Rocky Mountain Pipeline im Test: 150 mm an der Front, 130 mm am Heck, 2,8″ Reifenbreite und eine für den Trail-Einsatz ausgelegte Geometrie: Das neue Rocky Mountain Pipeline soll selbst auf anspruchsvollsten Trails viel Sicherheit und vor allem Traktion bieten. Wie sich das Trailbike mit Plus-Bereifung im Test geschlagen hat, erfahrt ihr hier.
Rocky Mountain Pipeline: Kurz & knapp
Rocky Mountain hat das Pipeline für die harten und rutschigen Trails an der Northshore entwickelt. Hier sollen die Plus-Reifen für mehr Traktion und eine bessere Dämpfung von kleinen Schlägen sorgen. Das Pipeline basiert auf der gleichen Plattform wie das Instinct und soll eine ähnlich ausgewogene Geometrie bieten. Diese soll für ein intuitives Fahrverhalten sorgen, wobei durch das Ride-9 System viele Möglichkeiten zur Anpassung an die eigenen Vorlieben gegeben sind.
Der Hauptrahmen ist aus Carbon gefertigt, während der Hinterbau aus Aluminium besteht. Bei den Lagern setzt Rocky Mountain auf Gleitlager, die über Schmiernippel gewartet werden können.
- Einsatzbereich: Trailbike
- Federweg vorne: 150 mm
- Federweg hinten: 130 mm
- Carbon Hauptrahmen, Alu Hinterbau
- 27,5+ Bereifung (2,8″, kompatibel bis 3,25″)
- ISCG05 Aufnahme
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Rocky Mountain Pipeline von IBC_Redaktion – Mehr Mountainbike-Videos
Rocky Mountain Pipeline: Technische Daten
Geometrie
S | M | L | XL | |
---|---|---|---|---|
Oberrohrlänge | 548 mm | 572 mm | 595 mm | 620 mm |
Lenkwinkel | 67.2 - 68.8° | 67.2 - 68.8° | 67.2 - 68.8° | 67.2 - 68.8° |
Steuerrohrlänge | 100 mm | 110 mm | 120 mm | 130 mm |
Sitzwinkel (effektiv) | 73.7 - 75.5° | 73.7 - 75.5° | 73.7 - 75.5° | 73.7 - 75.5° |
Sattelrohrlänge | 394 mm | 432 mm | 470 mm | 508 mm |
Kettenstrebenlänge | 443 mm | 443 mm | 443 mm | 443 mm |
Tretlagerabsenkung | 25,1 - 3,4 mm | 25,1 - 3,4 mm | 25,1 - 3,4 mm | 25,1 - 3,4 mm |
Reach | 372 - 390 mm | 394 - 412 mm | 413 - 432 mm | 436 - 454 mm |
Stack | 597 - 610 mm | 607 - 619 mm | 617 - 629 mm | 626 - 638 mm |
Überstandshöhe | 750 mm | 750 mm | 750 mm | 750 mm |
Radstand | 1119 mm | 1144 mm | 1168 mm | 1194 mm |
Ausstattung
770 MSL | 750 MSL | |
---|---|---|
Sattel | WTB SILVERADO RACE | WTB VOLT RACE |
Sattelstütze | 2016 ROCKSHOX REVERB STEALTH | 2016 ROCKSHOX REVERB STEALTH |
Reifen | MAXXIS REKON EXO 27.5 X 2.8 TUBELESS READY | MAXXIS REKON EXO 27.5 X 2.8 TUBELESS READY |
Felgen | ALEX XM35 TUBELESS READY | ALEX XM35 TUBELESS READY |
Speichen | WTB 1.8-1.6 BUTTED | WTB 1.8-1.6 BUTTED |
Nabe hinten | SUNRINGLÉ SRC BOOST 148MM | SUNRINGLÉ SRC BOOST 148MM |
Nabe vorne | ROCKY MOUNTAIN SEALED BOOST 15MM | ROCKY MOUNTAIN SEALED BOOST 15MM |
Kette | SHIMANO HG-600 | SHIMANO HG-600 |
Kassette | SHIMANO XT 11-42T | SHIMANO XT 11-42T |
Tretlager | RACE FACE 30MM BB92 PRESS FIT | RACE FACE 30MM BB92 PRESS FIT |
Kurbel | RACE FACE TURBINE 28T | RACE FACE AEFFECT SL CINCH 28T |
Schaltwerk | SHIMANO XT DIRECT M | SHIMANO XT DIRECT MOUNT |
Shifter | SHIMANO XT | SHIMANO XT 11SPD |
Bremshebel | SHIMANO XT I-SPEC II | SHIMANO M506 I-SPEC |
Bremse | SHIMANO XT 180MM | SHIMANO M506 180MM |
Griffe | ROCKY MOUNTAIN LOCK ON XC | ROCKY MOUNTAIN LOCK ON XC |
