Reisestory: Pyrenäen
Fünf Mountainbiker und Mountainbikerinnen aus unterschiedlichen Nationen erkunden mit Bike-Guide Arturo von Flat Sucks die Pyrenäen auf dem Bike – neben ordentlich Höhenmetern entdecken sie die schönsten Trails, übernachten auf Hütten und genießen spanische Kulinarik.
Eine Sommernacht im August. Die Grillen zirpten noch, der Himmel war immer noch nicht ganz dunkel. Wir, eine Crew aus fünf passionierten Bikerinnen und Bikern, waren auf dem Weg nach Innsbruck. In Toulouse sammelten wir unsere spanische MTB-Guide-Legende Arturo und einen Filmer und Fotografen ein. Jetzt konnte es losgehen in das Abenteuer Pyrenäen. Wir donnerten mit Bus und Anhänger über die Autobahn und Landstraßen, bis wir endlich in Vielha in Spanien ankamen. Hier begann unser Explorer Trip, eine X-tägige Mountainbike-Reise durch die Pyrenäen organisiert von Flat Sucks und unterstützt von Endura, Komoot und Simplon. Unseren ersten Tag rundeten ein Tisch voller Tapas und Arturors Geschichten über seine Bike-Trips ab. Die Vorfreude war riesig.
Durch die Finsternis
Von Vielha ging es mit unserem Bus nach Arties. Von dort ging es erstmal knapp 900 Höhenmeter bergauf. Über kurze Cross-Country-Passagen gelangten wir zu unserem eigentlichen Highlight: Ein enger Weg führte direkt in einen steinigen Tunnel. Mit Stirnlampen gewappnet, fuhren wir mit unseren Bikes durch gefühlt kilometerweite Dunkelheit. Danach folgten flowige Trails mit einigen Variantenmöglichkeiten direkt ins Tal. In einem kleinen Dorf in Arties endete unser Tag wieder in einer Tapas-Bar …






Neuer Morgen – neue Höhenmeter
Unser Bus kämpfte sich mit Hänger, neun Bikern, sowie Bikes getreu dem Motto „Flat Sucks“ auf eine Höhe von 1.900 Metern. Ab hier ging es zu Fuß weiter, die Bikes mussten wir tragen. So spürte man, wie anstrengend Gehen sein kann. Das Gewicht des Metalls hinterließ gefühlt Mulden in unseren Schultern. Selten wünschten wir uns so sehr eine Sauna oder eine Massage herbei.
Die karge Landschaft, kleine Seen und die Gedanken an ein warmes Abendessen vereinfachten den 500 Höhenmeter langen Aufstieg zum Refugio cap de Llausset.


Verloren in den Mondlandschaften
Die Sonne war gerade erst aufgegangen. Wir krabbelten aus den knarzenden Stockbetten, müde von einer Nacht mit eher schlechtem Schlaf. Aber der Kaffee und das Frühstück halfen uns, einigermaßen fit zu werden. Nach einer kurzen Abfahrt kamen wir an eine scheinbar endlose Bike-Trage-Passage. Aber wir wurden fürs Schleppen gute belohnt: Weite Mondlandschaften, grandiose Aussichten und unendlich lange Trails beflügelten die Gruppe. Nach einer spektakulären, langen Abfahrt über teils sehr losen Untergrund kamen wir in Cerles an. Wir hatten alle Durst und wollten was richtig Erfrischendes. An einem kleinen Kiosk stärkten wir uns mit Coke and Fries. Nie tat ein kaltes Getränk mit Kohlensäure in dieser Hitze besser.
Bike-Guide Arturo hatte uns die besten Downhill-Trails in nahe seiner Homebase versprochen. Und damit saßen wir erstmal wieder im Auto, auf dem Weg dorthin. Als wir nach mehreren Abfahrten final in Benasque ankamen, trugen wir unser Gepäck in das Apartment für diese Nacht. Diesmal immerhin keine knarzenden Betten! Zum Abendessen saßen wir wieder draußen zusammen bis spät in die Nacht – diesen Salat aus der regionalen Tomate Rosa werden wir nie vergessen. Voller Glück und Zufriedenheit fielen wir alle ins Bett.



