Schwalbe Dirty Dan – kurz & knapp
Der Dirty Dan ist, ganz offensichtlich, kein Reifen fürs Trockene. Schwalbe empfiehlt den Reifen vor allem tiefe, matschige Böden, aber auch für losen Untergrund. Der Reifen soll auf jedem Mountainbike bei den richtigen Bedingungen Sinn ergeben, zuhause ist er aber vor allem im Downhill- und Enduro-Sektor.
- Laufradgrößen: 26″, 27,5″, 29″
- Breite: 2,0″, 2,35″
- Ausführung: Falt oder Draht
- Karkasse: Lite Skin, Super Gravity, Downhill
- Gummimischung: Pacestar, Vertstar
- Gewicht: 520 g – 1345 g
UVP: 57,90 € – 62,90 € | Bikemarkt: Schwalbe Dirty Dan kaufen
Schwalbe Dirty Dan – In der Hand
Fast wie ein Kraken, der bereit ist, seine Arme um alles zu schlingen was Halt bietet, wirkt der Dirty Dan. Neben den seitlichen Stollen ragt noch eine weitere Reihe kleinerer Seitenstollen quasi schon aus der Seitenwand. Mehr Stollen um sich in tiefe Böden einzugraben und um bei Schräglage noch mehr in den Boden einzudringen. Das Gewicht unseres Testreifens in der SuperGravity Variante liegt mit 1085 g minimale 10 g über der Herstellerangabe – alles im Rahmen.


Variante | 29" x 2,0" | 27,5" x 2,35" | 27,5" x 2,35" | 26" x 2,35" |
Karkasse | LiteSkin | SuperGravity, TL Easy | Downhill | SuperGravity, TL Easy |
Gummimischung | PaceStar | VertStar | VertStar | VertStar |
Gewicht | 520 g | 1075 g | 1345 g | 1015 g |
Montage
Völlig problemlos gestaltet sich die Montage des Reifens. Hier sollte man aber auch ein Auge auf die Reifenfreiheit des Rahmens haben: Großes Volumen in Kombination mit hohen Stollen lässt den verfügbaren Platz schnell schrumpfen. Bei einem weichen Hinterbau oder einem flexenden Laufrad kann es so zum Kontakt am Rahmen kommen, was unschöne Schleifspuren zur Folge hat.
Schwalbe Dirty Dan – Auf dem Trail
Für die Nutzung des Dirty Dan ist es ratsam, sich dann auf die Trails zu begeben, wenn es so richtiges Sau-Wetter hat, der Boden vom tagelangen Regen oder dem gerade geschmolzenen Schnee aufgeweicht ist und man abwägen muss, ob die Putzaktion nach der Ausfahrt vielleicht länger dauert als die Ausfahrt selbst. Chris steht genau auf dieses Wetter und nahm den Reifen mit in die Pampe.

Traktion und Dämpfung
Über die Dämpfung muss man bei einem Reifen mit SuperGravity-Karkasse nicht viel verlieren. Er hat nicht ganz so viel wie ein Downhillreifen, aber dennoch eine ganze Menge davon: Hier muss man auch bei niedrigem Druck kein schwammiges Fahrgefühl in Kauf nehmen.

Wird der Boden weich, treibt einem der Dirty Dan das Grinsen ins Gesicht. Wo man sonst mit normalen Reifen keine Chance hat, eine Linie zu halten, fährt der Dreckspezialist unter all der Pampe wie auf Schienen und zieht den Fahrer sicher um die Kurve. Allerdings besteht eine Strecke – von Rasenrennen mal abgesehen – nicht nur aus matschigem Boden: Wurzeln und Steine, überzogen mit Schlamm, übersähen den Weg des Bikers auf dem Weg ins Tal. In diesen Untergrund können die Stollen eines Matschreifens nicht eindringen und hier ist ein gutes Einschätzungsvermögen des Fahrers gefragt. Die spitzen Stollen bieten nicht nur weniger Kontaktfläche auf diesen harten Flächen, sondern neigen auch dazu, sich unter Querlast zu bewegen. Hier kommt es dann auch viel auf die Gummimischung an: Schwalbe hat beim Dirty Dan eine gute Wahl getroffen, denn auch auf für Matschreifen schwierigen Untergründen lässt sich noch eine sichere Linie treffen, wenn man es nicht zu sehr herausfordert.

Selbstreinigung
Hohe Stollen werden bei klebrigem Boden gerne mal zu Dreckschaufeln. Sie ziehen Furchen bei Bremsmanövern und nehmen das Material mit sich mit. Wer hier nicht hin und wieder bewusst die Finger von der Bremse lässt und den Reifen dadurch ermöglicht, ihre Last durch die Zentrifugalwirkung wieder loszuwerden, wird nicht sehr lange Freude am Gripgewinn durch die hohen Stollen haben. Bei solcher Fahrweise setzt sich der Reifen dann mit Matsch zu und die Stollen werden daran gehindert, vernünftig ihre Arbeit zu machen. Das ist aber weniger ein Problem des Reifens, als vielmehr der Fahrweise bei diesen Bedingungen geschuldet.



Rollwiderstand
Dieser Punkt ist essentiell bei einem Reifen, aber das Ergebnis wird bei einem Matschreifen nie sonderlich gut ausfallen. Zu spezialisiert ist er auf die widrigen Bedingungen eines Rennlaufs, der unter allen Umständen durchgeführt wird. Ja, der Rollwiderstand ist hoch – aber das ist ein Preis, den man für das Generieren von viel Grip gerne zahlt.