Lenker | RACE FACE TURBINE 35 760MM | ROCKY MOUNTAIN AM 760MM |
Vorbau | ROCKY MOUNTAIN 35 AM | ROCKY MOUNTAIN AM |
Steuersatz | FSA ORBIT C-40 | FSA ORBIT C-40 |
Dämpfer | FOX FLOAT DPS FACTORY 130MM | ROCKSHOX MONARCH RT DEBONAIR 130MM |
Federgabel | FOX 34 FLOAT FACTORY 150MM | ROCKSHOX YARI RC 150MM |
Preis | 5.600 € | 4.000 € |
In der Hand
Das Pipeline basiert auf dem Instinct, ist aber mehr für technisches Gelände und die härtere Gangart ausgelegt. Dabei verzichtet man auf die Möglichkeit einer Umwerfermontage und optimiert das Bike komplett für 1-fach Antriebe. Dafür gibt es eine ISCG05 Aufnahme für die Montage einer Kettenführung. Sämtliche Züge werden natürlich innen verlegt.
Rocky Mountain setzt bei dem neuen Trailbike komplett auf die neue 27,5+ Laufradgröße und den Boost-Standard. Dabei finden nicht nur die montierten 2,8″ Reifen, sondern bis zu 3,25″ breite Reifen Platz. Hinterbau und Geometrie sind auf die Plus-Bereifung angepasst. Normale 27,5″ oder 29″ Laufräder würden zwar passen, Rocky Mountain empfiehlt dies aber nicht – weshalb wir diese Option im Test nicht ausprobiert haben.
Das Pipeline fällt Rocky Mountain-typisch etwas kleiner aus als Bikes der Konkurrenz. So fühle ich mich mit 1,75 m auf dem L (413 – 432 mm Reach) deutlich wohler als auf dem doch recht kurzen M (394 – 412 mm Reach). Man folgt hier also nicht dem aktuellen Trend mit langem Reach, kurzen Kettenstreben und flachem Lenkwinkel, obwohl die Kettenstreben für ein Plus-Bike eher kurz ausfallen.
Die 443 mm langen Kettenstreben deuten in Verbindung mit dem geringen Reach und dem recht steilen Lenkwinkel auf ein wendiges Fahrverhalten hin. Dieser kann mit dem Ride-9 System zwischen 67,2 und 68,8 Grad verändert werden. Doch mit dem System ändert sich nicht nur der Lenkwinkel, sondern auch Tretlagerhöhe, Reach und Reach verändern sich bei der Anpassung der Geometrie an die eigenen Vorlieben. Zusätzlich lässt sich das Rocky mithilfe des Chips auch an das Fahrergewicht anpassen.
Rocky Mountain Pipeline auf dem Trail
Uphill
Die 2,8″ breiten Reifen wirken auf den ersten Blick irgendwie schwerfällig, doch sobald man sich auf das Pipeline setzt und sich an die erste Auffahrt macht, merkt man, dass der erste Eindruck trügt. Das Rocky tritt sich angenehm bergauf, die Maxxis Rekon haben einen recht geringen Rollwiderstand. Minimales Wippen und Pedalrückschlag waren mit offenem Dämpfer zu spüren, können aber schnell abgestellt werden, indem man den Dämpfer in den Trail-Modus bringt.
Während sich das Trailbike dank der komfortablen Sitzposition angenehm Schotterwege bergauf pedalieren lässt, stellt sich das Aha-Erlebnis erst in technischen Anstiegen ein. Auf steilen, wurzeligen Uphills mit Stufen hat man dank der Plus Bereifung gefühlt unbegrenzt viel Grip und in den meisten Fällen geht die Kraft in den Beinen aus, bevor der Reifen durchdreht. Minimale Einbußen hat man dafür natürlich bei der Wendigkeit im Vergleich zur normalen Reifenbreite, wobei das Pipeline definitiv zu den agilsten Plus-Bikes gehört. Gefallen hat uns hier auch das 28er Kettenblatt, dass genügend Reserven für langsame, technische Passagen bietet.
