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Künftig fährt Raphaela Richter für das Simplon Trailblazers-Team
Künftig fährt Raphaela Richter für das Simplon Trailblazers-Team - ihre Teamkollegen sind Lars Büngen und Tarmo Ryynänen.
Die letzten zwei Jahre ist Raphaela Richter für das Ibis Factory-Team gefahren.
Die letzten zwei Jahre ist Raphaela Richter für das Ibis Factory-Team gefahren. - Ibis musste das Team Ende 2023 jedoch komplett auflösen, so wie mehrere andere Hersteller auch.
Das Team Trailblazers wird von Bastian Stark und Knut Büngen geleitet.
Das Team Trailblazers wird von Bastian Stark und Knut Büngen geleitet.
Raphaela Richter kann auch Erfolge im Downhill vorweisen und war bereits Deutsche Meisterin in dieser Disziplin.
Raphaela Richter kann auch Erfolge im Downhill vorweisen und war bereits Deutsche Meisterin in dieser Disziplin.
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Das neue Racebike des Teams wird das Simplon Rapcon.
Das neue Racebike des Teams wird das Simplon Rapcon.
2024 fokussiert sich Raphaela Richter voll auf den Enduro World Cup und möchte wieder vorne mitfahren.
2024 fokussiert sich Raphaela Richter voll auf den Enduro World Cup und möchte wieder vorne mitfahren.

Raphaela Richter ist die aktuell beste deutsche Enduro-Fahrerin, stand Ende 2023 jedoch ohne Team da. Nun hat sie beim frisch gegründeten Team Simplon Trailblazers eine neue Heimat gefunden. Wir haben uns mit Raphaela über ihr neues Team, ihre Erfahrungen und die aktuelle Situation im Enduro-Sport unterhalten. Viel Spaß mit dem Interview.

Video: Raphaela Richter über den Enduro-Sport

Raphaela Richter im Interview

MTB-News.de: Hey, Raphaela – wo treffen wir dich denn gerade an eigentlich?

Raphaela Richter: Ja, zum einen natürlich online, aber ich sitze jetzt hier gerade im Finale Ligure und habe unser erstes Teamcamp hinter mich gebracht. Das klingt jetzt negativ, aber war cool. Ich habe noch ein paar Tage dranhängen können sogar – morgen geht es dann auch heim.

Dann legen wir doch direkt mal mit der großen News los – für welches Team fährst du 2024?

Genau, ich darf ein neues Team vorstellen: und zwar die Simplon Trailblazers. Simplon als Hauptsponsor, die uns mit den Bikes ausstatten. Trailblazers ist das neu gegründete Team mit einem etwas kreativeren Namen als einfach immer „Factory Racing“. Das war so die Idee dahinter. Wir haben noch ein paar andere coole Sponsoren mit an Bord bringen können, wie zum Beispiel TRP und Schwalbe. Fidlock ist auch mit dabei, Abus, also ein paar richtig coole Partner, BikeYoke auch. Im deutschsprachigen Raum haben wir viele große Brands mit an Bord bringen können, auch Newmen, und hoffen, dass wir die ehrwürdig vertreten können im Enduro World Cup. Bestehend sind wir aus drei Fahrern. Ich habe noch zwei männliche Teamkollegen, einen U21-Fahrer, den Lars Büngen, und dann noch einen Elite-Fahrer, der ist 22 Jahre alt, der Tarmo Ryynänen aus Finnland.

Künftig fährt Raphaela Richter für das Simplon Trailblazers-Team
# Künftig fährt Raphaela Richter für das Simplon Trailblazers-Team - ihre Teamkollegen sind Lars Büngen und Tarmo Ryynänen.
Diashow: Raphaela Richter im Interview: „Mit dem Enduro-Sport komme ich mental besser zurecht!“
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2024 fokussiert sich Raphaela Richter voll auf den Enduro World Cup und möchte wieder vorne mitfahren.
Die letzten zwei Jahre ist Raphaela Richter für das Ibis Factory-Team gefahren.
Das Team Trailblazers wird von Bastian Stark und Knut Büngen geleitet.
Künftig fährt Raphaela Richter für das Simplon Trailblazers-Team
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Das ist echt eine gute News, nachdem letzten Herbst so viele Teams ihr Aus bekannt gegeben haben. Du meintest schon, ihr seid kein Factory Team, wie kann man sich das vorstellen?

