MTB-News.de

Schwalbe Dirty Dan Matschreifen im Test
Einer für’s Schmuddelwetter

Schwalbe Dirty Dan im Test. Der heilige Gral eines jeden Rasenrennens: Matschreifen. Sie sind die hochspezialisierten Produkte, die einen sehr kleinen Einsatzbereich haben. Dieser mag klein sein, aber hier brillieren sie in höchstem Grad. Schwalbe hat mit dem Dirty Dan einen Reifen im Programm, der fast schon bedrohlich wirkt, mit seinen Stollen auf Lauffläche und den zusätzlichen seitlichen Auswüchsen. Aktuell verfügbar in der SuperGravity, LiteSkin und Downhill Karkasse wird er auch im Downhill-World Cup verwendet. Wohin verschiebt sich der Grenzbereich mit diesem Reifen und wann sollte man ihn einsetzen? Wir haben ihn getestet.

Vollständigen Artikel lesen …

Schwalbe Dirty Dan – kurz & knapp

Der Dirty Dan ist, ganz offensichtlich, kein Reifen fürs Trockene. Schwalbe empfiehlt den Reifen vor allem tiefe, matschige Böden, aber auch für losen Untergrund. Der Reifen soll auf jedem Mountainbike bei den richtigen Bedingungen Sinn ergeben, zuhause ist er aber vor allem im Downhill- und Enduro-Sektor.

UVP: 57,90 € – 62,90 € | Bikemarkt: Schwalbe Dirty Dan kaufen

Schwalbe Dirty Dan – In der Hand

Fast wie ein Kraken, der bereit ist, seine Arme um alles zu schlingen was Halt bietet, wirkt der Dirty Dan. Neben den seitlichen Stollen ragt noch eine weitere Reihe kleinerer Seitenstollen quasi schon aus der Seitenwand. Mehr Stollen um sich in tiefe Böden einzugraben und um bei Schräglage noch mehr in den Boden einzudringen. Das Gewicht unseres Testreifens in der SuperGravity Variante liegt mit 1085 g minimale 10 g über der Herstellerangabe – alles im Rahmen.

# Hohe Stollen für viel Grip in tiefen Böden...
# ...und Seitenstollen, die bei Kurven und Querfahrten helfen sollen
Variante29" x 2,0"27,5" x 2,35"27,5" x 2,35"26" x 2,35"
KarkasseLiteSkinSuperGravity, TL EasyDownhillSuperGravity, TL Easy
GummimischungPaceStarVertStarVertStarVertStar
Gewicht520 g1075 g1345 g1015 g

Montage

Völlig problemlos gestaltet sich die Montage des Reifens. Hier sollte man aber auch ein Auge auf die Reifenfreiheit des Rahmens haben: Großes Volumen in Kombination mit hohen Stollen lässt den verfügbaren Platz schnell schrumpfen. Bei einem weichen Hinterbau oder einem flexenden Laufrad kann es so zum Kontakt am Rahmen kommen, was unschöne Schleifspuren zur Folge hat.

Schwalbe Dirty Dan – Auf dem Trail

Für die Nutzung des Dirty Dan ist es ratsam, sich dann auf die Trails zu begeben, wenn es so richtiges Sau-Wetter hat, der Boden vom tagelangen Regen oder dem gerade geschmolzenen Schnee aufgeweicht ist und man abwägen muss, ob die Putzaktion nach der Ausfahrt vielleicht länger dauert als die Ausfahrt selbst. Chris steht genau auf dieses Wetter und nahm den Reifen mit in die Pampe.

# Wenn es so richtig matschig wird, fängt für manche der Spaß erst an – so auch für Chris

Traktion und Dämpfung

Über die Dämpfung muss man bei einem Reifen mit SuperGravity-Karkasse nicht viel verlieren. Er hat nicht ganz so viel wie ein Downhillreifen, aber dennoch eine ganze Menge davon: Hier muss man auch bei niedrigem Druck kein schwammiges Fahrgefühl in Kauf nehmen.

# Der Reifen überzeugt hier mit guter Traktion
# Matschfahren wird um ein Vielfaches angenehmer
# Auf nassen, lehmigen Böden in die der Reifen nicht eindringen kann, schmiert er ab – so wie alle anderen Reifen auch

Wird der Boden weich, treibt einem der Dirty Dan das Grinsen ins Gesicht. Wo man sonst mit normalen Reifen keine Chance hat, eine Linie zu halten, fährt der Dreckspezialist unter all der Pampe wie auf Schienen und zieht den Fahrer sicher um die Kurve. Allerdings besteht eine Strecke – von Rasenrennen mal abgesehen – nicht nur aus matschigem Boden: Wurzeln und Steine, überzogen mit Schlamm, übersähen den Weg des Bikers auf dem Weg ins Tal. In diesen Untergrund können die Stollen eines Matschreifens nicht eindringen und hier ist ein gutes Einschätzungsvermögen des Fahrers gefragt. Die spitzen Stollen bieten nicht nur weniger Kontaktfläche auf diesen harten Flächen, sondern neigen auch dazu, sich unter Querlast zu bewegen. Hier kommt es dann auch viel auf die Gummimischung an: Schwalbe hat beim Dirty Dan eine gute Wahl getroffen, denn auch auf für Matschreifen schwierigen Untergründen lässt sich noch eine sichere Linie treffen, wenn man es nicht zu sehr herausfordert.

