
Quantor Brenneisen – kurz & knapp
Quantor stellt mit dem Brenneisen ein Fully für den Trail, All-Mountain und Toureneinsatz an den Start. Der vollgefederte Viergelenker integriert das Pinion-Getriebe und soll antriebsneutrale Federung mit jederzeitiger Einsatzbereitschaft kombinieren – ein Bike für alle Fälle. Zur Wahl stehen alle 3 Getriebe von Pinion mit 9 – 18 Gängen – wir fuhren das Modell mit 12 Gängen und recht leichtem Aufbau mit 29″-Rädern.
UVP: 3995 € // Die getestete Ausstattung weicht von der Serienspezifikation ab, Quantor ermöglicht eine individuelle Anpassung.
Technische Daten des Quantor Brenneisen
Rahmendetails
- 130 mm Federweg (27,5″: 150 mm)
- tapered Steuerrohr
- semi-integrierter Steuersatz
- X-12 Schnellspann-Steckachse 12x142mm
- 10-fach gelagerter Hinterbau
- CNC-gefräste Dämpferwippe und Rahmenteile
Quantor gibt freiwillig auf den Brenneisen-Rahmen 3 Jahre Garantie.
Geometrie
S | M | L | XL | |
---|---|---|---|---|
Sitzrohrlänge | 400 mm | 420 mm | 450 mm | 480 mm |
Oberrohrlänge (horizontal) | 576 mm | 596 mm | 616 mm | 636 mm |
Steuerrohrlänge | 110 mm | 120 mm | 130 mm | 140 mm |
Lenkwinkel | 67,5° | 67,5° | 67,5° | 67,5° |
Sitzwinkel | 72,0° | 72,1° | 72,1° | 72,1° |
Kettenstrebenlänge | 446 mm | 446 mm | 446 mm | 446 mm |
Tretlagerhöhe | 337 mm | 337 mm | 337 mm | 337 mm |
Radstand | 1139 mm | 1160 mm | 1181 mm | 1203 mm |
Ausstattung
Quantor Brenneisen | |
---|---|
Rahmen | Brenneisen 29", 130 mm, X12-Steckachse, Stealth Zugführung |
Dämpfer | Rock Shox Monarch Plus RC3 DB |
Gabel | Rock Shox Revelation RC 130 mm, 29" |
Steuersatz | Acros Blockloc |
Vorbau | Race Face Turbine |
Lenker | Race Face Turbine |
Griffe | ODI Oury Rouge |
Sattelstütze | Rock Shox Reverb Stealth, 30.9, 150 mm |
Sattelklemme | Schnellspanner |
Sattel | Selle Italia Q-Bik |
Kurbeln | Pinion P1.12 |
Schaltung | Pinion P1.12, 600 % Übersetzung |
Schalthebel | Pinion Drehgriff |
Ritzel | 14 Zähne auf Standard-Freilauf |
Kette | Shimano HG-95 |
Bremsen | Magura MT7, 203 mm Front / 180 mm Heck |
Laufradsatz | DT Swiss XM-1501 Spline Hinterrad, XR-1501 Spline Vorderrad |
Reifen | Schwalbe Nobby Nic 29 x 2,35", EVO, Trailstar / Pacestar Compound |
Farbe | Schwarz |
Gewicht | 14,8 kg (M) |
Preis | 3.999 € |
Quantor Brenneisen – In der Hand
Quantor hat bereits Erfahrung mit Pinion-Bikes – allerdings nur mit Hardtails. Insgesamt stellt das Brenneisen das erste Fully der Schwaben dar. Konstruiert wurde der Rahmen in Zusammenarbeit mit Stefan Stark, der seine ganze 4-Gelenk-Erfahrung einbringen konnte.

Der schwarze Rahmen hat eine schick gebürstete Oberfläche, die Frästeile sind schwarz eloxiert. Am Steuerrohr klebt eine Badge und auf dem Oberrohr eine signierte Marke; beides etwas wacklig und nicht so hochwertig, wie es der „handcrafted by C. Walter“ Schriftzug vermuten lässt. Während einige Rahmendetails recht eckig gestaltet sind, kommen alle Rohre rundlich daher. Die Passung von Badge und Steuerrohrlogo soll aber laut Quantor für die Serie besser werden, da bei unserem Vorserienrad diese Logos noch handgebogen wurden.

