Orbea Occam im Test: Das neue Orbea Occam ist vielseitiger denn je. Das Trail-Bike rollt auf 29″-Laufrädern und kommt wahlweise mit 140 mm oder 160/150 mm Federweg. Wir konnten das Occam bereits für euch ausprobieren. Alle Infos und unserem Testeindruck gibt’s hier.
Video: Neues Orbea Occam Trail-Bike
Steckbrief: Orbea Occam
Einsatzbereich | Trail |
---|---|
Federweg | 140-160 mm/140-150 mm |
Laufradgröße | 29ʺ |
Rahmenmaterial | Aluminium, Carbon |
Rahmengrößen | S, M, L, XL (im Test: L) |
Website | www.orbea.com |
Preisspanne | 2.799 € bis 9.999 € |
Mit dem neuen Orbea Occam stellen die Basken nicht nur ein, sondern gleich zwei neue Mountainbikes vor. Ab sofort kann sich der Kunde zwischen dem Occam SL und dem Occam LT entscheiden. Ersteres verfügt über 140 mm Federweg und soll sich perfekt für sportliche Trailtouren und Abenteuer-Ausfahrten eignen, während Letzteres einen etwas abfahrtslastigeren Fokus hat. Dafür stehen beim Occam LT 160 mm Federweg vorn und 150 mm am Heck zur Verfügung.
Beide Trail-Bikes rollen auf 29″-Laufrädern und teilen sich die gleiche Rahmenplattform. Die abweichenden Fahreigenschaften und Ausrichtung der Bikes erreicht Orbea durch Federelemente mit unterschiedlichem Hub und spezifische Dämpferyokes. Beim Rahmenmaterial hat der Kunde die Wahl zwischen Aluminium oder Carbon. Preislich liegt das Occam je nach Konfiguration zwischen 2.800 € und 10.000 €.
Wir hatten bereits die Möglichkeit, das Orbea Occam SL und LT mit Carbon-Rahmen für euch auszuprobieren. Wie sich die Bikes auf dem Trail geschlagen haben, erfahrt ihr hier.
Im Detail
Wie bereits erwähnt, präsentiert Orbea mit dem neuen Occam nicht nur ein, sondern gleich zwei neue Bikes. Diese unterscheiden sich zwar recht deutlich hinsichtlich der Fahreigenschaften und Ausrichtung, teilen sich aber dennoch die gleiche Rahmenplattform. Sprich: Hinterbau und Hauptrahmen sind beim Occam SL und Occam LT identisch. Erreicht werden die Unterschiede durch verschiedene Dämpferyokes und Federelemente mit unterschiedlichem Hub.
Außerdem verfügt das Occam SL über einen Remote-Lockout für Dämpfer und Federgabel. Das Besondere dabei: Kabel und Anlenkung des Dämpferlockouts sind von außen praktisch nicht sichtbar. Ermöglicht wird dies durch eine Kooperation mit Fox: Hierfür wurde der Rebound-Versteller am Fox Float X auf die andere Seite des Dämpferkörpers verlegt und damit räumlich vom Plattform-Lockout der Druckstufe getrennt. Diese sogenannte Inside-Line-Technologie hat sich Orbea patentieren lassen. Sie erlaubt es, den Dämpfer so im Rahmen zu verbauen, dass der Lockout von außen unsichtbar ist und man trotzdem problemlos den Rebound verstellen kann.
Auf dieses Feature muss man beim Occam LT verzichten. Dafür gibt es hier einen sehr smarten Flipchip, der bei der Carbon-Dämpferverlängerung des SL fehlt. Dieser lässt sich dank seiner exzentrischen Bauweise innerhalb von Sekunden und ohne das komplette Herausnehmen des Dämpferbolzens umstellen: Dämpferbolzen lösen, Flipchip durch Ein- oder Ausfedern des Hinterbaus umstellen, Dämpfebolzen wieder anziehen – fertig. Durch die Ein- oder Ausfederbewegung des Hinterbaus gleitet der Flipchip dabei einfach in die entsprechend anderen Position und verstellt den Lenkwinkel um 0,5° sowie die Tretlagerhöhe um 8 mm.