# Auch auf Wurzeln und Steinen kann der Reifen performen

Selbstreinigung

Hohe Stollen werden bei klebrigem Boden gerne mal zu Dreckschaufeln. Sie ziehen Furchen bei Bremsmanövern und nehmen das Material mit sich mit. Wer hier nicht hin und wieder bewusst die Finger von der Bremse lässt und den Reifen dadurch ermöglicht, ihre Last durch die Zentrifugalwirkung wieder loszuwerden, wird nicht sehr lange Freude am Gripgewinn durch die hohen Stollen haben. Bei solcher Fahrweise setzt sich der Reifen dann mit Matsch zu und die Stollen werden daran gehindert, vernünftig ihre Arbeit zu machen. Das ist aber weniger ein Problem des Reifens, als vielmehr der Fahrweise bei diesen Bedingungen geschuldet.

# Der Reifen kann sich bei entsprechender Fahrweise in zähem Matsch zusetzen.
# Nachdem mehrere Male die gleiche Sektion gefahren wurde und der Reifen sich nicht reinigen konnte...
# ...war das Limit gefunden und Chris froh über den Matschanzug, als er im Wildschweintrampelpool lag.

Rollwiderstand

Dieser Punkt ist essentiell bei einem Reifen, aber das Ergebnis wird bei einem Matschreifen nie sonderlich gut ausfallen. Zu spezialisiert ist er auf die widrigen Bedingungen eines Rennlaufs, der unter allen Umständen durchgeführt wird. Ja, der Rollwiderstand ist hoch – aber das ist ein Preis, den man für das Generieren von viel Grip gerne zahlt.

# Wer den Dirty Dan am Enduro montiert, wird bergauf ordentlich schwitzen - der Rollwiderstand ist hoch.

Pannensicherheit

Haltbarkeit des Schwalbe Dirty Dan

Viel hilft viel – heißt es. Auch wenn der Reifen sehr weich ist, dauert es lange, bis die soften Stollen runtergefahren sind. So wurden die Stollen zwar im fortlaufenden Test zunehmend etwas runder, aber es gab keinerlei außergewöhnliche Abnutzungserscheinungen wie abgerissene Stollen oder dergleichen zu beklagen.

Fazit zum Schwalbe Dirty Dan

Mit minimalen Schwächen bei extrem tiefen, nassen Böden, wo der Dirty Dan in seiner doch recht breiten Bauweise bei hoher Geschwindigkeit etwas aufschwimmt, weiß der Schwalbe-Pneu fürs Schmuddelwetter zu begeistern.

Der Dirty Dan ist ein Spezialist im immer größer werdenden Reifenangebot am Markt: Gemacht für Leute, die es nicht scheuen, sich auch mal richtig einzusauen oder den angesetzten Rennlauf auch bei schlechtem Wetter mit einer anständigen Zeit herunter zu bringen. Schwalbe hat mit diesem Reifen ein professionelles Werkzeug im Sortiment, das für Bedingungen entwickelt wurde, in denen reguläre Reifen schon lange aufgegeben haben.

Stärken

Schwächen

Hier haben wir den Dirty Dan getestet

# Wir hatten Spaß...
# ...mit dem Dirty Dan!

Testerprofil
  • Testername: Jens Staudt
  • Körpergröße: 190 cm
  • Gewicht (mit Riding-Gear): 92 kg
  • Schrittlänge: 91 cm
  • Armlänge: 58 cm
  • Oberkörperlänge: 56 cm
  • Fahrstil: Schnellste Linie, auch wenn es mal ruppig ist
  • Was fahre ich hauptsächlich: Singletrails, sprunglastiger Localspot, Freeride, DH
  • Vorlieben beim Fahrwerk: Straff, gutes Feedback vom Untergrund, viel Druckstufe, progressive Kennlinie
  • Vorlieben bei der Geometrie: Kettenstreben nicht zu kurz ( ca. 430 mm), Lenkwinkel tendenziell eher flacher

  • Testername: Chris Spath
  • Körpergröße: 1,90 cm
  • Gewicht: 65 kg
  • Gewicht (mit Riding-Gear): 70 kg
  • Schrittlänge: 94 cm
  • Armlänge: 60 cm
  • Oberkörperlänge: 49 cm
  • Beschreibe deinen Fahrstil kurz und knackig: schnell bergauf und bergab, sauber, selten überm Limit
  • Was fährst du hauptsächlich: Von Dirtjump, über Trail & Enduro bis Downhill, gerne schnell, in grobem Gelände und mit viel Luftstand
  • Besondere Vorlieben bzgl. Fahrwerk: Viel Lowspeed Compression am Dämpfer, Front etwas straffer als Heck, hinten gerne progressiv
  • Besondere Vorlieben bzgl. Rahmen: Vorne lang, hinten je nach Einsatzbereich kurz bis mittellang, flach

Preisvergleich Schwalbe Dirty Dan SuperGravity


Weitere Informationen zum Dirty Dan

Webseite: www.schwalbe.com
Text & Redaktion: Jens Staudt, Christoph Spath | MTB-News.de 2016
Bilder: Jens Staudt

Die mobile Version verlassen