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Nina Hoffmann erkundet Sheffield
Auf Spurensuche mit Steve Peat

Denkt man an legendäre Mountainbike-Regionen, dann würde einem eine britische Großstadt, die jahrzehntelang für ihre Metallindustrie weltbekannt war, nicht sofort in den Sinn kommen. Doch Sheffield zählt dank toller Trails, großen Mountainbike-Persönlichkeiten und Events wie dem Howard Street Dual Slalom zu einem der absoluten Fahrrad-Hot Spots. Die schnelle Rennfahrerin Nina Hoffmann war zu Gast in Sheffield und hat sich selbst ein Bild von der britischen Fahrrad-Hochburg gemacht. 

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Sheffield, Großbritannien. Ein Ort, an dem Mountainbike-Sport ganz großgeschrieben wird – unter anderem, weil Steve Peat hier seine Wurzeln hat. Und ich hatte dieses Jahr die Möglichkeit die Stadt, ihre Trails und Peaty kennenzulernen!

Ein Donnerstag Ende März, 4:20 Uhr, mein Wecker klingelt. Nicht unbedingt meine gewohnte Aufstehzeit … Aber gut, kurz schütteln und in den Gang kommen. Warum krieche ich an diesem Morgen so zeitig aus den Federn? Meine Reise nach Sheffield steht an! Und der Gedanke an die kommenden Tage lässt mich sofort wach werden. 
Erster Stopp Erfurt Hauptbahnhof, von dort mit Sack und Pack im Zug nach Frankfurt, von wo aus der Flieger nach Manchester geht. Am Flughafen angekommen, laufe ich direkt Fabio Schäfer über den Weg, der ebenfalls die Reise nach Sheffield antritt – ein Glück, denn ich bin noch nicht so routiniert was Fliegen und Fahrrad und und und angeht. Zusammen geht es also weiter nach Manchester. Dort warten auch schon Jasper, der aus München geflogen kam, und unsere Gastgeber Joe Bowman und Bibi Boes, auf uns. Eine Stunde Autofahrt gilt es jetzt noch zu meistern bis zum Ziel. Es ist mittlerweile 3 Uhr Nachmittag und meine Beine sehnen sich dringend nach Bewegung. Deshalb schlüpfen wir auch direkt nach Ankunft im Airbnb in unsere Radklamotten und machen uns auf zu einer ersten kleinen Tour. Bibi und Joe werden uns die nächsten Tage guiden und entführen uns heute auf die Lady Cannings-Trails – ein legales Trailnetz, welches mittels Crowdfunding errichtet wurde. Das erste, was Jasper und Fabio natürlich auspacken, sind ihre Kameras: „Jo Leute, was geht?“. Damit werde ich den nächsten Tagen wohl noch öfter konfrontiert werden und auch den ein oder anderen Kamerakontakt erleben.

# Nina Hoffmann ist die derzeit wohl schnellste deutsche Downhill-Fahrerin - letztes Jahr ist sie erstmals im World Cup an den Start gegangen und konnte direkt mehrfach in die Top 10 fahren. Nun hat sie gemeinsam mit einigen Berühmtheiten die britische Mountainbike-Hochburg Sheffield erkundet. © Dan Hearn
# Nina war gemeinsam mit Jasper Jauch und Fabio Schäfer unterwegs - die deutsche Reisegruppe sollte aber noch den ein oder anderen bekannten Local kennenlernen … © Dan Hearn
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Diashow: Nina Hoffmann erkundet Sheffield: Auf Spurensuche mit Steve Peat
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Schon die erste kleine Runde hier in Sheffield zeigt, wie sich die Region für den Mountainbike-Sport einsetzt. Ausgewiesene Strecken mit Flowtrail-Charakter bereiten uns riesigen Spaß und die ersten witzigen Momente. 
Doch der Abend sollte noch lustiger werden! Bibi und Joe haben nämlich einen Besuch in einer Indoor Skatehalle mit uns geplant und so geht es nach gutem britischem Abendessen zum BMX fahren – genau mein Ding, haha! Etwas skeptisch betrachten wir zuerst die Halle, malen uns aus, wie wir hier gleich herumsteuern werden und sind heilfroh, dass niemand weiter am Start ist …dachten wir zumindest. Klamotten gewechselt, Bike ausgesucht, ab in die Halle und plötzlich fliegen dort fünf, sechs Mann, einer besser als der andere über die Rampen. Überhaupt nicht eingeschüchtert, gewöhne ich mich super schnell an die winzigen Laufräder und die Hinterradbremse auf der linken Seite … Nicht! Aber wenigstens tut sich Fabio genauso schwer, überhaupt erst einmal über die Sprünge zu kommen. Jasper rettet dann unsere Ehre, indem er zumindest ein paar kleine Tricks raushaut – mit 360s, Backflips und Superman Seatgraps können wir zwar nicht mithalten, dafür war der Spaßfaktor umso größer. Todmüde fallen wir schließlich um halb 12 in unsere Betten – Energie tanken für den nächsten Tag, denn morgen ist ein ganzer Tag auf dem Rad geplant, inklusive Biken mit Steve Peat!

