POC Coron im Test: In Zusammenarbeit mit Martin Söderström entwickelten die Schweden einen neuen Vollvisier-Helm, welcher seitdem eine der fixen Konstanten neben den Dickschiffen wie Troy Lee Designs D3 oder Bells Full 9 darstellt. Besonders macht die Neuentwicklung dabei ein internes Ventilationssystem, eine Multi-Impact-Konstruktion an der Schale und das schlagabsorbierende Innenmaterial sowie das Markenzeichen von POC: Ein minimalistisches, schickes Design. Hier ist der Test!
POC Coron – kurz & knapp
- M-Forge-Schale
- Multi-Impact EPP-Innenmaterial
- Internes Ventilationssystem
- Größen: XS–S, M–L, XL–XXL
- Gewicht: 1204 g (Herstellerangabe), 1303 g(nachgewogen)
- Preis: 500 € UVP | Bikemarkt: POC Coron kaufen
- www.pocsports.com
Im Detail
POC ist bekannt für auffällige, runde Designs – verknüpft mit dem Streben nach hoher Schutzwirkung. So wundert es nicht, dass der Coron in Zusammenarbeit mit dem sturzerprobten POC-Athleten Martin Söderström entwickelt wurde. Verglichen mit dem Cortex, Vorgänger und erster Vollvisier-Helm der Schweden, ist der Helm ein gutes Stück wuchtiger geworden. Nicht nur optisch, auch auf das Gewicht schlägt sich dies nieder. Hier gilt es, einen schmalen Grat zwischen hoher Schutzwirkung und geringem Gewicht zu treffen, denn jedes Gramm mehr sorgt beim Sturz für höhere Kräfte beim Einschlag. POC positioniert sich hier an der 1.200 g Marke, an der auch viele andere Carbon-Vollvisier-Helme nagen.
POC bietet den Helm in drei Größen an, kann aber durch verschiedene Einsätze und kleine Klebe-Pads genau an den Kopf angepasst werden. Im Lieferumfang liegen diverse Pads in unterschiedlichen Größen bei. Schon ohne Pads bietet der Coron aber eine angenehme Passform, engt nicht ein, drückt nicht, aber sitzt solide und ohne zu wackeln.
Wie steht es aber um die Sicherheit? Umhüllt ist der POC Coron mit der M-FORGE® Schale, einem Faserverbundstoff, der im Vergleich zu vorher verwendeten Materialien nicht nur mehr Resistenz bieten soll, sondern auch nach mehreren Einschlägen noch die gleiche Performance bieten soll. Im Inneren verwenden die Schweden einen sogenannten „Multi-impact EPP liner“ – der Helm sollte also nicht schon nach einem Sturz reif für die Mülltonne sein. An dieser Stelle appellieren wir allerdings an die Vernunft: Die eigene Sicherheit sollte man nicht hinten anstellen und nach schweren Stürzen den Helm tauschen.
Als zusätzliches Feature dient das „Breakaway“-Visier. An den zwei Befestigungsschrauben auf den Seiten des Helms ist das Visier geschlitzt, damit es einfach abbrechen kann. An der mittleren Befestigung kann das Visier herausklappen – somit soll bei einem Sturz aufs Visier nicht der Helm vom Kopf gedreht werden, sondern lieber das Visier ausweichen können.
