Vergangenes Wochenende war es schon wieder soweit und das Specialized Enduro Rennen in Treuchtlingen signalisierte das Ende eines langen Sommers. Für die Besucher dieses letzten großen Rennens gab es nochmal Spitzenwetter und fordernde Stages. Die SES fand wieder mal internationalen Anklang, da sie ein Teil der Central European Enduro Series ist und die Fahrer hier die Möglichkeit haben, die begehrten Punkte für die EWS zu sammeln, oder einfach nur ein gutes Wochenende mit Rennfeeling zu haben. Hier gibt es die Impressionen zum Event.
Rennbericht: Specialized Enduro Treuchtlingen 2018
Am Wochenende vom 21. – 22. 10. wurde das Saisonende des Endurorennsports für dieses Jahr eingeläutet. Dieses Event ist inzwischen bei vielen Fahrern mit rot im Kalender markiert. Denn die Saison neigt sich dem Ende, das Wetter passt meistens noch halbwegs und die vom Radclub Germania Weißenburg gebauten Strecken treiben immer wieder ein breites Grinsen in die Gesichter der Teilnehmer. So war es auch dieses Jahr wieder. Beim Bau der Stages scheuten die Veranstalter keine Mühen und zauberten einige neue Abfahren extra für dieses Event. Dabei wurde zu Beginn der Stages meist die Sprintfähigkeiten der Fahrer abverlangt.
Man traf einige bekannte Gesichter vom Vorjahr – was schon vermuten lässt, dass die allgemeine Zufriedenheit des Events hoch war. So war auch meine, es hat alles gepasst! Campingplatz mit Toiletten und Duschen im nahe gelegenen Sportlerheim. Event Area mit Bratwurst- und Bierstand – was will man als Mountainbiker noch mehr? Ach ja, coole Stages auf denen man seine Gaudi hat, oder auf denen man sich ernsthaft darum batteln kann, wer nun der Schnellste an diesem Wochenende ist. Eines hatten sie alle samt gemeinsam, technisch auf einem höheren Niveau, jedoch nicht zu wild, forderten die Stages von Fahrern, die gute Zeiten einfahren wollten, vor allem eines: Massive Schenkel und gute Fitness! Mit teilweise vielen flachen Tretstücken konnte man sich bis ins Letzte auspowern – hier wurden auch die meisten Sekunden gespart.
Da das Rennen als EWS Qualifier Event ausgeschrieben ist, hat man als Lizenzstarter die Möglichkeit die begehrten Punkte zu sammeln, um sich eben für die nächstjährige EWS zu qualifizieren. Das ist vermutlich auch wieder der Grund dafür gewesen, dass neben einigen Hobby- und Amateur Fahrern auch die schnellen Jungs und Mädels aus Deutschland und von sonst woher angereist waren. Super Voraussetzungen also, um auch als Zuschauer wieder gute Action zu Gesicht zu bekommen.
Samstag – Training
Viele der Teilnehmer waren schon am Vorabend angereist und hatten laut Erzählungen bereits bei einem feucht-fröhlichen Abend in den Lokalitäten der Kleinstadt ihr Wiedertreffen zelebriert. Die insgesamt 7 Stages waren allesamt für das Training ab 10 Uhr freigegeben (Nicht-Elite-Fahrer fuhren Stage 1 nicht – somit waren es nur 6 für diese Gruppen). Der Boden war trocken und bot neben ein paar Kurven mit Geröll meist gute Traktion. Viel Kraft war gefragt, wenn man den Speed hoch halten wollte, um einen Rennlauf zu simulieren, denn es war oft flach und teils enge Kurven zwangen die Fahrer, wieder Geschwindigkeit rauszunehmen. Gegen Ende der Stages wurde das Gefälle dann meist steiler und der Abfahrts-Spaß begann. All zu viele Linien-Optionen wurden einem nicht gelassen, doch bei ein paar Steinfeldern musste man schon ein zweites Mal anfahren, um die bessere Linie zu erwischen.
