Santa Cruz Nomad 2021 im ersten Test: Santa Cruz hat das Nomad neu aufgelegt – in der mittlerweile fünften Generation präsentiert sich das Enduro als Spaß-Bike für alle Fälle. Wir konnten es bereits über die Trails scheuchen und haben alle Infos zum neuen Carbon-Bike aus Kalifornien für euch gesammelt.
Santa Cruz Nomad: Infos und Preise
Das Nomad bleibt ein Enduro! Mit 27,5″-Rädern und 170 mm Federweg macht es aber auch gleich den Unterschied zu seinem 29″-Bruder Megatower klar: Sekunden sollen andere jagen, das Nomad verbreitet Spaß auf dem Berg. Es soll sich ideal für den Bikepark eignen, aber auch vor ausgedehnten Touren aus eigener Kraft nicht zurückschrecken.
- Rahmenmaterial Carbon (C und CC-Version)
- Federweg 170 mm (vorne) / 170 mm (hinten)
- Hinterbau Lower Link VPP
- Laufradgröße 27,5″
- Besonderheiten Lebenslange Garantie
- Farben Oxblood Transluzent/ Adder Green / Oxblood Opaq
- Rahmengrößen S / M (getestet) / L / XL
- Verfügbar ab sofort
- www.santacruzbicycles.com
Preis Nomad CC-Rahmenset: 3.499 € (UVP, inklusive Fox Float X2 Factory-Dämpfer)
Preis Nomad C R: 4.799 € (UVP)
Preis Nomad C S: 5.799 € (UVP)
Preis Nomad C XT: 6.399 € (UVP)
Preis Nomad CC X01: 7.799 € (UVP)
Video: Erster Test – Das neue Santa Cruz Nomad 5
Im Detail
Der Vorgänger des Nomads war 2017 das erste Santa Cruz mit dem sogenannten Lower Link VPP und einem echten Sitzrohr – die Kinematik war zuvor nämlich dem Downhillbike V10 vorbehalten. Die Bauraum-Herausforderungen resultierten damals in einem asymmetrischen Hinterbau und einer noch nicht ganz runden Optik. Seitdem sind aber über drei Jahre vergangen und die Entwickler konnten mit zahlreichen weiteren Modellen Erfahrung sammeln. In Summe ist das neue Nomad dadurch auf den ersten Blick ähnlich, aber eben perfektioniert: Der Hinterbau ist jetzt symmetrisch und der obere Umlenkhebel steht direkt vor dem Sitzrohr. Außerdem gibt es mehr Kanten im Design sowie – beinahe selbstverständlich – eine optimierte Kinematik, modernisierte Geometrie und mutige neue Farben. Trotz dieser umfangreichen Neuerungen soll eines beim Alten bleiben: Das Nomad will ein zuverlässiger Begleiter für den ganzen Berg sein.
Die klassischen Santa Cruz Tugenden bleiben beibehalten und werden teilweise sogar noch verfeinert: Durchängige Kabelkanäle erleichtern die Montage, der Rahmen wird an vielen Stellen vor Steinen und sonstigen Einschlägen geschützt: Am Unterrohr findet sich ein Shuttleguard und ein Schoner vor dem Tretlager. Auch unten am Yoke gibt es einen Schützer, die Kettenstrebe ist sehr gut eingepackt, die Sitzstrebe unten innen auch nochmal. Weiterhin gibt es lebenslang gratis Ersatz-Kugellager und die Santa Cruz Lifetime Warranty (für den Erstkunden!).
Geometrie
Die Geometrie ist modern, aber nicht radikal!
Im Vergleich zum Vorgänger ist der Lenkwinkel nun etwas flacher und liegt bei 64°. Der Sitzwinkel hingegen macht einen Sprung und erreicht sehr steile 78°. Die Steuerrohre sind nun bis zu 35 mm länger als beim Vorgänger und reduzieren so gerade bei großen Größen den Bedarf von Spacern extrem. Ein Novum für das Nomad stellen die mitwachsenden Kettenstreben dar: Rahmengröße S kriegt kurze 425 mm Streben am Heck – diese wachsen dann bis 440 mm in XL. Durch einen Flipchip im unteren Umlenkhebel kann der Lenkwinkel nochmal flacher und das Tretlager tiefer gelegt werden.