Pannensicherheit
Haltbarkeit des Schwalbe Dirty Dan
Viel hilft viel – heißt es. Auch wenn der Reifen sehr weich ist, dauert es lange, bis die soften Stollen runtergefahren sind. So wurden die Stollen zwar im fortlaufenden Test zunehmend etwas runder, aber es gab keinerlei außergewöhnliche Abnutzungserscheinungen wie abgerissene Stollen oder dergleichen zu beklagen.
Fazit zum Schwalbe Dirty Dan
Mit minimalen Schwächen bei extrem tiefen, nassen Böden, wo der Dirty Dan in seiner doch recht breiten Bauweise bei hoher Geschwindigkeit etwas aufschwimmt, weiß der Schwalbe-Pneu fürs Schmuddelwetter zu begeistern.
Der Dirty Dan ist ein Spezialist im immer größer werdenden Reifenangebot am Markt: Gemacht für Leute, die es nicht scheuen, sich auch mal richtig einzusauen oder den angesetzten Rennlauf auch bei schlechtem Wetter mit einer anständigen Zeit herunter zu bringen. Schwalbe hat mit diesem Reifen ein professionelles Werkzeug im Sortiment, das für Bedingungen entwickelt wurde, in denen reguläre Reifen schon lange aufgegeben haben.
Stärken
- Grip bei Matsch, wenn sonst nichts mehr hilft
- Gute Dämpfung
- Top-Pannenschutz
Schwächen
- Sehr hoher Rollwiderstand (wie jeder ernsthafte Matschreifen)
- Auf sehr tiefen Böden schwimmt er etwas auf in seiner breiten Bauweise
Hier haben wir den Dirty Dan getestet
- Hometrails an der Albkante, wurzelig steinig, teilweise steil
- Diverse Bikeparks bei Schlechtwetter. Von Maribor über Bischofsmais bis an den Schöckl bei Graz
Testerprofil
- Testername: Jens Staudt
- Körpergröße: 190 cm
- Gewicht (mit Riding-Gear): 92 kg
- Schrittlänge: 91 cm
- Armlänge: 58 cm
- Oberkörperlänge: 56 cm
- Fahrstil: Schnellste Linie, auch wenn es mal ruppig ist
- Was fahre ich hauptsächlich: Singletrails, sprunglastiger Localspot, Freeride, DH
- Vorlieben beim Fahrwerk: Straff, gutes Feedback vom Untergrund, viel Druckstufe, progressive Kennlinie
- Vorlieben bei der Geometrie: Kettenstreben nicht zu kurz ( ca. 430 mm), Lenkwinkel tendenziell eher flacher
- Testername: Chris Spath
- Körpergröße: 1,90 cm
- Gewicht: 65 kg
- Gewicht (mit Riding-Gear): 70 kg
- Schrittlänge: 94 cm
- Armlänge: 60 cm
- Oberkörperlänge: 49 cm
- Beschreibe deinen Fahrstil kurz und knackig: schnell bergauf und bergab, sauber, selten überm Limit
- Was fährst du hauptsächlich: Von Dirtjump, über Trail & Enduro bis Downhill, gerne schnell, in grobem Gelände und mit viel Luftstand
- Besondere Vorlieben bzgl. Fahrwerk: Viel Lowspeed Compression am Dämpfer, Front etwas straffer als Heck, hinten gerne progressiv
- Besondere Vorlieben bzgl. Rahmen: Vorne lang, hinten je nach Einsatzbereich kurz bis mittellang, flach
Preisvergleich Schwalbe Dirty Dan SuperGravity
Weitere Informationen zum Dirty Dan
Webseite: www.schwalbe.com
Text & Redaktion: Jens Staudt, Christoph Spath | MTB-News.de 2016
Bilder: Jens Staudt
27 Kommentare
» Alle Kommentare im Forumwer meint, den DD könne man bei trockenen Bedingungen (ungleich knietiefer Staub!) halbwegs fahren, dem kann ich absolut nicht mehr weiterhelfen...
Hab den DD 27,5 in 2,35 SG auch liegen und bin ihn gefahren.

Der Rollwiderstand, nur am Vorderrad gefahren, ist astronomisch hoch, sowas hab ich vorher nicht erlebt!
Auf Wurzeln und Steinen ist er recht schwach, wenn man ihn mal mit einem Baron vergleicht.
Wenn man mal einen harten Boden mit Laub dazwischen hat kann man eigentlich absteigen und schieben.
In tiefem Boden ist er dagegen göttlich. Für mich hat der Reifen aber zu viele Nachteile, als dass ich ihn dauerhaft in der dunklen Jahreszeit nutzen würde. Diesen Winter werde ich wohl etwas anderes probieren.
Wer den Reifen mal ausprobieren will, meiner ist quasi neu
Der Shorty ist wohl eher mit dem Magic Mary vergleichbar, das Pendant zum Dirty Dan bei Maxxis wäre eher der Wetscream.
Im trockenen funktioniert der DD offensichtlich nicht so gut wie ein Trockenreifen, in Kurven sind mir an meinem Reifen in der Downhill Ausführung öfters mal die sehr langen Stollen umgeknickt, der Reifen war sehr schwammig, stellenweise unberechenbar. Nachdem ich einen Tag im trockenen Bikepark damit unterwegs war, waren alle Stollen seitlich weggedrückt und haben den Eindruck gemacht als wären sie zusammengedrückt. Normalerweise ziehe ich die Matschreifen nur bei sehr schlechter Wettervorhersage auf, die war das eine mal unzuverlässig
Ich kann nur vom MudKing berichten und der fährt sich auch im Trockenen erstaunlich gut. Auf nassen Wurzeln bis zu tiefem Schlamm fühlt er sich dann richtig gut an. Insofern würde ich die "Spezies Matschreifen" nicht über einen Kamm scheren... Gut möglich, dass der DD weniger universell ist...
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