An diesem Abend wurde der Spaß vom Training und zum wiederholten Mal das Wiedertreffen nur noch von ein paar wenigen Gruppen im Fahrerlager zelebriert. Im hochfeinen Lokal „Zur Klause“ stießen wir dann mehrfach mit hopfenhaltigen Getränken darauf an.
Video vom Training
Sonntag – Rennen
Nach einer frischen Nacht im VW Bus ging es Sonntag früh dann ans Eingemachte. Zum Glück für mich und meine Gruppe erst etwas später, so konnten wir noch in der Morgensonne am Parkplatz entspannt frühstücken, Kaffee trinken und uns nochmal über den lustigen Vorabend auslassen. Am Start bei der Event Area bekamen die Fahrer dann die Aufkleber mit den Startzeiten. Den Transfer zu Stage 1 hatte meine Gruppe dann etwas auf die leichte Schulter genommen, denn nicht mal oben angekommen stand schon meine Startzeit auf der Uhr.
Stage 1
„Hö? Bin ich zu spät?!“ meine Startzeit war schon abgelaufen und ich dachte mir „shit – zu spät“, doch die Jungs am Start sahen das entspannt und so konnten wir mit etwas Verzögerung in die erste Stage des Tages starten. „Wir sind hier nicht bei der EWS“, sagte einer der Streckenposten. Die Startzeit galt nur als Richtzeit, daher war alles entspannt.
Gleich auf den ersten Metern wurden die Lungen dann schon mit massiv viel Sauerstoff aufgepustet denn die wild sprintenten Beine verlangten danach. Es war flach und tretlastig – genau das Richtige also, um einen noch leicht verkaterten Redakteur wieder wach zu bekommen (nicht!). Im unteren Teil warteten dann ein paar engere Kurven darauf, die Reaktionsfähigkeit der Bremsfinger abzuprüfen, um danach wieder einen Zwischensprint bis zur nächsten Kurve einzuleiten. Die schwierigste Stelle war dann die hängende Ausfahrt aus dem Wald, wo man zusehen musste, nicht seitlich wegzurutschen oder in der Kompression auf dem Feldweg seinen Reifen zu verlieren. Noch ein paar offene Wiesenslalom-Kurven auf einem Feldweg und schon pfiffen die Lungen schon längst aus allen Löchern.
Stage 2
Nachdem am Start wieder ordentlich gesprintet wurde wartete ein richtig cooles Steinfeld mit losem Geröll auf die Fahrer. Hier galt es geschmeidig durchzukommen, ohne sich von dem losen Untergrund aus der Ruhe bringen zu lassen. Eine Mega-Gaudi und ein lautes „Yeaaawww“ gefolgt von einem High Five bestätigte mir, das ich da durchgeschürt war wie ein Berserker.
Foto: Lars Pamler
Stage 3
Nach dem knackigsten Anstieg des Tages, bei dem manche ihr Fahrrad sogar schoben, ging es in die wahrscheinlich engste Etappe des Tages. Verzwickt, aber noch flüssig zu fahren ging es in ein Stück Singletrail gefolgt von einem kurzen Feldweg. Danach schossen die Fahrer über zwei der Schlüsselstellen, bei denen man, wenn man sie sich im Training nicht gut genug angesehen hatte auch locker mal mit dem Schaltwerk hängen bleiben konnte, oder mit dem Kettenblatt aufsetzt. Dann galt es die Bremsen offenzulassen und sich durch die mit Steinen versetzten Off-Camber Passagen zu mogeln. Hier nochmal ein Lob an die Streckenbauer! Das hat Bock gemacht!
Foto: Lars Pamler
Stage 4
Ähnlichen Charakter wie die zweite Stage, da sich auch ziemlich parallel dazu verlief, hielt diese Abfahrt ein paar Sequenzen aus einem Pumptrack bereit, bei dem man nur schlecht eine Option zum Überspringen hatte. Also Räder am Boden behalten und Ruhe bewahren. Ein paar kleinere Luftsprünge waren dann später schon mal dabei, aber nichts Weltbewegendes.