Technische Daten
Zertifizierungen | EN 1078, CPSC 12.03, AS/NZ 2063:2008, ASTM F1952 |
Material | M-Forge-Fiber-Material, EPP-Material (Expandiertes Polypropylen) |
Verschluss | DD-Ring Verschluss |
Größen | XS–S, M–L, XL–XXL |
Gewicht Herstellerangabe | 1204 g |
Gewicht nachgemessen | 1303 g |
Farben | schwarz, weiss, grau, hellblau, gelb, rot, weinrot |
Weitere Details | Neckbrace kompatibel, Austauschbare Backenpolster, Kompatibel mit allen Brillen, X Lufteinlässe |
Preis | 500 € |
Auf dem Trail
Wie beschrieben, sitzt der POC Coron bereits ab Werk, also ohne Verwendung der kleinen Polster, sehr gut am Kopf. Dabei sei erwähnt, dass ich bei POC mit einem Kopfumfang von knapp 58 cm den M/L-Helm fahre. Auch beim Vorgänger Cortex und den Modellen Trabec, Receptor und Crane hatte ich mit der Passform nie Probleme – einzig am Tectal ist die Passform für meinen Kopf nicht so gut, wie ich es von den anderen Modellen gewohnt war. Zieht man den Vorgänger zum Vergleich heran, sitzt der Helm etwas enger, dafür aber auch sicherer am Kopf. Fängt der Trail an extrem zu rumpeln, rutscht der Helm so nicht hin und her. Eine recht große Öffnung nach unten ist für rundere Kopfformen angenehm, da die Ohren beim An- bzw. Ablegen des Helms nicht so stark verbogen werden.
Im Einsatz wurde der POC Coron teils ohne, aber meist mit Goggle gefahren. Auch ohne die zusätzliche Abstützung der Brille sitzt der Helm gut – hier hatten wir in der Vergangenheit mit anderen Helmen Schwierigkeiten. Vor allem für die Fahrer, die über einen Einsatz für Dirtjump oder Slopestyle nachdenken und die meiste Zeit ohne Goggle fahren wollen, ist das praktisch. Alle anderen profitieren von der großen Öffnung nach vorne. Diverse Brillen hatten wir im Testzeitraum auf dem Kopf: Adidas, 100%, Oakley, Smith, Spy, Scott und O’Neal – die großen Brillen mit breitem Sichtfeld haben ohne Probleme in den Helm gepasst.
Auffällig wenige Belüftungsöffnungen sind im oberen Bereich in die Außenhülle eingebracht, einzig der Kinnbügel ist mit vielen Öffnungen versehen. In der Praxis kann der Helm zwar genügend Luftzufuhr für die Atmung bieten, der Kopf dürfte aber gerne besser belüftet sein. Praktisch ist aber: Schwitzt man den Helm voll oder schlammt die Pads ein, lassen sich alle Polster einfach entnehmen und in der Waschmaschine reinigen. Ein Doppel D-Ring-Verschluss ist in der Handhabung, verglichen mit anderen, sehr gut funktionierenden Systemen am Markt, eher unpraktisch. Nach etwas Eingewöhnungszeit lässt sich der Helm aber in Sekundenschnelle schließen.
Das ist uns aufgefallen
- Lack Ein kleines Wegrutschen sorgte für ein Verdrehen des Visiers, an dem in Folge der Lack etwas abplatzte.
- Dämpfe Unser Testmuster benötigte sehr viel Zeit um auszudampfen. Während diesem Zeitraum wollte man den Helm nicht in Schlafzimmer/Aufenthaltsraum aufbewahren.
Fazit von MTB-News.de
Solide Passform, kein Wackeln und sicherer Sitz – der POC Coron kann an die Performance des Vorgängers anknüpfen. Mit gewohnt schickem Design und diversen durchdachten Sicherheitsfeatures ist der POC Coron ein guter Begleiter für alle, die mit hohen Geschwindigkeiten bergab in hartem Gelände unterwegs sind.
Pro / Contra
Pro
- Guter Tragekomfort
- Sinnvolle Anpassbarkeit
- Hohe Schutzwirkung
Contra
- Belüftung könnte besser sein
- Hoher Preis
Preisvergleich
Testerprofil
- Fahrstil
- flüssig
- Ich fahre hauptsächlich
- Downhill, Enduro
- Vorlieben beim Fahrwerk
- auf der straffen Seite, viel Druckstufe, Balance zwischen Front und Heck
- Vorlieben bei der Geometrie
- vorne lang, hinten mittellang, flacher Lenkwinkel
Warum MTB-News Helme nicht auf dem Prüfstand testet
Jeder Helm muss verschiedene Tests und Normen bestehen, bevor er auf dem europäischen Markt verkauft werden darf. Die Praxisrelevanz dieser Normen, bei denen die Helme nach einem standardisierten Verfahren auf einem Prüfstand getestet werden, wird teilweise kontrovers diskutiert. Um eine Verkaufserlaubnis für den europäischen Markt zu erhalten, müssen Fahrradhelme bestimmte Standards erfüllen.