Im Vergleich zu Freeride-Bikes wie dem Norco Shore ist das Santa Cruz somit etwas zahmer und handlicher: Der Radstand liegt in Größe M bei 1,23 m und ist damit 15 mm kürzer, was aus dem 64°-Lenkwinkel sowie dem kürzeren Heck resultiert. In Größe XL landet der Radstand aber auch beim Nomad bei ziemlich genau 1,30 m – kurz ist hier also nicht wirklich der richtige Begriff. Das zeigt auch der Vergleich mit einem Canyon Torque, das durch 65° Lenkwinkel und konstante Hinterbaulängen dann über die Größen hinweg deutlich (30–60 mm) kürzer bleibt.
Rahmengröße |
S
|
M
|
L
|
XL
|
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Laufradgröße | 27,5″ / 650B | 27,5″ / 650B | 27,5″ / 650B | 27,5″ / 650B |
Reach | 425 mm422 mm | 450 mm447 mm | 475 mm472 mm | 500 mm497 mm |
Stack | 601 mm603 mm | 615 mm617 mm | 623 mm626 mm | 646 mm648 mm |
STR | 1,411,43 | 1,371,38 | 1,311,33 | 1,291,30 |
Lenkwinkel | 64°63,7° | 64°63,7° | 64°63,7° | 64°63,7° |
Sitzwinkel, effektiv | 78,2°77,9° | 78°77,7° | 77,9°77,5° | 77,6°77,2° |
Oberrohr | 552 mm | 582 mm | 610 mm | 644 mm |
Steuerrohr | 115 mm | 130 mm | 140 mm | 165 mm |
Sitzrohr | 380 mm | 405 mm | 430 mm | 460 mm |
Überstandshöhe | 710 mm706 mm | 732 mm727 mm | 733 mm728 mm | 734 mm727 mm |
Kettenstreben | 425 mm426 mm | 430 mm431 mm | 435 mm436 mm | 440 mm441 mm |
Radstand | 1.165 mm1.176 mm | 1.222 mm1.223 mm | 1.256 mm1.257 mm | 1.297 mm |
Tretlagerabsenkung | 10 mm14 mm | 10 mm14 mm | 10 mm14 mm | 10 mm14 mm |
Tretlagerhöhe | 344 mm340 mm | 344 mm340 mm | 344 mm340 mm | 344 mm340 mm |
Einbauhöhe Gabel | 567 mm | 566 mm | 566 mm | 566 mm |
Gabel-Offset | 38 mm | 37 mm | 37 mm | 37 mm |
Federweg (hinten) | 170 mm | 170 mm | 170 mm | 170 mm |
Federweg (vorn) | 170 mm | 170 mm | 170 mm | 170 mm |
Ausstattung
Bei den Ausstattungen ist eine Entwicklung klar erkennbar: Es gibt vom neuen Nomad weniger Varianten. Aluminium? Gestrichen! XX1? Gestrichen! Auf der anderen Seite gibt es aber weiterhin die richtigen Varianten: Coil- oder Luftfederbein? Dürft ihr wählen. SRAM oder Shimano-Schaltung? Dürft ihr im gewissen Rahmen wählen. Carbon- oder Alufelgen? Dürft ihr wählen.
Allen Ausstattungen gemein sind 38 mm starke Federgabeln mit kurzen 37 mm Offset, Dämpfer mit Ausgleichsbehälter und natürlich 1-fach Antriebe. Während das Topmodell mit Top-Fahrwerk ausgerüstet wird (Fox Factory Kashima), verzichtet man auf teuerste Antriebe und nutzt die X01-Variante aus dem Hause SRAM. Der Ausstattungs-Sweetspot ist vermutlich das Modell mit Shimano XT: Hier darf man bereits den Coil-Dämpfer wählen, was auch robustere Maxxis-Reifen mit Double Down-Karkasse bedeutet – gegenüber der X01-Variante spart man jedoch durchaus Geld. Die hauseigenen Reserve-Laufräder sind hier ebenfalls optional verfügbar. Durch den Entfall der Alu-Version ist am Ende des Tages der Einstiegspreis kräftig gestiegen. Das Topmodell ist zwar deutlich günstiger, aber eben auch nicht mehr mit den aller-teuersten Schaltkomponenten versehen.