The Cherry on Top
Wir hatten befürchtet, dass der nächste Tag mit Regen begann, aber wir hatten Glück. Es war trocken und die Wolken schützten vor einem weiteren Tag in der Hitze. Arturo nahm uns mit zu einer Enduro-Strecke, die er mit Freunden angelegt hatte. Die Fahrt dort runter verwöhnte uns mit Flow, Waldboden, Anliegern, Sprüngen, Wurzeln, Steinpassagen – alles, was ein Bikerherz begehrt. Zum Schluss gab es noch, um es mit Arturos Worten auszudrücken, die Cherry. Ein traumhafter Flowtrail verlief durch vermeintlichen Urwald.

Gewitter und Kamingespräche
Arturo hatte noch einen weiteren Trail für uns – aber dort mussten wir mit dem Shuttlebus erstmal wieder hinfahren. Nach zwei lässigen Abfahrten war unser nächstes Ziel das Refugio de Marradetas in der Nähe von Castejon. Es liegt circa auf 2.000 Meter. Es begann zu nieseln, Nebel zog auf und das Steinhäuschen lud mit seinem Charme und seinem offenen Kamin zum Aufwärmen ein. Der Hüttenwirt kochte für uns Suppe, Paella, Gegrilltes, und bereitete fantastisches Gemüse, Salat und Melone zu. Wir tranken Wein und ließen den Abend mit vielen Geschichten gemütlich ausklingen. Doch nur wenige Stunden nachdem wir schon im Bett waren, wurden wir von heftigen Blitzen und Donner geweckt. Ein starkes Gewitter zog durch die Pyrenäen. Wir versuchten wieder einzuschlafen und hofften, dass der nächsten Morgen nicht im schüttenden Regen beginnen würde.



Unglaublicher Wahnsinn
Mit etwas weniger Schlaf in den Beinen starteten wir am nächsten Morgen mit einem kurzen Downhill. Dann ging es an den eigentlichen Anstieg zum Punta d‘Armena. Wir mussten wieder über viele Höhenmeter hinweg schieben, doch die Natur und die Aussicht machten es uns um einiges leichter. Das spanische Wort cojonudo, was so viel bedeutet wie „Wahnsinn“ bzw. „unglaublich“, beschreibt diese Momente perfekt. Endlich erreichten wir wieder den Trail, der zum See Ibòn de Plan führte. Vorbei an Wanderern und Pferden ging es weiter über einen steinigen Weg nach Saravillo. Dort angekommen, machten wir erstmal Pause. Einfach sitzen und genießen. Es fing leicht an zu regnen, aber wir mussten sowieso wieder in unseren Bus, um an unser nächstes Ziel zu kommen. Nach einer Stunde Fahrt bergauf, regnete es leider immernoch. Nur kurz war die Stimmung aufgrund der Nässe und Kälte gedrückt, doch die bevorstehende Abfahrt nach Bielsa ließ jegliches Bike-Adrenalin ansteigen. Ein besonders lohnender Trail wartete auf uns.
In Bielsa angekommen, pickte uns der Shuttelbus auf und wir erlebten ein absolutes Kontrastprogramm. Nach der Hüttenübernachtung folgte eine Nacht in einem Hotel mitten in der Stadt Ainsa. Vom Hunger getrieben, gingen wir in die Altstadt. Alte Steinwände, kleine Gassen, Bars, Restaurants. Alles beleuchtet von kleinen Lichtern.



Graue Erde
Für den nächsten Tag standen vier lässige Trails rund um Ainsa und viel Fahrerei im Bus auf dem Programm. Direkt vom Hotel shuttleten wir zum ersten Traileinstieg. Ein steiniger, aber recht schneller Trail erwartete uns. Wir sollten auch durch eine Höhle fahren, allerdings dauerte es etwas, bis wir sie gefunden hatten. Dann ging es wieder rauf und bergab auf fantastischen Trailpassagen. Unser nächstes Ziel konnten wir dann quasi erriechen, denn unser Bus parkte direkt neben einem Schweinestall.
Die weiteren Trails waren erneute Highlights. Graue Erde und ein Stone Rock’n roll erwarteten uns. Der dritte Trail begrüßte uns mit einem kurzen Uphill. Er stellte sich als ausgezeichnete Cross-Country-Strecke heraus. Spots, die man von der Enduro World Series kannte, und auf Bildern nur halb so beeindruckend sind, überraschten uns erneut. Ein letzter Trail für den heutigen Tag stand uns noch bevor. Verlassene Ruinen und ein kleiner zu überquerender Fluss sorgten im Trail für Abwechslung. Nach dem Motto „back to the roots“ gab es in den alten Mauern von Ainsa ein leckeres Abendessen.

