
Angebot und Nachfrage
Biken boomt! In den letzten Jahren entdecken immer mehr Neueinsteiger die Schönheit unseres geliebten Sports für sich. Klar, dass nicht jeder von ihnen sofort die härtesten Trails in Angriff nimmt. Was es braucht, sind niederschwellige Angebote wie die blauen Pisten beim Skifahren. Die Bike Republic Sölden bietet unzählige flowige und für alle Könnerstufen spaßige Strecken – insgesamt gibt es 11 gebaute Lines und 17 Naturtrails rund um den Ort im Ötztal. Für alle, die sich eine noch härtere Strecke wünschen, hat das Trail-Team rund um Leo Linser jetzt im wahrsten Sinne des Wortes einen „rausgehauen“. Die brandneue Olm Volle Line hat es nämlich richtig in sich.

Die neue Olm Volle Line im Detail
Steil, technisch, anspruchsvoll. Mit diesen drei Attributen lässt sich die neue Olm Volle Line bestens beschreiben. Die Strecke ist 1,9 km lang und vernichtet dabei einen Höhenunterschied von 390 Höhenmetern. Zum Vergleich: Ein Flowtrail bringt es bei gleichem Höhenunterschied auf eine Länge von rund 5 km. Doch es ist nicht die Steilheit, die die neue Bikepark-Strecke so anspruchsvoll macht. Es ist auch nicht die Größe der Sprünge, nicht die Off-Camber-Sektionen oder die Kurven.
Es ist die schnelle Abfolge der einzelnen Elemente und wie technisch diese mit Highspeed zu fahren sind. Stell dir vor, du heizt mit Vollgas durch ein natürliches Wurzelfeld und anschließend drückst du dich in einen riesigen Anlieger. Danach geht es Schlag auf Schlag: links, rechts, links, rechts. Du versuchst den ganzen Schwung mitzunehmen, um mit Vollgas in einen riesigen, senkrechten Wallride zu fahren, aus dem du in rund drei Meter Höhe hinausspringst. Um dann kurz darauf in den nächsten Anlieger zu fahren. „Wir wollten eine anspruchsvolle, voll wettkampftaugliche Strecke schaffen“, erzählte uns Leo bei der ersten Begehung.


Beim Design der Olm Volle Line hat das Team rund um Leo sehr eng mit der Trail Building-Legende Glen Jacobs zusammengearbeitet. Er ist der Kopf hinter den legendären Trails in Derby (Australien), die spätestens seit dem Stopp der Enduro World Series jedem ambitionierten Biker ein Begriff sind. Glen legt hohen Wert darauf, eine Line möglichst optimal in die Landschaft zu integrieren und hat das auch bei der Olm Volle Line umgesetzt. „Wo immer möglich, haben wir natürliche Elemente wie Steine und Wellen integriert und die gesamte Strecke im Massenausgleichsverfahren gebaut“, sagt Leo. Wer sich fragt, was das heißt, hier die Erklärung: Beim Bau werden nur Materialien verwendet, die vor Ort verfügbar sind. Die einzigen Ausnahmen sind der gewaschene Kies, der für die Drainage benötigt wird, und das Holz der gebauten Elemente. Außerdem wurde beim Bau stark darauf geachtet, dass das Wasser immer optimal ablaufen kann und langfristig so weniger Wartungs- und Erhaltungsarbeiten nötig sind.


Ein erster Test mit Casey Brown, Kathi Kuypers und Rob Heran
Der erste Test der Olm Volle Line startet ähnlich wie bei einem Downhill World Cup – mit einem Track-Walk. Bevor die beiden Trek-Fahrerinnen Casey Brown, Kathi Kuypers sowie Rob Heran die Strecke gefahren sind, liefen sie diese erst einmal ab. Ein Grund dafür ist, dass sich die Line im oberen Teil zum Zeitpunkt des Tests noch im Bau befand. Der andere, noch wichtigere Grund, sind die vielen Sprünge, die alle sehr technisch ausfallen. Bei vielen Absprüngen sieht man die Landung erst spät und muss gleichzeitig wissen, in welche Richtung man abzieht. Die ersten Worte der kanadischen Downhill-Meisterin Casey bringen es auf den Punkt: „Be humble, this track is gnarly!“ und auch Kathi stimmt ihr zu. „Hier sollte man das eigene Ego weit hinten anstellen – die Strecke verlangt Respekt“.


