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Öhlins RXF34 m.2 Federgabel im Test
Schwedisches Trail-Gold?

Öhlins RXF34 m.2 im Test: In den vergangenen Jahren hat sich Öhlins im Gravity-Segment einen echten Namen gemacht. Anfang der Saison haben die Schweden mit der RXF34 m.2 eine neue Down-Country-Federgabel vorgestellt, welche die bekannte Performance mit einem geringeren Gewicht vereinen soll. Ob die Rechnung aufgeht? Hier gibt’s unseren Test.

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Öhlins RXF34 m.2: Infos und Preise

Mit der Öhlins RXF34 m.2 will der schwedische Federungsspezialist nichts Geringeres als den neuen Goldstandard für kurzhubige Federgabeln im Angebot haben. Dafür distanziert man sich von einigen bekannten Technologien und präsentiert stattdessen eine auf Gewicht optimierte Luftfeder, die nun mit klassischen Volumenspacern statt weiteren Luftkammern abgestimmt werden kann, sowie die technisch abgespeckte und dafür leichtere OTX18-Dämpfung. Die Down-Country-Gabel kommt nur für 29″-Laufräder, bietet 120 oder 130 mm Federweg und kostet knapp 1.300 €.

Preis 1.294 € (UVP) | Bikemarkt: Öhlins RXF34 kaufen

# Die Öhlins RXF34 m.2 wurde im Frühjahr vorgestellt und richtet sich mit 120–130 mm Federweg an Down-Country und Trail-Fahrer. - Die Gabel ist für ca. 1.300 € erhältlich.
Diashow: Öhlins RXF34 m.2 im Test: Können die Schweden auch Down-Country?
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Im Detail

Auch wenn Öhlins bei der leichten RXF34 m.2 auf einige bekannte Technologien zugunsten eines geringen Gewichts verzichtet hat, soll die Gabel weiterhin die gewohnte Öhlins-Performance auf dem Trail abliefern. Mit etwa 1.700 g (Herstellerangabe) ist die RXF34 zwar die mit Abstand leichteste Gabel im Öhlins-Angebot, allerdings über 150 g schwerer als beispielsweise eine Fox 34 SC oder RockShox Sid Ultimate – die jedoch beide maximal 120 mm Federweg bieten. Eine RockShox Pike Ultimate mit 130 mm Federweg soll ihrerseits (laut Hersteller) etwa 150 g schwerer als das Öhlins-Modell sein – bietet jedoch eine vollwertige Charger 3-Dämpfung. Die Fox 34 Grip 2 war bei uns im Test ebenfalls etwa 160 g schwerer, ist jedoch auch als leichtere Fit4-Version erhältlich. Mit seinem Ansatz befindet sich Öhlins also irgendwo in der Mitte zwischen Down-Country- und Trail-Federgabel.

# Mit der RXF34 m.2 setzt sich Öhlins zwischen die Stühle - keine super leichte XC- oder DC-Gabel, aber auch keine potente Trailgabel.

Um Gewicht zu sparen, verzichtet Öhlins bei der RXF34 m.2 auf das bekannte 3-Kammern-Design mit separat befüllbaren Positivluftkammern. Stattdessen lässt sich nur eine positive Kammer befüllen und es findet ein automatischer Druckausgleich mit der negativen Kammer statt – ein System, das auch viele bekannte Konkurrenten genauso einsetzen. Ebenso bekannt ist die Anpassung der Progression durch kleine Volumenspacer aus Kunststoff. Im Gegensatz zum 3-Kammer-System verliert man an Individualisierbarkeit – dafür wird die Anpassung wesentlich simpler. Die Größe der Negativkammer soll für ein sanftes Ansprechverhalten sorgen. Dazu gibt’s laut Öhlins äußerst reibungsarme Dichtungen und Oberflächen.

# Die RXF34 m.2 verfügt nicht über das bekannte 3-Kammern-System von Öhlins - die zweite Positiv-Luftkammer wurde eingespart.
# Man pumpt nur die Positiv-Luftkammer auf - der Druckausgleich zur Negativ-Kammer erfolgt beim Einfedern automatisch.
# Die Progression wird nun wie bei vielen Konkurrenten über kleine Kunststoff-Volumenspacer verändert - diese klipst man einfach unter das Luftventil.
# Auf dem Tauchrohr befindet sich eine aufgeklebte Luftdruck-Tabelle, die grobe Richtwerte angibt. - Genauere Werte erfährt man auf der Öhlins-Website unter Angabe von Gewicht und Bike-Modell.