Einige Details fallen sofort auf: Die blau eloxierte Pinion-Box, der Acros-Steuersatz, der ein Einschlagen des Lenkers um mehr als 90° verhindert, und die mächtige MT7 mit ihren großen Bremsscheiben. Der Hinterbau ist richtig breit abgestützt, die Leitungen laufen unter dem Unterrohr. Stichwort Leitungen: Am Lenker und Richtung Tretlager ist es mächtig voll, die Pinion macht sich bemerkbar.
Als wir das Bike kurz an die Waage hängen, fällt auf: Gar nicht so schwer! Wir hatten erwartet, das Getriebe und 29″ eine 15 vor dem Komma zeigen würden, aber das Brenneisen liegt bei 14,35 kg ohne Pedale. Dabei bitte beachten, dass unsere Testausstattung nicht exakt der Serie entspricht und je nach exakter Konfiguration Abweichungen auftreten können.
Auf dem Trail
Los geht’s, rauf aufs Rad. Wie sitzt es sich auf einem Brenneisen? Auch wenn der Name vielleicht anderes vermuten lassen würde: Sehr bequem. Das liegt am relativ niedrigen Tretlager, aber vor allem der hohen Front. Das liegt am (für Twentyniner) langen Steuerrohr, dem Steuersatz mit integriertem Anschlag und dem Cockpit, das auch nochmal einige Millimeter Rise bietet. Selbst wenn alle Spacer unter dem Vorbau entfernt werden, landet man bei 106 cm Lenkerhöhe. Das Ergebnis wie gesagt: Bequem, aufrecht, mit guter Übersicht. An Gabel und Heck stellen wir 25-30 % Sag ein, und los geht’s.

Uphill
Bergauf überzeugt zunächst einmal die mit 600 % gigantische Übersetzungsbandbreite unseres P1.12-Getriebes. Der leichteste Gang ist zwar nicht übertrieben leicht, aber völlig ausreichend auch für steile Rampen. Dabei fällt auf, dass das Schaltverhalten von Gang zu Gang variiert: Manchmal flutschen die Gänge richtig geschmeidig, manchmal muss man den Druck komplett vom Pedal nehmen, um am Drehgriff drehen zu können. Hintergrund ist, dass bei den Gangwechseln 9-8 und 5-4 an beiden Wellen der Gang gewechselt wird und hier deshalb die Kräfte höher sind. Ähnlich unterschiedlich sieht es mit der Laufruhe aus: Je nach Gang reicht die Pinion von geräuschlos und vibrationsfrei bis zu spürbaren Schwingungen; nicht tragisch, aber etwas unangenehm, in etwa so wie die schräg laufende Kette bei 1-fach Antrieben auf dem größten Ritzel. Dies soll sich, erfahrenen Pinion-Nutzern zufolge, aber nach 1000 km Einfahren bessern.
Hinsichtlich Fahrwerk wird der Uphill von einem minimalen Wippen begleitet, das sich mit einem Griff zum Hebel des Monarch+ eliminieren lässt. Auch die Gabel lässt sich blockieren, aber hier ist ohnehin so wenig Gewicht drauf, dass das kaum lohnt. Die Front ist insgesamt hoch und dadurch eher leicht, steigt aber – wohl wegen der recht langen Kettenstreben und der Tretlagerabsenkung – nicht ungewöhnlich leicht. Ein Sprintrennen gewinnt man in dieser bequemen Position freilich nicht, aber man erreicht entspannt den Gipfel.

Als unangenehm empfand ich bei 1,76 m und Rahmengröße M dagegen das Fahren von sehr steilen Rampen im Stehen. Durch den sehr hohen Lenker musste ich hierbei gefühlt fast die Schultern hochziehen, denn der der Stack (Differenz zwischen Steuerrohr und Tretlagerhöhe) ist hoch und die Position etwas ungewohnt – also einfach sitzen bleiben.
In gemäßigtem Gelände Kilometer zu fressen gelingt auf dem Brenneisen ganz entspannt: Die tubeless montierten Nobby Nics rollen leicht; ein ideal passender Gang findet sich trotz der recht großen Gangsprünge fast immer (Diese liegen bei dem verwendeten P1.12 bei konstant 18 % und damit etwas über den Gangsprüngen von 1X11 und natürlich deutlich über denen von einer 2X10 oder 3X10.
Trail
In eher einfachem Singletrail-Gelände weiß das Brenneisen mit seinem guten Beschleunigungsvermögen zu überzeugen. Das liegt natürlich auch am leichten DT Laufradsatz, aber auch daran, dass der Hinterbau des Brenneisens bei gleichmäßigem Treten zwar minimal wippt, bei schnellen Antritten aber nicht viel Energie verpuffen lässt. Der Hinterbau ist ziemlich steif und trägt seinen Teil zur Effizienz bei. Kleine Stöße schluckt das Heck des Quantor beeindruckend, die Gabel kommt hier hinsichtlich des Komforts nicht ganz mit. Erneut bereitet die sitzende Fahrhaltung etwas mehr Freude als die stehende, es bedarf schon etwas Eingewöhnung, eher aufrecht hinter dem Lenker zu stehen als direkt darüber.
Downhill
Bergab lässt sich das Brenneisen nicht zwei Mal bitten: Die Stütze versenkt findet man sich auf einem Bike mit sehr niedriger Überstandshöhe und guter Balance zwischen den Rädern wieder. Die Performance des Hinterbaus ist absolut genial, das Hinterrad klebt förmlich am Boden. Zwar verschenkt Quantor hinsichtlich der Hinterradsteifigkeit etwas Potential, weil keine Singlespeed-Nabe verbaut wird, ein Nachteil gegenüber einem gewöhnlichen Rad ergibt sich daraus jedoch nicht. Die Singlespeed-Nabe gibt es in der nächst teureren Ausstattung aber auch. Insgesamt ist das Hinterrad spürbar leichter, wodurch es nicht nur schneller dem Untergrund folgen kann, sondern sich auch leichter zu Richtungswechseln bewegen lässt. Maguras MT7 ist bereits mit einem leichten Zucken des Fingers Herr der Lage, stark und sehr gut dosierbar hinterlässt sie einen sehr guten Eindruck.

