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Pumpen in Perfektion
Pumptrack Zürich eröffnet am Wochenende

Pete Stutz könnte kaum glücklicher sein: Der Kopf hinter Swiss Cycling hat nicht nur mit Pumptracks am Züriberg (Zürich, Schweiz) und Monnerich (Luxemburg, Hannes und crossie waren im Rahmen des Dirt/Street-Roadtrips 2012 schon dort) die Grundlage für Pumptracks im öffentlichen Raum gelegt, sondern nun mit dem Pumptrack Zürich die Messlatte für Mountainbike-Anlagen im Stadtgebiet ein neues Referenzprojekt geschaffen.

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Die Anlage des Bikepark Zürich bietet eine Vielzahl an Kombinationsmöglichkeiten und ist damit nicht nur für eingefleischte Mountainbiker und BMXer interessant, sondern ermöglicht bereits Kindern und unerfahrenen Fahrradfahrern einen sicheren Einstieg in den Sport. Die größte Besonderheit ist jedoch, dass die Anlage von der Stadt Zürich getragen wird – eine bisher einmalige Konstellation! Am kommenden Wochenende, 25./26. Mai 2013, wird die Strecke offiziell eröffnet und für die Öffentlichkeit freigegeben. Im Anschluss wird auf dem Pumptrack nicht nur Freizeitspaß geboten, sondern auch Kurse und Schulunterricht abgehalten und die Strecke so eng mit dem alltäglichen Leben verwoben. Damit trägt die Stadt Zürich dem anhaltenen Trend hin zum Mountainbiken Rechnung und forciert ihr Angebot an Kinder und Jugendliche, sich gemeinsam mit Sport fit zu halten und Spaß zu haben.


# Pumptrack Zürich – oder auch der Himmel auf Erden

Ob jung ob alt – ob Anfänger oder Profi: Auf Pumptracks kann jeder Spaß haben!
Pumptracks sind eine noch relativ junge Erscheinung aus der Welt der Fahrräder, die sich jedoch in den letzten Jahren weltweit einen Namen gemacht hat und für alle Könnensstufen Fahrspaß bietet. Ausgehend von gleichmäßig geformten Wellen aus Erde werden die Rundkurse nur durch Bewegungsimpulse aus Armen und Beinen befahren – getreten wird (zumindest bei den fortgeschrittenen Bikern) nicht. Die größte Besonderheit ist jedoch, dass die Strecken ohne Kanten, Sprünge oder andere Obstacles auskommen. So können sie bereits von Kindern auf Laufrädern befahren werden. Gleichzeitig kann ein Profi von Welle zu Welle und über Wellen hinweg springen und so auf der selben Strecke wie der Anfänger viel Spaß haben. Hinzu kommt, dass das Befahren eines Pumptracks auf allen Könnensstufen einen enormen Trainingseffekt für die Arm-, Bein- und Rumpfmuskulatur hat. So kombiniert eine solche Anlage Spaß und Training und fordert zu spielerischen Wettrennen heraus – wodurch die Anlage auch aus sozialer Sicht interessant wird.

Mit genau dieser Argumentation ist Pete Stutz als Vertreter von Swiss Cycling auf die Stadt Zürich zugegangen. Seine Argumentation baut auf der gesellschaftsstiftenden Komponente der Pumptracks aus, die das Mountainbike, BMX oder einfach Zweirad direkt in die Stadt und gleichzeitig weg von der Straße holen. Besonderen Wert legt er dabei darauf, dass die Jugendlichen auf dem Pumptrack viel Zeit miteinander verbringen, gemeinsam an ihrer Fitness arbeiten und dabei jedoch keiner erhöhten Gefährdung ausgesetzt sind. Auf Grund der flachen Bauweise ohne scharfe Geländeübergänge stellt eine Pumptrack-Anlage eine minimale Gefahrstufe dar, die in etwa auf dem Niveau eines Fußballplatzes liegt. Im Vergleich mit einem Kinderspielplatz handelt es sich sogar um eine gänzlich ungefährliche Einrichtung.


# Pumptrack Luxemburg by Pete Stutz

Pumptracks sind nicht gefährlicher als ein Fußballplatz – Bikepark bedeutet nicht gleich unmittelbare Verletzungsgefahr!