Hierzulande besonders relevant ist die Prüfnorm DIN EN 1078. Bei dieser Norm fällt der Helm – inklusive Prüfkopf, dessen Masse zwischen 3,1 und 6,1 kg beträgt – zunächst aus einer Höhe von etwa 150 cm mit einer Aufprallgeschwindigkeit von 19,5 km/h auf eine Stahlplatte. Anschließend fällt der Helm aus einer Höhe von circa 110 cm auf ein dachförmiges Ziel. Die Aufprallgeschwindigkeit beträgt hier 16,5 km/h. Im Prüfkopf befindet sich ein Sensor, der die Beschleunigung misst. Liegt diese unter 250 g, gilt der Test als bestanden und die Norm ist erfüllt.
Die Hersteller der Helme kommunizieren nur, wenn der Helm den Test bestanden hat – nicht jedoch mit einem konkreten Prüfergebnis. Die schwedische Versicherung Folksam hat 2015 mit einem aufwändigen Versuchsaufbau mehrere Helme auf dem Prüfstand getestet und anschließend die Ergebnisse veröffentlicht. Studien aus dem American Football zeigen, dass Gehirnerschütterungen ab einer Einwirkung von 60 bis 100 g auftreten können. Bei einer Einwirkung von 250 g – also dem Höchstwert, den ein Helm bei der DIN EN 1078 aufweise darf – liegt ein 40-prozentiges Risiko für eine Schädelfraktur vor.
Bei unseren Helmtests haben wir uns gegen einen Test auf dem Prüfstand entschieden. Dieses Thema haben wir vorab redaktionsintern diskutiert und uns dabei unter anderem folgende Fragen gestellt:
- Simuliert man auf dem Prüfstand nur die beiden Situationen, die auch für die Erfüllung der DIN EN 1078-Norm relevant sind?
- Wie relevant ist ein Aufprall aus einer Höhe von 150 cm mit einer Aufprallgeschwindigkeit von 19,5 km/h auf eine Stahlplatte für einen Trail- oder Enduro-Helm?
- Und wie relevant ist ein Aufprall aus einer Höhe von 110 cm auf ein dachförmiges Ziel für einen Trail- oder Enduro-Helm?
- Sollte man nicht auch die auf den Kopf einwirkenden Rotationskräfte messen?
- Wie simuliert man im Labor einen bei einer Trailfahrt typischen Sturz?
- Müsste man nicht mehrere Ausführungen ein und desselben Helmes auf dem Prüfstand testen, um eine Serienstreuung auszuschließen?
- Wie, wo und wann testet man?
- Wie viel Schutz bietet ein Helm, der im Labor hervorragend funktioniert, in der Praxis aber schlecht auf dem eigenen Schädel sitzt?
- Wie viele Helme müsste uns eigentlich jeder Hersteller zuschicken, damit wir jedes der 13 Modelle sinnvoll im Labor und auf dem Trail testen können?
Die Antwort auf die Frage, weshalb wir die Helme nicht im Labor auf dem Prüfstand getestet haben, ist also komplexer, als man zunächst annehmen würde. Unter idealen Bedingungen hätten wir natürlich gerne jeden Helm auch hinsichtlich seiner konkreten Schutzwirkung möglichst objektiv, reliabel und valide getestet. Generell begrüßen wir es, wenn die Hersteller der Helme den Fokus vor allem auf sicherheitsrelevante Aspekte legen und würden uns eine praxisrelevante Überarbeitung der aktuell für Trail- und Enduro-Helme notwendigen DIN EN 1078 wünschen.
Welchem Hersteller vertraut ihr, wenn es um eure Sicherheit geht?
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