Neues Rocky Mountain Altitude 2021 im ersten Test: Erstes Rennen, erster Sieg: Das Rocky Mountain Altitude hat in den Händen von Jesse Melamed einen Traumstart bei der EWS in Zermatt hingelegt. Kurze Zeit später durften auch wir das neue Enduro-Bike aus Kanada einem ersten Test unterziehen. Alle Infos gibt es hier für euch in der Vorstellung.
Rocky Mountain Altitude: Infos und Preise
Nach vier Jahren hat Rocky Mountain ein neues Altitude vorgestellt, das außer dem Namen nichts mehr mit dem Vorgänger gemein hat: Ab Rahmengröße M steht das Enduro nun auf 29″-Rädern, der Federweg beträgt inzwischen 170 mm an der Front und 160 mm am Heck. Die Carbon-Rahmen sind mächtig steif und warten mit langen, modernen Geometrien auf. Die Ride9-Anpassung am Umlenkhebel wird erstmals durch eine Kettenstrebenverstellung ergänzt.
- Rahmenmaterial Carbon
- Federweg 170 mm (vorne) / 160 mm (hinten)
- Hinterbau Viergelenker
- Laufradgröße 27,5″ (S und M) / 29″ (M bis XL)
- Besonderheiten einstellbare Kettenstrebenlänge, einstellbarer Lenkwinkel und Progression
- Gewicht 3,4 kg (Rahmen Größe L inklusive Dämpfer, Herstellerangabe)
- Farben Lila-Schwarz-Rot / Schwarz-Rost
- Rahmengrößen S / M / L / XL
- Verfügbar Ende 2020
- www.bikes.com/altitude
Preis Rocky Mountain Altitude C Rahmenset: 3.800 € (UVP, inklusive Fox Float X2-Dämpfer)
Preis Rocky Mountain Altitude C99: 11.500 € (UVP)
Preis Rocky Mountain Altitude C90: 9.900 € (UVP)
Preis Rocky Mountain Altitude C70: 6.900 € (UVP)
Preis Rocky Mountain Altitude C50: 5.500 € (UVP)
Preis Rocky Mountain Altitude a50: 4.000 € (UVP)
Video: Rocky Mountain Altitude im ersten Test
Im Detail
Neben dem bisherigen Altitude beerbt das neue Rocky Mountain Altitude 2021 übrigens auch das Instinct BC Edition – letzteres hatten die Kanadier sicher auch deshalb erfunden, weil dem 2016 vorgestellten Altitude schlicht 29″-Räder fehlten, die heute viele Kunden an einem Enduro wünschen.
Das Ziel bei der Entwicklung wird im selbst verwendeten Slogan recht offensichtlich: „Schnell macht Spaß!“ heißt die einfache Botschaft. Damit sollte einerseits den eigenen Teamfahrern geholfen werden (was offensichtlich zu funktionieren scheint), andererseits auch dem Endkunden ein schöneres, schnelleres Wochenende beschert werden. Neben großen Rädern und viel Federweg scheint eine lange und außerdem anpassbare Geometrie hier weit oben im Lasterhaft gestanden zu haben.
Der Rahmen des Rocky Mountain Altitude 2021 kommt ohne hervorstechende Features wie einen Kofferraum oder ähnliches. Stattdessen ist er einfach sauber gemacht und will beispielsweise mit einem sehr gründlich gelösten Kettenstrebenschutz aus Gummi, einem Schmutzfänger im Yoke und der Geometrieverstellung überzeugen. Auch das Unterrohr ist großflächig mit Gummi vor Steinschlag geschützt, das Ganze ist auch optisch elegant gelöst. Rund um den Dämpfer wird es interessant: So ist die vordere Dämpferaufnahme als Aluminium-Bauteil angeschraubt, was Rocky Mountain als „zukunftskompatibel“ bezeichnet und auch dafür nutzt, dem Bike in Größe S einen kürzeren Dämpfer zu verpassen. Am anderen Dämpferauge sitzt mal wieder das Ride9-System: zwei ineinander drehbare Plättchen, die – der Name sagt’s – insgesamt 9 verschiedene Positionen erlauben. Das beeinflusst Geometrie und Dämpferkennlinie.
Hinsichtlich der Auslegung des Hinterbaus lässt sich sagen: Rocky Mountain hat die Progression erhöht. Zudem setzt sie erst nach etwa 50 mm Federweg ein. Der Beginn des Federwegs sollte sich also sehr sanft gestalten. Das Übersetzungsverhältnis wurde etwas erhöht, was momentan der Trend zu sein scheint. Beim Anti-Squat hat man die Werte, verglichen mit den Vorgängern Instinct BC und Altitude, marginal erhöht und erzielt nun einen flacheren Verlauf. Im Sag liegt das Bike bei knapp unter 100 %; die Kettenkräfte kompensieren ein Einfedern durch Masseträgheit also nicht ganz.