Wenn man häufiger mit technischen Uphills zu tun hat, sollte man den Hinterbau des Pipelines in der neutralen oder in der Position mit höherem Tretlager fahren. Denn in der Position mit tiefem Tretlager und flacherem Lenkwinkel hatten wir mit häufigem Aufsetzen der Pedale zu kämpfen, da die starke Dämpfung der Plus-Bereifung zusätzlich Bodenfreiheit kostet. Auch die Montage einer Kurbel mit kürzeren Kurbelarmen als den verbauten 175 mm könnte hier helfen.
Trail
Auf flachen Trails weiß das Rocky zu überzeugen. Dank des antriebsneutralen Hinterbaus beschleunigt man schnell aus Kurven heraus. Zusätzlich verliert man dank der Plus-Bereifung und dem komfortabel arbeitenden Heck an Wurzeln und Steinen nur wenig an Geschwindigkeit. Dank der kurzen Kettenstreben lässt es sich auch um enge Kurven zirkeln und leicht auf das Hinterrad ziehen. Insgesamt fährt sich das Trailbike mit seiner gemäßigten Geometrie sehr gutmütig und man fühlt sich sofort wohl auf dem Rocky.
In Kurven bietet die Bereifung guten Grip, solange der Untergrund nicht zu lose wird. Auf sehr losem Waldboden oder Schotter stellt sich mit den 2,8″ Reifen nämlich das Gefühl ein, auf dem Boden zu schwimmen. Jedoch tritt dieses Phänomen deutlich seltener und weniger stark auf als bei der Konkurrenz mit noch breiteren Reifen. Insgesamt bieten die Reifen einen guten Kompromiss aus gutmütigem Fahrverhalten und Reserven für die härtere Gangart.
Downhill
Die 150 mm Federgabel harmoniert gut mit den 130 mm am Heck. Der Hinterbau ist schluckfreudig und bietet genug Endprogression für große Drops. Die Anpassung an das Körpergewicht und die eigenen Vorlieben über das Ride-9 System funktioniert sehr gut und macht das Pipeline noch vielseitiger.
Je schneller es wird, desto mehr fällt auf, dass das Bike zwar sehr fehlerverzeihend ist, dadurch aber etwas an Präzision einbüßt. Doch mit dem kurzen Reach und dem insgesamt sehr verspielten Charakter will das Pipeline auch nicht auf die Jagd nach der nächsten Sekunde gehen, sondern eher für viel Fahrspaß sorgen. Es muss eben nicht immer ein Enduro mit langem Reach und flachem Lenkwinkel sein – nicht jeder fährt jedes Wochenende ein Rennen.
Das Rocky konnte vor allem auf technischen Abfahrten überzeugen. Denn dank des enormen Grips und des aktiven Fahrwerks lassen sich selbst steilste Passagen sicher meistern. Dabei vermittelt das Pipeline stets ein enormes Sicherheitsgefühl, da die Plus-Bereifung selbst auf nassen Wurzeln und Felsen noch viel Grip bietet. Das Bike lässt sich in solchen Passagen dank des kurzen Reachs sehr gut manövrieren. Die starke Bremstraktion sorgt für zusätzliche Kontrolle und lässt rutschige Trails ihren Schrecken verlieren.
Auf losem Waldboden, Schotter oder sehr staubigen Strecken fällt aber auch ein negativer Effekt der Reifen auf: Wenn es schneller wird, fangen sie etwas an zu schwimmen, was sich sowohl in Kurven als auch bei der Bremstraktion bemerkbar macht. Wenn das Bike dann mal ausbricht und in den Drift geht, ist das Einfangen nach dem Drift schwierig oder zumindest ungewohnt. Denn wenn die dicken Reifen plötzlich wieder Grip finden, ist das deutlich abrupter als bei normaler Bereifung und kann einen schon mal im Highsider vom Rad werfen. Hierbei fiel negativ auf, dass das Vorderrad zu schnell und unkontrolliert ins Rutschen gerät. Gröbere Seitenstollen könnten hier für mehr Seitenhalt sorgen und das Fahrverhalten verbessern.