Für jeden Fahrer ist etwas dabei: Egal, ob flach und flowig, steil und wurzelig oder verblockt und technisch – kein Wunder, dass die Briten alle so schnell Fahrrad fahren können!

Freitag! Und los geht’s und zwar nach Wharncliffe zu Steve Peats Hometrails und den Ort, wo einige der berühmten 50:01-Videos gedreht wurden! Ich muss sagen, mein Körper fühlt sich nach allem anderen an, aber nicht nach Radfahren. Der gestrige Tag steckt ganz schön in den Beinen, obwohl ich fast den ganzen Tag nur saß. Aber irgendwie sind solche Reisen doch anstrengender als man denkt. Naja, die Vorfreude auf die Strecken lässt mich motiviert in den Tag starten und Jasper und Fabio verbreiten auch gute Laune – also ab auf die Räder! Angekommen in Wharncliffe geht’s zum Einrollen zunächst auf die andere Hangseite – in die Grenoside Woods. Hier befindet sich die Strecke, auf der jährlich Steve Peats Steel City DH Race ausgetragen wird. Eine etwa 1:30 Minuten lange, flowige und spaßige Piste mit kleinen Sprüngen und schnellen Kurven. Es fetzt auf jeden Fall richtig, wir knipsen ein paar geile Fotos, Jasper und Fabio quatschen in ihre Kameras und ich genieße einfach den Tag!

# Von schnell und flowig bis steinig und verblockt hat das ausgiebige Trail-Netzwerk rund um Sheffield praktisch alles zu bieten - kein Wunder, dass die Briten alle so schnell sind! © Dan Hearn
# Dieser junge Mann hat in den Wharncliffe das Mountainbiken gelernt - er heißt Steve Peat und man munkelt, dass er den ein oder anderen Erfolg vorzuweisen hat. © Dan Hearn
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# Wenn DER Steve Peat auf seinen Hometrails am Start ist, dann darf die Kamera natürlich nicht fehlen - und auch der Schnurrbart sitzt perfekt. Im World Cup ist Jasper Jauch schon häufiger gegen Steve Peat angetreten, und doch ist es ein besonderes Erlebnis, Peaty auf seinen Hometrails zu treffen. © Dan Hearn
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Nachdem wir uns eingefahren haben, wechseln wir die Hangseite – auf in die Wharncliffe Woods. Und jetzt ist es endlich auch soweit, ich schiebe mit Jasper wieder den Hang hoch und wer steht dort plötzlich? Steve Peat! Sau cool! Also verbringen wir den restlichen Tag zusammen mit einem sehr sympathischen Peaty auf seinen Hometrails. Am Ende des Tages komme ich aus dem Staunen kaum mehr heraus. Wie viele Trails wir gefahren sind (und wie viele wir nicht geschafft haben zu fahren!), ist unglaublich. Für jeden Fahrer ist etwas dabei: Egal, ob flach und flowig, steil und wurzelig oder verblockt und technisch – kein Wunder, dass die Briten alle so schnell Fahrrad fahren können! Wer also mal eine Reise in das Vereinigte Königreich plant: Wharncliffe Woods sind Pflichtprogramm! 
Wir lassen den Tag schließlich bei einem Bier im Pub ausklingen. Das weitere Abendprogramm fällt eher spärlich aus. Nach 8 Stunden auf dem Bike, braucht jeder von uns Erholung und so fallen wir recht zeitig in die Betten.

Ich muss sagen: Nicht schlecht, Herr Specht, was die Sheffielder mit dem Howard Street Dual Race für ein Event auf die Beine gestellt haben.

