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Ritchey Kite Variostütze im Test
Einfach, zuverlässig, wartungsfrei?

Ritchey Kite im Test: Tom Ritchey selbst soll sich darüber geärgert haben, dass Teleskopstützen nicht zuverlässig genug seien. Als erfahrener Macher von Bike-Produkten war seine Mission natürlich klar: Das Problem löst er. Ob’s geklappt hat, haben wir für euch getestet – hier ist unser Fahrbericht der Ritchey Kite-Variostütze.

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# Ritchey WCS Kite im Test - Sattelstütze, Leitung, Zugspanner und Fernbedienung.

Ritchey Kite – kurz & knapp

Zuverlässig soll sie sein, und im Bedarfsfall einfach zu reparieren. Davon abgesehen ist es dann „einfach“ eine Teleskopstütze: sie bietet vergleichsweise wenig (125 mm) Verstellweg und, was eher selten geworden ist: Nur drei verschiedene Positionen.

Preis 389 € (UVP) | Bikemarkt: Ritchey Kite kaufen

# Kompakte Abmaße - eingefahren misst die Stütze nur 255 mm.
# Die Lenkerremote ist formschlüssig gesteckt - und wird anschließend verschraubt.

Technische Daten

Hub 125 mm (90 mm Version ebenfalls erhältlich)
Durchmesser 30,9 mm, 31,6 mm
Länge 380 mm
Setback 0 mm
Ansteuerung mechanisch (Seilzug)
Montage Remote Klemmschelle (geschlossen)
Kabelführung intern
Klemmung 2-Schraubenklemmung
Material Aluminium
Gewichtsbeschränkung 110 kg (Fahrer mit Ausrüstung)
Einstecktiefe 80 – 185 mm

# Der Zusammenbau erfolgt vollständig über den Stützenfuß - dadurch ist die Dichtung oben einfach.
# Einfache, selbst wartbare Technik - der Zug lässt sich werkzeuglos ein- und aushängen.
# Gelaserte Angaben - die Stütze muss mindestens 80 mm tief im Rahmen bleiben.

In der Hand

Die WCS Kite ist eine eher kompakte Teleskopstütze: Sie ist nur 380 mm lang – was dadurch möglich ist, dass sie auch nur 125 mm Verstellweg bietet. Davon abgesehen ist alles schön sauber verarbeitet, die Qualität stimmt. Die Lenkerremote wirkt relativ grob geschnitzt, der Bund der Stütze dagegen elegant schlank.

# Schlank, schwarz, elegant

Aufbau

Ein Seilzug verbindet die Lenkerfernbedienung mit der Sattelstütze selbst. Er wird am Fuß der Stütze eingehängt, am Lenker mit einer Madenschraube geklemmt. Der Seilzug kann am Lenker auf Spannung gebracht werden. Im Inneren der Stütze findet sich eine Luftfeder, deren Ventil am Stützenkopf einfach zugänglich ist.

Die Linearführung der Stütze geschieht wie bei vielen anderen Stützen auch über drei Messingstifte, die in entsprechenden Nuten geführt werden. Spannend ist die Fixierung der Sattelstütze: fünf Stahlkugeln finden in Bohrungen Platz und verhindern formschlüssig, dass sich die Stütze bewegt. Durch Betätigen der Fernbedienung wird dann gegenüber der Bohrungen Raum geschaffen, in den die Kugeln ausweichen, wenn die Stütze sich bewegt. Eine Feder schiebt die Kugeln wiederum in die Bohrungen und lässt den Lenkerhebel zurückschnappen.

# Die Klemmung ist klassisch und zuverlässig - im Schlepplift ist das Luftventil gefährdet.
# Knapp unter 600 Gramm bringt die Kite auf die Waage

Der Hebel der Fernbedienung lässt sich in 45° Positionen am Lenker drehen, was natürlich für eine Feineinstellung nicht reicht. Die Schelle lässt sich entweder mit Schraube vor oder hinter dem Lenker platzieren, wodurch die Fernbedienung in Fahrtrichtung verschieben lässt. Die Position in Fahrtrichtung vorne sähe besser aus, braucht aber einen sehr langen Daumen. Die Position in Fahrtrichtung hinten sieht ungewöhnlich und etwas exponiert aus, lässt sich aber leicht greifen und macht ausreichend Platz für den Daumen.

# Weder der Winkel noch die Position lassen sich fein einstellen - so bleibt die Ergonomie nur Mittelmaß.
# Die Fernbedienung kann in zwei Positionen montiert werden - wie gezeigt, oder mit der Schraube vor dem Lenker.
# Sieht ungewöhnlich aus - und ehrlich gesagt wäre eine Zwischenposition ideal

Montage

Die Montage der Stütze verläuft ziemlich gewöhnlich: Das Kniffligste kann sein, die Zugaußenhülle durch den Rahmen zu fädeln, dann wird recht einfach der Schaltzugkopf am Stützenfuß eingehängt und durch die Hülle geführt. Am Lenker ist die Fernbedienung etwas hakelig zu montieren: Einerseits, weil die Schelle nicht geteilt ist (Griff und Bremse müssen also demontiert werden), andererseits, weil die Bohrung für den Zug schon sehr eng ist und sich dieser deshalb gern spleißt.

