Steckbrief: NS Bikes Synonym
Einsatzbereich | Cross Country, Trail |
---|---|
Federweg | 100 mm/100 mm |
Laufradgröße | 29ʺ |
Rahmenmaterial | Carbon |
Gewicht (o. Pedale) | 11,9 kg |
Rahmengrößen | S, M, L, XL (im Test: M) |
Website | nsbikes.com |
Downcountry ist ja 2020 ein Trend. Das Synonym gibt es aber schon länger als den Begriff und eigentlich ist es auch einfach „nur“ ein radikales XC-Bike – eben so radikal, dass es mit konventionellen XC-Bikes einfach nichts mehr zu tun hat. Das liegt an seiner Geometrie mit 500 mm Reach in Größe L, stabilen 67° Lenkwinkel und 1,22 m Radstand. Das alles gepaart mit süßen 100 mm Federweg und einem Mix aus DH und XC-Komponenten; das klingt schon verdammt nach Downcountry.

Im Detail
Wenn man erst einmal darüber hinweggekommen ist, wie lang das Fahrrad ist – eben genau so lang wie ein moderner 29″-Downhiller (kann man übrigens nicht auf dem Hinterrad durch eine Tür schieben, ohne leicht einzulenken) – kann man sich den Details des Bikes widmen. Der matte, kupfer-goldene Lack sieht schick aus. NS Bikes hat das Farbkonzept voll durchgezogen, diverse Anbauteile nehmen den Farbton wieder auf. Dann sind da ein paar ungewöhnliche, für XC-Bikes sogar undenkbare Details wie die Silikonringe auf den Naben; das kennt man nur vom BMX und zeigt den Slopestyle-Hintergrund der polnischen Firma. Beim Hochheben fällt auf: Das Bike ist leicht, aber nicht superleicht. Unsere Waage sagt 11,9 kg, angegeben ist es mit 11,4 kg, jeweils tubeless aufgebaut.
Am Hinterbau fehlt ein Gelenk, die Funktion übernehmen die leicht flexend gestalteten Carbon-Sitzstreben. Die Bremse sitzt hinten schön im Rahmendreieck versteckt, am Cockpit überrascht der ungewohnte Anblick von breitem Lenker mit negativem Rise und eher langem Vorbau. Der Dämpfer steht im Rahmen, so ist viel Platz für Trinkflaschen. Außerdem verfügt das Synonym über eine saubere, innenliegende Zugführung. Durch eine Lenkerfernbedienung kann das Fahrwerk aktiviert werden, da kommt dann wieder XC-Flair auf. Wer diesen Flair noch weiter runterdrehen will, kann sich übrigens auch die etwas Trail-mäßigere Variante mit 120 mm und noch flacherem Lenkwinkel anschauen – für mich ist das dann aber endgültig ein Trailbike und hat mit Downcountry nicht mehr viel gemein.
Geometrie
Die Geometrie des Synonym in einem Wort? Lang. Wenn es neben „normalen“ XC-Bikes steht, fällt sofort auf: zwischen Pedal und Vorderreifen kann man auch als mäßig trainierter Kicker einen Fußball durchschießen. Der Lenkwinkel klingt mit 67° nicht revolutionär, aber wir haben es hier schließlich mit einem XC-Bike zu tun. Bis letztes Jahr hatte auch ein Specialized Epic selbst in der Evo-Variante 68,5° im Angebot, erst für 2021 zieht auch das Epic Evo auf satte 66,5°. Ansonsten gibt es viel Reach, an meinem Testbike in Größe M sind es 475 mm. Der Stack liegt bei moderaten 592 mm, die Sitzrohre sind etwa wie an einem Enduro gehalten: Größe M wartet mit 440 mm Sitzrohrlänge auf. Beim Sitzwinkel wird es dann nochmal etwas radikaler, hier zeigt die Sattelstütze mit 77° steil in den Himmel. Selbst in Größe M liegt der Radstand bei über 1,19 m – das ist einfach ausgewachsenes Enduro- oder normales Downhillbike-Niveau.