Genau dieser Punkt ist es, der aus der Erfahrung von Pete nicht nur in der Schweiz, sondern bei Kommunen überall in Europa erst verdaut werden muss. Sobald die Themen Mountainbiker und Bikepark auf die Agenda der politischen Entscheidungsfindung wandern, sind sie umgeben von Argwohn, Skepsis und Angst vor schweren Verletzungen und Eingriffen in die Natur. Aus diesem Grund verorten viele Städte Bikeparks im Forst, wo sie es erfahrungsgemäß schwer haben. In Zürich ist in Folge einer etwa zehn-jährigen Lobbyarbeit nun eine andere Lösung gefunden worden: Die Stadt verortet den Pumptrack im Rahmen des „Bikepark Zürich“ im Sport-Resort, wo sich auch Trainingsstätten für Leichtathleten oder Basketballer aufhalten. Eingebettet wird die frei zugängliche Anlage mit einem Gesamtwert von 1,93 Mio. Schweizer Franken in eine von Landschaftsgärtnern angelegte Umgebung mit Entspannungsbereichen, einem Trinkbrunnen und Fahrradständern. Noch Fragen?


# Pumptrack Luxemburg by Pete Stutz

Bis die 5800m2 große Anlage in dieser Form realisiert worden ist, ist zweifelsohne viel Wasser den Rhein hinunter geflossen. Seinen Ursprung hat die Aktivität in der Stadt Zürich mit dem Pumptrack am Züriberg genommen, der aus befestigtem Material besteht und somit nicht nur frei zugänglich, sondern auch dauerhaft befahrbar ist. An diesem Projekt hat sich gezeigt, dass Pumptracks im öffentlichen Raum funktionieren, doch auf dem Weg hin zum Bikepark Zürich ist auch noch ein weiteres Projekt besonders hervorzuheben. Auch hier hat Pete Stutz seine Hände im Spiel gehabt: der Pumptrack in Monnerich (Luxemburg). Die Anlage im Wert von über 300.000€ ist vom Start weg sehr gut angenommen worden und als vor kurzem an der Schulhof einer Schule im Nachbarort neu gestaltet werden sollte, entschieden die Schülerinnen und Schüler klar (und entgegen der Lehrerschaft): Wir wollen auch einen Pumptrack!


# Pumptrack Luxemburg by Pete Stutz

5800 Quadratmeter Fläche, mehr als 1000m Streckenlänge. Der Bikepark Zürich ist ein Paradis im urbanen Raum!

Nun steht in Zürich eine Anlage, die in dieser Größe und Machart ihres Gleichen sucht. Um allen Alters, Könnens und Interessensstufen gerecht zu werden ist die Anlage in vier Welten aufgeteilt: Laufrad-Track, Pumptrack, Jumptrack und „Urban BMX“. Urban BMX ist dabei mit Sicherheit das Highlight des Bikepark Züriberg, das gemeinsam mit 4x Weltmeister Roger Rinderknecht definiert worden ist. Das neue Format soll den olympischen BMX-Sport in eine Form gießen, die mit den Möglichkeiten einer städtischen Umgebung einher geht. Bislang scheitern UCI-konforme BMX-Strecken in der Regel an einem großen Flächenbedarf und liegen aus diesem Grund nur selten in unmittelbarer Nähe zu Städten und Gemeinden. Dieser Umstand hindert junge Nachwuchstalente jedoch besonders im Kindesalter daran, dieser Sportart nachzugehen.

Die neue Definition von Urban BMX löst dieses Problem: Statt wie bei Olympia acht Starter werden nur vier Fahrer in einem Heat gegeneinander antreten können, doch die breite Startgerade ermöglicht ernsthaftes Training und die Sprünge und Höhen entsprechen denen im Wettkampf. Gefahren werden zwei Geraden und eine Kurve – genug, um ein Gefühl für Strecken dieser Art zu gewinnen und dank Startgatter auch eine ernst zu nehmende Trainingsumgebung. Hinzu kommt, dass dank wartungsarmer Oberflächen und professioneller Drainage ein möglichst ganzjähriges Befahren möglich sein soll.