Simplon ist Titelpartner, aber grundsätzlich ist die Idee hinter dem Trailblazers-Team, dass das Team unter dem Namen bestehen bleibt, auch über längere Jahre hinweg, wenn dann zum Beispiel Sponsorenverträge halt auch mal zu Ende gehen. Also eigentlich ein bisschen so in die Richtung gedacht wie das Syndicate.

Wie lange hast du bei den Trailblazeres unterschrieben?

Ich habe erst mal für zwei Jahre unterschrieben. Ich glaube, das ist ein Zeitraum, der auf jeden Fall Sinn macht, weil mit einem Jahr weiß ich immer nicht, ob man da so mega viel bewirken kann. Allgemein Partnerschaften, ob es jetzt irgendwie Weiterentwicklung der Produkte ist oder auch einfach bis man sich ans neue Material gewöhnt und so weiter. Von daher macht es aus meiner Sicht einfach mehr Sinn, für zwei Jahre mindestens zu unterschreiben. Wir lassen es jetzt erst mal so anlaufen und sehen halt dann, wie es in zwei Jahren aussieht, ob wir in den Verhandlungen dann sagen, „hey war cool, lass weitermachen“ oder was genau.

Vorher warst du zwei Jahre bei Ibis, einem der bekannteren Teams im World Cup, nun bist du quasi Frontfrau der Trailblazers. Wie siehst du deine Rolle?

Ich finde es selbst mega spannend. Bei Ibis war ich der Neuzugang und habe mich auch vor allem im ersten Jahr ein bisschen so gefühlt. Die anderen haben sich alle schon länger gekannt und ich, wie gesagt, kam neu dazu und das war ja auch mein erster Profi-Vertrag und ich musste erst mal klarkommen. Was sind jetzt eigentlich noch meine Aufgaben im Vergleich zum Privateer-Leben davor und was nicht mehr. Da war ich manchmal etwas verwirrt und habe da 2022 ein bisschen Zeit zum Adaptieren gebraucht. Ich habe aber gleichzeitig in den letzten zwei Jahren vom Zakarias und vom Cole so viel dazu lernen können. Auch verschiedene Herangehensweisen von den beiden ans Profileben. Der eine, der ein typischer Kiwi ist, und dann der Zakarias, der total akribisch unterwegs ist. Mit Robin Wallner hatte ich natürlich auch einen mega erfahrenen Mentor. Jetzt beim neuen Team bin ich auf einmal die dienstälteste. Ich rutsche da auf einmal in eine andere Rolle. Aber ich muss auch sagen, dass ich vor allem im letzten Jahr so viele gute und schlechte Erfahrungen gesammelt habe, dass ich mich viel mehr der Rolle gewachsen fühle. Und ich habe auch echt den Eindruck, dass Lars und Tarmo da ein offenes Ohr haben und wir hoffentlich auf Augenhöhe miteinander kommunizieren können. Ich will da jetzt auch nicht die Prinzessin spielen, um die sich alles drehen soll, sondern ich will einfach coole Team-Vibes haben – der erste Eindruck nach zwei Wochen war sehr gut.

Die letzten zwei Jahre ist Raphaela Richter für das Ibis Factory-Team gefahren.
# Die letzten zwei Jahre ist Raphaela Richter für das Ibis Factory-Team gefahren. - Ibis musste das Team Ende 2023 jedoch komplett auflösen, so wie mehrere andere Hersteller auch.

Was verändert sich für dich im Vergleich zum Ibis-Team – fällt der Support ähnlich aus?