Ausstattung
- Federgabel Fox 32 Performance Step Cast Float (100 mm)
- Dämpfer Fox Float Elite DPS Evol (100 mm)
- Antrieb SRAM NX / GX
- Bremsen SRAM Level TL
- Laufräder WTB ST Light i25 / NS Rotary Straight
- Reifen Maxxis Icon 2.2 / Recon Race 2.25
- Cockpit NS License Flat Lite (750 mm) / Synonym Race (80 mm)
- Sattelstütze X-Fusion Manic (100 mm)
Synonym RC2 | Synonym RC1 | |
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Rahmen | Carbon, 100 mm Federweg | Carbon, 100 mm Federweg |
Federgabel | Fox 32 Float Performance 32 Step Cast | Fox Factory 32 Step Cast Float FIT4 |
Vorbau | Synonym Race 31.8 (S:60, M:70, L & XL:80mm), - 8° | Synonym Race 31.8 (S:60, M:70, L & XL:80mm), - 8° |
Lenker | NS License Flat Lite 750 mm | NS Licence Carbon Flat Lite 31.8, 750mm |
Bremsen | SRAM Level TL 180/160 | SRAM Level TLM 180/160 |
Schaltwerk | SRAM GX Eagle | Shimano Deore M6100 |
Schalthebel | SRAM NX Eagle | SRAM X01 Eagle |
Kette | SRAM | SRAM |
Kurbel | Truvativ Stylo 7K | SRAM GX Eagle |
Felgen | WTB ST Light i25 TCS | NS Enigma Lite 29", 28h |
Nabe (vorne) | NS Rotary Straight Pull 15x110 | NS Rotary Straight Pull 15 |
Nabe (hinten) | NS Rotary Straight Pull 12x148 | NS Rotary Straight Pull Cassette 148x12 |
Speichen | Stainless | Stainless |
Reifen (vorne) | Maxxis Ikon 2.2 TR | Maxxis Ikon 2.2 TR |
Reifen (hinten) | Recon Race 2.25 EXO/TR | Recon Race 2.25 EXO/TR |
Sattel | Octane One Crit, Ti-Alloy rails | Fizik Antares R3 |
Sattelstütze | X-Fusion Manic internal S, M, L: 100mm, XL: 125mm | KS LEV Ci Carbon, S: 100mm, M, L. XL: 125mm |
Farben | Copper | Anthrazit |
Preis | 4.799 € | 6.999 € |

Auf dem Trail
Wie fährt sich diese interessante Mischung aus abfahrtsorientierter Geometrie und auffahrtsorientierten Anbauteilen? Beim ersten Aufsitzen wird deutlich, dass das Bike schon ganz schön lang ist – allerdings nicht so deutlich, wie man es vielleicht erwartet hätte. Grund hierfür ist der steile Sitzwinkel, der die Hüfte näher in Richtung Lenker rücken lässt. Durch den – verglichen mit Enduro- und Trailbikes – langen Vorbau ist die Haltung dann aber dennoch reichlich gestreckt. Dank wenig Federweg sitzt das Innenlager tief, weshalb die Sattelüberhöhung trotz negativem Rise am Vorbau gering ausfällt. Trotzdem ist klar: Hier sitzt es sich anders als auf einem Trailbike! Gestreckter, tiefer, sportlicher.

Der Tritt in die 170 mm kurzen Kurbeln (nur XL kriegt 175er) fühlt sich effizient an, das Synonym marschiert nach vorne. So weit, so wenig verwunderlich, die Reifen stammen aus dem XC-Regal und die Federung ist dank Push-To-Open von Haus aus erstmal ausgeschaltet. Also drücken wir mal den Zauberknopf und ziehen ein paar Trails hoch. Das geht nicht nur gut, das geht sehr gut. Insgesamt lassen sich mit dem Synonym auch sehr technische Anstiege erklimmen. Die Traktion stimmt, das Bike ist wohl balanciert und die Front steigt spät. Mit dem steilen Sitzwinkel bleibt man immer oben auf, hängt nie hinten vom Sattel runter.
Das Fahrwerk ist dabei ein wenig knifflig abzustimmen, was am geringen Federweg und der eher hohen Übersetzung liegt. Wir arbeiten hier mit schlanken 37,5 mm Hub, da macht sich jede Änderung deutlich bemerkbar. Irgendwann lässt sich ein Zwischending aus etwas Komfort und Durchschlagschutz finden, aber insgesamt ist das Bike keine Sänfte – da federt beispielsweise ein Orbea Oiz, ein Cube AMS 100 oder ein Scott Spark kommoder.

