lediglich mit SnakeSkin-Karkasse und Speedgrip-Mischung gibt, in den Alpen getestet.
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# Gewichtsstreuung: 902 g für den einen …
# … und 957 g für den anderen Reifen.

Nobby Nic 2,6″ – In der Hand

Erst einmal braucht man natürlich einen Rahmen oder eine Gabel, in die ein so großer und breiter Reifen passt – sollte man zumindest meinen. Folglich haben wir das Ibis Ripley Gen 3 und eine RockShox Pike in der 29″ Boost-Variante gewählt sowie die Reifen auf adäquate Felgen (Newmen mit 35 mm Innenweite) gezogen und siehe da: So breit sehen die Teile gar nicht aus. Auch der Messschieber bestätigt: Ja, das sind schon breite Reifen, aber eben nicht ungewöhnlich breit. Wer einen klassischen 2,4″ Reifen gewöhnt ist, der wird nicht beeindruckt sein. Der Grund ist: 2,6″ klingt nach mehr, als es dann im Falle des Schwalbe Nobby Nic tatsächlich ist. Konkret reden wir von 65 mm Breite auf einer 35 mm Felge, womit er sich wirklich als Semiplus-Reifen bezeichnen lassen muss … oder gar als Viertel-Fett?!

# Inzwischen ein vertrautes Profil - der Schwalbe Nobby Nic der aktuellen Generation.
# EVO, APX, TLE und so weiter - diese vielen Optionen muss man zum Glück nicht einzeln wählen.

Aufbau

Dennoch: Es ist der breiteste Nobby Nic, den es von Schwalbe in 29″ jemals gab und dadurch auch so ziemlich der schwerste Nobby Nic, den es bisher gab – die Waage bleibt erst bei 950 g stehen. Das Profil sieht aus, wie seit Jahren gewohnt, und tatsächlich entsprechen die Stollenabstände ziemlich genau denen der schmaleren Version. In Sachen Gummi hat man leider keine Auswahlmöglichkeiten (Addix Speedgrip) und auch nur eine Karkasse (Snakeskin) steht zur Verfügung. Aber das macht dann wenigstens die Auswahl leicht.

# Trotz 2,6" Breite ist massig Platz in der 29" RockShox Pike-Federgabel mit Boost-Ausfallenden. - der blaue Streifen auf dem Reifen wird mit der Zeit quasi unsichtbar.

Montage

Auch wenn der Schwalbe Nobby Nic 2,6″ nicht ganz so breit ausfällt, wie man es erwarten mag: Man kann den Reifendruck eindeutig absenken. In unserem Fall genügten 1,1 bis 1,3 bar, was ungefähr 0,2 bar weniger als mit einem 2,35″-Reifen ist. Der Reifen flutscht nur mit Seifenwasser auf der Flanke leicht ins Felgenhorn – dort sitzt er dann aber sehr gut. Das Tubeless-Setup gelang bei einem Reifen super einfach, beim anderen benötigte es einiges Rotieren und Wenden, bis dieser wirklich dicht saß.

# Steine, Wurzeln, Erde, Schnee - der Schwalbe Nobby Nic 2,6" hat keine echten Schwächen.

Auf dem Trail

Wir begannen unseren MTB-Reifen Test gemächlich und machten Strecke auf Schotter, Asphalt und – auch das bot das Frühjahr 2018 noch lange – Schnee. Eins vorneweg: Auf Schnee bietet der 29+-Reifen nur minimale Vorteile gegenüber einem einige Millimeter schmaleren Reifen. Ein Durchbruch ist das nicht. Aber die gute Nachricht ist: Der Reifen rollt insgesamt gut – zumindest für einen breiten, grobstolligen Reifen. Auf hartem Untergrund halten sich die Vibrationen in Grenzen, da die Stollen auf der Lauffläche eng aneinander greifen, und auf Schotter walkt die fein gewebte Karkasse sanft. Gleichzeitig steigt der Komfort durch den geringeren Reifendruck und auch die Traktion bergauf ist immer wieder überzeugend (und besser als beim schmaleren Nobby Nic).

# Während unseres mehrmonatigen Tests hatten wir ein paar Plattfüße mit den Reifen - allerdings nur nachdem wir den Tubeless-Aufbau gegen ein paar Extra-Leicht-Schläuche getauscht hatten.
# Die breiten Reifen kann man mit etwas weniger Druck fahren und profitiert davon bei niedrigen Geschwindigkeiten - bei hohem Tempo steigt allerdings natürlich die Durchschlag-Gefahr.