Der Team-Aufbau und die ganze Philosophie, wie es hinter den Kulissen läuft, ist sehr ähnlich zu dem, wie es bei Ibis war. Deshalb hatte ich auch aus den Gesprächen heraus von Anfang an ein gutes Bauchgefühl. Weil im Endeffekt ist alles sehr human. Es wird irgendwie nicht für unsinnige Sachen, Geld rausgeschleudert, sage ich mal, sondern es ist fürs Wesentliche gesorgt. Und vor allem habe ich auch meinen eigenen Mechaniker mitbringen dürfen, den Harald. Der war 2021, als ich mit der Tanja Naber mein Team hatte, auch schon teilweise für uns mit dabei. Und das ist halt auch ein richtig, richtig guter Freund mittlerweile. Und das allein schon, dass sie es möglich gemacht haben, lässt mich einfach zuversichtlich auf die Saison blicken. Mir war es halt schon wichtig. Am Ende ist es immer ein bisschen ein Gamble mit einem neuen Team, weil es sind einfach verschiedene Charaktere, die aufeinanderstoßen.

Rennfahrer, gerade wenn es dann mal in die Rennwochen geht, können sehr mit Scheuklappen durch die Welt laufen. Und mir war es halt wichtig, da einen Freund mit reinzubringen, wo ich weiß, hey, der beruhigt mich, da ist das Rad in guten Händen und ich habe einen Anhaltspunkt oder einen Zufluchtsort sozusagen, wenn man längere Zeit, also mehrere Wochen, mit der Gruppe unterwegs ist. Bisher läuft alles sehr harmonisch ab, aber ich denke, wenn die Saison losgeht und jeder Sportler seinen Ehrgeiz auspackt, ist es schon wichtig, einen guten Freund bei der Seite zu haben.

Das Ibis-Team wurde komplett eingestellt – wie war das für dich, als du die Nachricht bekommen hast? Im vergangenen Herbst standen ja viele Top-Fahrer*innen auf einmal ohne Team da.

Ich sag mal so, der September war ziemlich emotionsgeladen, weil ich ja in Loudenvielle und in Chatel auch Stürze hatte, die zum einen in der Gehirnerschütterung resultiert sind und zum anderen dann auch noch in einem gescheiterweise geprellten Knie. Das habe ich dann auch noch ein paar Wochen mit mir herumgeschleppt. Die Nachricht von Ibis oder auch vom Ibis-Chef, von Tom Morgan, hat uns die Woche vor Loudenvielle erreicht – dass es auf keinen Fall irgendwie weitergehen wird. Bis dahin bestand immer noch die Hoffnung, dass vielleicht zwei Fahrer nur bleiben und da war bei mir dann immer die Hoffnung relativ groß, weil ich die einzige Frau war. Bei den Jungs war da auch schon irgendwie so ein wenig der Bammel größer, glaube ich, aber ich habe mich echt eigentlich bis Loudenvielle so ein bisschen in Sicherheit gewogen gefühlt.

Und dann kam eben der Mann mit dem Hammer und hat gesagt: „Nö, geht gar nicht weiter.“ Es war dann schon irgendwie hart, weil ich wusste, was der Robin und der Niki Wallner für Herzblut in das ganze Projekt gesteckt haben und ich meine es war ja keine Entscheidung, die Ibis leichtfüßig getroffen hat und ich habe es auch nicht persönlich genommen. Ich wollte dann auch die Saison auf einem Hoch beenden mit Ibis und halt so das Kapitel cool beenden und dann hat es einfach überhaupt nicht geklappt. Das hat mich dann auch insofern ein bisschen gestresst, weil ich mir dachte so, okay ich habe ein bisschen Potenzial bewiesen die letzte Saison, aber reicht es aus, um in so einer Lage, wie die Branche gerade ist, wieder Anschluss in einem neuen Team zu finden oder muss ich der Realität ins Auge blicken und wieder als Optikerin arbeiten. Da habe ich eigentlich gerade noch nicht so Lust drauf.

Hattest du am Ende mehrere Angebote? Und wie kam der Kontakt zu den Trailblazers zustande?

