Steckbrief: Propain Spindrift CF
Einsatzbereich | Enduro, Freeride, Downhill |
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Federweg | 180-190 mm/180 mm |
Laufradgröße | 27,5ʺ, 29ʺ |
Rahmenmaterial | Aluminium, Carbon |
Rahmengrößen | S, M, L, XL (im Test: XL) |
Website | www.propain-bikes.com |
Mit dem Spindrift zielte Propain bisher klar auf den langhubigen Enduro- bis Freeride-Einsatz ab. Auch die neue Ausführung der Plattform soll in diesem Bereich ein wahrer Allrounder sein. Von technisch anspruchsvollem Enduro-Gelände bis hin zu großen Hucks und dem Bikepark-Einsatz – genau richtig für Fans der harten Gangart. Als Basis dafür dienen ganze vier komplett neue Rahmen. Warum so viele? 27,5″ und 29″ bekommen jeweils ihren eigenen Rahmen, ohne Kompromisse! Dann gibt es zusätzlich noch die Möglichkeit, sich zwischen Carbon und Alu beim Rahmenmaterial zu entscheiden. Auch den Mullet-Bike-Trend bedient Propain mit dem neuen Spindrift, die Kombination aus 29″-Hauptrahmen und 27,5″-Hinterbau macht es möglich.
Vier Rahmengrößen verteilen sich über die Modellpalette – Größe S gibt es allerdings nur in Kombination mit der kleineren Laufradgröße, XL wiederum nur mit 29″-Laufrädern. Damit ist auch das Mullet-Bike mit 29″-Hauptrahmen auf die Größen M, L und XL limitiert. So, genug von Laufrad- und Rahmengrößen – was hat das Teil für einen Federweg? Aus dem Pro10-Fahrwerk quetscht Propain am Spindrift 180 mm aus dem Heck, egal welche Rahmen- oder Laufradgröße. An der Front arbeiten die dicken, neuen Federgabeln von RockShox und Fox mit 180 bis 190 mm Federweg. Zusätzlich zum Propain-üblichen Konfigurator gibt es drei Ausstattungsvarianten.

Propain Spindrift im Detail
Als Basis für das neue Propain Spindrift dienen komplett neu entwickelte Alu- und Carbon-Rahmen. Die Rahmenform und das schicke Finish knüpfen direkt an das Tyee an (zum Propain Tyee Test) und trotz vieler optischer und technischer Gemeinsamkeiten unterscheiden sich die beiden Bikes in einigen Details.
Wie am Propain Tyee verwendet Propain auch am neuen Rahmen „Blend-Carbon“ und „Blend-Aluminium“. Dahinter stecken – aus dem Englischen übersetzt – Mischungen: Der Hersteller arbeitet sowohl am Carbon- als auch am Alu-Rahmen mit verschiedenen Werkstoffeigenschaften will und diese zielgerichtet an den Stellen einsetzen, wo ihre Eigenschaften am besten funktionieren. Am Alu-Rahmen bestehen Frästeile und Rohre aus verschiedenen Legierungen, am Carbon-Rahmen werden verschiedene Materialien verwendet. Erkennbar ist das am „Raw-Carbon“-Rahmen, bei dem sich die verschiedenen Prepreg-Materialien an den unterschiedlichen Webe-Strukturen erkennen lassen.

Eine wichtige Änderung im Vergleich zum Tyee ist die Zugführung. War diese zuvor noch unter dem Hauptrahmen geführt, setzt Propain jetzt auf einen Leitungsübergang zwischen Hauptrahmen und Hinterbau über dem Tretlager, geschützt vor Steinen, Ästen und Co. Am Hinterbau verschwindet die Schaltzugaußenhülle unter dem Kettenstrebenschutz, der ebenfalls überarbeitet und mit einer zusätzlichen Lage aus weicherem Gummi versehen wurde, um die Geräuschkulisse weiter zu reduzieren.


Das wohl auffälligste Merkmal im Vergleich zum Vorgänger ist der neu positionierte Dämpfer, der seit dem Propain Hugene (zum Propain Hugene Test) innerhalb des Hauptrahmens steckt. Der Positionswechsel von hinter dem Sitzrohr nach vorne nimmt den Dämpfer aus der Schusslinie des Hinterreifens. Treu bleibt sich Propain aber mit dem Pro10-Hinterbau-System: Dabei handelt es sich um einen einteiligen Hinterbau, der durch zwei kurze Alu-Wippen mit dem Hauptrahmen verbunden wird. Das Federbein ist dabei mit beiden Wippen verbunden und wird von beiden Seiten komprimiert.