Schön zu sehen ist, dass auch bei Rocky Mountain die Leitungen nun in eigenen Kanälen verlaufen und leicht zu tauschen sind. Durch geschraubte Kappen an Ein- und Ausgang wird Klappern verhindert. Es wurde auch Wert darauf gelegt, dass die Bremsen „Moto“ und „Regulär“ montiert werden können.
Geometrie
Egal welche Rahmengröße, egal welche Laufradgröße: Das Altitude ist ein langes Bike geworden. Kleine Fahrer kriegen Größe S ausschließlich mit 27,5″, große Fahrer erhalten L und XL ausschließlich mit 29″. Wer Größe M fährt, hat das Glück zwischen den beiden Größen wählen zu können. Der Reach liegt in Größe M bei etwa 455 mm (abhängig von der gewählten Ride9-Position) – also ziemlich lang, aber noch nicht extrem. In Kombination mit dem 64,5° – 65,5° flachen Lenkwinkel summiert sich das zu etwa 1,22 m Radstand in Größe M. Dank großer Schritte zwischen den Rahmengrößen landet Größe L bei 480 mm Reach und Größe XL gar bei 510 mm.
Durch einen exzentrischen Einsatz in den Ausfallenden lässt sich auch die Kettenstrebe um 10 mm anpassen. Sie misst entweder 438 oder 448 mm. Wer die kleineren Laufräder wählt, kriegt auch 10 mm kürzere Kettenstreben. Der Sitzwinkel liegt bei moderaten, aber nicht extrem steilen 75,5° bis 76,5°.
Rahmengröße | S | M | M | L | XL |
---|---|---|---|---|---|
Laufradgröße | 27,5" | 27,5" | 29" | 29" | 29" |
Oberrohr | 579 mm | 603 mm | 610 mm | 638 mm | 671 mm |
Lenkwinkel | 64,5°-65,5° | 64,5°-65,5° | 64,5°-65,5° | 64,5°-65,5° | 64,5°-65,5° |
Steuerrohrlänge | 100 mm | 110 mm | 95 mm | 110 mm | 125 mm |
Sitzrohrlänge | 380 mm | 420 mm | 420 mm | 445 mm | 480 mm |
Kettenstrebenlänge | 427/438 mm | 427/438 mm | 438/448 mm | 438/448 mm | 438/448 mm |
Innenlagerabsenkung | 20/12/4 mm | 19/12/5 mm | 34/27/19 mm | 34/27/19 mm | 34/27/19 mm |
Reach | 430 mm | 455 mm | 455 mm | 480 mm | 510 mm |
Stack | 596 mm | 606 mm | 620 mm | 634 mm | 647 mm |
Radstand | 1171/1181 mm | 1199/1209 mm | 1217/1227 mm | 1249/1259 mm | 1285/1295 mm |
Ausstattung
Das neue Rocky Mountain Altitude ist zu Preisen von 5.500 € bis 11.500 € erhältlich. Alle Bikes kriegen den gleichen Carbon-Rahmen; ein Alu-Rahmen ist zunächst nicht erhältlich. Das Bike mit der besten Preis-Leistung ist wohl das von uns getestete Altitude C70: Es bietet ein sehr hochwertiges Fox-Fahrwerk, eine solide Shimano XT-Schaltung und Bremsen zu einem Preis von 6.900 €. Alles darüber ist schön, spannend, aber mit Preisen von 9.900 € beziehungsweise sogar 11.500 € in Sachen Preis-Leistung eigentlich indiskutabel. Das günstigere C50 kommt leider mit einem günstigen Fahrwerk, wäre sonst ein solide ausgestatteter Einstieg in die noble Welt von Carbon-Bikes bei Rocky Mountain. Noch günstiger wird es mit dem Aluminium-Altitude A50, das mit Fox Performance Fahrwerk und SLX-XT-Mix für 4.000 € zu haben ist. Mit 15,7 kg ist es allerdings auch schon ein schweres Gerät.
Auf dem Trail
Rocky Mountain hat uns mitsamt dem Altitude C70 zum Samerberg eingeladen. Das Setup der Fox-Federelemente umfasst insgesamt acht Einstellungen – zum Glück steht zumindest auf der Federgabel drauf, wie viel Klicks an welchem Rädchen ein guter Startwert sind. In der Gabel landen 75 psi, im Dämpfer 170 psi. Ansonsten gilt es nur, Sattel und Cockpit einzustellen – und los geht’s!
