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Santa Cruz Reserve im Test
Neue Carbon-Laufräder aus Kalifornien

Santa Cruz Reserve im Test: Mit den neuen Reserve-Laufrädern steigt Santa Cruz in den Markt der Carbon-Laufräder ein. Das Ziel war es dabei nicht, noch eine weitere besonders leichte oder extrem steife Felge zu entwickeln, sondern eine hohe Stabilität samt viel Fahrkomfort und einfacher Wartung zu gewährleisten. Zwei Jahre Entwicklungszeit stecken in der Felge. Zudem hat man in Asien einen Partner gefunden, welcher die Felgen ausschließlich für Santa Cruz fertigt.

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Santa Cruz Reserve – kurz & knapp

Das selbst gesteckte Ziel bei der Entwicklung der neuen Reserve Laufräder war es, die stabilsten und haltbarsten Carbon-Laufräder auf dem Markt zu bauen, die zugleich viel Fahrkomfort bieten und einfach zu warten sind. Zudem sollte das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmen. Ein hochwertiger Carbon-Laufradsatz, der in Kalifornien von Hand aufgebaut wird, ist mit 1.500 € (Aufpreis zum Komplettrad statt Alu-Laufradsatz) im Vergleich zur Konkurrenz definitiv in Ordnung. Vor allem, wenn man die lebenslange Garantie bedenkt, die Santa Cruz auf ihre Rahmen und nun auch auf die Laufräder gewährt. Während die hochwertige Felge von Santa Cruz selbst entwickelt wurde und in einer eigens aufgebauten Fertigung in Asien hergestellt wird, stammen Naben, Speichen und Nippel von bekannten Marken wie DT Swiss, Industry 9 und Sapim.

Preis: 1.500 € Aufpreis beim Komplettrad-Kauf, noch nicht einzeln erhältlich | Bikemarkt: Santa Cruz Reserve kaufen

# Das breite Felgenbett soll einen einfachen Tubeless-Aufbau ermöglichen und den Reifen in harten Fahrsituationen abstützen - erhältlich mit 25, 27 & 30 mm Innenweite

Santa Cruz Reserve – in der Hand

Wir hatten die Santa Cruz Reserve Laufräder in unserem Santa Cruz Nomad 2018 Testbike verbaut. Insgesamt zwei Jahre Entwicklungszeit stecken in den Laufrädern mit komplett eigenem Design. Dabei hat man natürlich auch getestet, was bereits auf dem Markt ist und sich dann entschieden, mit einem Partner in Asien eine komplett neue Fertigung für die eigenen Bedürfnisse aufzubauen, wo die Felgen exklusiv für Santa Cruz hergestellt werden. Entstehen sollte ein Laufrad, das mehr Komfort bietet als bisherige Carbon-Laufräder und vor allem durch Haltbarkeit und einfache Wartung überzeugt. Um die Haltbarkeit zu testen, wurde extra ein neues Testlabor in Santa Cruz eingerichtet. Weiterhin war es ein großes Ziel, ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis zu bieten.

# Unser Testbike, das Santa Cruz Nomad in der Ausstattungsvariante „CC – XX1 Reserve“ - wir hatten die Laufräder mit Industry 9-Naben verbaut, sie werden auch mit DT Swiss 350-Naben erhältlich sein.
# Lediglich ein kleiner, roter Sticker am Ventil weist die Felgen als Santa Cruz Produkt aus ...
# ... sonst bleibt alles RAW

Nimmt man die Reserve-Laufräder in die Hand, fallen als Erstes die Verstärkungen an den 28 Speichenlöchern ins Auge. Häufiger Grund für einen Defekt bei Carbon-Laufrädern ist es, wenn bei hoher Zugkraft an den Speichen der Nippel aus der Felge gerissen wird. Die Verstärkungen sollen garantieren, dass die Speiche reißt, bevor die Felge Schaden nimmt. Durch die externe Position der Verstärkungen kann sichergestellt werden, dass die Speichenlöcher perfekt zentriert in diesen liegen und das Material nur dort eingesetzt wird, wo es gebraucht wird – wodurch sich Gewicht sparen lässt. Gewicht investiert wurde hingegen an der Felgenschulter und der Seitenwand, den Bereichen, die am meisten abbekommen.