Logischerweise teilen sich beide Bikes die bereits vom Vorgänger bekannte Formensprache mit dem auffälligen asymmetrischen Rahmendesign. Auch die ebenfalls erhältliche Aluminium-Variante bildet hierbei keine Ausnahme. Der Aluminium-Rahmen kommt zudem mit allen Features der Carbon-Variante und hinterlässt dank verschliffener Schweißnähte am Hauptrahmen einen ziemlich hochwertigen Eindruck. Gewichts-technisch liegt die Alu-Variante bei rund 3.300 g, während das Carbon-Modell mit 2.250 g circa 1 kg leichter ausfällt.
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Genau wie beim Enduro-Bike Rallon (Orbea Rallon-Test), gibt es auch beim Occam künftig ein Staufach im Unterrohr. Gegenüber dem Rallon fällt der Eingriff hier allerdings deutlich größer aus und der Verschluss wurde komplett neu gestaltet. Auch das integrierte Orbea-Multitool ist natürlich mit von der Partie. Dieses wird magnetisch an Ort und Stelle gehalten und beinhaltet Inbus-Schlüssel der Größen 3, 4 und 5 mm. Zudem findet sich ein 6 mm-Inbus-Schlüssel in der Hinterrad-Achse.
Wie auf den Fotos unschwer zu erkennen ist, setzt das neue Occam auf eine integrierte Zugführung durch den Steuersatz. Dennoch sollen sich die Leitungen und Zügen dank des Staufachs besonders einfach verlegen lassen. Vom Staufach zum Hinterbau sorgen außerdem Liner dafür, dass die Züge genau an den vorgesehenen Bestimmungsorten ankommen.
Neben ausführlichen Kunststoff-Protektoren an Unterrohr sowie Ketten- und Sitzstrebe werden die teuren Carbon-Rahmen außerdem durch ab Werk montierte Schutzfolien geschützt. Diese sind bei Bedarf auch mit verschiedenen Designs erhältlich. Bei den Aluminium-Modellen ist das Schutzfolien-Set allerdings nicht im Lieferumfang erhalten, sondern muss optional dazu erworben werden.
Besonders erwähnenswert ist zudem die extrem hohe Einstecktiefe der Sattelstütze. Durch das gerade und durchgehende Sitzrohr lässt sich sogar im S-Rahmen eine 230 mm Variostütze komplett versenken. Weitere coole Details wie die integrierte Kettenführung, das geschraubte Tretlager und die Möglichkeit zur Individualisierung von Ausstattung und Design runden das Gesamtpaket ab.
Technische Daten
Geometrie
Orbea Occam LT
Beim abfahrtslastigen Occam LT setzt Orbea auf die Kombination aus mittellangem Reach, tiefem Tretlager, flachem Lenkwinkel und 440 mm langen Kettenstreben. Der Sitzwinkel variiert je nach Flipchip-Einstellung zwischen 77,5° und 77°. Ebendieser Flipchip ist auch ein großer Clou des neuen Orbea Occam LTs. Denn im Gegensatz zur handelsüblichen Konkurrenz lässt sich dieser dank eines exzentrischen Designs blitzschnell umstellen, ohne dass dabei der Dämpferbolzen entfernt oder das Aluminium-Inlay gedreht werden muss.
Rahmengröße |
S
|
M
|
L
|
XL
|
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Laufradgröße | 29″ | 29″ | 29″ | 29″ |
Reach | 430 mm435 mm | 455 mm460 mm | 480 mm485 mm | 505 mm510 mm |
Stack | 621 mm616 mm | 625 mm621 mm | 635 mm630 mm | 644 mm639 mm |
STR | 1,441,42 | 1,371,35 | 1,321,30 | 1,281,25 |
Lenkwinkel | 64°64,5° | 64°64,5° | 64°64,5° | 64°64,5° |
Sitzwinkel, effektiv | 77°77,5° | 77°77,5° | 77°77,5° | 77°77,5° |
Oberrohr (horiz.) | 572 mm571 mm | 598 mm597 mm | 625 mm624 mm | 653 mm651 mm |
Steuerrohr | 95 mm | 100 mm | 110 mm | 120 mm |
Sitzrohr | 405 mm | 415 mm | 430 mm | 460 mm |
Kettenstreben | 440 mm | 440 mm | 440 mm | 440 mm |
Radstand | 1.200 mm1.199 mm | 1.227 mm1.226 mm | 1.257 mm1.255 mm | 1.286 mm1.285 mm |
Tretlagerabsenkung | 36 mm28 mm | 36 mm28 mm | 36 mm28 mm | 36 mm28 mm |
Tretlagerhöhe | 342 mm350 mm | 342 mm350 mm | 342 mm350 mm | 342 mm350 mm |
Einbauhöhe Gabel | 575 mm | 575 mm | 575 mm | 575 mm |
Gabel-Offset | 44 mm | 44 mm | 44 mm | 44 mm |
Federweg (hinten) | 150 mm | 150 mm | 150 mm | 150 mm |
Federweg (vorn) | 160 mm | 160 mm | 160 mm | 160 mm |
Orbea Occam SL
Das Orbea Occam SL kommt ohne den smarten Flipchip aus. Hier ist die Geometrie also nicht verstellbar. Im direkten Vergleich zum Occam LT bekommt man hier einen noch mal längeren Reach, einen etwas steileren Sitzwinkel und einen mit 65,5° ebenfalls steileren Lenkwinkel. Auch hier sind das tiefe Tretlager, die 440 mm langen Kettenstreben und die kurzen Sitzrohre fester Bestandteil der Geometrie.
Rahmengröße | S | M | L | XL |
---|---|---|---|---|
Laufradgröße | 29″ | 29″ | 29″ | 29″ |
Reach | 440 mm | 465 mm | 490 mm | 515 mm |
Stack | 611 mm | 615 mm | 624 mm | 633 mm |
STR | 1,39 | 1,32 | 1,27 | 1,23 |
Lenkwinkel | 65,5° | 65,5° | 65,5° | 65,5° |
Sitzwinkel, effektiv | 78° | 78° | 78° | 78° |
Oberrohr (horiz.) | 570 mm | 596 mm | 622 mm | 649 mm |
Steuerrohr | 95 mm | 100 mm | 110 mm | 120 mm |
Sitzrohr | 405 mm | 415 mm | 430 mm | 460 mm |
Kettenstreben | 440 mm | 440 mm | 440 mm | 440 mm |
Radstand | 1.191 mm | 1.218 mm | 1.245 mm | 1.276 mm |
Tretlagerabsenkung | 37 mm | 37 mm | 37 mm | 37 mm |
Tretlagerhöhe | 341 mm | 341 mm | 341 mm | 341 mm |
Einbauhöhe Gabel | 554 mm | 554 mm | 554 mm | 554 mm |
Gabel-Offset | 44 mm | 44 mm | 44 mm | 44 mm |
Federweg (hinten) | 140 mm | 140 mm | 140 mm | 140 mm |
Federweg (vorn) | 140 mm | 140 mm | 140 mm | 140 mm |
Ausstattung
Neben den zwei Modellvarianten SL und LT bietet Orbea das Occam auch mit Aluminium- oder Carbon-Rahmen und in verschiedensten Ausstattungsvarianten zum Kauf an. Dementsprechend ist eine ganze Fülle verschiedener Occams erhältlich. Preislich rangieren diese zwischen 2.799 € für das preiswerteste Aluminium-Modell und rund 10.000 € für die High-End-Carbon-Ausführung. Wie bei Orbea üblich hat man zudem über das MyO-Programm die Möglichkeit, einige Parameter am Bike zu individualisieren. Dazu zählen neben einigen Komponenten wie Reifen oder Variostützen auch etwa die Vorbau- oder Kurbellänge. Außerdem kann die Lackierung des Bikes individualisiert werden.
Hier gibt es den MyO-Konfigurator und alle erhältlichen Ausstattungsvarianten im Überblick: Orbea Occam Ausstattungsvarianten
Auf dem Trail
Orbea hat uns nach Spanien eingeladen, um die beiden neuen Occams drei Tage lang zu testen. Dabei standen neben Shuttel-Laps auch größere Touren und sogar Bikebergsteig-Etappen auf dem Programm.
Orbea Occam SL
Den Auftakt macht das Occam SL. Das leichtere und kurzhubigere der beiden Geschwister durften wir über die staubigen und gerölligen Trails von Ainsa scheuchen. Die Sitzpostion fällt aufgrund des langen Reachs sportlich und leicht gestreckt aus. Auch der Sitzwinkel ist ausreichend steil. Dies sorgt in Kombination mit dem geringen Gewicht, den steifen Laufrädern und den verbauten Schwalbe Wicked Will-Reifen für eine sehr vortriebsstarke Kombination. Besonders mit zugeschaltetem Remote-Lockout fliegt das Occam SL nur so die Berge hoch und macht auch im Wiegetritt richtig Lust aufs Gas geben. Der Lockout lässt sich bequem vom Lenker aus steuern und stellt sowohl Federgabel als auch Dämpfer ruhig.
Bedingt durch den zusätzlichen Lockout-Hebel ergibt sich eine leicht vom Standard abweichende Cockpit-Geometrie. Orbea hat dem Occam SL nämlich ein Multifunktionshebelkonstrukt verpasst. Dieses steuert Federelemente und Sattelstütze an. Dabei wird die Variostütze über einen Hebel an der Oberseite des Lenkers betätigt, während sich der Fahrwerks-Hebel an der klassischen Variostützen Position befindet. Dies erfordert erst mal eine gewisse Eingewöhnungszeit. Gerade bei plötzlich auftauchenden Gegenanstiegen habe ich nicht selten erst mal den falschen Hebel betätigt. Zudem lässt sich der Variostützenhebel nicht ganz so geschmeidig bedienen, wie man es von vielen modernen Triggern gewohnt ist.
Ohne zugeschaltete Plattform spürt man ein minimales Wippen des Dämpfers, was aber vor allem auf unebenem Untergrund völlig in Ordnung geht. Gerade für trailige Anstiege ist es dementsprechend ratsam, die Federelemente offen zu fahren, um von der zusätzlichen Traktion zu profitieren. Auch wirklich steile und technische Anstiege lassen sich so herausragend bewältigen. Dank des angenehm steilen Sitzwinkels und der moderaten Kettenstreben wird die Front zudem nur an wirklich steilen Rampen leicht.
Bergab behält das Occam SL seinen agilen, vortriebsstarken und spritzigen Charakter bei. Der Hinterbau ist geradezu dafür gemacht, um durch Pushen und eine aktive Fahrweise Geschwindigkeit zu generieren. Auch in die Luft lässt sich das Occam SL mit Leichtigkeit befördern. Allerdings kam mir das Occam SL gerade bei kleinen Hucks sowie beim Anheben des Vorderrads über einen Wurzelballen oder zum Umpositionieren vor einer Kurve zu lang vor. Hier ist es je nach Körpergröße und Vorlieben definitiv eine Überlegung wert, zur kleineren Rahmengröße mit einem längeren Vorbau (50 mm) zu greifen. Doch auch in der getesteten Konfiguration mit Rahmengröße L und kurzem Vorbau lässt sich das Occam SL gut manövrieren und vor allem ziemlich einfach in Kurven legen. Besonders gut gefallen hat dabei auch die hohe Präzision, mit der man das Trail-Bike über den Trail steuern kann.
Auch wenn das Occam SL in rauem Terrain eine gute Figur macht, ist man hier an der falschen Adresse, wenn man nach einem Trailbike mit Enduro-Genen sucht. Das Occam SL vermittelt nämlich nicht ganz so viel Sicherheit, wie ich mir in manchen haarigen Situationen auf den gerölligen Trails gewünscht hätte. Vor allem beim Bremsen sorgen der leicht verhärtende Hinterbau und die fein profilierten Schwalbe Wicked Will-Reifen gelegentlich für Schweißperlen auf der Stirn. Die im späteren Testverlauf aufgezogene, immer noch schnelle Kombination aus Maxxis Minion DHF und Dissector sorgte insgesamt für ein deutlich höheres Sicherheitsempfinden. Trotzdem könnte das Gesamtpaket aus Fahrwerk und Steifigkeit für den reinen Trailspaß gern etwas nachgiebiger sein.