Auch an der Dämpfung haben Simplifizierung und Gewichtsersparnis weit oben im Lastenheft gestanden. Diese setzt nun auf ein Single Tube-Design und bietet jeweils 15 Klicks Rebound- und Lowspeed-Compression-Verstellung. Zusätzlich lässt sich die Highspeed-Compression sehr großschrittig in drei Klicks verstellen. Das komplett geschlossene Setting bietet hierbei eine Art Plattform-Dämpfung für etwas mehr Effizienz auf langen Anstiegen. Während Öhlins beim Luftdruck und der Anzahl der Volumenspacer konkrete Empfehlungen ausspricht, sucht man diese bei der Dämpfung vergeblich.

# Die Dämpfung verzichtet auf das Twin-Tube-Design, das Öhlins im MTB-Sport salonfähig gemacht hat - extern bietet der Single-Tube-Dämpfer 15 Klicks LSC und 3 Klicks HSC-Einstellung.
# Der Rebound lässt sich ebenfalls in 15 Klicks justieren - hier verzichtet Öhlins auf eine getrennte externe Highspeed-Rebound-Einstellung.

Das Chassis hat mit der „alten“ Öhlins 34-Gabel wenig gemein und soll ebenfalls auf ein geringes Gewicht und gute Fahreigenschaften optimiert sein. Im Unterschied zu manchen Konkurrenz-Gabeln sind die Tauchrohre unten geschlossen, was die Steifigkeit und das Luftvolumen im Inneren erhöhen soll. Letzteres kann eine Rolle spielen, da die Standrohre beim Einfedern Volumen verdrängen und auf einer Art Luftpolster aufsetzen können, das die Funktion der eigentlichen Luftfeder beeinflusst. Dazu gibt’s die von Öhlins als schwimmend bezeichnete Achse, die nach dem Anziehen durch eine weitere Schraube am Kopf geklemmt wird und so Verspannungen in der Gabel vermeiden soll.

# Das Casting soll den Schweden zufolge leicht und trotzdem sehr steif ausfallen.
# Die Tauchrohre sind unten geschlossen, um das Luftvolumen im Inneren zu erhöhen.
# Die auffälligen blauen Staubabstreifer sollen ein sanftes Ansprechverhalten garantieren.
# Die Achse wird zunächst angezogen und danach am Kopf geklemmt - das soll verhindern, dass sich die Standrohre abhängig von der Nabenbreite verspannen können.

Bedienungsanleitung Öhlins RXF34 m.2

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Auf dem Trail

Beim Einbau der RXF34 m.2 gibt es wenig zu beachten. Für das erste Setup kann man sich nach der aufgeklebten Luftdruck-Tabelle richten, ins oben eingefügte User Manual schauen oder den Öhlins Performance Setup Guide nutzen. Letzterer fragt das Fahrergewicht und Bike-Modell nach, macht aber auch nicht mehr, als eine präzisere Luftdruckangabe zu liefern. In meinem Fall waren das 78 psi, die mir allerdings bereits beim Parkplatztest trotz der von Öhlins vormontierten 4 von 5 Tokens etwas weich vorkamen. Da für die Dämpfung keine Angaben zu finden waren, begann ich mit offener HSC und mittiger LSC (8 Klicks). Den Rebound habe ich nach Gefühl und eher offen und schnell eingestellt (7 Klicks).

# Bei offener Highspeed-Compression wippt die Öhlins RXF34 m.2 auch mit straffem Setup recht stark - Wer viel sprintet und eine ruhige Front möchte, wird häufig zum Compression-Hebel auf der linken Seite greifen.

Wie befürchtet, empfand ich die Gabel mit diesem Setup als etwas weich. Sie spricht durchaus sensibel auf Vibrationen und Schläge an – wenn auch nicht spürbar besser als andere Trail-Gabeln –, sackt allerdings beim harten Anbremsen oder in Kompressionen schnell weg. Richtige Durchschläge hatte ich zwar nicht, dafür das Gefühl, zu oft sehr tief im Federweg zu hängen, was etwas zulasten des Sicherheitsgefühls ging. Auch im Antritt wippt die Öhlins RXF34 m.2 spürbar, was mich zwar nicht sonderlich stört, mir aber von der vorher verbauten Fox 34 Factory nicht bekannt war und auch nicht so gut zum sonst sehr effizienten YT Izzo (Test) passt.