Im Endeffekt hat sich der Basti bei mir schon das erste Mal gerührt … ich glaube, das war im Zeitraum um Winterberg. Als unsere News dann offiziell bekannt gegeben wurde (dass das Ibis-Team sich auflöst, Anm. d. Red.), kam ich dann schon auch mit der einen oder anderen Brand ins Gespräch. Aber da hat sich dann auch einiges wieder ein wenig im Sande verlaufen. Und bei den Trailblazers war es halt immer so, beim Knut und beim Basti, dass die richtig Willen gezeigt haben und Durchhaltevermögen und sich trotz des ganzen Gegenwinds voll hinter das Projekt geklemmt haben und da auch einen sehr positiven Einfluss auf mich hatten. Und so bin ich dann auch recht zuversichtlich in die Off-Season gegangen und habe dann, nachdem das Knie mal weniger Mucken gemacht hat, auch wieder gut ins Training einsteigen können, mit einer guten Motivation und Zuversicht.

Das Team Trailblazers wird von Bastian Stark und Knut Büngen geleitet.
# Das Team Trailblazers wird von Bastian Stark und Knut Büngen geleitet.

Worauf liegt 2024 dein Fokus – auf den Enduro World Cups?

Genau, Fokus ist bei uns auf jeden Fall der Enduro World Cup. Wir haben uns durchsetzen können, dass wir wirklich Bio-Bike fahren dürfen im World Cup. Die Idee ist jetzt, dass wir auf kleineren Events auch das E-Bike immer mal zum Einsatz bringen. Mal schauen, ob sich genug Frauen bei der Chilli Enduro Serie in der E-Bike-Klasse melden oder ob ich mir eine andere Lösung ausdenken muss – bei den Männern mitfahren oder so. Aber die Idee besteht auf jeden Fall, kleinere Rennen E-Bike zu fahren auf nationaler Ebene, um das auch vertreten zu können und um auch so ein bisschen frischen Wind reinzubringen. Weil ich glaube, es ist schon ziemlich lustig. So Sachen wie Tour de Mont Blanc, während des Verbier Bike Festivals, steht auch auf dem Programm. Crankworx war eine Idee, aber der Hauptfokus liegt auf dem World Cup im Enduro und der Enduro DM.

Es gibt ja das Gerücht, dass über kurz oder lang E-Bike-Racing dem normalen Enduro-Format den Rang ablaufen könnte. Wie schätzt du das ein?

Also jüngste Veröffentlichungen, auch zum Beispiel mit dem Zeitplan für die World Cups, haben es jetzt für mich noch mal bestätigt, dass E-Bikes für die UCI und die ESO mehr in den Vordergrund rücken. Was mich persönlich nicht allzu sehr freut, weil für mich ist Enduro irgendwie so die Disziplin, das passt halt wie Arsch auf Eimer. Ich sträube mich jetzt nicht direkt gegen E-Bike, aber ich finde einfach, dass das Format bisher nicht so richtig aufs Fahrrad maßgeschneidert ist. Ich fände halt dann mehr Powerstages, die mehr Gewichtung haben, eigentlich sinnvoller für so ein Fahrrad und nicht einfach ein normales Enduro-Rennen mit den gleichen Stages, wie das normale Bio-Bike hat und dann eine Powerstage, die eine Minute lang ist, die nicht so wirklich gewichtet ist. Deshalb finde ich das alles einfach noch nicht so ausgereift. Grundsätzlich ist mir aber bewusst, dass man gerade in den Zeiten, wie sie gerade sind, offen für Neues sein muss. Aber nichtsdestotrotz bin ich froh darum, dass ich noch mal die Möglichkeit habe, mich dieses Jahr aufs normale Enduro konzentrieren zu können, weil da habe ich auch noch ein bisschen unfinished business.

Kürzlich ist ja die UCI-Teamliste herausgekommen und da hat man wieder vermehrt Enduro-Fahrer*innen in Downhill-Teams gesehen. Ist das eine Option für dich? Du warst immerhin mal Deutsche Meisterin im DH.

