
Dass das Tragen des Fahrrads nicht unbedingt zu den angenehmen Tätigkeiten im Mountainbikesport gehört, brauchen wir hier wohl nicht lange zu erklären. Dass innerhalb weniger Wochen mehrere Angebote dazu gezeigt werden, schon. Wenige Tage nachdem wir das Peakrider-Tragesystem hier auf MTB-News.de vorgestellt haben, wurden wir in den Kommentaren von Lesern darauf aufmerksam gemacht, dass es mit HookaBike noch eine weitere Lösung gebe – das war uns vorher nicht bekannt. Kein Wunder: Die Macher von Push Components haben jahrelang am HookaBike-System getüftelt und waren eigentlich noch einige Monate von der Veröffentlichung entfernt, als ihnen Peakrider zuvorkam. Das nahm das Team vom Tegernsee zum Anlass, die Allgäuer nicht alleine im Rampenlicht stehen zu lassen. Das System, das komplett in Deutschland hergestellt wird, soll spätestens Weihnachten 2017 erhältlich sein.

Push Components HookaBike MTB-Tragesystem
Nur 140 km Luftlinie liegen zwischen Miesbach und Oberstdorf. In beiden Orten entwickelten Tüftler und Bikebergsteiger parallel und unabhängig voneinander Lösungen für ein offensichtliches Problem: Es ist auf Dauer ziemlich unbequem, sein Mountainbike zu tragen. Laurenz Dann, kurz „Lenz“, von Push Components schwebte zuerst ein Haken (daher der Name „HookaBike“) vor, an dem das Fahrrad einfach eingehängt werden kann. Die ersten Prototypen sehen dementsprechend aus: verschiedene klappbare Haken kommen aus dem 3D-Drucker und funktionieren akzeptabel. Der Haken am Haken: Es hängt sehr stark vom Fahrrad ab, ob diese Lösung wirklich ihren Dienst verrichtet. Es folgt eine technisch aufwendige Lösung: Ein Magnet soll den Zapfen vom Fahrrad in ein Loch der Rückenplatte ziehen, wo er mit einem Schieber arretiert wird. Leider funktioniert das überhaupt nicht, woraufhin eine neue Variante ausgetüftelt wird: Eine Platte, die auf die Rucksackträger geklettet wird, und in die ein Zapfen eingeführt werden soll. Das System ist einfach, mit jedem Rucksack kompatibel – was will man mehr? Lenz, der eigentlich als Entwickler in der Medizintechnik arbeitet, hat nach fünf verschiedenen Prototypen schließlich ein Produkt in den Händen, das er verkaufen will.
- ergonomische Lastverteilung
- sichere Befestigung
- schnelles montieren und einhängen
- waagrechte und senkrechte Bike-Montage möglich
- passt für jeden Rucksack und an jedes Bike
- komplett in Deutschland hergestellt
- Verfügbarkeit: ab Weihnachten 2017
Preis: 39,99 € (UVP, Vorzugspreis für die ersten 100 Besteller, danach 49,99 €)


In der Praxis
Wie auch vor wenigen Wochen im Allgäu verwenden wir ein Alutech ICB2.0 als Testrad und einen Acepac Flux als Testrucksack. Beide HookaBike-Komponenten, Platte und Zapfen, können zunächst im Rucksack bleiben – die Montage ist schließlich ziemlich einfach. Vor der ersten Tragepassage montiere ich die Platte mit den Klettstreifen an den Rucksackträgern. Das ist ebenso simpel wie effektiv; man muss ein wenig darauf aufpassen, die Klettstreifen nicht untereinander zu verkletten, alles in allem ist es aber kinderleicht. Dasselbe gilt für den Zapfen: auch hier muss die mittige Position am Unterrohr gefunden werden, dann wird geklettet. Dank Doppelklett kann der Streifen überall aufeinander fixiert werden. Anders als beim klassischen Klett gibt es hier keine zwei verschiedenen Materialien. Dieser Klett haftet auf sich selbst und passt so an Rohre zwischen ca. 40 und 80 mm.

Aufsetzen
Das Platzieren des Bikes gelingt zugegebenermaßen auch hier kaum im ersten Anlauf. Hinter dem Kopf, im Nacken, hat man gewöhnlich einfach kein besonders gutes Feingefühl und Orientierung. Aber: Es gelingt etwas leichter als beim Peakrider. Der Grund ist die nähere Fixierung des Zapfens am Körper. So kann man den Zapfen direkt im Nacken spüren und zwischen den Rucksackträgern hinabführen, bis er in der Platte einfährt. Dank zusammenlaufenden Schrägen führt sich der Zapfen ein Stück weit selbst in die Vertiefung.
Tragen
Anders als beim Peakrider positioniert HookaBike das Rad direkt auf der Rucksackoberseite. Über die Platte ist es direkt mit den Schulterträgern in Kontakt. Ein Drehen des Rades um die Hochachse ist offensichtlich nicht möglich. Aber: Das Fahrrad ist absolut sicher am Rucksack fixiert, genau wie beim Peakrider werden die Hände nicht benötigt. Durch den Schulterkontakt lässt sich das Bike unmittelbar mit dem Körper bewegen, die Last wird primär in die Schultergurte eingeleitet. Abhängig vom Rucksack wird auch über den Hüftgurt Last aufgenommen, bei den meisten Tagesrucksäcken ist dies aber nicht in hohem Maße der Fall. Damit bestimmt mit solch einem System fast primär der Rucksack den Komfort.

Verglichen mit dem Peakrider ist das HookaBike eine Nuance weniger komfortabel, weil die Platte durch die Tragegurte hindurch leicht auf den Nacken drückt. Insgesamt ist hier aber auch eine deutliche Komfortsteigerung gegenüber dem Tragen ohne System spürbar: Die Hände bleiben unten, der Nacken ist entlastet. Wetterbedingt (Hagel, Platzregen) fiel unsere Trageeinlage kürzer aus als beim Test des Peakriders. Es bestehen jedoch keine Zweifel, dass auch mit HookaBike sehr lange Tragepassagen möglich werden.
Bei einem sehr leeren Rucksack kann es sein, dass der Rücken des Rucksacks beult, weil die Last nur oben eingeleitet wird. Dem kann durch Einfädeln des Lenkers am Hüftgurt gegengewirkt werden.
Absetzen
Hier gilt für HookaBike dasselbe wie für den Peakrider: Das Fahrrad lässt sich wie gewohnt einfach nach oben über den Kopf heben. So würde das Rad auch im Falle eines Sturzes vom Fahrer getrennt. Das ganze geht sehr schnell, auch eine kurze fahrbare Passage kann also im Sattel absolviert werden. Für die Abfahrt kann HookaBike am Rucksack bleiben, der Hersteller empfiehlt aber, es im Rucksack zu verstauen. Die Klettstreifen müssen kurz gelöst werden und sollten wieder aufeinander geklettet werden, da sie ansonsten aneinander oder im Rucksack kletten bleiben könnten.
Vertikale Trageposition
Wie erwähnt lässt sich das Bike nicht in eine Längsposition drehen. Für lange Latschenfelder oder Klettersteige kann aber das Fahrrad vertikal statt horizontal arretiert werden. Hierzu wird einfach der Gurt am Unterrohr weiter vorne platziert. Durch die Schwerpunktlage dreht sich das Fahrrad automatisch vertikal. Der Wechsel von einer Position in die andere ist natürlich weniger flüssig. Dafür ist die vertikale Position dann auch permanent.
Gesamteindruck
Die HookaBike-Lösung von Push Components ist tatsächlich noch einfacher als der Peakrider – im Detail steckt aber doch recht viel Hirnschmalz. So ist die Rückenplatte doppelt gekrümmt und mit einem Versatz zum Rücken ausgeformt, damit kein Kontakt zwischen der Platte und dem Nacken des Trägers besteht. Rutschhemmendes Gummi vermeidet ein Verdrehen des Zapfens am Rahmen. Die Klettstreifen sind in Vertiefungen in der Platte angebracht, um sicher zu kletten. Insgesamt erscheint uns die Lösung praktikabel. Mit einem Gewicht von 140 Gramm ist sie schön leicht und dazu unabhängig von Rucksack und Fahrrad verwendbar. Als Technik-begeisterter Mensch würde ich mich noch über kleine Details freuen, etwa eine leicht mit Handschuhen greifbare Gummierung am Ende der Klettstreifen oder die Möglichkeit, die Breite der Platte an verschiedene Schultergurtabstände anzupassen. All das ist funktional aber nicht notwendig und deshalb kein Mangel.

Vergleich: HookaBike und Peakrider
Der Übersicht halber haben wir hier die jeweiligen Vor- und Nachteile von HookaBike und Peakrider aufgelistet:
Gründe für HookaBike
- passt auf jeden Rucksack mit zwei Trägern (ist nicht wie Peakrider auf einen mittigen Trinksystemausgang angewiesen)
- leichter und kleiner (140 g gegenüber den 190 g für den Peakrider)
- günstiger (39 – 49 € gegenüber 49 – 79 € für den Peakrider)
Gründe für Peakrider
- schneller und reproduzierbar ein- und auszufahren (HookaBike wird jedesmal neu montiert)
- Fahrrad kann flexibel quer oder längs gedreht werden
- überhaupt kein Druck im Nacken (leichter Druck bei HookaBike)
Fazit – Push Components HookaBike
Das ging schnell! In kürzester Zeit gibt es nun zwei Lösungen für alle, die ihr Bike gerne länger und bequemer tragen wollen. HookaBike bietet eine günstigere, leichtere Lösung an, die sogar noch früher erhältlich sein wird: Noch vor Ende des Jahres werden die praktischen Helfer ausgeliefert. Argumente gibt es sowohl für das Push Components HookaBike Tragesystem als auch für die Peakrider-Variante – empfehlen können wir somit beide, wenn auch aus unterschiedlichen Gründen.

Weitere Informationen
Website: www.pushcomponents.com
Text & Redaktion: Stefanus Stahl | MTB-News.de
Bilder: Stefanus Stahl, Laurenz Dann
62 Kommentare
» Alle Kommentare im ForumDie Nut ist m.E. zu wenig tief. Die Lastverteilung ist auch suboptimal (Bike "hängt" am Rucksack).
Für einfache Aufstiege OK, für steile Geröllfelder, Klettersteige und schmale Durchstiege m.E. ungeeignet.
Ich bin mir nicht sicher wie deine Erwartung war.
Aber ich denke mir wenn ich das Ding einfach nur ansehe:
Vlt ist einfach die Erwartung an kleine Helferleins teilweise ein bisschen arg zu hoch?
E
Ich hab jetzt auch Hookabike, weils günstig im Bikemarkt war.

Einfädeln geht so, und ist auch nicht super fest drin dann, also Latschen und Felswände kannst damit nicht wegschieben...
Man hört aber bissl das Einklicken, also sollte ich das Draufheben schon gewöhnen.
Rad hängt hinten weng weit runter im Vergleich zu "richtigem" Tragen mit Hand an der Gabel und am Pedale.
Da kommt der Lenker mir dann schon wieder näher, nicht ganz ideal.
Bremsen gescheit entlüften wär da vorher sicher auch net schlecht, hängt schließlich praktisch verkehrt herum.
Aber schaut beim Peakrider auch nicht besser aus und das Treffen des Zylinders soll da ja auch nicht einfacher sein.
Mit dem Plastikding im Nacken kann/sollte man nicht fahren, seh ich auch so.
Sonst taugts schon, schlafen einem wenigstens nicht mehr die abgewinkelten Arme ein und drückt auch nicht mehr gar so aufs Gnack.
Ich habe das Hookabike jetzt auch seit gut 2 Jahren. Ich habs zum Tragen vom Rad meiner Tochter angeschafft, weil ich nicht mehr bei jedem Spaziergang irgendwann, wenn die Kleine keine Lust mehr zu radeln hatte, das Bike am langen Arm tragen wollte. So habe ich es an den Rucksack geschnallt und hatte die Hände frei (zum Eisessen)
Prima Idee und auch schnell montiert. Bin damit immernoch sehr glücklich.
Kann ich mir das Ding mal kurz ausleihen um zu testen, wie uns das taugt/wir damit zurecht kommen?
Will net einfach so auf verdacht bestellen und dann wieder zurück schicken müssen
Wir laden dich ein, jeden Artikel bei uns im Forum zu kommentieren und diskutieren. Schau dir die bisherige Diskussion an oder kommentiere einfach im folgenden Formular: