RockShox Vivid 2024 Dämpfer – Infos und Preise
Als Anfang des Jahres Bilder von einem neuen, ominösen und ganz offensichtlich ziemlich großvolumigen Luftdämpfer aus dem Hause RockShox aufgetaucht sind, war schnell klar: Das muss der neue RockShox Vivid sein! Tatsächlich hat der US-amerikanische Branchenriese in den letzten Monaten in den höchsten Rennserien der Welt einen neuen Dämpfer getestet, der nun als Neuauflage des legendären RockShox Vivid auf den Markt kommt. Der neue RockShox Vivid 2024 ersetzt nicht die im letzten Jahr überarbeiteten Super Deluxe-Dämpfer, sondern stellt ab sofort eine weitere Option für den Enduro-, Downhill- und E-MTB-Sektor dar.

Dabei möchte der neue RockShox Vivid nicht einfach nur ein großvolumiger Abklatsch des beliebten wie bekannten Super Deluxe-Dämpfers sein, sondern bietet einige neue Eigenschaften. Das Highlight ist die sogenannte TouchDown-Technologie, bei der es sich um ein positionsabhängiges Dämpfungssystem handelt – dazu im Abschnitt Im Detail mehr. Dazu befindet sich der Ausgleichsbehälter in bester Vivid-Tradition am entgegengesetzten Ende der Luftkammer. Und generell ist der Vivid im Vergleich zum Super Deluxe deutlich wuchtiger und größer. Das Ziel ist klar: Der neue RockShox Vivid soll der ultimative Luftdämpfer für den Gravity-Einsatz sein und die optimale Wahl darstellen, wenn man luftgefedert mit Höchstgeschwindigkeit ins Tal rasen will.
- Luftdämpfer für Mountainbikes und E-Mountainbikes
- Einsatzbereich Enduro, Freeride, Downhill
- Verfügbare Hub-Längen 45 mm / 55 mm / 65 mm / 75 mm
- Feder DebonAir
- Dämpfung High Speed-Druckstufe (5 Klicks) / Low Speed-Druckstufe (5 Klicks) / Zugstufe (20 Klicks) / Hydraulic Bottom Out (5 Klicks)
- Farbe Schwarz
- Gewicht 680 Gramm (nachgewogen, 205 x 65 mm, Standard Mount)
- www.sram.com
Preis 834 – 879 € (UVP)

Im Detail
Fangen wir mit den Äußerlichkeiten an, denn auf den ersten Blick unterscheidet sich der neue Vivid grundlegend vom bekannten Luftdämpfer-Angebot aus dem Hause RockShox. Die große Luftkammer und das wuchtige Chassis grenzen den Vivid klar vom Super Deluxe ab. Auch die Tatsache, dass sich der Ausgleichsbehälter inklusive fast aller Verstellmöglichkeiten nun am Ende der Kolbenstange und nicht mehr an der Luftkammer befindet, lässt echte Vivid-Gefühle aufkommen und den Dämpfer näher an das Fox-Pendant Float X2 heranrücken. Die wuchtige Optik soll auch ganz konkrete Vorteile bieten, denn dank vergrößertem Ölvolumen soll das Wärme-Management auf langen Abfahrten optimieren, während die größere Überlappung der Buchsen für eine noch geringere Reibung sorgen soll.

Noch wichtiger als die Optik sind jedoch die inneren Werte – schließlich handelt es sich beim RockShox Vivid um einen Luftfeder-Dämpfer und nicht um ein Tinder-Profil. Damit der Hinterbau bei jedem noch so harten Hinderniss entspannt nach rechts swipet, hat RockShox den neuen Vivid mit der sogenannten TouchDown-Technologie ausgestattet. Hierbei handelt es sich um eine positionsabhängige Dämpfung, die von RockShox in drei Phasen unterteilt wird:
- 0 bis 10 % extrem sensible Dämpfung
- 10 bis 80 % kontrollierte, stabile und vielfältig anpassbare Druckstufe
- 80 bis 100 % extern verstellbarer hydraulischer Bottom Out
Insbesondere die ersten 10 % Federwegsnutzung sind hier interessant und sollen den RockShox Vivid von der Konkurrenz abgrenzen. Laut RockShox umgeht die TouchDown-Technologie in diesem Federwegsbereich die Druckstufen-Dämpfung des Hauptkolbens. Wenn sich der Hauptkolben bewegt, wird das Öl zunächst durch eine Blattfeder-Konstruktion vorbei an den Shims geleitet, sodass dieser Bereich – RockShox spricht von den ersten 10 % des Federwegs – nahezu ungedämpft sind. Das soll für ein extrem sensibles Ansprechverhalten sorgen. Im Prinzip hat RockShox hiermit die Buttercup-Technologie, die im letzten Jahr für Federgabeln vorgestellt worden ist, nun am Dämpfer repliziert – wenn auch mit einem anderen mechanischen Ansatz.