Propain setzt nicht auf Trunnion, sondern weiterhin auf Standard-Dämpferaugen. Um dem längeren Federweg gerecht zu werden, steckt jetzt aber ein 230 mm langer Metric-Dämpfer im Heck. Diesen im Hauptrahmen unterzubringen war laut Propain eine Herausforderung und erforderte etwas andere Lösungsansätze als am Tyee. Das Oberrohr ist am Übergang zum Sattelrohr auf der Unterseite etwas ausgespart, die Wippe wird etwas mehr im Rahmen versteckt als noch am kleineren Bruder.


Mit der Dämpfer-Neupositionierung ist die Sitzstrebe sehr lang und fällt aus diesem Grund recht voluminös aus, um die nötige Hinterbausteifigkeit bieten zu können. Auch das Steuerrohr wurde mit mehr Material versteift. Auf der Waage macht sich das bemerkbar – im Vergleich zum Tyee ist das etwas größere Spindrift 300 g schwerer, der Rahmen wiegt in Größe M damit glatte 3 kg ohne Dämpfer. Am Alu-Rahmen wird das Rahmengewicht mit 3,9 kg angegeben. Mitsamt Coil-Dämpfer gibt Propain für die Kompletträder in Größe L und Highend-Ausstattung 15,1 kg am CF- und 16 kg am AL-Modell an.
Bevor es mit der Geometrie weiter geht, werfen wir noch einen Blick auf die restlichen Standards und technischen Details: 49/56 mm Steuerrohr, Federgabel-Freigabe bis 608 mm Einbauhöhe, inklusive Doppelbrückenfreigabe, BSA-Tretlager, ISCG05 Kettenführungs-Aufnahme, Boost-Ausfallende mit SRAM UDH-Schaltauge, dazu eine Post-Mount-Bremsaufnahme, ein 31,6er Sitzrohr und die Montagemöglichkeit für einen Trinkflaschenhalter – sieht alles sehr vernünftig aus.
Geometrie
Mit dem Spindrift geht Propain noch ein Stück weiter als zuletzt mit der Tyee-Plattform – nicht nur beim Federweg, sondern auch bei der Geometrie. Bewegte sich das Tyee bei vergleichsweise moderaten Reach-Werten, knackt Propain am 29″-Spindrift nun die 500 mm-Marke in Rahmengröße XL. Nach unten geht es in großen 25 mm-Schritten weiter, die Hauptrahmen grenzen sich also recht deutlich voneinander ab. Üppig – bei dem Federweg aber nicht weiter überraschend – fallen auch die Stack-Werte aus. Beginnend mit 633 mm am M 29″ bis hin zu satten 660 mm am XL. Damit der Druck aufs Vorderrad noch ausreicht, ist das Bike mit einer Kettenstrebenlänge von 445 mm ausgestattet. Damit man entspannt sitzt, gibt es effektiv steile 78° Sitzwinkel. Für ausreichend Bodenfreiheit mit dem langen Federweg fällt die Tretlagerabsenkung mit 23 mm moderat aus. Ebenso moderat ist der Lenkwinkel mit 64,5°.
Am 27,5″-Rad bleiben Lenk- und Sitzwinkel als Konstanten bestehen. Reach und die Sitzrohrlänge sind gleich abgestuft wie am 29er – je 25 mm im Reach und 20 mm am Sitzrohr unterscheiden L- ,M- und S-Rahmen. Die Stack-Werte fallen ein Stück niedriger aus, die Kettenstreben sind mit 435 mm etwas kürzer. Am Mixed-Rahmen gibt es eine recht logische Mischung aus den beiden Geometrien: Reach und Stack kommen vom 29″-Hauptrahmen. Die Kettenstrebe kommt vom 27,5″-Hinterbau, entspricht also den 435 mm. Die Winkel bleiben konstant bei 64,5° und 78°. Beim Radstand liegt das Mixed-Spindrift damit ziemlich mittig zwischen den Kollegen.
Der Alu-Rahmen unterscheidet sich nur in winzigen Nuancen stellenweise vom Carbon-Flaggschiff. Einzige nennenswerte Änderung: Der reale Sitzwinkel fällt steiler aus. Am CF-Bike beträgt er durch die Bank 73,5°, am 29″- und Mixed-Alu-Rad 74,5°, am 27,5″ Alu-Rahmen sogar steile 76°. Flipchips oder ähnliches gibt es am Spindrift nicht.