Ich habe schon über die Option nachgedacht. Crankworx Innsbruck zum Beispiel steht ja auch auf dem Plan, da werde ich wahrscheinlich auch das Downhill-Rennen mal mitfahren, sofern es da eins gibt. Das ist gerade, glaube ich, auch noch nicht so ganz klar. Ich halte die Option auch offen, aber ich habe halt für mich die Erfahrung gemacht, dass ich eigentlich mit dem Enduro-Sport mental besser zurechtkomme als beim Downhill. Das hat mich echt ganz schön mitgenommen manchmal. Es ist mental anders – beim Enduro geht es mir auch irgendwie dreckig vor dem Rennen: Ich bin aufgeregt und alles, was ich aber auch langsam in den Griff bekomme. Aber am Ende ist es einfach für mich Fahrradfahren gehen und das so schnell wie möglich. Und beim Downhill ist dann nochmal irgendwie … es bauscht sich mental viel mehr auf. Mir hat es persönlich nicht so gutgetan. Deshalb schiebe ich das noch ein bisschen vor mich hin und lasse jetzt erst mal die Sachen sich entwickeln und dann habe ich, glaube ich, immer noch einige Möglichkeiten oder ein paar Asse im Ärmel.

Raphaela Richter kann auch Erfolge im Downhill vorweisen und war bereits Deutsche Meisterin in dieser Disziplin.
# Raphaela Richter kann auch Erfolge im Downhill vorweisen und war bereits Deutsche Meisterin in dieser Disziplin.

Der Enduro World Cup besteht dieses Jahr aus nur 6 Rennen – alle in Europa. Was denkst du über diese Entwicklung?

Ich finde es natürlich schon schade, dass ein World Cup nur in Europa stattfindet und kann da auch den Gegenwind aus Kanada, USA und Neuseeland völlig verstehen. Ich glaube, als Zentraleuropäerin bin ich da sehr stark im Vorteil. Und andererseits spielt es uns als neu gegründetes Team jetzt mega in die Karten, weil wir so viel Budget sparen können, wenn wir keinen einzigen Flug bezahlen müssen. Im Herzen denke ich mir … so ein World Cup in Whistler oder Tasmanien letztes Jahr, das waren Erfahrungen, die werde ich nie missen wollen. Andererseits spielt es uns gerade finanziell sehr in die Karten.

Seit 2023 sprechen wir ja von einem Enduro World Cup. Andererseits kann man den Eindruck gewinnen, dass Enduro neben den anderen World Cup-Disziplinen Cross-Country und Downhill etwas hinten abfällt. Wie hast du die Änderungen empfunden?

Grundsätzlich dachte ich mir, ob es jetzt Enduro World Series heißt oder Enduro World Cup – das Starterfeld ist das gleiche. Und für mich, um einzuschätzen, was für Leistungen ich bringe, ist mir eigentlich die Betitelung egal, solange ich weiß, dass die Besten der Welt da mitfahren. Andererseits war mir schon bewusst durch diese Änderung, dass es, oder meine Hoffnung war eigentlich, dass auch Sponsoren und auch nach außen hin Leute, die vielleicht mit dem Sport gar nicht so viel zu tun haben, aber vielleicht UCI kennen vom Rennrad oder so, dass die merken: „Hey das ist ja legit“, was ich da mache. So in der Art. Und auch, dass es einfach vom Marketing her dem Enduro guttun wird. Das war im Vorfeld meine Hoffnung.

Die Umsetzung war halt … naja … nicht so gut seitens der ESO. Die Zusammenfassungen waren ziemlich lieblos. Teilweise bei den größeren Events, zum Beispiel Leogang, wurden wir Enduro-Fahrer schon ganz schön nebensächlich behandelt und da gab es schon sehr viel Kritik unsererseits, also von den Enduro-Fahrern. Jetzt kann ich einfach nur hoffen, dass es das kommende Jahr besser wird. Wir lassen es auf uns zukommen und am Ende des Tages … klar befasse ich mich schon ein bisschen mit den Fragen, die du so gestellt hast: Fahre ich vielleicht irgendwann mal wieder Downhill oder vielleicht auch E-Bike oder so. Aber am Ende gehe ich jetzt einen Schritt nach dem anderen und konzentriere mich halt drauf, jetzt aufs neue Rad klarzukommen, die Sachen zu testen und dann am Ende so schnell wie möglich Fahrrad fahren zu können.

