Wenn um 5 Uhr morgens der Wecker geht, dann geht bei mir einfach alles etwas harzig. Zweimal lasse ich den Wecker auf dem Schlummer-Modus, bevor ich mich aus dem Bett quäle. Ein Kaffee muss her und zwar schnell. Zum Glück bin ich gut vorbereitet und habe meinen Lieblingskaffee dabei, denn in unserem Camp hier im Timna Park gibt es nur Instant Kaffee. Bäh.
Nachdem ich ein bisschen Müsli runtergewürgt habe, packe ich missmutig meine 7 Sachen. Um 6 Uhr geht’s bereits auf den Shuttle Bus. Die Organisatoren haben es sich auf die Fahne geschrieben, eine möglichst abwechslungsreiche Strecke zu kreieren, deshalb führen die Etappen meist von A nach B. Etwas Logistik gehört da natürlich dazu. Mit dem Bus der aufgehenden Sonne entgegen zu fahren, besänftigt meine Laune schnell.
Mit den ersten Sonnenstrahlen kommt auch die Motivation und die Vorfreude auf den bevorstehenden Tag zurück. 76 Kilometer und 1300 Höhenmeter warten darauf bezwungen zu werden. Vor dem Rennen lasse ich mich noch vom neutralen Race Support von „Joe no Flats“ beglücken. Etwas Latexmilch nachzufüllen schadet bei den spitzen Wüsten-Steinen sicher nicht. Dabei erfahre ich auch, dass Joes No Flats eine israelische Firma ist und hier die MTB-Szene kräftig unterstützt.
Beim Startschuss um 7.30 Uhr geht’s gleich richtig zur Sache. Alle möchten am liebsten zu vorderst im Feld fahren und so wird es richtig hektisch. Wir lassen uns dadurch nicht beindrucken und fahren einfach unser Tempo. Nach 10 Kilometer stetigem Auf und Ab auf Trails geht es in die erste große Steigung des Tages. Ein Kiesweg, so steil und ruppig, dass rund um uns die meisten laufen.
Auf dem Gipfel dieser ersten langen Steigung offenbart sich uns das Panorama über das Arava-Tal in all seiner Pracht. Nach zwei Rennstunden erreichen wir die erste Verpflegungsstation und eine Überraschung wartet: Die ehemalige XC-Weltcupfahrerin Inbar Ronen organisiert die Station zusammen mit ihrem Ehemann und Sohn. Ich freue mich über das Wiedersehen und wir nehmen uns kurz Zeit für einen Schwatz.
Langsam aber sicher ändert sich das Wetter und auf dem Weg zu den Kisuy-Dünen wird der Wind immer stärker und ist von nun an unser stetiger Begleiter. Entlang der Ölpipeline-Trasse geht es auf einer breiten, aber anspruchsvollen Jeep-Route weiter. Der Wind nimmt stetig zu und Noga versteckt sich an meinem Hinterrad.
Fünf Stunden sind wir heute unterwegs und Noga erlebt eine Achterbahn der Gefühle. Zwischendurch verflucht sie mich, dass ich sie hierher geschleppt habe, dann wieder ist sie euphorisch. Wirklich lange dauern die Euphorie-Attacken zwar jeweils nicht, aber ich empfinde sie als angenehme Abwechslung.
Der letzte Aufstieg zum Zielgelände ist steil und verlangt unseren müden Beinen nochmals alles ab. Das angesammelte Laktat brennt in den Muskeln und der Wind peitscht uns Sand ins Gesicht. Wir sind richtig froh, als wir endlich im Ziel sind. Die Schnellsten waren wir auch heute nicht, aber wir zwei Mädels vom „Fun Club“ auf Trailbikes und in Baggies fallen auf und versprühen Spaß & Freude, das ist doch eigentlich fast wichtiger.
Hier findet ihr alle Artikel zum Samarathon 2019:
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- Nathalie Schneitter beim Samarathon 2019: Etappe 2 – 98 % Gegenwind
- Nathalie Schneitter beim Samarathon 2019: Etappe 1 – Wind im Gesicht, Sand im Mund
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