Sofort ist klar: Das Altitude geizt nicht mit Federweg. Wo andere Bikes mit ähnlich viel Federweg teilweise noch rennmäßig straff zu Werke gehen, stellt sich gleich starke Fahrwerksbewegung ein. Das gilt für die super sanft arbeitende Gabel, aber auch für das Heck: Geringe Reibung und zunächst flache Kennlinie lassen uns sanft in den Sag gleiten. Im Uphill ist das Heck dann nicht ganz ruhig, wippt leicht. Daran ändert auch die „Firm“-Stellung des X2-Federbeins nicht. Je stärker man tritt, desto eher beruhigt sich das Heck durch den Kettenzug. Die Fox 36 schaukelt auch leicht vor sich hin, und insgesamt sitzt man deutlich kompakter, als es der amtliche Reach vermuten lässt. Liegt wahrscheinlich an 2 Spacern und dem kurzen 40 mm Vorbau am Cockpit – Angst vor einer zu langen Sitzposition braucht man aber nicht zu haben.
In einfachem Gelände wie beispielsweise dem Flowtrail am Samerberg lassen sich ebenfalls einige Erkenntnisse sammeln: Mit der kurzen Kettenstreben-Einstellung geht das Altitude behänd aufs Hinterrad, fühlt sich deutlich kompakter an, als das Bike eigentlich ist. Das Fahrwerk saugt derweil auf, was sich ihm in den Weg stellt – wer nicht aktiv fährt, der kann einen kleinen Absprung schon mal unbemerkt überfahren. Das spricht dafür, dass es lustig wird, wenn der Trail anspruchsvoller wird!
Steine, Wurzeln und Sprünge gibt’s am Samerberg auch in ausreichender Menge. Die teils Wanderweg-ähnlichen Strecken sind schmal und teilweise gut holprig. Die 160 mm Federweg des neuen Rockys saugen Schläge aber einfach auf, das Fahrwerk klebt sich an den Boden. Für Stufen lässt sich das Vorderrad dennoch recht leicht lupfen – auch, weil der Fahrer eher etwas hecklastig platziert ist. Grip am Vorderrad erkauft man sich durch einen steilen Trail oder durch eine aktive Haltung. Wer darauf keine Lust hat, kann auch auf ein wenig Agilität verzichten und die lange Kettenstrebenlängen-Position wählen. Ab Größe L würde ich vermuten, dass das generell die harmonischere Lösung ist.
Zurück zum Staubsauger-ähnlichen Verhalten des Fahrwerks: Es verschlingt auch die berühmt-berüchtigten, Kindskopf-großen Steine und hat einfach nur ein Limit: Dein Selbstvertrauen. Denn ich schüttelte mehr als einmal ungläubig den Kopf, wie ich gerade eigentlich stumpf ins Flat oder ein Wurzelfeld gelandet war – nur der erwartete Schlag blieb aus. In der langen Kettenstreben-Stellung liegt das Rad sogar noch ruhiger, Highspeed treibt die Freudentränen in die Augen. Im Vergleich zum eher etwas effizienter arbeitenden Santa Cruz Megatower ist das Altitude noch schluckfreudiger, was in manchen Situationen aber auch zu stärkeren Fahrwerksbewegungen führt. Vom langen Radstand merkt man übrigens durchaus auch mal etwas negatives – aber nur dann, wenn der Trail sehr verwinkelt wird und deshalb die Geschwindigkeit fehlt. Langsam mag das Altitude nicht so gern, womit wir wieder beim offiziellen Motto des Bikes wären: Schnell macht Spaß!
Erster Eindruck: Rocky Mountain Altitude 2021
Das neue Rocky Mountain Altitude 2021 ist ein ziemliches Enduro-Monster geworden: Sein wahnsinnig schluckfreudiges Fahrwerk und die lange Geometrie führen dazu, dass der Kopf das einzige Limit ist. Bleibt es dennoch ein Allrounder für alle Tage? Nach dem ersten Test würden wir sagen: Jein. Ja, wenn man alle Tage schnell fährt. Nein, wenn auch bergauf attackieren oder lieber langsam verspielt bergab fahren auf dem Plan stehen sollen.
Wie gefällt euch das neue Rocky Mountain Altitude?
Testablauf
Einen Tag haben wir das Altitude durch den Bikepark Samerberg und der nahen Umgebung gescheucht und dabei einen guten ersten Eindruck erhalten – ein ausführlicher Test ist aber sicher nötig, um die vielen Einstellungen gründlich auszuprobieren.
- Fahrstil
- verspielt, sauber und mit vielen Drifts
- Ich fahre hauptsächlich
- Trail, Enduro
- Vorlieben beim Fahrwerk
- Die richtige Mischung aus Komfort und Popp macht’s
- Vorlieben bei der Geometrie
- Relativ niedrig, relativ lang
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