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Guter Stichpunkt, um mal auf dein Team zurückzukommen. Du meintest schon, mit dem Team-Vibe schaut es gut aus – fühlst du dich auf dem Rad auch gut?

Ich habe wirklich das erste Mal überhaupt die Möglichkeit gehabt, zwei Rahmengrößen miteinander zu vergleichen. Ich bin eigentlich seit 2015 immer M-Rahmen gefahren, bei allen Marken. Als ich damals auf Juliana unterwegs war, gab es vom 2019er-Bronson-Modell zum 2020er-Modell, glaube ich, war der Sprung, dass auf einmal der Reach beim M-Rahmen zwei Zentimeter länger war und den habe ich eigentlich relativ bedenkenlos einfach so mitgemacht. Ich habe dann schon den Vorbau kürzer gemacht und so. Beim Umstieg auf Ibis war es eigentlich genauso, dass ich einfach M gefahren bin, weil ich nicht so richtig die Möglichkeit hatte, die Größen mal miteinander zu vergleichen und das war halt so von den Zahlen her das, was ich gewohnt war und das wäre auch bei Simplon eigentlich wieder so gewesen. Aber jetzt hatte ich erstmal bei Simplon die Möglichkeit, die Rahmengrößen S und M miteinander zu vergleichen und zu testen.

Über mehrere Wochen schon zu Hause auch und habe mich jetzt tatsächlich für das S-Rad entschieden und muss sagen, dass es für mich voll ausgewogen ist und ich fühle mich irgendwie, wenn ich mich auf das Rad setze, so wie in meinen besten Tagen. Das klingt jetzt wie so eine alte Frau. Aber ja, das ist schon cool. Ich setze mich drauf und es ist ausbalanciert vorn und hinten. Ich habe auch den Eindruck, es fährt sich eigentlich wie das HD6. Also das Simplon in S fährt sich mehr wie das HD6 in M, als das Simplon in M. Ich weiß nicht, ob es einfach auch an den größeren Laufrädern liegt, weil das Simplon ist ein Full-29er und das HD6 war ein Mullet. Aber ich habe den Eindruck, dass ich das Handling vom S sehr genieße und das Verspielte habe. Aber gleichzeitig den Rolling Speed vom 29er jetzt auch wieder. Ich habe so ein bisschen das Beste aus beiden Welten jetzt, glaube ich, und bin da voll zuversichtlich, dass das gut wird!

Das neue Racebike des Teams wird das Simplon Rapcon.
# Das neue Racebike des Teams wird das Simplon Rapcon.

Zwei Wochen in Finale ist auch echt viel – was habt ihr noch gemacht, außer Größen zu vergleichen?

Also grundsätzlich haben wir die erste Woche relativ viel gefilmt und Fotos gemacht und so für unseren Release. Die zweite Woche haben wir viel mit Reifentesten verbracht. Ich war jetzt zwei Jahre auf Maxxis unterwegs und jetzt wieder auf Schwalbe. In der Zwischenzeit kam der Tacky Chan zum Beispiel auch raus. Die Jungs waren, glaube ich, beide noch nie auf Schwalbe vorher. Da haben wir einfach ein paar verschiedene Karkassen und Gummimischungen ausprobiert. Da habe ich ziemlich viel Zeit reingesteckt. Ich habe grundsätzlich Abfahrtskilometer gesammelt und ein paar kleine Tweaks am Rad, mal einen anderen Vorbau drauf. Aber eigentlich so viel verändert habe ich gar nicht, bis auf Reifen hin und her tauschen und Laufräder umstecken. Das war mein Hauptziel, mich ans Rad zu gewöhnen.