Für den spontanen Sprint können Laufräder natürlich nie leicht genug sein, doch auch der günstigste Aufbau von NS Bikes weiß dank der XC-Reifen beim Beschleunigen so ziemlich jedes Trailbike in die Schranken zu weisen. Der Gesamtaufbau ist leider nicht richtig leicht, hier müsste man alternativ noch etwas mehr investieren und sich die fast 1 kg leichtere RC1-Variante gönnen.
Kommen wir zum „Down“ in Downcountry – wie fährt das Rad bergab? Kurz gesagt knallt man darauf so ziemlich jedem mir vertrauten XC-Bike um die Ohren und muss nur noch überlegen, ob man nun links oder rechts überholt. Das liegt einfach an der Geometrie, die eine für diesen Federweg völlig neue Sicherheit gibt. So bewegt man das Synonym schneller und in anspruchsvollerem Terrain, eigentlich genau wie ein Trailbike oder sogar ein Enduro. Ich war mit dem Rad auf Strecken unterwegs, auf die ich mich mit solchen Reifen und Federelementen eigentlich nur ungern gewagt hätte – doch mit 1,20 m Radstand kommt man hier erstaunlich gut klar. Allerdings, und das sei deutlich gesagt: Nur so lange, bis Reifen oder Fahrwerk ans Limit kommen. Das passiert ehrlicherweise relativ häufig und dann höchst unangenehm, denn das Ende von 100 mm Federweg ohne ausgefuchste Dämpfung ist schnell erreicht und hart. Während du im einen Moment noch völlig selbstsicher ein Enduro jagst, merkst Du bei einem Fahrfehler, dass Du eben doch mit XC-Komponenten unterwegs bist; und dann heißt es: festhalten!
Das liegt jetzt nicht primär am NS Bikes Synonym, sondern inhärent am Downcountry-Konzept: Die leichten Komponenten bieten einfach wenig Reserven, egal wie viel Sicherheit die Geometrie vermitteln mag. Abhilfe schaffen würde hier eine 100 mm-Version einer Fox 36 oder einer Pike, aber dann wäre der Gewichtsvorteil dahin und man könnte gleich in etwas mehr Federweg investieren.

Last, but not least: Der für diese Reach-Werte eher lange Vorbau bedeutet einerseits eine gestreckte Haltung, hilft aber andererseits, den Schwerpunkt aufs Vorderrad zu bringen. Ein angestrengtes „Aktiv vorne drauf lehnen“ braucht das Synonym nicht, um Grip an der Front zu bieten. Das ist cool, weil man sich so nicht zu krass umgewöhnen muss, sondern eigentlich draufsitzen und fahren kann. Und zwar schnell. Die Summe der Komponenten ließ mich ehrlich gesagt immer wieder denken, dass das – teurere – RC1 dann doch die sinnvollere Konfiguration wäre, denn dann dürften die Komponenten eher mit der starken Geometrie mithalten.