Die Geometrie des Bikes versprüht bergab Souveränität und Sicherheit, ein Agilitätswunder kann dagegen niemand erwarten. Aber: das Handling gefällt, und für einen gestandenen 29er lässt sich die Kiste leicht bewegen. Das Tretlager ist während der Abfahrt stets recht niedrig, was viel Sicherheit vermittelt, aber ein wenig Aufmerksamkeit erfordert. Grund: Das Heck federt gern recht weit ein; sehr komfortabel und ohne zu zu vielen Durchschlägen zu führen, aber eben mit tieferem Tretlager und eher für die gemütliche Gangart prädestiniert. Nicht für Gemütlichkeit sondern Höchstgeschwindigkeit ist dagegen der größte Gang ausgelegt – erst bei Tempo 60 kommt man überhaupt auf die Idee, in den 12. Gang zu schalten – sogesehen wäre ein größeres hinteres Ritzel dann doch kein Fehler, um bergauf noch ein kleines Wenig mehr Spielraum zu gewinnen.
Haltbarkeit
Im Rahmen unseres Tests konnten wir dem Wartungsintervall nicht einmal nahe kommen, und auch Federung, Bremsen und Sattelstütze präsentierten sich sorglos. Der Drehgriff der Pinion wollte sich jedoch nur ungern verdrehsicher am Lenker fixieren lassen, was den Lenker mit unschönen Kratzspuren versieht. Die mitgelieferten Pedale stimmten beide ein leises, aber völlig ungerechtfertigtes Knackkonzert an.

Fazit zum Quantor Brenneisen
Das Brenneisen ist konsequent auf den Toureneinsatz ausgerichtet: Mit bequemer Sitzposition, komfortablem Fahrwerk und Sorglos-Getriebe. Das ganze gepaart mit 29″ ergibt ein Fahrrad, das zwar keine Rennen gewinnen, aber viele schöne Touren bescheren wird.
Stärken
- Souveräne Hinterbauperformance mit viel Traktion und Komfort
- Stimmiges, komfort-orientiertes Sorglos-Konzept
Schwächen
- Gabel stößt schneller an ihre Grenzen als das Heck
- Hohe Front lässt bergauf schlecht Druck machen (Quantor bietet aber auf Wunsch Lenker ohne Rise an)
Testablauf
Am Testbike wurde außer den subjektiv zu dicken Griffen nichts verändert. Wer das Bike sportlicher Bewegen möchte, sollte einen Vorbau mit negativem Rise montieren und auf den BlocLoc-Steuersatz verzichten.
Hier haben wir das Quantor Brenneisen getestet
- Schienerberg: Hauptsächlich flowige, teils wurzlige Trails
- Schwarzwald: Steinige, wurzlige Trails
- Testername: Stefanus Stahl
- Körpergröße: 177 cm
- Gewicht (mit Riding-Gear): 70 kg
- Schrittlänge: 82 cm
- Armlänge: 65 cm
- Oberkörperlänge: 63 cm
- Fahrstil: Verspielt, sauber und mit vielen Drifts
- Was fahre ich hauptsächlich: Trail, Enduro
- Vorlieben beim Fahrwerk: Die richtige Mischung aus Komfort und Popp macht’s
- Vorlieben bei der Geometrie: Relativ niedrig, relativ lang
Weitere Informationen zum Quantor Brenneisen
Webseite: www.quantor-bikes.com
Text & Redaktion: S. Stahl | MTB-News.de 2016
Bilder: T. Stahl, S. Stahl
70 Kommentare
» Alle Kommentare im Forummit einem 15 kg Bike ist auch ohne Diskussion eine Alpenüberquerung möglich
. Mein aktuelles ist sogar noch schwerer 
Ich werde am Samstag den 27.08. zum dritten mal mit meinem 15,3 kg Bike zu einem Dolomiten Cross aufbrechen.
Übrigens, ich suche noch einen Mitfahrer.
Ist das Bike zu schwer, dann hat man zu wenig Kraft in den Beinen.
Geh öfters biken, dann wirds leichter
In Anlehnung an Gian und Giachen: "Kondition statt Carbon"

Ist dein Bike zu schwer, bist du zu schwach
Wir laden dich ein, jeden Artikel bei uns im Forum zu kommentieren und diskutieren. Schau dir die bisherige Diskussion an oder kommentiere einfach im folgenden Formular: