Der Sport schreibt die schönsten Geschichten! Seit vielen Jahren ist die Schweizerin Jolanda Neff eine der bestimmenden Fahrerinnen an der Weltspitze in der XC-Disziplin und sicherte sich unter anderem 2017 den Weltmeistertitel. Als große Favoritin startete sie 2016 in Rio zu den letzten Olympischen Spielen und scheiterte als Sechste daran, die so ersehnte Medaille zu gewinnen. 2020 sollte es schließlich in Tokio klappen, doch ein heftiger Trainingssturz im Frühjahr 2020 ließ kurzzeitig alle Gedanken an den Mountainbikesport in den Hintergrund rücken. Mit einem Rippenbruch, einer Milzruptur und einer teilweise kollabierten Lunge stand kurzzeitig sogar das Leben der jungen Schweizerin auf dem Spiel.

Neff arbeitete sich zurück in das Renngeschehen und stand Ende des Jahres sogar bereits wieder an der Startlinie. Doch bis zum jetzigen Zeitpunkt konnte Neff nicht mehr ganz an ihre alte Stärke anknüpfen und galt für das olympische Rennen in Tokio lediglich aus Außenseiterin im Kampf um die Medaillen. Als exzellente Fahrtechnikerin bekannt, bewahrte Jolanda Neff in der ersten Rennhälfte des Damenrennens in Izu als einzige Fahrerin vollständig kühlen Kopf. Sie arbeitete sich nach heftigen Regenfällen und einem deutlich rutschigeren Kurs im Vergleich zum Vortag einen enorm großen Vorsprung heraus und blieb im weiteren Verlauf des Rennens ohne Fehler, sodass sie letztlich ungefährdet zum Olympiasieg fuhr.
Doch der Reihe nach: Durch die Veränderungen der Strecke zog sich das Fahrerinnenfeld im olympischen Mountainbikerennen bereits auf den ersten Metern des Rennes weit auseinander. Die großen Favoritinnen um die beiden Französinnen Loana Lecomte und Pauline Ferrand-Prévot hielten sich zunächst schadlos, sodass rund zehn Fahrerinnen nach der Startrunde noch relativ eng beisammen waren.


Doch bereits auf den ersten Metern auf dem regulären Rundkurs, der insgesamt fünf zu fahrenden Runden, konnte sich die spätere Siegerin Neff an die Spitze setzen. Zunächst war lediglich die amtierende Weltmeisterin Pauline Ferrand-Prévot in der Lage zu folgen, doch die Zweisamkeit an der Spitze fand ein jähes Ende: Ferrand-Prévot rutschte nach einer Abfahrt in einem darauffolgenden, mit Steinen bestückten Gegenanstieg weg und musste zunächst wieder auf der Strecke bergab klettern, um ihr heruntergefallenes Rad einzusammeln. Der Weg war damit frei für die souveräne Soloflucht von Neff, die einmal mehr beweisen konnte, dass sie die wohl fahrtechnisch stärkste Fahrerin im Damenfeld ist. Mit zwanzig Sekunden Vorsprung auf eine vierköpfige Verfolgergruppe jagte Neff in die nächste Runde und baute von nun an den Vorsprung konstant aus.
Dahinter entbrannte ein packender Kampf um die verbliebenen Medaillen mit einem fantastischen Ende für die Schweizer Nation und einer bitteren Niederlage für die favorisierten Fahrerinnen aus Frankreich. Top-Favoritin Loana Lecomte, die bisher alle vier Weltcuprennen der Saison für sich entscheiden konnte, schaffte es nicht ganz an ihre Stärke der vergangenen Rennen anzuknüpfen und fiel im Laufe des Rennens aus der Verfolgergruppe bis auf den sechsten Rang zurück. Auch die Weltmeisterin Pauline Ferrand-Prévot, die sich zwischenzeitlich wieder in die Verfolgergruppe zurückkämpfte, leistete sich zu viele kleine Fehler und war letztlich nicht in der Lage in den Medaillenkampf einzugreifen. Und so blieben die beiden Schweizerinnen Sina Frei und Linda Indergand zurück, die sich ihre Kräfte gut einteilten und im Teamwork die beiden verbliebenen Medaillen absicherten. Auf der letzten Runde schaffte es schließlich Frei eine kleine Lücke gegenüber Indergand herauszufahren und sich somit die Silbermedaille zu sichern – der Schweizer Dreifacherfolg war perfekt! Eine ebenso große Überraschung gelang der Ungarin Kata Blanka Vas: Die erst 19-Jährige fuhr bereits am Start aus den hinteren Startreihen nach vorne, arbeitete sich in den letzten Runden bis auf den vierten Rang vor.

Die beiden deutschen Fahrerinnen konnten unterdessen ihren eigens gesteckten Erwartungen nicht gänzlich gerecht werden: Ronja Eibl, zuletzt noch beim Weltcuprennen in Les Gets unter die besten Zehn gefahren, wurde bereits am Start durch einen Stau aufgehalten und hatte im Folgenden sichtlich Mühe die Lücke zu den vor ihr fahrenden Kontrahentinnen zu schließen. Rund um Platz zwanzig reihte sich die junge Deutsche zunächst ein und arbeitete sich zwischenzeitlich in die Nähe der Top 15 vor. Gegen Ende des Rennes verließen sie jedoch etwas die Körner, sodass für Eibl der 19. Rang bei ihrer Olympia-Premiere zu Buche steht. Elisabeth Brandau konnte wie bereits in den vergangenen Rennen der Weltcupsaison nicht an die Leistungsstärke vergangener Jahre anknüpfen: Sie landete auf dem 32. Rang.

Ergebnisse Damen
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78 Kommentare
» Alle Kommentare im ForumIch habe ja unter #56 auch geschrieben, dass diese Aussage von PFP nach Sichtung der verfügbaren Aufnahmen nicht wirklich haltbar ist. Sehe es auch so wie du, JN ist ihre Linie weiter gefahren. Somit war alles i. O..
Mein von dir zitierter Kommentar bezog sich ja auch nicht auf PFP oder JN, sondern auf einen anderen Userkommentar. Ich kenne jedenfalls keine Person die Rennen fährt und Verständnis für unfaire, rücksichtslose etc. Gegner hat. Das trotzdem mal etwas schief - auch ohne Absicht - läuft, liegt leider auch in der Natur der Sache, XCO-Rennen fährt man in der roten Zone bzw. am Limit.
Muss jeder selbst wissen wie agressiv man fährt, aber an so Schlüsselstellen kann zu wenig Abstand den Unterschied zwischen Zielankunft und Aufgabe bedeuten, oder auch eine wesentlich schlechtere Platzierung, weniger ist manchmal mehr.
Aber jeder so wie er mag.
MfG pseudosportler
Da ist sie echt ganz weit vorne, immer schön zu anzusehen wen sie freie Fahrt hat, sieht einfach nur gut aus wie sie fährt.
Aber sich in der Situation über PFP zu beschweren empfinde ich als Frechheit.
MfG pseudosportler
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