Größe M | Größe L | Größe XL | |
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Sitzrohrlänge | 440 mm | 460 mm | 480 mm |
Oberrohrlänge | 584 mm | 612 mm | 640 mm |
Steuerrohrlänge | 95 mm | 110 mm | 125 mm |
Lenkwinkel | 64,5° | 64,5° | 64,5° |
Sitzwinkel - real | 73,5° | 73,5° | 73,5° |
Sitzwinkel - effektiv | 780 | 78° | 78° |
Kettenstrebenlänge | 445 mm | 445 mm | 445 mm |
Tretlagerabsenkung | 23 mm | 23 mm | 23 mm |
Radstand | 1.234 mm | 1.265 mm | 1.297 mm |
Reach | 450 mm | 475 mm | 500 mm |
Stack | 633 mm | 646 mm | 660 mm |
Geometrie Propain Spindrift CF 27,5″
Größe S | Größe M | Größe L | |
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Sitzrohrlänge | 420 mm | 440 mm | 460 mm |
Oberrohrlänge | 554 mm | 581 mm | 608 mm |
Steuerrohrlänge | 100 mm | 110 mm | 120 mm |
Lenkwinkel | 64,5° | 64,5° | 64,5° |
Sitzwinkel - real | 73,5° | 73,5° | 73,5° |
Sitzwinkel - effektiv | 78° | 78° | 78° |
Kettenstrebenlänge | 435 mm | 435 mm | 435 mm |
Tretlagerabsenkung (mm) | 10 mm | 10 mm | 10 mm |
Radstand | 1.187 mm | 1.216 mm | 1.246 mm |
Reach | 425 mm | 450 mm | 475 mm |
Stack | 608 mm | 617 mm | 626 mm |
Geometrie Propain Spindrift CF Mullet
Größe M | Größe L | Größe XL | |
---|---|---|---|
Sitzrohrlänge | 440 mm | 460 mm | 480 mm |
Oberrohrlänge | 584 mm | 612 mm | 639 mm |
Steuerrohrlänge | 95 mm | 110 mm | 125 mm |
Lenkwinkel | 64,5° | 64,5° | 64,5° |
Sitzwinkel - real | 73,5° | 73,5° | 73,5° |
Sitzwinkel - effektiv | 78° | 78° | 78° |
Kettenstrebenlänge | 435 mm | 435 mm | 435 mm |
Tretlagerabsenkung | R10 / F23 mm | R10 / F23 mm | R10 / F23 mm |
Radstand | 1.224 mm | 1.255 mm | 1.284 mm |
Reach | 450 mm | 475 mm | 500 mm |
Stack | 633 mm | 646 mm | 660 mm |
Ausstattung
Bei Propain gleicht kaum ein Bike dem anderen. Zwar gibt es inzwischen auch definierte Ausstattungsvarianten, das Propain-Konzept sticht aber vor allem durch die selbst konfigurierbaren Ausstattungen heraus. Mit dem Spindrift-Launch gibt es im Konfigurator jetzt auch langhubigere Sattelstützen von Fox und BikeYoke – auch für’s Tyee. Unser Testrad entspricht weitestgehend dem Performance-Rad, kommt aber doch mit zwei kleinen Unterschieden: Unser Rad wurde mit Newmen Evolution SL A.30-Laufradsatz und Magic Mary-/Big Betty-Reifen in Super Trail-Ausführung ausgerüstet. Außerdem wurde es an Tag 1 mit dem Super Deluxe-Luftdämpfer gefahren und erst an Tag 2 mit Stahlfeder-Dämpfer im Heck.
Werfen wir noch den Blick auf Start, Performance und Highend. Weder die prominente Sixpack-, noch die umfassende SRAM-Ausstattung sind bei Propain eine Überraschung. Cockpit, Sattel und Griffe kommen von Sixpack, Antrieb, Bremsen und an Start und Performance sogar das Fahrwerk von SRAM. Das Highend-Modell fällt mit Magura MT7-Bremsen, Fox 38, DHX2 und Transfer-Variostütze in dieser Hinsicht aus dem Rahmen. Sahnehäubchen sind die SRAM X01 AXS-Schaltgruppe und die Crankbrothers Synthesis-Carbon-Laufräder.