Trails, Trails, Trails
Ziemlich erschöpft vom Vortag verschlief ein Teil der Gruppe und so machte sich ein Teil von uns in Bielsa auf die Suche nach einem Frühstück. Getoastetes Brot und Marmelade sowie Kaffee mussten für diesen Tag vorerst reichen. Nach dem schmalen Uphill per Shuttlebus und der anschließenden Tragepassage überraschte uns eine überragende Aussicht. Die Landschaft war gesprenkelt von violetten Blumen. Arturo erzählte uns, dass sie giftig sind und man sie deshalb nicht pflücken sollte.
In der Abfahrt ließen wir die steinigen Trails hinter uns und ein schneller Waldtrail mit unzähligen, gut befahrbaren Spitzkehren stand uns bevor. So kamen wir ans Ende des Trails. Gut gelaunt und leicht hungrig suchten wir uns ein kleines Restaurant am Stausee aus. Kulinarik ist uns wichtig, daher empfehlen wir unbedingt das liebevoll hergerichtete Restaurant Kanguro Truchero etwas außerhalb von Bielsa. Burger, Currys und traditionelle spanische Gerichte standen auf der Karte. Das tatsächliche Essen mussten wir auf den Abend verschieben, doch es blieb etwas Zeit für ein Cortado. Der kleine Kaffee mit Eis gab uns die nötige Energie für den weiteren Trail über Waldboden, Spitzkehren und steiles Gelände. Nach 200 Höhenmetern Anstieg gab es noch den finalen Trail nach Bielsa. So verlangten die letzten Meter über den verblockten Weg nochmal viel Fahrkönnen.



Letzter Halt: Frankreich
Am letzten Tag unseres Abenteuers ging es nach Frankreich. Mit dem Shuttlebus Richtung Grenze und 700 Höhenmeter bevorstehenden Schiebepassagen waren wir voller Elan, auch noch den letzten Tag ordentlich auszunutzen. Neben Kühen kamen wir erneut an vielen Pferden und Schafen vorbei. Die lange Abfahrt im Nebel über Wiesen und Gelände endete im französischen Aragnouet. Nach einem kurzen Uphill über eine Asphaltstraße kamen wir zu den von Locals gebauten Trails. Wir hatten die drei Schwierigkeitsstufen Blau, Rot und Schwarz zur Auswahl und probierten alle durch. Von Flow über Jumps, bis Speed über steile Passagen – alles war dabei.
Klassisch für Frankreich gab es zum Abschluss Quiche. Gut gelaunt und doch erschöpft, motiviert und wehmütig verließen wir mit unserem Shuttlebus das Land des Radfahrens und machten uns wieder auf den Weg nach Vielha, wo wir unser Abenteuer gestartet hatten. Mit vielen Eindrücken, Gerüchen, Geschmäckern und unzähligen unglaublichen Trailerlebnissen denken wir jetzt noch gerne an unsere kleinen Abenteuer beim Explorertrip in den Pyrenäen zurück.



Video: Explorer Trip Pyrenäen
Alle Touren auf Komoot
Information: MTB-News.de steht in keiner Weise in finanzieller Verbindung zu Verfasser, Fotograf oder Organisator des Berichts. Der Bericht wurde uns von Flat Sucks kostenfrei zur Verfügung gestellt. Für weitere Informationen zum Angebot findet ihr hier den Link zum Anbieter.
33 Kommentare
» Alle Kommentare im ForumIn den Pyränen muss man selbst auf Forststraßen schieben oder tragen, das ist sehr gerne super steil, ganz anders als bei uns hier.(oder die halbe Straße ist weggespült).
Mit Hunden hatte ich dort bisher noch keine Probleme.
Zum Beitrag … schöner Bericht und schöne Bilder, aber so 50:50 „sylischer“ Farbfilter : original gradiose Farben der Natur wär auch nice gewesen.
so viel Missgunst und Neider in den Kommentaren, unglaublich.
Corona hat bei den einen definitiv viel Schaden angerichtet...
Ich habe in den Pyrenäen sehr natürliche Farben wahrgenommen, nichts bis wenig was mich an eine Marsexpedition, wie die Bildersprache dieses Berichtes erinnert. Ohne jeden Neid habe ich deshalb gar keine Lust bekommen den Bericht zu lesen.
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