Aber es geht natürlich nicht immer nur geradeaus – und Kurven sind durchaus ein interessantes Thema mit breiten, weichen Reifen. Klar, wir reden hier nicht von einem Fatbike- oder Plus-Niveau. Es geht jedoch unverkennbar in die Richtung. Wenn also der Luftdruck mal nach ein paar Tagen etwas zu weit abgefallen ist und man versehentlich mit 0,9 bar die Abfahrt angeht, dann wird es zumindest ein schwammiges und früher oder später auch ein plattes Vergnügen. Für uns steht fest: Der Grat zwischen komfortabel und undefiniert ist schmal. Das Ärgerliche: Was sich auf dem einen Trail genial anfühlt, kann auf dem nächsten schon wieder unpassend sein. Die Moral der Geschichte: Am Ende den Reifen doch ein wenig härter fahren, dann bleiben einem Self-Steering und schwammiges Fahrgefühl erspart. Dabei büßt man zwar ein wenig des genialen Schluckvermögens ein, aber insgesamt scheint es uns der beste Kompromiss zu sein: Der Reifen greift super, fühlt sich in Kurven sehr gut an und bietet bei Wurzeln und Steinen eine Menge Komfort.

# In Kurven grippt der Schwalbe Nobby Nic 2,6" lang - der Grip-Abriss ist dann meist gut berechenbar, hängt allerdings stark von Luftdruck und Untergrund ab.

Notwendigerweise beschleunigen die schwereren Reifen schlechter, weshalb wir sie für einfaches Gelände und eine Sprint-fokussierte Fahrweise nicht empfehlen würden. Für denjenigen, der auf der Suche nach Sicherheit, Traktion und Komfort ist, dürften 2,6″ ein guter Kompromiss sein. Für den ernsthaften Enduro-Einsatz sind hingegen die Seitenwände zu dünn und das einzig verfügbare Gummi nicht abfahrtslastig genug.

Haltbarkeit

Wir fuhren den Schwalbe Nobby Nic 29″ x 2,6″ ein halbes Jahr lang und können eine gute Haltbarkeit attestieren. Trotz regelmäßiger Liftunterstützung und entsprechenden Tiefenmetern steht der Reifen noch gut da. Die Kanten der Stollen werden eher rund, als dass die Stollen selbst abreißen würden.

# In holprigem Gelände könnte die Dämpfung besser sein - in der Kombination mit dem geringen Rollwiderstand darf man aber eigentlich nicht klagen.

Fazit zum Nobby Nic 2,6″

Die 2,6"-Zwischengröße präsentiert sich als gute Wahl für ganz normale Mountainbiker, die weder bergauf noch bergab um Sekunden kämpfen, sondern schlicht einen Allrounder für jede Lebenslage suchen. In den allermeisten Situationen gäbe es einen besseren Spezialisten als den Schwalbe Nobby Nic 29" x 2,6" – dieser muss dann allerdings an anderer Stelle wieder Abstriche machen.

Pro / Contra

Pro

  • großes Volumen, aber noch nicht schwammig
  • geringer Rollwiderstand
  • vorhersagbarer, solider Grip

Contra

  • richtiger Luftdruck schwer zu finden
  • spürbar schwerer als 2,35"-Variante

Testablauf

Die Schwalbe Nobby Nic-Reifen in Größe 29″ x 2,6″ wurden uns vom Hersteller für den Test zur Verfügung gestellt. Wir sind sie im Verlauf eines halben Jahres sowohl auf unseren Hometrails, als auch in hochalpinem Gelände in Sölden und Davos gefahren.

Hier haben wir die Schwalbe Nobby Nic 2,6″-Reifen getestet

Testerprofil

  • Testername: Stefanus Stahl
  • Körpergröße: 177 cm
  • Gewicht (mit Riding-Gear): 70 kg
  • Schrittlänge: 82 cm
  • Armlänge: 65 cm
  • Oberkörperlänge: 63 cm
  • Fahrstil: Verspielt, sauber und mit vielen Drifts
  • Was fahre ich hauptsächlich: Trail, Enduro
  • Vorlieben beim Fahrwerk: Die richtige Mischung aus Komfort und Popp macht’s
  • Vorlieben bei der Geometrie: Relativ niedrig, relativ lang


Preisvergleich


Was haltet ihr von 2,6″ breiten Reifen? Wäre der Schwalbe Nobby Nic eine Option für euch?

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