- Federgabel RockShox ZEB Ultimate (190 mm)
- Dämpfer RockShox SuperDeluxe und SuperDeluxe Coil (180 mm)
- Antrieb SRAM X01 Eagle
- Bremsen SRAM Code RSC
- Laufräder Newmen Evolution SL A.30
- Reifen Schwalbe Magic Mary Super Trail/ Schwalbe Big Betty Super Trail
- Cockpit Sixpack Millenium (805 mm) / Sixpack Millenium (35 mm)
- Sattelstütze BikeYoke Revive (185 mm)

Propain Spindrift | Start | Performance | Highend |
---|---|---|---|
Rahmenmaterial | Carbon oder Alu | Carbon oder Alu | Carbon oder Alu |
Federgabel | RockShox ZEB R 180mm | RockShox ZEB Ultimate 190mm | Fox 38 Factory Kashima 180mm |
Dämpfer | RockShox Select R Coil 180mm | RockShox Super Deluxe Ultimate RCT Coil 180mm | Fox DHX2 Factory 180mm |
Vorbau | SIXPACK Vertic 35 | SIXPACK Vertic 35 | SIXPACK Millenium 35 |
Lenker | SIXPACK Millenium 805 | SIXPACK Millenium 805 | SIXPACK Millenium Carbon 805 |
Griffe | Propain | Propain | Propain |
Bremse (vorne/hinten) | SRAM G2 R 203mm/203mrn | SRAM Code RSC 200mm/200mm | Magura MT7 203mm/203mm |
Schaltung | SRAM GX Eagle | SRAM X01 Eagle | SRAM X01 Eagle AXS |
Laufräder | PROPAIN ZTR FLOW S1 | Stans NoTubes FLOW EX3 Enduro | Crankbrothers Synthesis Enduro Carbon i9 |
Reifen | Schwalbe Magic Mary | VEE Flow SNAP Trail | Schwalbe Magic Mary |
Sattelstütze | Propain Sattelstütze | Bikeyoke Revive | Fox Factory Transfer |
Sattel | SIXPACK Kamikaze | SIXPACK Kamikaze | SIXPACK Kamikaze |
Technische Daten
Alle technischen Daten, Details und Standards des Propain Spindrift CF findet ihr in der folgenden Tabelle zum Ausklappen:
Kinematik | Pro 10, Shortlink Viergelenker | |
---|---|---|
Verschiedene Lager-Größen | 1 | im Hinterbau |
Gesamtzahl Lager im Hinterbau | 8 | Anzahl |
Lagerbezeichungen | 61902 (15x28x7) | Herstellerangabe |
Hinterbau Einbaumaß | 148 mm x 12 mm | Einbaubreite x Achsdurchmesser |
Maximale Reifenfreiheit Hinterbau | Eine Pauschalaussage ist hier durch die Toleranzen der Breitenangaben der Reifenhersteller nicht möglich. z.B. passen Schwalbe Reifen bis 2,4, VEE bis 2,35 und Maxxis bis 2,5WT. | |
Dämpfermaß | 230 x 65 mm | Gesamtlänge x Hub |
Trunnion-Mount? | Nein | |
Dämpferhardware erstes Auge | 8 x 33 mm | Bolzendurchmesser x Einbaubreite |
Dämpferhardware zweites Auge | 8 x 44 mm | Bolzendurchmesser x Einbaubreite |
Freigabe für Stahlfederdämpfer | Ja | |
Freigabe für Luftdämpfer | Ja | |
Empfohlener Dämpfer-SAG | 30% | In % oder mm |
Steuerrohr-Durchmesser | 49 mm, 56 mm | oberer Durchmesser, unterer Durchmesser |
Maximale Gabelfreigabe | 608 mm Einbauhöhe, Doppelbrückenfreigabe | Federweg bzw. bis zu welcher Einbauhöhe |
Tretlager | BSA 73 mm | welcher Standard, Durchmesser, Breite |
Kettenführungsaufnahme | ISCG05 | |
Umwerferaufnahme | Nein | |
Schaltauge | SRAM UDH | Typ, Kosten in € |
Optimiert auf welches Kettenblatt | 32t | Zahnzahl |
Bremsaufnahme | Post Mount, 7" (180 mm Scheibe ohne Adapter fahrbar) | welcher Standard |
Maximale Bremsscheibengröße | 200 mm | |
Sattelrohrdurchmesser | 31,6 mm | |
Sattelklemmendurchmesser | 34,9 mm | |
Maximale Stützen-Einstecktiefe | 215 mm (Gr. M) | |
Kompatibel mit Stealth-Variostützen? | Ja | |
Messung Sitzwinkel | ||
Flaschenhalteraufnahme | Ja | Einer, Oberseite des Unterrohrs |
Andere Extras, Werkzeugfächer | – | |
Gewicht Rahmen | 3.000 g CF, 3.900 g AL | Gr. M ohne Dämpfer |