Der Laufradsatz ist in 29″ mit 25, 27 & 30 mm Innenweite erhältlich und in 27,5″ mit 27 & 30 mm Innenweite. Die Höhe der Felge fällt mit 25 mm recht niedrig aus. Dadurch wird nicht nur Gewicht gespart, sondern auch die laterale Steifigkeit verringert, was dem Fahrkomfort zugutekommen soll. Weiterhin ist der Laufradsatz natürlich Tubeless-tauglich. Das Aufziehen der Reifen gestaltet sich dank der üppigen Innenweite einfach. Wir hatten die Felgen mit 30 mm Innenweite im Test.

# Die Felge ist an den charakteristischen Verstärkungen an den Speichenlöchern gut zu erkennen
# Die Felge wird in einem aufwendigen Prozess innen besonders glatt gefertigt - das verspricht Gewichtsersparnis und geringe Fertigungstoleranzen
# Hier ist das geringe Höhenprofil der Felge zu erkennen - das zum charakteristischen, komfortablen Fahrgefühl beitragen soll

Lediglich ein roter Sticker am Ventilloch weist die Felgen als Santa Cruz-Fabrikat aus. Auf auffällige Decalsets wurde bewusst verzichtet, das Produkt und die Performance sollen im Vordergrund stehen – gefällt uns. Das ist wohl auch einer der Gründe warum die sonst so auf Details versessene Mountainbike-Gemeinschaft die Prototypen-Felgen in Danny MacAskill Video „Wee Day Out“ nicht erkannt hat. Laut Santa Cruz hat Danny übrigens keine einzige Felge zerstört, obwohl er für die im Video so einfach aussehenden Stunts teilweise Richtung 100 Versuche gebraucht hat.

Die Laufräder sind um 5 mm asymmetrisch aufgebaut: Das sorgt für eine gleichmäßige Speichenspannung auf beiden Seiten und verspricht eine höhere Haltbarkeit. Bei den Speichen setzt Santa Cruz auf doppelt konifizierte DT Swiss Competition Race Speichen in Kombination mit Sapim Aluminium-Nippeln. Diese verfügen über die Secure Lock-Technologie von Sapim, die ein Lösen der Speichen verhindern soll, was ebenfalls zu Gunsten von Haltbarkeit und einfacher Wartung geht. Die 28 Speichen sind dreifach gekreuzt, wobei die Laufräder in Kalifornien von Hand aufgebaut werden.

Bei den Naben setzt Santa Cruz auf die bekannte Qualität der DT Swiss 350 beziehungsweise der Industry 9 Torch. Der Laufradsatz in unserem Testbike war mit Industry 9 Torch-Naben ausgestattet, die dank 60 Zähnen und sechs Sperrklinken einen Einrastwinkel von nur 3° aufweisen. Neben einem schönen Sound greifen sie somit sicher und extrem schnell für einen direkten Antritt.

Etwas schade bleibt, dass die Laufräder zunächst nur als Upgrade beim Komplettrad-Kauf eines Santa Cruz-Bikes erhältlich sein werden – das ist wohl der Produktionskapazität geschuldet. Es ist jedoch durchaus denkbar, dass die Laufräder demnächst auch im Aftermarket erhältlich sein werden.

# Die Nippel sind extern erreichbar, um die Wartung einfach zu halten

Santa Cruz Reserve – auf dem Trail

Genug der Theorie, wie schlägt sich der Laufradsatz von Santa Cruz auf dem Trail? Zunächst einmal fällt auf, dass sich die Laufräder ordentlich beschleunigen lassen, aber hier nicht ganz auf dem Niveau anderer mehr auf Gewicht und Steifigkeit getrimmter Carbon-Laufräder liegen. Was den Eindruck sicherlich verstärkte, waren die montierten Maxxis Reifen mit Doubledown Karkasse – im Testgelände aber auf jeden Fall die richtige Wahl.