Auf dem Trail

Genug gefachsimpelt, ab auf den Trail! Wie schlägt sich die Kite? Bei Stützen mit limitierten Positionen ist natürlich die wichtigste Frage: Wie gut passen die Positionen? Die erste Position bedeutet nur eine Absenkung von 30 mm. Das klingt nach wenig, ist aber im Alltag sehr hilfreich. Diese leicht abgesenkte Position eignet sich hervorragend für das Pedalieren etwas technischerer Passagen: Noch gut Druck auf dem Pedal, aber eben schon ein wenig Luft über dem Sattel.

# Mit 125 mm ist der Sattel nicht gar so weit aus dem Weg wie inzwischen gewohnt - ob's letzten Endes reicht oder nicht, ist aber eine persönliche Entscheidung.

Die andere Position ist die komplett versenkte: 125 mm sind aber eben nicht die Welt, wer sich an 150 mm gewöhnt hat, wird es unter Umständen als zu wenig empfinden; von 170 oder 175 mm, die ebenfalls langsam nicht mehr unüblich sind, ist man eben noch ein wenig weiter entfernt. Ob 125 mm reichen oder nicht, ist letztendlich eine persönliche Frage; mir persönlich sind sie etwas zu wenig.

# Lieber eine feature-reiche, unzuverlässige Stütze - oder die Kite?
# 125 oder 90 mm Verstellweg passen eher zu XC als Einsatzbereich - das Gewicht und die fehlende 27,2 mm Variante sprechen aber dagegen.

Aber kommen wir zur eigentlichen Funktion der Stütze: Viel muss ja nicht funktionieren, aber offenbar ist es trotzdem nicht so einfach mit den Vario-Stützen. Die Kite funktioniert so einfach wie sie soll: Sie arretiert nur in 3 Positionen, aber das macht sie zuverlässig. Der Knopf löst die Stütze immer, allerdings am einfachsten dann, wenn man nicht mit voller Last auf dem Sattel sitzt. Die Stütze fährt immer aus, unabhängig vom Luftdruck und der Temperatur. Durch den Luftdruck lässt sich die Ausfahrgeschwindigkeit einstellen. In jedem Fall schlägt der Sattel hörbar an, wenn man das obere oder untere Ende des Verstellwegs erreicht. Das klingt etwas metallisch, aber immerhin weiß man, dass der Sattel wieder oben ist. Die mittlere Position lässt sich auch recht zuverlässig finden, was beim Ausfahren bei manchen Stützen mit fixen Positionen manchmal etwas schwierig ist. Recht zuverlässig soll heißen: Nachdem man gelernt hat, wo die Fernbedienung wirklich auslöst, schafft man es in fast allen Fällen, den Knopf kurz genug zu drücken, damit die Stütze nicht von unten bis ganz oben durchrauscht.

# Schön ist die absolut zuverlässige Funktion der Stütze
# Das Spiel der Stütze liegt im durchschnittlichen Bereich - von Hand zu spüren, mit dem Gesäß nicht.
# Die Ausfahrgeschwindigkeit ist schön hoch - der Anschlag dann aber recht laut.

Haltbarkeit

Die Ritchey Kite Dropper Stütze muss nicht gewartet werden. Richtig gehört; wartungsfrei! In unserem Fall funktionierte sie auch zuverlässig. Falls sie doch gewartet werden soll, ist das einzige etwas speziellere Werkzeug, das benötigt wird, eine Sprengringzange. Das könnte bei erhöhter Reibung nötig sein, dann empfiehlt sich ein Austausch der Dichtungen und ein Schmieren der Stahlkugeln.

Fazit: Ritchey Kite Variostütze

Die Kite ist zuverlässig und einfach aufgebaut. Deshalb muss man sie nicht warten, und falls doch, könnte man das selbst machen. Cool! Leider sind beschränkte Positionen (3 Stück) nicht jedermanns Sache, auch wenn sie eigentlich völlig genügen. Die Themen, die mehr potentielle Kunden abhalten könnten, sind aber der begrenzte 125 mm Hub und die etwas ungewöhnliche Position der Fernbedienung.

Pro / Contra

Pro

  • Zuverlässige Funktion
  • Positionen sinnvoll gewählt

Contra

  • Fernbedienung hakelig zu montieren und nicht optimal auszurichten
  • Maximal 125 mm Verstellweg

Testablauf

Die Teleskopstütze wurde uns für die Dauer des Tests von Ritchey zur Verfügung gestellt.

Hier haben wir die Kite getestet

Tester-Profil: Stefanus Stahl
Körpergröße 177 cm
Schrittlänge 82 cm
Oberkörperlänge 63 cm
Armlänge 65 cm
Gewicht 70 kg
Stefanus lebt für flowigen, sprunglastigen Singletrail durch lichten Wald und kann mit zwei Brettern fast so viel anfangen wie mit zwei Rädern.
Fahrstil
verspielt, sauber und mit vielen Drifts
Ich fahre hauptsächlich
Trail, Enduro
Vorlieben beim Fahrwerk
Die richtige Mischung aus Komfort und Popp macht’s
Vorlieben bei der Geometrie
Relativ niedrig, relativ lang

Wäre die Stütze für euch eine Alternative?

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