Gesamtgewicht Bike | ab 15,1 kg CF, 16 kg AL | Highend, Gr. L, DHX2 Coil-Dämpfer |
Garantie/Service | 3 Jahre Garantie und Crash-Replacement auf Alu-Rahmen, 5 Jahre Garantie und Crash-Replacement auf Carbon-Rahmen. Details: propain-bikes.com |
Auf dem Trail
Nachdem der Lenker gekürzt und das Setup eingestellt war, ging es zum Freeride Bike Test zunächst auf drei Runden in den Bikepark Serfaus-Fiss-Ladis, bevor ein kleiner Ausflug auf die restlichen Trails der Region noch einen Einblick ins Kletterverhalten des Bikes geben sollte. Tag zwei wurde auf dem Super Deluxe Coil in Kombination mit zwei verschiedenen Federhärten absolviert – am Abreisetag ergriffen wir noch die Gelegenheit, das Spindrift mit Doppelbrückengabel zu fahren.
Nimmt man auf dem Spindrift Platz, fühlt man sich recht schnell zu Hause. Nicht zu kompakt, nicht zu gestreckt sitzt man auf dem Rad, die Bodenfreiheit war für das befahrene – zugegeben nicht extrem technische – Gelände genügend, Pedal-Aufsetzer gibt es keine. Die etwas längere Kettenstrebe hilft, das Vorderrad auf dem Boden zu halten. Punkt 1 für eine solide Bergauf-Performance? Check! Um einiges beeindruckender ist aber, wie wenig Bewegung im Fahrwerk ist, wenn man in die Pedale tritt. Greifen wir etwas vor: Wir sind mit recht viel Lowspeed-Druckstufe gefahren, der Griff zum Plattform-Hebel war im bisherigen Testzeitraum damit obsolet. Erst wenn man sehr unruhig tritt oder im Wiegetritt unterwegs ist, spürt man, wie das Fahrwerk in den üppigen Federweg geht. Zwischenstand: das Rad klettert für diese Klasse sehr gut und bietet mit gut rollenden Reifen und auf geringes Gewicht getrimmter Ausstattung eine gute Basis für einen extra langhubigen Tourer.

Aber sind wir uns mal ehrlich: Freeriden passiert eher auf dem Weg nach unten. Und den wollen wir uns als nächstes anschauen. Wer denkt, dass ein so dickes Rad auf moderateren Trails keine Freude bereitet, sollte das Spindrift mal auf eine Ausfahrt mitnehmen. Fans von satter Fahrwerksperformance lassen den Dämpfer offen und bekommen hier ein Bike, das angenehm bügelt und gut Tempo hält. Wer gerne Pumptrack fährt und es auf moderaten Trails schon gerne krachen lässt, bekommt mit mehr Druckstufe überraschend viel Gegenhalt vom Heck. Die gute Plattform sorgt dafür, dass sich der Hinterbau sehr definiert anfühlt und das Heck höher im Federweg hält. Dabei wird das Rad aber nicht unnötig harsch. Ein spannender Kompromiss!
Aber moderate Trails? Das ist immer noch kein Freeriden. Wir wollen mehr Tempo, wir wollen ruppige Linien und wir wollen durch die Luft fliegen! Einmal alles, viel davon – gut, dass der Bikepark das meiste davon abdeckt. Also rauf auf die Jumplines, rauf auf die Downhill-Strecken und auf mit der Bremse. Mit mehr Tempo wacht das Spindrift zunehmend auf, spendiert große Kontrolle und animiert dazu, sein Können zu fordern. Immer schneller drehen wir unsere Runden, immer weiter gehen die Sprünge. Das Spindrift folgt. Voll ausgewogen also? In Summe ist die Balance des Bikes sehr gut, der hohe Stack erforderte bei uns aber, die unter dem Vorbau montierten Ahead-Spacer nach oben zu nehmen, um etwas mehr Traktion auf die Front zu bekommen – eine Eigenheit, die sich aber auch durch einen etwas längeren Vorbau beheben ließ und dank der ebenso langen Kettenstrebe am M oder L Rad wohl weniger auffallen dürfte.

