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Rio 2016
Mountainbike-Olympiasieger Peter Sagan?

Während einige aktive Fahrerinnen aus dem Mountainbikebereich ihr Glück beim Straßenrennen von Rio versuchten, wird am 21. August ein sehr prominenter Straßenfahrer sein Glück im Gelände von Rio suchen. Kein Geringerer als Peter Sagan startet beim olympischen Mountainbike-Rennen. Was man dem amtierenden Straßenweltmeister zutrauen kann, lest ihr hier.

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Die Mountainbike-Vergangenheit des Slowaken

Es war die Überraschung schlechthin, als Peter Sagan vor einigen Wochen bekanntgab, dass er bei den olympischen Spielen an den Start gehen werde. Viele Radsport-Experten wunderten sich, da die bergige Strecke des Straßenrennens dem slowakischen Sprintspezialisten überhaupt nicht entgegengekommen würde. Sagan fügte aber an, dass er aus genau diesem Grund nicht beim Straßenrennen antreten möchte, sondern auf dem Mountainbike. Doch wie kommt es dazu?

Die Karriere des inzwischen wohl bestverdienenden Radsportlers beginnt auf dem Mountainbike. Als er mit sieben Jahren zum ersten Mal bei einem örtlichen Mountainbikerennen mitfährt, gewinnt er in seiner Altersklasse souverän. Der Trainer des örtlichen Radsportvereins wird auf das Talent von ihm und seinem zwei Jahre älteren Bruder Juraj aufmerksam. Sagan erlangt schon früh Aufmerksamkeit der Konkurrenz, da er lediglich mit „Baumarktfahrrädern“ bei den Mountainbikerennen auftaucht und dennoch triumphiert.

# Früh entdeckte man in der Slowakei das unglaubliche Talent von Sagan. - Foto: Tinkoff

Die Dinge nehmen ihren Lauf und Sagan wird immer professioneller. Im Jahr 2007 gelingt ihm dann der internationale Durchbruch. Bronze bei den Europameisterschaften der Junioren bescheren ihm den Titel des besten slowakischen Nachwuchsfahrers des Jahres. 2008 folgt sein wohl größter Triumph auf dem Mountainbike: Im Val di Sole krönt er sich zum Juniorenweltmeister. Die Profiteams werden auf den jungen Slowaken aufmerksam, zumal er auch noch Silber bei den Cyclocross-Weltmeisterschaften 2008 gewinnt.

# 2008 holt sich Peter Sagan in der Juniorenklasse den MTB-Weltmeistertitel. - Foto: Tinkoff

Da er stets parallel auch sehr erfolgreich Straßenwettkämpfe bestreitet, folgt der endgültige Wechsel auf die Straße. Von da an beginnt der internationale Durchmarsch des Peter Sagans. Wie kein Zweiter gelingt es ihm, den Sprung zu den Profis schnell zu meistern und sofort gute Resultate einzufahren. Im Alter von 21 Jahren gewinnt er die Polen-Rundfahrt. Von 2012 bis zu diesem Jahr gewinnt er stets das grüne Trikot der Tour de France. Viele Eintagesklassiker wie der Sieg 2016 bei der Flandern-Rundfahrt stehen ebenso in seinem Palmarès. Sein absolutes Karrierehighlight erreicht er im vergangenen Jahr bei den Weltmeisterschaften in Richmond, als er in eindrucksvoller Art und Weise sich zum Weltmeistertitel fährt.

# Flott gehts bergab für den Gewinner des Sprint-Trikots der Tour de France. - Foto: Tinkoff

Nun also der Versuch, beim Mountainbikerennen von Rio nach einer Medaille zu greifen. Nach den Erfolgen der Frühjahrssaison entscheidet sich der Slowake, zwei Mountainbikerennen zu bestreiten. Beim Bike-Festival in Graz fährt Sagan nicht an der Spitze mit, muss später das Rennen aufgrund eines Sturzes sogar vorzeitig beenden. Eine Woche später kommt Sagan beim tschechischen MTB Cup in Teplice schon deutlich besser zurecht und belegt nach Defekt den vierten Rang.

Die slowakischen Mountainbiker erhalten in der Olympiaqualifikation aber nur einen Startplatz, der wohl dem besten slowakischen Mountainbiker Michal Lami zugesprochen werden sollte. Doch die Entscheidungsträger des slowakischen Verbands setzen sich schließlich durch, dass Sagan den einzigen Startplatz der Slowaken erhält und somit die etatmäßigen Mountainbiker Lami und Martin Harig keine Chance auf Olympia erhalten.