Ab 10 % setzt dann die Druckstufen-Dämpfung ein, bei der sich extern die Low- und die High Speed-Druckstufe verstellen lassen. Bei beiden Druckstufen-Dämpfungen steht eine Verstell-Range von fünf Klicks zur Verfügung. Während die Low Speed-Druckstufe werkzeuglos angepasst werden kann, ist für die High Speed-Druckstufe ein 3 mm-Innensechskant nötig, der praktischerweise in den Rebound-Knopf integriert ist. Über den Cheat-Hebel, der von RockShox als Threshhold bezeichnet wird, lässt sich die Ultimate-Version des Vivids für eine optimale Uphill-Performance sperren.
Stichwort Rebound: Auch dieser lässt sich selbstredend extern verstellen – als einzige Einstell-Möglichkeit befindet sich der Knopf dafür nicht am Ausgleichsbehälter, sondern am Ende der Luftkammer. 20 leichtgängige und gleichzeitig klar gerastete Klicks von Schildkröte bis Hoppel-Häschen gibt es beim Rebound.
Kommen wir zu den letzten 20 % des Federwegs, die die dritte Phase der positionsabhängigen Dämpfung am Vivid Air einläutet. Über den sogenannten hydraulischen Bottom Out, kurz HBO, lässt sich der Widerstand auf den letzten 20 % des Federwegs anpassen. Fünf verschiedene Settings gibt es hier. Während 0 Klicks HBO keinerlei Einfluss auf die Raderhebungskurve im letzten Federwegsbereich haben, sorgt jeder zusätzliche Klick für spürbar mehr Widerstand am Ende der Fahnenstange. Der Hydraulic Bottom Out fungiert also als Durchschlagschutz, der sich aber lediglich auf den letzten Federwegsbereich auswirkt – im Gegensatz zu Volumenspacern, die die Luftkammer verkleinern oder vergrößern und damit die gesamte Federkennlinie beeinflussen.


Die Möglichkeit, Volumenspacer zu verbauen, besteht natürlich auch. Bis zu sechs Tokens können im neuen Vivid verbaut werden. Diese sind Vivid-spezifisch und rasten auf der Innenseite der DebonAir-Luftkammer ein. Außerdem verwendet RockShox nun Maxima Plush Dynamic Suspension Lube, das noch langlebiger sein soll, die Reibung verringert und einen ziemlich majestätischen Namen trägt. Dank erhöhter Öl-Menge und überarbeitetem Design der Staubabstreifer-Dichtungen ist das Wartungsintervall außerdem von 50 auf 100 Stunden verdoppelt worden.


RockShox Vivid 2024: Ausführungen & Kompabilität
Den RockShox Vivid 2024 gibt es wie gewohnt in zahlreichen verschiedenen Ausführungen. Wer sein Mountainbike nachträglich mit dem Vivid ausstatten will, hat dafür zwei Optionen: Den Vivid Ultimate oder den Vivid Ultimate DH. Beide Dämpfer verfügen über dieselben Technologien und Einstell-Möglichkeiten. Der einzige Unterschied ist, dass der Vivid Ultimate DH ohne Threshhold, also ohne Plattform-Hebel, auskommt. Beide Aftermarket-Varianten kosten Preise zwischen 834 und 879 € (UVP). Alle weiteren Varianten sind lediglich in Kompletträdern erhältlich und unterscheiden sich hinsichtlich ihrer Verstellmöglichkeiten.
Ausgehend vom RockShox Vivid Ultimate mit all seinen Verstellmöglichkeiten gibt es folgende Optionen in absteigender Reihenfolge:
- RockShox Vivid Ultimate (RC2T) High- und Low Speed-Druckstufe extern verstellbar, Zugstufe extern verstellbar, Plattform-Hebel, Rebound extern verstellbar und hydraulischer Bottom Out. Volles Programm also – ab 834 €.
- RockShox Vivid Ultimate DH (RC2) Identisch zum Ultimate, lediglich der Plattform-Hebel fehlt – auf diesen können Downhiller aber verzichten. Ebenfalls ab 834 €.
- RockShox Vivid Select+ (RCT) Verzichtet auf die extern einstellbare Low Speed-Druckstufe, ansonsten identisch zum Vivid Ultimate. Nur an Kompletträdern erhältlich.
- RockShox Vivid Select (RT) Keine verstellbare Druckstufe; Zugstufe und Hydraulic Bottom Out lassen sich einstellen. Dazu gibt es den Threshhold-Hebel. Nur an Kompletträdern erhältlich.
- RockShox Vivid (R) Identisch zum Vivid Select, allerdings ohne Plattform-Hebel. Nur an Kompletträdern erhältlich.
Interessant: RockShox bietet ein Vivid Ultimate RC2T Reservoir-Upgrade an. Der Umbau erfordert zwar ein gewisses handwerkliches Geschick und ist nicht ganz unaufwändig, lässt sich aber prinzipiell vornehmen. Das RC2T Reservoir-Upgrade verwandelt jeden Vivid in die Ultimate-Variante mit allen externen Verstellmöglichkeiten und Climb Switch. Die unverbindliche Preisempfehlung liegt bei 245 €.