Betrachtet man allerdings das Gesamtbild, so bekommt man hier ein sehr spaßiges, allroundtaugliches Trail-Bike, mit dem man sowohl auf ausgedehnten Touren als auch auf technischen Trails immer gut aufgestellt ist. Ein echter Alleskönner eben.
Orbea Occam LT
Am nächsten Tag stand dann das LT auf dem Menü. Diese Variante des Occams hat mich mit meinem abfahrtslastigen Hintergrund ehrlicherweise von Beginn an ein klein wenig mehr interessiert. Obwohl beide Versionen sich den gleichen Rahmen teilen, ist die unterschiedliche Ausrichtung der Bikes bereits auf dem Parkplatz spürbar. Das Occam LT vermittelt direkt beim ersten Aufsitzen und Herumrollen Enduro-Feelings und liegt satter und fluffiger auf dem Parkplatz. Dafür ist das abfahrtslastigere Bike natürlich auch nicht so spritzig und direkt unterwegs wie die SL-Variante.
Trotzdem klettert auch das Occam LT wirklich ausgezeichnet und braucht sich selbst mit den für das Testcamp montierten Downhill-Reifen nicht vor der All Mountain-Konkurrenz zu verstecken. Die Sitzposition fällt hier etwas aufrechter als beim Occam SL aus und ist rundum gelungen. Für lange Anstiege bietet zudem Orbeas neuer, fast schon revolutionärer Flipchip einen echten Benefit. Dieser lässt sich in Windeseile und sehr einfach auf dem Trail umstellen. Bergauf im steilen, bergab im flachen Setting zu fahren, ist hier also kein Problem. Für klassische Mittelgebirgstrails würde ich diese Option vermutlich dennoch nicht benutzen. Für lange Alpen-Climbs hingegen schon.
Der Hinterbau ist auf Asphalt nicht ganz antriesbneutral – dies lässt sich dank des sehr leicht zu erreichenden Climb-Switch-Hebels allerdings problemlos kaschieren.
Bergab machen nicht nur der üppigere Federweg, sondern auch die höhere Front, der etwas kürzere Reach und der flachere Lenkwinkel das Occam LT erwartungsgemäß zu einem deutlich potenteren Abfahrer als das SL-Geschwisterchen. Hier fühlt man sich etwas besser in das Bike integriert und das fein ansprechende Fahrwerk klebt spürbar souveräner am Boden. Dadurch vermittelt das Occam LT viel Sicherheit und kann auch bei hohen Geschwindigkeiten mit einer ausgezeichneten Laufruhe auftrumpfen. Zudem profitiert man in Kurven von jeder Menge Grip und einem etwas stärkeren „Im-Bike-Feeling“. Dadurch ertappt man sich schnell dabei, das Bike auch auf losem Untergrund selbstbewusst von links nach rechts zu werfen. Dabei macht sich auch die ausgewogene Gewichtsverteilung positiv bemerkbar. Hier kann man genau wie beim Specialized Stumpjumper Evo (Test) oder dem Canyon Spectral (Test) auch auf knackigen Abfahrten die Bremse bedenkenlos offen lassen und in der Enduro-Kategorie räubern.
Allerdings büßt das LT gegenüber dem SL auch ein wenig Direktheit und Agilität ein. Die bei unserem Testbike verbauten, relativ weichen Aluminium-Laufräder sorgen zwar für sehr viel Komfort und Grip, bändigen allerdings auch den Spieltrieb des Occams ein wenig. Im direkten Vergleich mit deutlich steiferen Carbon-Pendants sorgte die gewonnene Steifigkeit für mehr Fahrspaß und Präzision allerdings auch für deutlich weniger Komfort auf langen Abfahrten. Hier wäre ein Mittelweg aus beidem optimal.