Interessant, was du über die Größe sagst – mir sind in letzter Zeit einige Enduro-Racer wie etwa Charly Murray aufgefallen, die entweder ein kleineres oder nicht so abfahrtslastiges Rad bevorzugen.

Ja, das ist interessant. Bei mir war es halt auch so, dass ich auf einem größeren M-Rahmen einfach … also ich habe schon gemerkt, in so Geradeaus-Passagen war es laufruhiger. Es verleiht einem dann schon auch Selbstbewusstsein, aber in allen anderen Passagen, Kurven zum Beispiel, die halt sehr viel auf dem Trail vorkommen, da habe ich mich einfach drauf gespannt gefühlt irgendwie und ein bisschen ohnmächtig. Grundsätzlich hat mir das S-Rad auch einfach etwas mehr Spaß gemacht. Ich habe den Eindruck gehabt, das erste Mal seit Langem wieder, wenn ich was mache, wenn ich was ins Rad gebe, dann bekomme ich auch was dafür. Einfach, dass ich ein Rad fahren und nicht nur ein Rad steuern kann, sondern ich kann tatsächlich was machen. Ich weiß nicht, ob ich das jetzt so richtig rüberbringen kann, aber es reagiert auf das, was ich reingebe. Es ist auch interessant, weil im Specialized-Team jetzt, glaube ich, die Estelle auch aufs Stumpy Evo zum Beispiel gewechselt hat.

2024 fokussiert sich Raphaela Richter voll auf den Enduro World Cup und möchte wieder vorne mitfahren.
# 2024 fokussiert sich Raphaela Richter voll auf den Enduro World Cup und möchte wieder vorne mitfahren.

Enduro-Räder haben ja auch immer mehr Federweg bekommen und waren zwischendurch fast pedalierbare Freeride-Bikes.

Man muss halt auch sagen, ich finde so zwischen 2019 und 2020 haben sich halt auch einfach die Größen angepasst. Das, was früher M war, ist jetzt S. Ich habe mir da in der Theorie auch die letzten Jahre immer ein bisschen Gedanken dazu gemacht und das immer ein bisschen hinterfragt. Jetzt bin ich mir aber sicher, ich habe es ausprobiert und das S-Rad, das ist es jetzt. Dann ist das jetzt für mich auch einfach abgehakt und jetzt kann ich guten Gewissens vorausblicken.

Letztes Jahr lief für dich mit zwei 4. Plätzen ja eigentlich richtig gut, bis dann das unschöne Ende mit einer Gehirnerschütterung kam. Wie blickst du aufs Jahr zurück und was nimmst du daraus für die kommende Saison mit?

Also erst mal fand ich es letztes Jahr so erfrischend zu sehen, dass ich endlich auch mal wieder Stages gewonnen und vor allem mir selbst eigentlich unter Beweis gestellt habe, dass ich, wenn es gut läuft, richtig schnell Fahrrad fahren kann. Und es war voll der Selbstbewusstseinsschub. Und genau, eigentlich will ich jetzt so an die guten Erinnerungen vom letzten Jahr anknüpfen. Ich bin mit dem Wissen in die Off-Season gegangen: Von nichts kommt nichts! Das ist natürlich klar, aber wenn ich mich gut vorbereite, dann kann ich vorne mit reinfahren. Genau das ist auch das Ziel, konstant in die Top 5 zu fahren, endlich mal wieder auf dem Podium zu stehen, Stages zu gewinnen. Am Ende des Tages aber auch einfach jede Stage so schnell wie möglich fahren. Natürlich steckt man sich immer Ergebnisziele, aber am Ende will ich einfach so schnell fahren, wie ich kann. Wie ich weiß, dass ich es kann.

Danke Raphaela für das ausführliche Interview und die coolen Einblicke auch hinter euer Team!

Danke.

Was sagst du zum Wechsel von Raphaela Richter?

Bilder: Trailblazers / MTB-News
  1. benutzerbild

    LaserRatte

    dabei seit 12/2015

    Canyon musst für Jesse Melamed einen XS Rahmen anfertigen weil ihm das Strive in Small noch zu gross war. Würde er also für Simplon fahre säße er auf einem Rapcon in Small.