Ausstattung | Nomad C R | Nomad C S | Nomad C XT | Nomad C XT RSV | Nomad CC X01 | Nomad CC X01 RSV |
---|---|---|---|---|---|---|
Rahmen | Carbon C 27,5 | Carbon C 27,5 | Carbon C 27,5 | Carbon C 27,5 | Carbon CC 27,5 | Carbon CC 27,5 |
Federbein | RockShox Super Deluxe Select | RockShox Super Deluxe Select+ | RockShox Super Deluxe Select+ / Coil Option | RockShox Super Deluxe Select+ / Coil Option | Fox Float X2 Factory 2-Position Coil Option / Fox DH X2 | Fox Float X2 Factory 2-Position Coil Option / Fox DH X2 |
Federgabel | RockShox ZEB 170 mm | Fox 38 Performance 170 mm | Fox 38 Performance Elite 170 mm | Fox 38 Performance Elite 170 mm | Fox 38 Factory 170 mm | Fox 38 Factory 170 mm |
Bremse | SRAM Code R | SRAM Code RS | Shimano XT 4-Kolben 200 / 200 mm | Shimano XT 4-Kolben 200 / 200 mm | SRAM Code RSC | SRAM Code RSC |
Kettenführung | e13 TRS Race SL | OneUp Bash | OneUp Bash | OneUp Bash | OneUp Bash | OneUp Bash |
Antrieb | SRAM NX Eagle 12 spd | SRAM GX Eagle 12 spd | Shimano XT 12 spd | Shimano XT 12 spd | Shimano X01 Eagle 12 spd | Shimano X01 Eagle 12 spd |
Sattel | WTB Silverado Race | WTB Silverado Pro | WTB Silverado Team | WTB Silverado Team | WTB Silverado Team | WTB Silverado Team |
Sattelstütze | SDG Tellis 125 - 170 mm | RockShox Reverb Stealth 125 - 170 mm | RockShox Reverb Stealth 125 - 170 mm | RockShox Reverb Stealth 125 - 170 mm | Rock Shox Stealth 125 - 170 RockShox Reverb Stealth 125 - 170 mm | RockShox Reverb Stealth 125 - 170 mm |
Reifen | Maxxis Assegai 2,5/2,4 EXO+ 3C | Maxxis Assegai 2,5/2,4 EXO+ 3C | Maxxis Assegai 2,5/2,4 EXO+ 3C / Coil-Option: DD | Maxxis Assegai 2,5/2,4 EXO+ 3C / Coil-Option: DD | Maxxis Assegai 2,5/2,4 3C EXO+ / Coil-Option: DD | Maxxis Assegai 2,5/2,4 3C EXO+ / Coil-Option: DD |
Felgen | WTB ST i30 TCS 2 | RaceFace AR Offset 30 | RaceFace AR Offset 30 | Santa Cruz Reserve 30 Carbon v2 | RaceFace ARC Offset 30 | Santa Cruz Reserve 30 Carbon v2 |
Naben | Sram MTH | DT Swiss 370 | DT Swiss 350 | DT Swiss 350 | DT Swiss 350 | DT Swiss 350 |
Lenker | e13 TRS Base | Burgtec Alloy | Santa Cruz Carbon Riser | Santa Cruz Carbon Riser | Santa Cruz Carbon Riser | Santa Cruz Carbon Riser |
Vorbau | e13 Base 40 mm | Burgtec Enduro Mk3 40 mm | Burgtec Enduro Mk3 40 mm | Burgtec Enduro Mk3 40 mm | Burgtec Enduro Mk3 40 mm | Burgtec Enduro Mk3 40 mm |
Preis (UVP) | 4.799 € | 5.799 € | 6.399 € | 7.599 € | 7.799 € | 8.999 € |
Erster Eindruck
Über zwei Tage hinweg konnten wir das Santa Cruz Nomad 2021 in der XT-Konfiguration mit Reserve-Laufrädern bereits durch die italienischen Apenninen scheuchen. Beim Aufsitzen fühlt sich das Nomad in Größe M bei Körpergröße 176 cm erst einmal recht kompakt an, was am sehr steilen realen Sitzwinkel liegt. Es kommt minimal weniger Luftdruck in den Dämpfer als noch beim Vorgänger, da das Übersetzungsverhältnis wurde leicht verringert wurde. Der RockShox Super Deluxe-Dämpfer ist insgesamt extrem schnell abgestimmt. An der Fox 38 freuen wir uns hingegen über die Richtwerte für High- und Lowspeed-Zugstufe. Die Rasterung der Fox-Einstellknöpfe war übrigens früher mal deutlich präziser und auch die Schraubachse scheint mit ihren etwas hakeligen Stufen nicht ganz zu Ende gedacht – das aber nur am Rande.