# Mit dem für mein Gewicht und Rad empfohlenen Setting war mir die Trail-Gabel deutlich zu weich - auch auf natürlichen Singletrails hing sie beim Anbremsen oder in Kompressionen tief im Federweg, schlug aber fast nie durch.

Nach einigen Eingewöhungsfahrten habe ich den Luftdruck also zunächst auf 85 psi erhöht, was die Gabel merklich straffer machte, leider jedoch in einigen Situationen immer noch zum Wegsacken führte. Also wurde bei identischem Luftdruck der fünfte und letzte Token in die Luftkammer installiert. Das führte zu einem gewissen Aha-Erlebnis: Das Izzo fühlte sich plötzlich an Front und Heck ausbalanciert an und erinnerte mich wieder an das Fahrgefühl aus unserem Trail-Bike-Testcamp in Südfrankreich. Gleichzeitig ging die Gabel nun spürbar sparsamer mit ihrem Federweg um, was ein Plus an Kontrolle, aber eben auch ein Minus an Komfort bedeutet.

Auf längeren Natur-Trail-Abfahrten oder Wurzelteppichen war eine erhöhte Ermüdung in Händen und Schultern feststellbar, die allerdings auch dem begrenzten Federweg geschuldet ist. Dafür sprach die RXF34 m.2 weiterhin sensibel an und neigte weniger zum Durchrauschen, was ich auch auf unbekannten Trails als durchaus angenehm empfand. So richtig gut ging die Rechnung jedoch auf mir bekannten Strecken auf, wo ich endlich das Vertrauen und Feedback an der Front hatte, um das Rad am Limit zu bewegen.

# Mit einem straffen 130 mm-Fully wie dem YT Izzo kann man es auf dem Trail ganz schön knallen lassen - ich musste allerdings alle 5 Tokens verbauen, bis ich das Gefühl hatte, ausreichend Gegenhalt bei weiterhin vorhandener Sensibilität zu erreichen.

Wer trotz begrenztem Federweg in der Abfahrt das Maximum aus seinem Trail- oder Down-Country-Bike rausholen will oder einfach auf langen Touren ein effizientes, straffes Fahrwerk bevorzugt, der wird mit diesem Setup (mehr Luftdruck, viele Tokens, 6–8 Klicks LSC) glücklich werden. Komfort-Liebhaber hingegen sollten sich auf 3–4 Tokens beschränken, allerdings durchaus mehr Luftdruck als von Öhlins empfohlen wählen.

# Gegenhalt gegen Ende des Federwegs bietet die Öhlins RXF34 m.2 zur Genüge - ist einmal der richtige Luftdruck gefunden, fliegt und landet es sich so ganz vorzüglich.

Im Vergleich: Öhlins RXF34 m.2 vs. Fox 34 Factory

In unserem YT Izzo-Testbike ersetzte die Öhlins RXF34 m.2 eine vergleichbare Fox 34 Factory-Federgabel mit identischen 130 mm Federweg. Nachdem ich die Öhlins-Gabel einige Wochen lang auf Herz und Nieren überprüft und einiges an Einstellungen getestet hatten, war es also nur logisch, das Fox-Modell – der Platzhirsch unter den kurzhubigen Trail-Gabeln – erneut einzubauen. Auch bei der Fox-Gabel bietet es sich an, nicht an Volumenspacern zu sparen – die 2 Standard-mäßig verbauten Spacer stocke ich in der Regel auf 4 auf – für den Test bin ich analog zur Öhlins auf 5 gegangen, wobei laut Anleitung auch ein sechster verbauten werden kann. Dazu gab es die empfohlenen 90 psi Luftdruck für meine 80 kg.

# Vor und nach dem Test bin ich das identische YT Izzo auch mit der original verbauten Fox 34 Factory gefahren - diese bietet ein strafferes Grundsetup und im Hinblick auf Effizienz und Gegenhalt wesentlich mehr Luft nach oben.

Bereits beim ersten Einfedern fällt auf, dass die Fox-Gabel auf den ersten Millimetern feinfühliger anspricht, allerdings auch wesentlich eher spürbaren Gegenhalt bietet. Letzteres macht sich auf dem Trail stark bemerkbar. In harten Kompressionen steht die Fox-Gabel wesentlich höher im Federweg, leitet schnelle Schläge allerdings spürbar stärker in die Handflächen weiter – und das auch mit weit geöffneter Dämpfung. Während ich beim Öhlins-Modell also mehr Kontrolle gesucht habe, mangelt es mir bei der Fox etwas am Komfort. Dafür bietet das Fox-Modell etwas mehr Spielraum für die jeweiligen Präferenzen. Persönlich wäre der Mittelweg – oder eben die Öhlins 34 mit etwas mehr Gegenhalt in der Dämpfung und strafferer Luftfeder – für mich der ideale Kompromiss.

# Am Ende war ich mit dem Setup an der Öhlins-Gabel ziemlich zufrieden - dieses wich jedoch stark von den (knappen) Setup-Empfehlungen ab. Zudem war die maximale Token-Anzahl verbaut und auch die Dämpfung hätte ich nicht noch weiter zudrehen mögen.

Das ist uns aufgefallen

# Ein prächtiger Turm - wie schon die Fox 34, braucht auch die Öhlins-Gabel einige Tokens, um auf dem Trail ausreichend Kontrolle zu vermitteln.
# Wer maximale Effizienz in der Auffahrt sucht, der dürfte öfter zum LSC-Plattform-Hebel greifen.

Fazit – Öhlins RXF34 m.2

Mit der Öhlins RXF34 m.2 bietet der schwedische Hersteller eine Gabel an, die sich nicht so recht kategorisieren lassen will und Down-Country sowie Trail-Biker glücklich machen soll. Die Setup-Empfehlungen sind dabei stark Komfort-orientiert – mit einigen Anpassungen steht die Gabel der rasanten Trail-Hatz nicht im Wege, dürfte jedoch auch Effizienz-orientierten Touren-Fahrer*innen entgegenkommen. Als Sahnehäubchen würden wir uns eine etwas straffere und effizientere Grundabstimmung wünschen.

Pro / Contra

Pro

  • für eine Trail-Gabel sehr leicht
  • simple Anpassung der Feder-Kennlinie über Token
  • sensibles Ansprechverhalten
  • hochwertige Verarbeitung

Contra

  • für eine Down-Country-Gabel schwer
  • Setup-Empfehlungen unpräzise und weich
  • fehlender Gegenhalt in der Federwegsmitte
# Die Öhlins RXF34 m.2 ist die Komfort-orientierteste Gabel der Schweden, die uns bis jetzt untergekommen ist - mit einigen Anpassungen steht der wilden Trail-Hatz nichts im Wege. Wir würden uns allerdings ein etwas strafferes Grundsetup mit präziseren Setup-Tipps wünschen.

Was sagst du zum kurzhubigen Erstlingswerk von Öhlins?


Testablauf

Wir haben die Öhlins-Gabel in ein YT Izzo-Trailbike in Größe L gebaut und sind damit mehrere Wochen lang bei wechselnden Wetter-Bedingungen ausgiebige Runden auf unseren Hometrails im Thüringer Wald gefahren.

Hier haben wir die Öhlins RXF34 m.2 getestet

Tester-Profil: Gregor Sinn
Körpergröße 183 cm
Schrittlänge 85,5 cm
Oberkörperlänge 60 cm
Armlänge 61 cm
Gewicht 76 kg
Gregor fährt gerne Fahrräder jeglicher Kategorie – sitzt meistens aber auf dem Mountainbike. Downhill- und Enduro-Bikes bewegt er gerne im Renneinsatz, dreht aber auch große Runden auf Touren- und Trail-Bikes.
Fahrstil
verspielt
Ich fahre hauptsächlich
Downhill, Enduro
Vorlieben beim Fahrwerk
ausbalanciert, Gegenhalt über die Feder, Druckstufe sehr offen, schneller Rebound
Vorlieben bei der Geometrie
eher kurz, hoher Stack, ausgewogener Sitz- und Lenkwinkel

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