Wie steht es mit den Reserven? Bei Freigabe für Stahlfeder- und Luftdämpfer und darauf hin angepasster Endprogression hatten wir zunächst eine etwas sparsamere Federwegs-Ausnutzung am Luftdämpfer erwartet, wurden aber schnell eines Besseren belehrt. Das Rad geht gut mit seinem Federweg um und nutzt diesen fleißig, ohne dabei indirekt und schwammig zu werden. Lediglich zwei spürbare Durchschläge konnten wir mit der etwas zu weichen 350 lbs-Feder im Super Deluxe Coil feststellen – einmal bei vielen harten und aufeinanderfolgenden Schlägen, ein zweites Mal bei einem Case, den nicht mal ein Spitzen-Anwalt noch hätte retten können. Mit der 400 lbs Feder war die Balance im Fahrwerk stimmiger und Durchschläge gab es keine mehr.
Insgesamt spiegelt das Propain Spindrift CF somit auch im Fahrverhalten die große Vielfalt wider. Ein Fahrwerk, das verschiedene Vorlieben von satt bis straff bedient und Reserven für diejenigen bietet, die auf der Suche nach hoher Fahrsicherheit sind, aber auch bei hohem Tempo viel Kontrolle und gut Pop für aktive Absprünge liefert. Eine Geometrie, auf der man sich sowohl sitzend als auch stehend schnell zurechtfindet und die ausreichende Sicherheit für den angedachten Einsatzbereich bietet. Moderater Rahmen-Flex, der mit steiferen wie weicheren Laufrädern jeweils gut harmonierte und somit auch keine Kompromisse an die Laufradauswahl stellt. Ein rundes Paket. Ein Rad, mit dem man viel machen kann und das vor wenig zurückschreckt. Ein echtes Freeride-Bike? Propain schlägt mit dem Spindrift eine vielseitige Brücke zwischen Trail und Downhill – wenn man das Freeride taufen will, dann ist das Spindrift eine gute, moderne Interpretation dieses Begriffs.


Das ist uns aufgefallen am Propain Spindrift CF
- Cockpit Mit 805 mm Breite finden wir den Lenker angemessen, abschneiden geht immer. Wir kürzten um 30 mm. Am Testrad war zudem der Sixpack-Vorbau mit 35 mm Länge montiert, beim Test mit der Boxxer sind wir einen 50 mm-Vorbau gefahren. Am XL-Rad war die Gesamtbalance im Rad noch einen Ticken angenehmer.
- Newmen-Laufräder Schon in mehreren Tests haben wir den Newmen-Laufrädern sehr gute Performance und Haltbarkeit attestiert. Entsprechend froh waren wir über den Laufrad-Spec von Propain. Leider hatten wir diesmal kein Glück: Mehrmals lockerten sich die Speichen. Wir gehen davon aus, dass dieses Problem zum Launch behoben wird.
- Schwalbe Big Betty Super Trail Auf einem Rad dieser Klasse ist die Super Trail-Karkasse vor allem für aktivere oder schwere Fahrer nicht ideal. Nicht wegen der Haltbarkeit, eher wegen dem Support in Kurven. Bereits bei etwas höheren Reifendrücken gab die Karkasse nicht ausreichend Gegenhalt bei schnellen Kurvenwechseln. Etwas weniger Druck wäre für die Reifentraktion angenehm gewesen. Propain überlegt, die Super Gravity-Karkasse mit in den Konfigurator aufzunehmen.
- Dämpferausbau Der Dämpferwechsel am Propain Spindrift ist nicht ganz einfach. Vor allem beim Stahlfeder-Dämpfer ist das für den Federwechsel nicht ganz ideal.
- Coil vs. Air Tag 1 absolvierten wir mit dem Luftdämpfer, Tag 2 mit dem Coil-Dämpfer. Vor allem im Hinblick auf die Dämpfer-Demontage punktet der Luftdämpfer mit dem vereinfachten Setup. Support bieten beide viel, die Endprogression ist für den Coil-Dämpfer ausreichend. Mit Stahlfeder gibt es aber ein gewaltiges Stück mehr Traktion am Heck.