Auf dem Trail
Wir hatten vorab die Möglichkeit, den neuen RockShox Vivid an verschiedenen Bikes zu fahren – unter anderem an einem unter anderem am neuen Freerider ROSE Scrub, der zeitgleich mit dem neuen Vivid das Licht der Mountainbike-Welt erblickt hat (Rose Scrub Test), und an einem bisher noch unveröffentlichten High Pivot-Bike, das wir demnächst sicherlich auch im Enduro World Cup sehen werden.
Grundsätzlich sollte sich das Vivid-Setup dank der RockShox TrailHead-App trotz der zahlreichen Verstellmöglichkeiten sehr unkompliziert gestalten. Zum Zeitpunkt unserer Tests waren aber noch keine App-Empfehlungen für den Vivid verfügbar. Doch auch so hatten wir keine Probleme, zu den Rädern passende Dämpfer-Setups zu finden. Prinzipiell sind alle Knöpfe gut gerastert und lassen sich dank klar definierter Klicks nachvollziehbar einstellen. Lediglich das Verstellen des Rebound-Knopfs war an meinem Testrad, einem Scor 4060 LT, bauartbedingt ein ziemlicher Krampf. Dass man die High Speed-Druckstufe und den hydraulischen Durchschlagschutz mit dem abnehmbaren Rebound-Knopf verstellen kann, ist ein kleines, aber feines Detail.

Auf dem Trail bietet der neue RockShox Vivid ein sehr sensibles Ansprechverhalten und einen komfortablen Charakter, der auch nicht darunter leidet, wenn man für Flugeinlagen viel Dämpfung reindreht. Dass sich der hydraulische Bottom Out auf dem Trail innerhalb weniger Sekunden verstellen lässt, ohne dass man den Dämpfer auseinandernehmen und Volumenspacer einbauen muss, ist ebenfalls ein sehr praktisches Feature, wenngleich diese Technologie weder Vivid-Exklusiv ist noch Volumenspacer und HBO den exakt selben Effekt haben.
Der Climb Switch ist gerade für Enduro-Bikes ein sehr praktisches Feature: Dank der zugeschalteten Low Speed-Druckstufe wird der Hinterbau deutlich straffer und die Geometrie richtet sich auf, sodass man einen spürbaren Effizienz-Zugewinn im Uphill genießen kann. Hier gibt es keine Überraschungen. Traditionell fällt der Lock Out bei RockShox-Dämpfern deutlich straffer und definierter aus als bei großvolumigen Fox-Konterparts. Welchen Ansatz man bevorzugt, ist auch ein Stück weit persönliche Präferenz. Für meinen Geschmack darf der Lock Out auch wirklich ein solcher sein.