# Sagan zeigte in Teplice, dass er auf dem MTB mit den Besten der Szene mithalten kann. Lange führt er in dem international besetzten Rennen. Ein Defekt warf ihn Rang vier zurück. - Foto: Tinkoff
# Nichts wird dem Zufall überlassen... - Foto: Tinkoff
# ...Peter Sagan ist ein Perfektionist. - Foto: Tinkoff

Medaillenchancen für den Straßenweltmeister?

Wie steht es um die Chancen des früheren Top-Mountainbikers? Kann er vielleicht um Edelmetall mitfahren?

Sagan hat seit seiner aktiven Zeit kaum an fahrtechnischen Fähigkeiten verloren. Er gilt zudem als einer der besten Abfahrer im Feld der Straßenfahrer. Wer seine virtuosen Wheelie-Einlagen auf dem Rennrad kennt, weiß, dass der Slowake sein Rad beherrscht. Aus diesem Grund dürften die fahrtechnischen Hindernisse auf dem 4,8 Kilometer langen Rundkurs kein Problem für Sagan sein.

# Sagan gilt im Straßenmetier als einer der besten Fahrtechniker. Auch auf dem MTB macht der Slowake keine schlechte Figur. - Foto: Tinkoff

Manch einer würde sagen, dass die Physis des Straßenweltmeisters locker ausreichen dürfte, um Schurter und Co. zu schlagen. Doch so einfach ist es – die Disziplinen Straße und Mountainbike-Cross-Country unterscheiden sich doch sehr. Während die Straßenfahrer stets mindestens vier Stunden im Sattel sitzen, ist das Cross-Country-Rennen nach 90 Minuten vorbei. Die muskuläre Belastung ist nicht vergleichbar: So gibt es im Gelände Anstiege, die maximal fünf Minuten dauern, während beispielsweise auf der Straße in Rio fast eine halbe Stunde geklettert wurde.

# Fokussiert vor dem Start im tschechischen Teplice. - Foto: Tinkoff
# Bis zu einem Defekt sah die Konkurrenz lediglich das Hinterrad des Straßenprofis. - Foto: Tinkoff

Dennoch hat Sagan eine unglaublich hohe Physis, die disziplinübergreifend wohl seinesgleichen sucht. Ein gutes Resultat wäre sicherlich nicht überraschend. Ob es für eine Medaille reicht – wohl eher nicht. Zu sehr haben sich die Top-Mountainbiker auf das wichtigste Rennen im Vierjahreszyklus vorbereitet. Vor allem haben sie keine vierwöchige Landesrundfahrt in den Beinen wie der Slowake die Tour de France. Ein weiteres großes Handicap für Sagan wird sein Startplatz sein: Mit seinen mickrigen 25 Weltranglistenpunkten wird er wohl von einem der letzten Startplätze ins Rennen gehen müsen. Und die Strecke führt nach wenigen Metern schon in einen schmalen Singletrail.

# Sagan kämpft: Der Slowake zeigte im Früjahr eine ordentliche Leistung auf dem MTB. - Foto: Tinkoff

Wir können also gespannt sein, zu was der Slowake in der Lage sein wird. Eines steht aber jetzt schon fest: Die Mountainbikewettkämpfe erhalten durch seine Teilnahme eine sehr hohe Aufmerksamkeit, von der kein Mountainbiker wohl zu träumen gewagt hätte. Auch wenn es für den Slowaken sicherlich schwer sein wird um Medaillen zu fahren, können wir uns auf seinen Auftritt wirklich freuen.

# Sagan polarisiert wie kein Zweiter! In Teplice waren etliche Reporter vor Ort und die Zuschauerzahlen waren enorm hoch - alle wollten Peter Sagan sehen. Für das MTB-Rennen in Rio könnte das eine Chance sein, denn Sagan zieht die Blicke auf sich. - Foto: Tinkoff
# Die momentan vielleicht schillerndste Figur im Radsport wird für einige Promo-Fotos von seinen Sponsoren natürlich perfekt in Szene gesetzt. - Foto: Tinkoff
# Peter Sagan weiß, wie er das Publikum begeistert. - Foto: Tinkoff
# Das Offroad-Arbeitsgerät des Straßenweltmeisters. - Foto: Tinkoff
# Im Frühjahr setzte der Slowake bei seinen ersten MTB-Rennen im Jahr 2016 auf ein Fully. - Foto: Tinkoff

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