- Lenkwinkel Reichen 64,5° an einem solchen Rad? Eine Frage, auf die wir am Trail zwei Antworten gefunden haben. In 99% der Fälle reichte uns der Lenkwinkel aus, flacher könnte die Balance durcheinanderbringen. Im absoluten Grenzfall hätten wir uns ein einziges Mal einen etwas flacheren Lenkwinkel gewünscht. Wir lassen uns also auf den Kompromiss ein und sagen: 64,5° sind ausreichend – dank 49/56er Steuerrohr kann man aber auch mit Winkelsteuersätzen experimentieren.





Fazit – Propain Spindrift CF Test
Propain knüpft mit dem neuen Spindrift nahtlos an die gute Performance des Tyee an. Es sticht nicht nur durch die gewaltige Flexibilität der Plattform mit drei Laufradgrößen-Varianten und Carbon- oder Alu-Rahmen heraus, sondern auch auf dem Trail: Hervorragendes Kletterverhalten mit ausreichend Druck auf der Front und antriebsneutralem Verhalten treffen auf eine hohe Fahrsicherheit auf dem Weg zurück ins Tal. Je nach Dämpfer und Abstimmung erhält man mit dem Hinterbau maximalen Grip und sattes Fahrverhalten bis hin zu gutem Support für aktive Fahrer.

Pro / Contra
Stärken
- Hinterbaufunktion
- Flexibilität der Plattform
- Antriebsneutraler Hinterbau
Schwächen
- Dämpfer-Demontage

Wie gefällt euch das neue Propain Spindrift und in welcher Konfiguration würdet ihr es euch in die Garage stellen?
Testablauf
Das Propain Spindrift CF wurde im Rahmen eines Pressecamps in Serfaus-Fiss-Ladis für 2,5 Tage getestet. Neben einem Tag im Bikepark stand auch eine Runde zum Selbsttreten auf dem Programm. Die Kosten für das Pressecamp wurden von Propain getragen.
Hier haben wir das Propain Spindrift CF getestet
- Serfaus-Fiss-Ladis: Bikepark und Trails in der Umgebung
- Fahrstil
- flüssig
- Ich fahre hauptsächlich
- Downhill, Enduro
- Vorlieben beim Fahrwerk
- auf der straffen Seite, viel Druckstufe, Balance zwischen Front und Heck
- Vorlieben bei der Geometrie
- vorne lang, hinten mittellang, flacher Lenkwinkel
171 Kommentare
» Alle Kommentare im ForumDanke. Den kenne ich schon. Der hat mich überhaupt auf die Idee gestoßen.
Ich hatte es mal eine Zeit lang getestet. Ich hatte in der Zeit durch das tiefere Tretlager deutlich öfters als sonst Bodenkontakt mit Bashguard und Pedalen.
Im Bikepark oder beim Ballern war es (bis auf die öfteren Aufsetzter) top - Uphilleigenschaften habe ich nicht negativ abgespeichert. Weiß aber gar nicht ob ich zu der Zeit große Touren mit vielen Höhenmetern gefahren bin.
Ich wollte es eigentlich auch nochmal testen, dann aber mit Offestbuchen, die die Veränderung in der Geometrie wieder etwas näher Richtung full 29er bringen.
Ich bin auch eine ganze Saison mit eine. 27,5er Hinterrad gefahren.
Negativ in Erinnerung geblieben ist mir das zu tiefe Tretlager und hier das a) bei voller Ausnutzung des Federwegs gerne mal die Pedale Bodenkontakt hatten wenn die Kurbeln nicht genau waagrecht waren und b) das ich im Uphill sehr oft mit dem Pedal hängen geblieben bin. Dafür geht der Hobel halt noch leichter ums Eck und im extrem steilen Gelände hängt man man mit dem Popo nicht so schnell auf dem HR.
Ich bin zurück auf Full 29 und bleib dabei. War insgesamt besser bei dem 29er Rahmen.
Ich habe meinem CF 29 auch vor ein paar Wochen ein 27,5" Hinterrad spendiert und die Gabel auf 190mm getravelt und finde es im Bikepark deutlich agiler. Da ich es mit DH Schaltung eh nur noch im Bikepark nutze, interessiert mich Uphill nicht. Eigentlich kann ich alle Vor- und Nachteile von Mullet bestätigen. Mir gefällt es aber sehr gut so. Mich würde noch die Erfahrung mit Doppelbrückengabel im Spindrift interessieren.
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