Samstag! Und das bedeutet: Renntag!!! Aber bevor in der City von Sheffield scharf geschossen wird, machen Jasper und ich einen kleinen Stadtrundgang – ein bisschen Kultur schadet ja bekanntlich nie. Um 14 Uhr geht es dann allerdings wieder auf die Bikes. Track Walk, Riders Briefing und Trainingsläufe. Ich muss sagen: Nicht schlecht, Herr Specht, was die Sheffielder mit dem Howard Street Dual Race für ein Event auf die Beine gestellt haben. Nicht nur, dass die Strecke und der Charakter des Dual Rennens unheimlichen Spaß machen, auch die Zuschauer sind Bombe und es gibt sogar eine Liveübertragung! Nach einem Qualilauf starten die besten 32 Männer und 16 Frauen in die Finalläufe. Jede Runde wird 2x ausgetragen, sodass die eventuellen Vor- oder Nachteile der beiden Kurse nicht zum Tragen kommen. Bei den beiden Jungs läuft es verschieden gut. Während Jasper in der Quali souverän Platz 2 belegt, muss Fabio bis zum Ende hoffen, um dann doch vom letzten Fahrer aus den Top 32 gekickt zu werden. Schade, aber da bleibt mehr Zeit zum Filmen :D Jasper gewinnt seine ersten Läufe, muss sich nach einem Torfehler dann aber mit Platz 8 zufriedengeben. Und bei mir läuft es mehr als gut. Ich kann jeden meiner Läufe gewinnen und habe einen Heidenspaß, die Strecke gegen die anderen Mädels zu heizen. Was ein cooles Feeling, was ein geiles Event.

# Mit Mach 10 durch die Straßen Sheffields - der Howard Street Dual Slalom war der eigentliche Anlass für die Reise in den Westen Englands. Dass eine Großstadt mal eben ein Dual-Rennen quer durch die Stadt genehmigt, ist keine Selbstverständlichkeit und zeigt den Stellenwert, den Mountainbiker in Sheffield haben. © Sam McQueen
# Gemeinsam mit Jasper und Fabio hat Nina die Linien ausgecheckt - das sollte sich später noch auszahlen. © Sam McQueen
# Mountainbiker haben in der Stadt nichts verloren? - Die zahlreichen Zuschauer sehen das definitiv anders. © Sam McQueen
# Jasper konnte sich auf Platz 2 qualifizieren, musste sich dann jedoch nach einem Torfehler in einem der Rennläufe geschlagen geben. - © Sam McQueen
# Für Nina lief es deutlich besser: Sie ließ ihren Konkurrentinnen nicht den Hauch einer Chance! - © Sam McQueen
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Sonntag! Und das bedeutet auch schon wieder Abreisetag. Doch den Vormittag wollen wir noch nutzen, auch wenn die allgemeine körperliche Verfassung etwas zu wünschen übrig lässt. Der gestrige Abend wurde dann doch etwas länger und alkoholreicher als gedacht. Aber eine lockere Runde kann ja nicht schaden, um den Kater aus dem Körper zu schütteln. Und so laden wir die Bikes ein letztes Mal ins Auto: es geht auf den Berg, an welchem Steve Peats Line aus dem Film „Gamble“ gebaut wurde. Auch hier befinden sich wieder überall kurze, flowige Strecken mit Aussicht auf Sheffield und sogar ein kleiner Dual Kurs, auf dem Fabio und ich uns am Ende noch ein sehr witziges Duell liefern. Peatys Gamble-Line ist allerdings nicht mehr fahrbar. Aus Sicherheitsgründen wurden alle Absprünge und Landungen mit riesigen Steinen versehen und auch der berühmte Container am Ende der Strecke existiert nicht mehr. Dennoch ist es sau cool, die Strecke einmal anzugucken und hier gewesen zu sein! 
Gegen Mittag heißt es denn allerdings Bikes in die Taschen packen und die Rückreise antreten. Bibi und Joe bringen uns wieder nach Manchester zum Flughafen und ab geht’s. Im Flugzeug habe ich dann endlich Zeit, die ganzen Eindrücke der letzten Tage zu verarbeiten, und ich muss mir zusammenfassend sagen: Mega, was du gerade alles erlebt hast – Sheffield ist für jeden Mountainbiker eine Reise wert!

# Sheffield hat Unmengen an Trails, freundliche Locals und motivierte Mountainbiker zu bieten - eine Reise dorthin lohnt sich also allemal! © Dan Hearn
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Traumhafte Trails, lebende Legenden und viele Pubs: Würde es euch reizen, mal nach Sheffield zu reisen? 

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