Neben dem kleinen Laufrad-Experiment hatte ich auch die Möglichkeit, das Occam LT sowohl mit Fox Float X-Luftdämpfer als auch mit DHX-Stahlfederdämpfer zu fahren. Obwohl das Bike mit beiden Dämpfern wirklich gut harmoniert hat, würde ich persönlich eher zu letzterem greifen. Mit diesem Federbein spricht das LT noch mal feiner an und generiert etwas mehr Grip, ohne dabei zu freizügig mit dem Federweg umzugehen. Auch ein Durchrauschen war dank der Hinterbau-Progression kein Thema. Zudem stellt der DHX auch einen Hauch mehr Bremsgrip zur Verfügung.
Das ist uns aufgefallen
- Fox Transfer SL Die bei unserem Occam SL-Testbike verbaute Transfer SL-Variostütze überzeugte mit einer extrem hohen Ausfahrgeschwindigkeit. Allerdings muss man sich erst mal daran gewöhnen, dass hier keine Zwischenstufen möglich sind. Entweder die Stütze ist ganz aus- oder ganz eingefahren. Das gefällt sicherlich nicht jedem.
- Geräuschkulisse Während unser SL-Testbike absolut ruhig unterwegs war, hatten wir beim Occam LT etwas mehr akustische Untermalung. Zuerst klapperten die Züge im Rahmen und im Anschluss knarzte der Steuersatz. Beides konnte zügig von den Orbea-Mechanikern behoben werden. Allerdings scheint der Rahmen Geräusche gut zu leiten.
- Kofferraum Beim Rallon hat Orbea erstmals einen Kofferraum verbaut. Das Occam kommt jetzt in den Genuss der nächsten Evolutionsstufe. Ein besserer Verschluss und eine größere Öffnung sind die gern gesehenen Verbesserungen.
- Multitool Das magnetisch fixierte, integrierte Multitool ist ziemlich schick. Allerdings hätten wir uns gerade bei Bikes mit SRAM-Ausstattung auch einen Torx 25-Schlüssel gewünscht.
- Schutzfolie Ab Werk montierte großflächige Schutzfolien sind ziemlich cool! Dass diese beim Carbon-Modell sogar im Kaufpreis inbegriffen sind und beim Alu-Modell für einen fairen Aufpreis dazubestellt werden können, macht das Ganze umso besser.
- Sattelstützen-Einstecktiefe Durch das gerade, durchgängige Sitzrohr kann man hier Sattelstützen versenken, wie man lustig ist. Selbst im S-Rahmen lässt sich eine 230 mm Variostütze komplett versenken.
Erster Eindruck – Orbea Occam
Die Neuauflage des Occams ist Orbea mehr als nur gelungen. Beide Varianten des Trail-Bikes überzeugen mit ausgezeichneten Fahreigenschaften und können darüber hinaus mit zahlreichen durchdachten und teilweise einzigartigen Details begeistern. Auch das preiswertere Alu-Modell mit seinen abgeschliffenen Schweißnähten und sämtlichen Details der Carbon-Geschwister hat uns wirklich gut gefallen.
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Testablauf
Orbea hat uns für drei Tage nach Spanien eingeladen. Dabei standen neben Shuttel-Laps auch große Touren und sogar Bikebergsteig-Etappen auf dem Programm. Die Kosten für das Pressecamp wurden komplett von Orbea getragen.
Hier haben wir das Orbea Occam getestet
- Ainsa, Spanien: Meist trockene, staubige Trails mit viel Geröll und Steinen. Größtenteils naturbelassen.
- Bielsa, Spanien: Abwechslungsreiche natürliche Trails, von hochalpin bis flowig, größtenteils steil.
- Aragnouet, Frankreich: Schnelle, gebaute Trails mit Anliegern und Sprüngen, aber auch natürlichen Wurzelpassagen.
- Fahrstil
- sauber, hohes Grundtempo
- Ich fahre hauptsächlich
- Enduro, Trail, Downhill
- Vorlieben beim Fahrwerk
- vorne straffer als hinten, schneller Rebound, nicht zu viel Dämpfung
- Vorlieben bei der Geometrie
- moderater Reach, keine zu kurzen Kettenstreben, flacher Lenkwinkel
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