Für den ersten Test der Olm Volle Line haben sich Kathi, Casey und Rob einen ganzen Tag Zeit genommen. Einzelne Sektionen wurden nacheinander getestet, um sich Stück für Stück zu den schweren Features heranzutasten. Am meisten Respekt flößte ihnen dabei der riesige Holz-Wallride ein. Er verlangt volles Commitment, wenn man ihn bis zum Schluss durchfahren und dann auch hinausspringen will. Diese Strecke ist nur für sehr erfahrene Biker geeignet. „Es reicht nicht, ein schneller Enduro Racer zu sein, Dirt-Jump-Skills sind hier definitiv ein Muss!“, erzählt uns Rob am Ende seines ersten Runs.



Wann macht Sölden die Line auf?
Wer jetzt richtig Lust bekommen hat, die neue Line bei seinem nächsten Besuch zu testen, der kann sich freuen: Mit dem Opening der Saison am 10. Juni 2022 wird auch die Olm Volle Line geöffnet. Zwar war die Olm Volle Line bereits im letzten Jahr so gut wie fertig. Allerdings hat Sölden die vergangene Saison genutzt und die Strecke nur für ausgewählte Fahrer und geführte Gruppen geöffnet. Dahinter steckte nicht das Ziel, mit dem Guiding mehr Geld zu verdienen – das war nämlich kostenlos. Nein, es ging darum, die Strecke wirklich so perfekt und sicher wie möglich zu gestalten, bevor man sie einem großen Publikum öffnet. Für das Team der Bike Republic war es ein wirtschaftliches Investment, eine eigentlich fertige Strecke für eine ganze Saison geschlossen zu lassen, nur um einzelne Elemente zu optimieren. Doch genau das ist geschehen und in den Wochen vor dem Winter wurde unter anderem ein zu kurzer Sprung entfernt sowie viele weitere Detailverbesserungen vorgenommen.

Außerdem wird bis zum Saisonstart noch ein separater Weg neben der Strecke angelegt, damit man sich alle Features ohne die Gefahr von Kollisionen vorab ansehen kann. Apropos Sicherheit: In Sölden hat die Almwirtschaft Tradition. „Die Kühe waren vor uns Bikern hier und werden auch nach uns noch hier sein“, erklärte Dominik Linser von der Bike Republic Sölden. Sie deshalb zu 100 % von allen Strecken der Region auszusperren, ist nicht möglich. Gerade bei der Olm Volle Line braucht es aufgrund der hohen Geschwindigkeiten aber effektive Maßnahmen, um Tiere und Fahrer vor Verletzungen zu schützen. Auch hier arbeitet das Team für die kommende Saison an einer Lösung auf der Olm Volle Line. Als Biker sollte man auf allen Strecken aber ganz grundsätzlich bremsbereit sein und so fahren, dass man jederzeit sicher anhalten kann. Schließlich kann sich hinter einer Kurve nicht nur eine Kuh, sondern auch ein langsamerer Fahrer verbergen.

Wie seht ihr persönlich die Schwierigkeit für Park-Betreiber, den richtigen Mix aus Anspruch und Sicherheit zu gewährleisten und wie findet ihr die neue Olm Volle Line?
Disclaimer: Dieser Artikel wurde von Christoph Bayer geschrieben. Er handelt dabei nicht im Auftrag von Sölden, wird jedoch von der Bike Republic regelmäßig als Fotograf gebucht.
183 Kommentare
» Alle Kommentare im ForumHm, ja.. scheiß mi an.. 😅 😂
Rein Interessenhalber, was wäre denn der sinnvollste Weg zum Fernar Hochzutreten? Bis zur Ollweite hoch und dann hinter Richtung Rettenbach Gletscher Talstation?
Meinst du den Tunnel der den Rettenbach und den Tiefenbach Gletscher verbindet? Wo man im Winter mit den Ski durch muss?
Wie weit shuttlet einen denn eigentlich der Fernar Shuttle hoch? Bis zum Trailanfang bzw. zur unteren Tiefenbach Liftstation? Wo kommt der denn da dann mit dem Shuttle hoch?
Fragen über Fragen
Mit Tunnel ist wohl der Straßentunnel zum Tiefenbachgletscher gemeint, nicht der Skitunnel weiter oben.
Bin auch schon auf den Trail vom Gaislachkogel gespannt. Da wurde ja bereits letztes Jahr gebaggert.
Wenn ich mich nicht irre, soll der ja auch schwarz werden.
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