Los geht’s mit dem Nomad also bergauf, wo der Hinterbau viel Traktion bietet. Die Front ist offensichtlich recht hoch, was das Fahren im Stehen sehr aufrecht gestaltet. Deshalb sollte man lieber sitzen bleiben und sich darüber freuen, dass das Vorderrad lange am Boden bleibt. In der hohen Flipchip-Einstellung ist die Bodenfreiheit gut und insgesamt gewinnt man den Eindruck, hier in aller Ruhe auch lange Anstiege erklimmen zu können. Mit Luftfeder-Elementen und Maxxis Exo+ Seitenwand geht das auch ziemlich einfach. Mit der Coil-Variante hingegen muss man sich etwas entspannen und akzeptieren: Was bergab Grip bietet, das bietet auch bergauf Grip.
Wer ein Santa Cruz Nomad kauft, der hat es vermutlich allerdings auf Spaß in der Abfahrt abgesehen. Dank des großzügigen Federwegs und der progressiven Kennlinie kann das Bike ohne übertrieben liebevolle Linienwahl in Steinfelder gelenkt werden und saugt diese einfach auf. Das Heck ist komfortabler als beim renn-orientierten 29″-Bruder Megatower und fühlt sich auf eine gute Art und Weise ähnlich an wie das Rocky Mountain Altitude. Die Exo+ Reifen machen ein solches Gebolze nicht lange mit, weshalb wir an Tag 2 auf DoubleDown-Karkassen setzten. Die Shimano XT-4-Kolben-Bremsen funktionierten tadellos, durch einen Steinschlag wurde allerdings die hintere Bremsscheibe unbrauchbar verdellt, was auch das verbaute Paar Bremsbeläge zerstörte. Insgesamt fehlt es der XT-Ausstattung aber an absolut nichts.
Das Bike ist lang genug, um auch hohe Geschwindigkeiten mit Gelassenheit zu handhaben. Andererseits ist es durch seine kleineren Räder agiler als viele 29″-Enduros, lässt sich also noch gut von Kurve zu Kurve werfen oder aufs Hinterrad bewegen. Bergab hatten wir in der Low-Einstellung am Umlenkhebel noch mehr Freude: Das Bike lässt sich dann wie auf Schienen fast allein durchs Neigen steuern. Vorderrad und Hinterrad kriegen gleichmäßig Grip, was bei den extrem matschigen Test-Bedingungen von großem Vorteil war. Erwähnenswert ist hier sicher auch die Federgabel mit kurzem 37 mm Offset. Das verkürzt den Radstand und verlängert den Nachlauf. Das Ergebnis fanden wir auf jeden Fall schön direkt und stabil!
Ein Wort müssen wir zum Thema Haltbarkeit verlieren: Fahrwerk und Geometrie veranlassen zu rascher Fahrweise und dazu, sich Dinge zu trauen. Wenn dann noch grobes, steiniges Geläuf, sandiger Boden, Regen und Pech dazu kommen, ist die Bilanz von zwei langen Tagen auf dem Rad: Eine defekte Bremsscheibe samt Belägen durch Steinschlag, eine defekte Seitenwand (dann Umstellung auf DD-Karkasse), an vielen Stellen sichtbar verkratzter Lack und ein geschwollener Knöchel. Der Hochglanz-Lack ist – egal ob durchschimmernd oder nicht – empfindlicher als der matte Lack. Daher würden wir Kundinnen und Kunden empfehlen, mit Schutzfolie zu arbeiten, in der Hoffnung, dass sie vom Glanzgrad her gut passt.
Fazit: Santa Cruz Nomad 2021
27,5"-Laufräder sind nicht tot – und das ist gut so. Das Santa Cruz Nomad zeigt, dass viel Federweg, moderne Geometrie und ein gut ausgelegter Hinterbau auch mit den kleineren Laufrädern richtig Freude machen. Hier geht es nicht nur darum, schneller zu fahren, sondern vor allem um mehr Spaß! 27,5" oder 29" sind am Ende doch eine Frage des Charakters.
Wie gefällt euch das neue Santa Cruz Nomad?
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