Stage 5
Nach dem Transfer von der vorherigen Stage fragte ich mich allmählich, wann denn die Verpflegungsstation kommen würde, zum Glück bat mir einer der Kollegen einen Schluck aus seiner Pulle. Bekannt aus dem Rennen vom Vorjahr war die Stage zu einer richtig schnellen und fordernden Enduro-Stage geworden. Gefühlt wesentlich flüssiger als letztes Jahr konnte man das Gas gut stehen lassen und segelte, wenn man an den richtigen Stellen abzog, einfach über die vermeintlich fiesen Steinfelder drüber.
Foto: Lars Pamler
Stage 6
Obwohl sich diese Stage eigentlich in ausreichendem Gefälle befand, zwang sie einen aufgrund ständiger Gegenanstiege und teils offenen Kurven immer dazu Kette zu geben. Spaßig war sie allemal, doch um diese Stage auf Zeit zu fahren waren vor allem zwei Dinge gefragt: körperliche Fitness und Dampf in den Beinen. Wer hier eine gute Zeit einfahren wollte, war dazu gezwungen, quasi ständig reinzukeulen. Das nahm der Abfahrt etwas an Flow. Diesen kann man übrigens ab sofort immer bekommen (vorausgesetzt man tritt nicht rein wie ein Irrer), denn diese Abfahrt wird nicht wie die anderen wieder gesperrt, sondern bleibt auch nach dem Rennen noch als offizielle Strecke ausgeschrieben.
Stage 7
Die letzte Abfahrt des Tages fand traditionell in einer Bobbahn-ähnlichen Abfahrt statt. Die superschnellen Anliegerkurven, bei denen man weiche Knie bekam, wenn man versuchte die Bremsen nicht zu benutzen, beschleunigten die Fahrer bis ins Unermessliche. Mit gleichem Speed rollte man dann wieder in etwas wurzeligeres Gelände einen Gegenhang hinauf und kam letztendlich zum Highlight dieser Stage.
Foto: Lars Pamler
Hier warteten Zuschauer und die Fahrer die vom Ziel wieder die paar Meter nach oben gelaufen waren, um die anderen anzufeuern. Ein Wahnsinns-Lärm schallte durch den Wald, als ich meine Linie durch die technische Senke mit der harten Kompression zog. Ein kleiner Sprung auf die Wiese und nochmal die Slalomkünste spielen lassen – ZIEEEELLL.
Es war geschafft und ehrlich gesagt hätte ich danach keine weitere Stage mehr gebraucht, um mich platt auf der Wiese hinzusetzen und den Tag mit einem alkoholfreiem Weizenbier ausklingen zu lassen. Ein cooles Kinder-Laufradrennen lockerte die ohnehin schon entspannte Atmosphäre zusätzlich auf und das letzte Rennen des Jahres war geschafft.
Ergebnisse aller Klassen
Results_20181021195857 neuFazit – Specialized Enduro Treuchtlingen
Leider war's das für dieses Jahr: Die Renn-Saison ist vorbei und der Sommer neigt sich dem Ende zu. Doch halb so wild, denn wer bei diesem gut organisiertem Rennen mit dabei war, konnte das Rennfeeling nochmal ausgiebig genießen. Die Stages waren sowohl körperlich als auf fahrerisch fordernd, ohne dabei zu riskant zu sein. Gute Stimmung auf dem Campingplatz war natürlich auch dem sonnigen Wetter geschuldet und viele grinsende Gesichter tummelten sich am Ende des Rennens im Zielbereich. So soll's sein! Wir sind wieder mit dabei - nächstes Jahr dann.
War von euch auch jemand mit dabei und wie ist’s so gelaufen? Wie fandet ihr die Stages?
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