Keine Aussagen können wir zum jetzigen Zeitpunkt zur Leistungsfähigkeit des neuen Vivids auf harten und langen Downhill-Runs tätigen. Auch die Haltbarkeit lässt sich von uns noch nicht beurteilen. Der Vivid dürfte dank großer Luftkammer und im Vergleich zum Superdeluxe vergrößerten Ölvolumen auf Abfahrten mit vielen Tiefenmetern sowie an Downhill-Bikes wohl einen Performance- und Standfestigkeits-Zugewinn bieten. Dafür ist der Superdeluxe aber auch ein ordentliches Stück leichter: Knapp 200 Gramm liegen zwischen dem Superdeluxe Ultimate und dem Vivid Ultimate.
Generell muss man an dieser Stelle aber anmerken: Dämpfer-Tests sind kompliziert und die Aussagekraft ist begrenzt, da es hier immer auf das Zusammenspiel zwischen Dämpfer, modellspezifischem Hinterbau und persönlichen Präferenzen ankommt. Der beste Dämpfer wird in einem Rad mit unpassender Kinematik oder falschem Tune nicht gut funktionieren – das gilt nicht exklusiv für den neuen RockShox Vivid, sondern für alle Dämpfer, egal ob Coil oder Luft. Positiv zu bewerten ist, dass RockShox erfahrungsgemäß sehr eng mit zahlreichen Rahmenbauern zusammenarbeitet, um eine maximale Kompabilität und Performance zu gewährleisten.

Erster Eindruck: RockShox Vivid
Mit der Neuauflage des Vivids bietet RockShox eine spannende Option für alle Fans von Luftdämpfern für Enduro bis Downhill an. In den von uns bislang mit dem neuen Vivid gefahrenen Modellen konnte der Dämpfer genau das halten, was er versprochen hat: Ein überaus sensibles Ansprechverhalten in Kombination mit vielfältigen Verstell-Möglichkeiten in einem Paket, das leichter und schneller anpassbar als ein Coil-Dämpfer ist. Der neue RockShox Vivid dürfte sich also schnell zu einer verbreiteten Wahl im Enduro-Segment bis hin zum Downhill etablieren.
Wie gefällt euch der neue RockShox Vivid?
Testablauf
Hier haben wir den RockShox Vivid getestet
- Bike Park Winterberg Mix aus schnellen Strecken, relativ neuen Enduro-Trails und gebauten Elementen wie Sprüngen, Drops und Anliegern.
- Whistler, BC Besser geht’s nicht!
- Fahrstil
- verspielt
- Ich fahre hauptsächlich
- Downhill, Enduro
- Vorlieben beim Fahrwerk
- ausbalanciert, Gegenhalt über die Feder, Druckstufe sehr offen, schneller Rebound
- Vorlieben bei der Geometrie
- eher kurz, hoher Stack, ausgewogener Sitz- und Lenkwinkel
- Fahrstil
- verspielt, strammes Grundtempo, lieber eine Kurve mehr als Straightline
- Ich fahre hauptsächlich
- Enduro, Trail, Jumps und auch gern mal Downhill
- Vorlieben beim Fahrwerk
- etwas straffer, schneller Rebound, so wenig Dämpfung wie nötig
- Vorlieben bei der Geometrie
- ausreichender Reach, mittellange Kettenstreben, tendenziell flacher Lenkwinkel
- Fahrstil
- Räder auf dem Boden, saubere Linienwahl
- Ich fahre hauptsächlich
- Trail, Enduro
- Vorlieben beim Fahrwerk
- relativ straff mit viel Dämpfung, Heck eher langsam
- Vorlieben bei der Geometrie
- mittellanges Oberrohr, hoher Stack, lange Kettenstreben, flacher Lenkwinkel
362 Kommentare
» Alle Kommentare im ForumIst jemanden das Problem bekannt, dass sich Positiv- und Negativkammer nicht richtig ausgleichen?
Gibt's da eine einfache Lösung oder ist ein Service fällig?
Noch nie gehört. Ggf. der Dimpel mit Fett verstopft.
Die Federkennlinie ist komplett falsch. Man braucht extrem viel Kraft um den Dämpfer am Anfang einzufedern und dann hängt er durch.
QUOTE="Blue Rabbit, post: 19834336, member: 5825"]
Noch nie gehört. Ggf. der Dimpel mit Fett verstopft.
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Sicher dass bei so hohen Druckdifferenzen Fett den Ausgleich verhindern kann?
Sicher dass bei so hohen Druckdifferenzen Fett den Ausgleich verhindern kann?
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Nein, nicht sicher. Habe auch noch nie gehört, dass es so ein Problem gibt. Deine Beschreibung der Kennlinie passt nicht zu der Theorie. Mach einfach die Gabel auf und schau rein. Oder entnehme erstmal die Dämpferkartusche und teste ob es immer noch so ist. Oder komplett Luft raus dann zieht sich die Gabel zusammen, beim auseinanderziehen entweicht die Luft der Negativkammer. Ist es so liegt das Problem woanders. Teste mal ein paar Szenarien.
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