Ohnehin sind wir gespannt, wie sich die Reifenauswahl im Plus-Bereich weiterentwickeln wird. Vor allem in sehr schnellen offenen Kurven könnte man sich eine stärkere Karkasse wünschen, um ein definierteres Kurvenverhalten zu erreichen. Doch soll das keinesfalls heißen, dass sich das Pipeline hier schlecht schlägt: Man muss die Kurven schon sehr aggressiv anfahren, um die Kombination aus einer Felge mit 30 mm Innenweite und 2,8″ Reifen ans Limit zu bringen. Natürlich lässt sich das Fahrverhalten hier auch stark über den Reifendruck regeln. Auf flowigeren Trails mit schnellen Anliegern wählten wir einen Reifendruck von 1,1 / 1,3 bar, um in den Kurven ein definierteres Fahrverhalten zu erhalten. Auf eher technischen und langsamen Trails wählten wir für maximalen Grip und eine bessere Dämpfung 0,9 / 1,1 bar.
Doch das alles vergisst man, wenn man mit dem Rocky über den nächsten Wurzelteppich bügelt oder den nächsten Absprung anvisiert. Denn auch in der Luft liegt das Pipeline erstaunlich gut und handlich.
Haltbarkeit
Da wir das Rocky Mountain Pipeline nur für einen sehr begrenzten Zeitraum zur Verfügung hatten, können wir über die Langzeit-Haltbarkeit keine wirkliche Aussage treffen. Jedoch ist der Rahmen ordentlich verarbeitet und es sind insgesamt bewährte und zuverlässige Teile verbaut. Zudem können die Lager relativ einfach über die Schmiernippel gewartet werden. Einzig dem Maxxis Ikon Vorderreifen konnten wir im Test bei einem Durchschlag in felsigem Gelände ein kleines Loch zufügen. Die Felge zeigte sich davon unbeeindruckt und das Loch war dank Maxalami schnell wieder geflickt.
Fazit zum Rocky Mountain Pipeline
Wer ein agiles Trailbike sucht, das noch dazu eine ordentliche Portion Sicherheit in technischem Gelände vermittelt, wird beim Rocky Mountain Pipeline fündig. Der erste Schein der dicken Reifen trügt: das Trailbike lässt sich dank der entspannten Sitzposition gut bergauf treten und beschleunigt flott aus Kurven. Das ausgewogene Fahrwerk funktioniert gut und lässt sich dank dem Ride-9 System an die eigenen Vorlieben anpassen. Auch auf Jumptrails kann das handliche Trailbike begeistern. Wer eher Race-orientiert unterwegs ist, wird sich beim Pipeline eine aggressivere Geometrie, mehr Laufruhe und ein definierteres Fahrverhalten der Plus-Bereifung wünschen. Doch wer einfach nur Spaß haben will, wird vom Pipeline nicht enttäuscht sein.
Stärken
- verspieltes Fahrverhalten
- ausgewogenes Fahrwerk
- Grip der Plus-Bereifung
Schwächen
- Laufruhe
- Fahrverhalten in schnellen, offenen Kurven
Testablauf
Wir hatten das Pipeline vier Wochen lang im Test und haben es in diesen Zeitraum auf den verschiedensten Trails bewegt. Vom Einsatz bei Matsch und leichtem Schneefall in Sexten über schnelle Flowtrails bis hin zu Jumptrails war alles dabei.
Hier haben wir das Rocky Mountain Pipeline getestet
- Sexten: Nasse, wurzelreiche Trails bei leichtem Schneefall
- Hometrails um Bad Kreuznach: Von technischen Spitzkehren bis zu schnellen Wurzelteppichen
- Flowtrail Stromberg: Schnelle Anlieger und kleine Sprünge
- Gravity Trail Wiesbaden: Sprunglastiger, schneller Trail mit vielen Anliegerkurven
- Alpirsbacher Schwarzwaldtrail in Sasbachwalden
- Enduro One Wipperfürth: Renneinsatz auf losem Waldboden
- Testername: Sebastian Beilmann
- Körpergröße: 174 cm
- Gewicht (mit Riding-Gear): 74 kg
- Schrittlänge: 81 cm
- Armlänge: 63 cm
- Oberkörperlänge: 56 cm
Weitere Informationen
Webseite: www.bikes.com
Text & Redaktion: Sebastian Beilmann | MTB-News.de 2016
Bilder: Dennis Stratmann | Moritz Zimmermann | Dirk Böttger
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