POC, der schwedische Protektorenhersteller, kooperiert mit dem Autohersteller Volvo: Mithilfe von neuen Testverfahren sollen Erkenntnisse gewonnen werden, die in die Entwicklung der Produkte mit einfließen und so den Schutz von den Radfahrern im Straßenverkehr erhöhen soll. In der Pressemitteilung findet ihr alle Informationen.
Laut Statistischem Bundesamt starben 2018 allein in Deutschland 455 Radfahrer bei Unfällen im Straßenverkehr. Um mehr Sicherheit für alle Teilnehmer zu generieren, haben sich Autohersteller schon verschiedene technische Hilfsmittel einfallen lassen. So verfügt etwa Volvo schon seit 2013 neben der Fußgänger-Erkennung über eine extra Radfahrer-Erkennung. Um dennoch noch mehr Sicherheit zu generieren, forscht Volvo nun in Zusammenarbeit mit der ebenfalls aus Schweden stammenden Firma POC. POC ist in der Radindustrie bekannt für ihre Helme und Protektoren.
Die beiden Firmen sehen ein Problem in den bisherigen Testverfahren für Fahrradhelme: Bisher wurden diese nur für Stürze auf den Boden ausgelegt. Hierbei wird mit Hilfe eines Helmes samt Dummy ein Sturz auf eine gerade oder leicht schräge Oberfläche simuliert. Fahrrad-trifft-Fahrzeug-Unfälle wurden bisher nicht berücksichtigt. Genau hier wollen die beiden Firmen ansetzen, um zum einen die Schutzwirkung der Helme zu verbessern und zum anderen für einen Erkenntnisgewinn, der in die Sicherheitssoftware der Fahrzeuge mit einfließen soll.
Das neue Forschungsprojekt der Schweden umfasst verschiedene, eigens entwickelte Crashtests im Volvo-Sicherheitszentrum in Göteborg. Laut Volvo sind sie ein Teil von weiteren, umfangreicheren Untersuchungen zu Verletzungen und deren Langzeitfolgen von Radfahrern. So werden nun etwa Crashtest-Dummies, ausgestattet mit POC-Helmen, mit verschiedenen Geschwindigkeiten und in verschiedenen Winkeln auf unterschiedliche Bereiche einer Motorhaube geschossen.
Weitere Informationen findet man im Video:
Neben den beiden Firmen sind an dem Projekt zur Erforschung der Arten von Verletzungen und deren Langzeitfolgen zudem noch das KTH Royal Institute of Technology, MIPS und Autoliv beteiligt. Die Erkenntnisse aus diesem Forschungsprojekt werden der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
„Dieses Projekt mit POC ist ein gutes Beispiel für unseren Pioniergeist in Sachen Sicherheit. Wir entwickeln oft neue Testmethoden für anspruchsvolle Verkehrsszenarien. Unser Ziel ist es nicht nur, gesetzliche Anforderungen zu erfüllen oder Ratingtests zu bestehen. Stattdessen entwickeln wir Technik für reale Verkehrssituationen, die die Sicherheit weiter verbessert.“ – Malin Ekholm, Leiterin des Volvo Cars Safety Centre
Meinung von Mtb-News:
Bei den erschreckend hohen Unfallzahlen mit tödlichem Ausgang ist eine spezifischere Forschung sicherlich ein sinnvoller Schritt. Schon bisher vermindert ein Fahrradhelm das Ausmaß von Kopfverletzungen um ein Vielfaches. Wenn nun das neue Forschungsprogramm zum einen dafür sorgen kann, dass Helme noch sicherer werden und zum anderen, dass Autos verbesserte Notbremsprogramme bekommen, ist dies aus Radfahrersicht natürlich sehr zu begrüßen. Dennoch muss sich unserer Meinung nach außerdem insbesondere an der Verkehrsplanung etwas tun: Bisher werden Radfahrer in (deutschen) Städten sehr stiefmütterlich behandelt. Noch immer regiert der König Auto, Radfahrer als schwächeres Glied in der Kette haben so also oft das Nachsehen – dementsprechend sieht die Verkehrsführung aus.
Solange beispielsweise Radwege von Lkws gequert werden müssen, läuft hier etwas schief. Da laut Statistischem Bundesamt zudem der Anteil von Pedelec-Fahrern bei Unfällen mit tödlichem Ausgang enorm hoch ist, sollte die Bike-Industrie zudem über geeignete Programme – etwa gezielte Fahrtechnikschulungen für alle elektronisch unterstützten Fahrräder – nachdenken. Zusammenfassend kann man also sagen, dass das Projekt von Volvo und POC alleine schon deshalb ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung ist, da so ein für Radfahrer enorm entscheidender Aspekt in das Bewusstsein gerückt wird – die eigene Sicherheit.
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