Die Red Bull Rampage 2016 steht vor der Tür – mitsamt neuem, extrem steilem Gelände und frischen, komplett von den Fahrern und ihren Helfern gebauten Linien. Steffi Marth ist vor Ort in Utah und berichtet für euch von den Vorbereitungen auf das Highlight am morgigen Abend.
„You gotta go big“
„Entweder wird das die Fahrer umbringen oder Mountainbiken grandios machen!“, hieß es vor der ersten Red Bull Rampage Veranstaltung im Jahr 2001. Damals waren die Grenzen des Möglichen auf einem vollgefederten Geländerad noch so unerforscht wie die Technik des Geländerades selbst. RANDALE (engl. Rampage) wurde der Wettbewerb der Zweirad-Klippenspringer in der Wüste Utahs passenderweise genannt. Wenn man sich alte Videos von einem der Gründer der Idee dieses Freeride Wettbewerbes, Josh Bender, anschaut, weiß man auch warum: „Life´s too short not to go big – you gotta go big“ war sein Leitsatz, der bei der Rampage jedes Jahr auf’s Neue wieder größere Dimensionen annimmt. Gleichzeitig mit den Höhen und Weiten der Drops und Sprünge ist auch das Preisgeld gewachsen. Waren es 2001 noch 8.000 US-Dollar, so kämpfen die Fahrer inzwischen um den 150.000 US-Dollar schweren Titel des Randale-Königs.
Wasserquelle am Berg, Start zu steil für Claudio
Dieses Jahr soll jedoch wieder ein Schritt zurück in Richtung der frühen originalen Rampage Wettbewerbe gemacht werden. „Freeriden war damals wie Freeski fahren, heute ist es ein reiner Sprung-Contest!“, erklärt Robbie Bourdon, einer der Urväter der Rampage, die Entwicklung der letzten Jahre. 2016 gibt es also keine vorgebauten Sprünge und Drops wie den legendären Oakley-Sender oder das Canyon Gap mehr. Anstatt dessen haben die Fahrer ein komplett neues Terrain vorgesetzt bekommen, um ihre eigenen Linien innerhalb von knapp zwei Wochen in den frischen Wüstensand und über unangetastete Steinformationen bauen zu können. Das Gelände befindet sich genau neben dem der letzten Jahre in der Nähe des Zion National Parks in Virgin Utah. Hauptsächlich ist es viel steiler als jemals zuvor. Während Andreu Lacondeguy und Graham Aggasiz den größten Drop der letzten Jahre in ihrer Linie hatten, fliegt jetzt das gesamte Fahrerfeld über Sprünge dieser Größenordnung. Gerade der Start ist so steil, dass Claudio Caluori in seinem GoPro Course-Check nicht mal von ganz oben fahren konnte. Noch zwei Tage vorm Finale sind die Linien nicht fertig gestellt.
Jeder Fahrer darf zwei Helfer im Team haben und sich über eine Woche mit Axt, Schaufel, Sandsäcken und Wasserspritzen an seiner Linie zu schaffen machen. Dieses Jahr gibt es zum ersten Mal eine Wasserquelle am Berg, was ein enormer Fortschritt ist. Wasser ist essentiell, um aus dem staubigen Untergrund harte Absprünge und Landungen zu bauen. In den vergangenen 10 Rampages musste jeder Liter Wasser von ganz unten nach oben getragen werden. Die Anzahl der Beteiligten, 21 Fahrer mit jeweils zwei Helfern, wurde herunter gesetzt. Somit wird mehr denn je unter den Fahrern kooperiert, Linien werden geteilt und somit eine noch familiärere Atmosphäre geschaffen. Inzwischen hat sich das ganze Gesicht der neuen, dreiecks-förmigen Bergwand verändert.
Die Karten sind in diesem Jahr also komplett neu gemischt. Es gibt keine Qualifikation mehr, alle 21 geladenen Fahrer werden im Finale am Freitag in zwei Durchgängen starten. Eine Neuerung gibt es auch im Judging: Beurteilt werden die Finalläufe in diesem Jahr ausschließlich von ehemaligen Rampage-Teilnehmern. Neben dem Head Judge Randy Spangler sind das Josh Bender, Kyle Jameson, Nico Vink, Geoff Gulevich und Mike Kinrade.
Kann das gut gehen?
Warum geht das Format zurück zu den Rampage-Wettbewerben von vor zehn bis fünfzehn Jahren? Es könnte sein, dass man es tatsächlich wieder originaler und interessanter machen will, aber vielleicht will sich der Veranstalter inzwischen auch ein bisschen aus der Verantwortung ziehen, die Fahrer auf solch krasse Stunts zu schicken. Nach dem folgenschweren Unfall von Paul Basagoitia im letzten Jahr gab es ja eine große Debatte über die Sicherheit bei der Rampage. Einige Fahrer zögern noch ihre Linien auszuprobieren und sind sich nicht sicher, ob sie dieser Größenordnung gewachsen sind. Josh Bender klopft jedenfalls auf Holz, wenn er sagt, dass sie bisher bei der Rampage größtenteils Glück hatten mit Stürzen.
Wie jedes Jahr liegt eine enorme Spannung und Anspannung in der drückenden, staubigen Utah’schen Wüstenluft. In den nächsten Tagen werden wir Antworten zu all den Fragen bekommen… eins steht auf alle Fälle fest: Mountainbiken wird wieder grandios sein!
Wie kommt man als Zuschauer zur Rampage?
Ihr wollt nächstes Jahr auch mal live dabei sein? Im Spätsommer jeden Jahres kann man auf der Red Bull Webseite eine begrenzte Anzahl von Rampage Tickets für rund 30 US-Dollar erwerben. Es heißt also zeitig genug das Verkaufsdatum checken und dann schnell zuschlagen, denn meist sind die Tickets in wenigen Minuten ausverkauft.
Hat man Tickets bekommen, funktioniert die Anreise am besten mit einem Flug nach Las Vegas. Von dort aus kann man relativ günstig einen Mietwagen buchen und erreicht die der Rampage nächstgelegene Kleinstadt Hurricane in ca. 2,5 h. Hier gibt es mehrere Motels, die aber mit rund 100 € pro Nacht für die spartanische Ausstattung nicht gerade günstig sind. Noch näher am Rampage-Gelände liegt der wunderschöne, nahe dem Zion National Park gelegene Ort Springdale. Dort schlagen die Übernachtungspreise aber gleich noch mehr zu Buche. Am günstigsten und abenteuerlichsten ist sicherlich die Übernachtung mit Wohnmobil im Zion River Resort RV Park. Dort campen auch viele der Teilnehmer des Freeride Events, um sich die weite Fahrt jeden Tag zu sparen. Die größte Auswahl an Übernachtungsmöglichkeiten gibt es in der zirka 1 h entfernten größeren Stadt St. George.
Es lohnt sich ein Trailbike mitzubringen, da die Region viele atemberaubende Trails zu bieten hat. Wer selbst mal das Rampage-Gefühl unter den Stollenreifen spüren will, kann sich auf dem alten Rampage-Gelände ganz gut heran testen. In Hurricane gibt es auch einen fachkundigen Bike Shop, der bei diesen Angelegenheiten weiterhilft.
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