Das ist uns aufgefallen
- Wackeliger SRAM NX-Schalthebel Hat an einem Bike für 4.799 € nichts verloren.
- Fox-Lenkerfernbedienung Fühlt sich leider ebenfalls billig an. Die Push-to-Open-Logik gefällt mir persönlich nicht, das Synonym würde ich standardmäßig mit aktiviertem Fahrwerk fahren und nur für einen Sprint mal das Fahrwerk blockieren.
- XC-Reifen sind XC-Reifen und keine Enduro-Reifen. Klingt offensichtlich, heißt aber: Wenn man das Synonym fährt, wie man es fahren kann, halten die schmalen Maxxis-Reifen früher oder später keine Luft mehr. Die Karkasse lässt sich dann nicht mehr von Dichtmilch dichten.
- Fox Float DPS-Dämpfer Dürfte gerne mit mehr Spacern in der Luftkammer versehen werden, um mehr Endprogression zu bieten.
- Enduro-Geschwindigkeiten Auf dem Synonym hat man auf mitteltechnischen Trails keine größeren Schwierigkeiten, mit einem Enduro mitzuhalten. Die Hände ermüden aber viel schneller, Downcountry-Bikes zu bewegen bedeutet harte Arbeit!
- Souveränität Mit diesem Bike muss man keine Angst vor technischen Passagen haben. Es ist schnell genug für den Alpencross oder ein XC-Rennen, aber dabei sehr souverän.
- Kabelsalat Gibt’s am Cockpit des Synonym, denn hier gehen satte sechs Leitungen von den Bedieneinheiten ab. Für mich bitte einmal aufgeräumt und ohne Fahrwerks-Lockout!
- Robust der Lack zeigte sich ordentlich stabil, wir haben nur bei einem fetten Steinkontakt einen Lack-Abplatzer erzeugt.
- SRAM Level TL Bremsen bieten genug Power und Standfestigkeit, wenn man sich an klassischen XC-Standards orientiert. Für die mit dem Synonym möglichen Geschwindigkeiten bergab sind sie nicht gemacht.
Fazit – NS Bikes Synonym
Das NS Bikes Synonym RC2 ist ein sauber durchgezogenes Downcountry-Bike: Für mich überraschend, ist es damit wohl eher ideal, um XC-Fahrern und XC-Fahrerinnen mehr Sicherheit zu geben. Abfahrts-Fans werden die Komponenten dagegen an oder übers Limit bewegen und dann feststellen, dass sie nicht auf die Reserven ihres Enduros vertrauen können. Aber: Mit diesem XC-Bike könnt ihr bergauf schnell und bergab sicher unterwegs sein! Wer es bergab richtig krachen lassen will, sollte eine saubere Fahrtechnik an den Tag legen oder doch über mehr Fahrrad nachdenken.

Pro / Contra
Stärken
- Exzellenter Kletterer
- Konsequente Kombination aus XC und Abfahrts-Merkmalen
- Souveräne Abfahrtsgeometrie
- Bike fühlt sich sehr robust an
Schwächen
- XC-Komponenten bieten wenig Reserven am Limit
- Teils wenig wertige Anbauteile

Testablauf
Der NS Bikes Importeur Sports-Nut hat uns das Synonym RC2 für den Zeitraum des Tests zur Verfügung gestellt.
Hier haben wir das NS Bikes Synonym getestet
- Münchner Haustrails: von der Isar bis zum Tegernsee
- Gröden (Val Gardena): Steinig, teils gebaut, einfach schön
- Brixen: Gebaute Trails mit und ohne Steine
- Fahrstil
- verspielt, sauber und mit vielen Drifts
- Ich fahre hauptsächlich
- Trail, Enduro
- Vorlieben beim Fahrwerk
- Die richtige Mischung aus Komfort und Popp macht’s
- Vorlieben bei der Geometrie
- Relativ niedrig, relativ lang
Was denkt ihr? Trifft NS Bikes hier den Downcountry-Nerv oder ist am Ende des Tages der große Bruder mit 120 mm die stimmigere Lösung?
110 Kommentare
» Alle Kommentare im ForumWill Dir nichts ausreden, sondern nur erwähnt haben das eine Gabel mit 55mm Offset die Fahreigenschaften dieses Radls merklich verschlechtert. Was Du draus machst ist Dein Bier
Selbst bereits beim Synonym getestet?
Naja... das Synonym wird aber mit ner 44er Gabel ausgeliefert


Ich hab NS auch schon angefragt, ob sie sowas schon gemacht haben: es wird die Geometrie nicht komplett veraendern, es wird einfach vom Handling etwas anders.
Wie gesagt, ich habe den "Murks" ja schon am Epic HT, da hat man mir auch gesagt, dass es dann total kaputt sein wird... ich habe aber riesig Spass mit dem Rad
Problem ist eher einen Solo Rahmen bei zu bekommen... Im Bikemarkt ist einer, ich weis, aber ich warte noch auf die Bilder von den Kratzern
Gibt's eigentlich Erfahrungen mit den fully Rahmen von ICAN? Diese winzigen Lager machen einen ja schon stutzig
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