  2. benutzerbild

    525Rainer

    dabei seit 09/2004

    Hab mich mal durchs simplon portfolio geklickt. Das rapcon gibts auch mit tq, cx und pinion motoren. Das design schlüssig über die range durchgezogen. Das ist schon gut gemacht.
    Würd sich ja ein konzeptvergleich geradezu anbieten.

    Kann die hersteller schon verstehn dass man bei so einem lineup möchte das alle bikes ordentlich bewegt und gezeigt werden.

  3. benutzerbild

    Tyrolens

    dabei seit 12/2022

    Santa Cruz hat zb die Rahmengrößen auch um eine Größe nach unten erweitert. Ab dem Bronson 2 kam XS dazu. Andere Hersteller starten nach wie vor bei Größe S. Wer es sich leisten kann, baut vermutlich eine eigene Größe für junge Teenager. S1 beim Speci EVO zb und das zieht sich dann bis S6 durch. S6 wäre dann ja eigentlich schon XXL. Das kann sich nicht jeder Hersteller leisten.

  4. benutzerbild

    KnutWalfisch

    dabei seit 06/2020

    Zur e-EDR bin ich mir unsicher ob die jeweiligen Bergaufetappen mit diesen Panzern nicht am ehesten leichte Fahrer"innen abschrecken?
    Im Gegenteil. Bisherige Power-Stages zeigen, dass die leichten Fahrer mit kompetitivem Motor vorne liegen.
  5. benutzerbild

    Leen

    dabei seit 06/2005

    Mega News!! Ich freue mich sehr für Rapha! 😍 natürlich auch deshalb, weil ich selbst seit Juli23 auf dem Simplon Rapcon unterwegs bin und wirklich sehr sehr angetan von dem Bike bin.

    Mir ist auch sofort die Diskussion um die Rahmengröße ins Auge gefallen. Ich war zu Beginn meiner Endurozeit/Rennzeit immer auf S Rahmen unterwegs. Es haben dann immer alle gesagt, ich könne mit 168cm ja wohl auch M fahren und das wäre auch schneller etc.. Ich hatte da irgendwie keine rechte Meinung dazu, habe M dann ausprobiert und es hat irgendwie auch gepasst. Ich blieb dann bei M. Mit den Jahren und verschiedenen Rädern wurde der Reach natürlich immer länger..
    So dass ich vor 3 Monaten im Gespräch mit einem ehemaligen DH Worldcupfahrer im Fahrtechniktraining eine Erkenntnis hatte. Er sagte: "hey, dein Rad ist irgendwie zu lang für dich. Du arbeitest schon extrem viel mit dem Körper, aber das kommt da irgendwie nich an"

    Ein paar kleinere Anpassungen am Rad haben das Problem jetzt schon gut verringert. Natürlich bleibe ich jetzt bei dem M, das Geld fällt ja nicht vom Himmel. Aber beim nächsten Bike werde ich auf jeden Fall auch wieder Größe S in Betracht ziehen und zumindest mal ausprobieren und im 1:1 Vergleich testen.



    Aber wenn dann immer die Fahrer mit dem besten Motor gewinnen ist das doch auch Müll, vor allem wenn es ohne genauso funktioniert, ist einfach eine unnötige Komponente, die es für einen sportlichen Wettbewerb überhaupt nicht benötigt.
    Für technische Uphills kann man ja einen technische Uphill Weltcup einführen.

    Hmm aber das meinte Rapha ja auch in dem Interview. Dass die Art, wie der Endurosport aktuell aufgebaut ist, fürs Ebike einfach nicht passend ist. Da muss ein Renntag einfach ganz anders aufgebaut werden und dann kann das auch super spannend für Zuschauer und extrem herausfordernd für die Fahrer werden. Wenn der E-Enduro Sport vernünftig aufgestellt ist, gewinnt nicht zwangsläufig der mit dem stärksten Motor, sondern der mit den besten Skills und der besten Linie. Also genau wie im Enduro oder DH 😃

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