# Bikepark Zürich – so muss eine Pumptrack-Anlage aussehen!

Abgesehen von der oben aufgezeigten Unterteilung gliedert sich der Bikepark in drei Schwierigkeitsbereiche, die sich im Sinne einer einfachen Kommunikation an den aus dem Wintersport bekannten Einstufungen „blau“, „rot“ und „schwarz“ orientieren. Im Bikepark Zürich gehen die Schwierigkeiten ineinander über, werden jedoch durch eine Übersichtstafel farblich gekennzeichnet. Die Anforderungen sind wie folgt definiert:

Einfach – blaue Piste

Ideal für Anfängerinnen und Anfänger. Rollbare Wellen und Kurven im flachen Gelände. Keine bis wenig Anlaufenergie notwendig.

Mittel – rote Piste

Für Fortgeschrittene mit Anlaufenergie zu befahren. Die Wellen und Hügel können gerollt oder gesprungen werden.

Schwer – schwarze Piste

Für Könner mit maximaler Anlaufenergie

So gerüstet soll der Bikepark Zürich mit seinem außergewöhnlichen Pumptrack zur neuen Referenz werden, anhand derer auch andere Gemeinden sich ein Bild machen können, wie das Mountainbiken und BMX-Fahren in die Stadt eingebunden werden kann. Das gesamte Projekt in Zürich hat Kosten in Höhe von 1,93 Mio. Schweizer Franken mit sich gebracht und beinhaltet eine zehnjährige Entwicklung voller Fort- und Rückschritte. Alle weiteren Anlagen dieser Art können jedoch von dem geleisteten Entwicklungs- und Pionieraufwand profitieren. Die Erstellungskosten ohne Prototyping haben etwa 1,3 Mio. SFR betragen. Finanziert wurde das Projekt durch die Stadt Zürich, die alle Arbeiten gemäß internationaler Normen vergeben hat. So ist die Firma Pumptracks GmbH mit dem Aufbau der Strecke betraut worden und hat diesen Auftrag gemeinsam mit der Firma velosolutions GmbH ausgeführt. Besonderes Augenmerk wurde dabei auf das Baumaterial gelegt. Es handelt sich um eine neue Mischung aus mit Kaltverbindungen stabilisiertem Erdmaterial basierend auf verschiedenen Kiesen und Sand. So soll die Strecke einen hohen Reibwert bieten und gleichzeitig auch starke Regengüsse problemlos wegstecken können. Insbesondere die Versicherung hat hier mit der Anforderungen nach ganzjähriger Befahrbarkeit stark mit eingeschaltet. So muss das Material formstabil sein, um die Auflagen zu erfüllen. Das bedeutet jedoch auch: Auf eigene Faust buddeln ist nicht im Bikepark Zürich. Wer daran interessiert ist, der sollte sich an den Verein „Züritrails“ wenden. Er bekommt von der Stadt Zürich ein ca. 1800m2 großes Gelände in der Nähe zur Pacht angeboten – Fußballplätze gibt es schließlich auch mehr als nur einen pro Stadt!

Unterstützt wurde die Strecke durch das Bundesamt für Sport (BASPO) sowie die Beratungsstelle für Unfallverhütung (BFU) und Swiss Cycling.

Quo Vadis, Pumptrack?

Wohin geht also die Reise? Geht es nach Pete Stutz von Swiss Cycling, dann werden schon bald mehr Pumptrack-Projekte dieser Art entstehen – insbesondere auch in Deutschland! In Zürich soll sorgfältig beobachtet werden, wie die Strecke von Jung und Alt angenommen wird und wie sie sich in sozialer Hinsicht bewährt. Vor dem Hintergrund der Entwicklung am Beispiel Luxemburg wird deutlich, wie gut die Chancen stehen, dass über Anlagen wie diese Pumptracks im öffentlichen Raum nicht mehr primär als Gefahrenquelle wahrgenommen werden, sondern als sozialer Treffpunkt mit Sport- und Trainingsmöglichkeit angesehen werden, der einen echten Mehrwert bietet. Den kritischen Erfolgsfaktor hat Pete Stutz jedenfalls geknackt: Es kümmert sich kein Förster um die Mountainbiker, sondern das Sport-Resort. Auf eine wellenreiche Zukunft!


# Pumptrack im Bikepark Zürich

Diskussion

Was sagt ihr zum Pumptrack in Zürich und dem Konzept dahinter? Wie würdet ihr den Erfolg eines Pumptracks messen? Steht in deiner Stadt schon ein Pumptrack und falls nein, wo sollte er entstehen? Wir freuen uns auf eure Beiträge! Wer es einrichten kann, der sollte zum Wochenende den Weg nach Zürich auf sich nehmen…

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