In Sachen Steifigkeit können die Laufräder überzeugen. Selbst in schnellen Anlieger-Kurven stößt man hier nicht an die Grenzen. Trotzdem bieten sie etwas mehr Flex und dadurch spürbar mehr Komfort als viele aktuelle Carbon-Laufräder. Damit fühlt man sich auch in technischen Off-Camber-Sektionen sicher.

# Selbst härteste Einschläge konnten die Santa Cruz Reserve-Laufräder nicht beeindrucken
# Die Santa Cruz Reserve bieten deutlich mehr Flex und Komfort als andere Carbon-Laufräder ...
# ... was in Off-Camber Sektionen auch für spürbar mehr Grip sorgt

Doch bei Durchschlägen geben die Felgen natürlich nicht mehr nach als die Konkurrenz – durchgestanzte Reifen treten also trotzdem noch häufiger auf als bei weicheren Alufelgen. Das zusätzliche Material an Felgenschulter und Seitenwand scheint sich trotzdem gelohnt zu haben, denn selbst bei unsauberen Landungen in hartem Gelände konnten wir keine Schäden an der Felge provozieren. Über die Langzeit-Haltbarkeit können wir nach drei Testtagen keine Aussage treffen. Die Kombination aus Carbon-Felge, Secure Lock-Nippeln, gleichmäßiger Speichenspannung und hochwertigen Naben lässt jedoch eine hohe Haltbarkeit erwarten – nach den drei harten Testtagen liefen die Laufräder noch perfekt gerade. Die lebenslange Garantie, die Santa Cruz auf die Laufräder gibt, zeugt vom Vertrauen in das eigene Produkt.

Bei der getesteten Felge mit 30 mm Innenweite hatte der Reifen eine extrem gute seitliche Abstützung, sodass es keinerlei Probleme mit abknickenden Stollen gab. Auch mit Burping hatten wir im Testzeitraum keinerlei Probleme.

# Trotzdem sind sie steif genug um selbst in schnellsten und härtesten Anliegern keinerlei Probleme zu machen
# In schnellen, flachen Kurven ...
# ... bietet die breite Felge ordentlich Abstützung für den Reifen - so bekommt man keine Probleme mit abknickenden Stollen

Fazit zu den Santa Cruz Reserve

Das Ziel, ein Carbon-Laufrad mit hohem Fahrkomfort zu entwickeln, hat Santa Cruz mit den Reserve definitiv erreicht. Die Kombination aus Carbon-Felge, Secure Lock-Speichen und hochwertigen Naben lässt einen geringen Wartungsaufwand und eine hohe Haltbarkeit erwarten. Die lebenslange Garantie zeugt auch von Santa Cruz Vertrauen in das eigene Produkt. Leider bleibt abzuwarten, wann und zu welchem Preis die Laufräder im Handel erhältlich sein werden.

Stärken

Schwächen

Testablauf

Wir haben das neue Santa Cruz Nomad 2018 mit den Reserve-Felgen auf den vielseitigen Trails in den Seealpen getestet. Dabei nahmen wir die besten Strecken von Sospel (Frankreich) bis Molini (Italien) unter die Stollen, wobei uns von schnellen, harten Trails über technische Spitzkehren bis hin zu flowigen Trails mit kleinen Sprüngen so ziemlich alles erwartete – Spot-Check folgt.

Testerprofil

  • Testername: Sebastian Beilmann
  • Körpergröße: 174 cm
  • Gewicht (mit Riding-Gear): 68 kg
  • Schrittlänge: 81 cm
  • Armlänge: 63 cm
  • Oberkörperlänge: 56 cm
  • Fahrstil: Verspielt
  • Was fahre ich hauptsächlich: Trail, Enduro, Park
  • Vorlieben beim Fahrwerk: recht straff mit Progression
  • Vorlieben bei der Geometrie: relativ flacher Lenkwinkel, kurze Kettenstreben, langes Oberrohr mit kurzem Vorbau


Santa Cruz Reserve – Weitere Informationen

Webseite: www.santacruzbicycles.com
Text & Redaktion: Sebastian Beilmann | MTB-News.de 2017
Bilder: Sven Martin, Gary Perkin

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