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Northwave Clan und Tribe MTB-Schuhe im Test
Zwei für (fast) alle Fälle

Northwave Clan und Tribe im Test: Als Traditionshersteller ist Northwave vor allem für seine Klickpedal-Schuhe bekannt. Aber auch ein paar Modelle für den Einsatz auf Flatpedalen haben die Italiener im Programm. Wir haben den Doppeltest gemacht: Wie schlagen sich die MTB-Flatpedal-Schuhe Clan und Tribe im Test? Kann die Michelin-Sohle mit den besten Sohlen auf dem Markt mithalten?

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Northwave Clan und Tribe im Test – Infos und Preise

Betrachtet man rein die Namen „Clan“ und „Tribe“, so sollten die beiden Schuhe sehr nahe beieinander liegen. In der Realität tun sie das auch – beide sind für den All Mountain-Einsatz gedacht und mit einer Sohle ausgestattet, die Northwave in Kooperation mit Michelin entwickelt hat. Im Detail unterscheiden sich die beiden Schuhe dann aber doch. Erkennbar ist das am Erscheinungsbild und in der Sohlen-Konstruktion.

Mit Wildleder-Obermaterial und gleichmäßigerem, tieferem Sohlen-Profil wirkt der Tribe auf den ersten Blick eher wie ein schicker Sneaker. Etwas sportlicher kommt der Clan daher, dessen Sohle im Pedal-Bereich sehr glatt ist – mit dem großen Gummilogo und unterschiedlichen Nahtbereichen ist der Schuh recht auffällig gestaltet und ziemlich deutlich als Bikeschuh erkennbar. Beide teilen sich große Mesh-Sektionen, die für gute Belüftung sorgen sollen, aber Wasser nicht standhalten. Der Einsatzbereich lässt sich also sinnvollerweise erweitern: trockene bis leicht feuchte Bedingungen.

Preis Northwave Tribe: 99,99 € (UVP) | Bikemarkt: Northwave Tribe kaufen
Preis Northwave Clan: 139,99 € (UVP) | Bikemarkt: Northwave Clan kaufen

# Northwave Tribe und Northwave Clan - beide Schuhe werden geschnürt und für den Einsatz mit Flatpedalen gebaut. Verwendet wird eine in Kooperation mit Michelin entwickelte Sohle.
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Im Detail

Northwave Tribe

Ganze sechs Farben werden beim Tribe angeboten und wie auch der Clan ist der Schuh von Größe 36 bis 49 verfügbar. In der Hand macht er einen sehr guten ersten Eindruck: Fein verarbeitet und im Casual Look gehalten passt der Schuh hervorragend auch im Alltag – wo er auch fürs Erste zum Einlaufen getragen wird. Auch die Schnürung des Tribe reicht sehr weit nach unten und lässt dadurch eine recht genaue Anpassung an den Fuß zu. Da der Schuh geräumig ausfällt, ist die tiefe Schnürung für uns sehr sinnvoll. Untypisch kantig ausgeformt ist die Aussparung am Knöchel – aber auch diese schmiegt der Tribe sich gut an den Fuß, ohne zu stören. In Kombination mit einer moderat steifen Sohle ergibt sich ein sehr angenehmes Tragegefühl.

# Den Northwave Tribe gibt es in sechs Farben und Größe 36 bis 49. - Mit seinem Casual Look könnte man den Schuh glatt für einen Sneaker halten.
# Am Knöchel ist die Aussparung sehr tief gezogen.
# Die Schnürung setzt tief an, sodass sich der Schuh gut anpassen lässt.

Genaue Angaben zur Mittelsohle gibt Northwave für den Tribe nicht an. Entfernt man die komfortable Einlege-Sohle, stellt man fest, dass die Mittelsohle auch nicht sehr dick ist. Die Außensohle ist untergliedert in drei Bereiche, die sich aber nur geringfügig unterscheiden. Alle drei Bereiche teilen sich die dreieckigen Profil-Elemente, die nur leicht abgesetzt und durch moderat große Kanäle getrennt sind. In Fersen- und Zehenbereich sind diese Dreiecke glatt, dazwischen befindet sich eine feine Profilierung darauf. Auch die Stollen-Zwischenräume sind in der Mitte leicht profiliert. Beim Drucktest mit dem Fingernagel macht das Gummi nicht den weichsten Eindruck.

# Dreieckige Profil-Elemente sollen in Kombination mit dem Michelin-Gummi für Grip sorgen - während viele andere Sohlen in verschiedene Sektionen für den Pedal- und den Zu-Fuß-Grip unterteilt sind (wie auch der Clan), gibt es am Tribe eine sehr durchgängige Sohle.
# Eine gemütlich dicke Einlegesohle trifft auf eine recht kompakte Mittelsohle.
# Zwei paar Schnürsenkel werden mitgeliefert - gesichert werden diese mit Gummi-Band.

Northwave Clan

Schnittig sieht er aus, der Northwave Clan: Angeboten wird er in vier Farben – wir testen ihn in der dezenten Anthrazit-Version mit roten Details. Am auffälligsten – und auch der optisch größte Unterschied zum dezenteren Modell Tribe – ist das große NW-Logo, das quer über den Außenrist geflanscht ist.

# Vier Farben, aber ebenfalls mit einem riesigen Größenspektrum von 36 bis 49 versehen – der Northwave Clan. - Mit einer unverbindlichen Preisempfehlung von 139,99 € liegt er 40 € über dem Tribe.

Auch bei der Sohle wird nicht verheimlicht, dass hier mit Gummi-Experten gearbeitet wurde: Das Michelin-Logo ziert auffällig die Seite. Die „Gravity FPS“ genannte Sohle ist in drei Segmente aufgeteilt: Vorne und hinten sind die dreieckigen Stollen recht weit auseinandergestellt, um beim Zustieg oder Hinabsteigen eines Berges etwas mehr Grip zur Verfügung stehen zu haben. Im mittigen Pedalbereich hingegen ist das Gummi sehr glatt gehalten, die dreieckige Stollenform ist nur angedeutet.

# Die Sohle des Clan unterscheidet sich zum Tribe sichtlich.
# Während hinten und vorne die Stollen recht weit auseinanderstehen, um eine bessere Trittfähigkeit im Wald zu gewährleisten, …
# … ist die Mitte sehr glatt gehalten und deutet die Stollen lediglich an.

Um auf dem Flatpedal eine hohe Stabilität zu gewährleisten, ist im Clan eine TPU-Zwischensohle verbaut. Für die Dämpfung sorgt, wie bei den meisten Flatpedal-Schuhen, eine EVA-Sohle. Die Schnürung ist weit über den Spann gezogen und lässt sich so gut anpassen. Alle, die sich dran stören, dass viele Bikeschuhe mittlerweile sehr schmal geschnitten sind, werden sich freuen: Der Clan lässt wie sein günstigerer Bruder Tribe im Frontbereich auch für breitere Füße viel Platz – insgesamt ist der Schuh im Vergleich zu beispielsweise dem Vaude AM Moab Tech eine ganze Ecke geräumiger. Durch die recht dicken Polster im Knöchel- und Zungenbereich ist der Clan beim Laufen sehr bequem. Spürbar allerdings ist die etwas steifere Sohle im Vergleich zum Tribe.

# Auch der Clan verfügt über tiefe Aussparungen um den Knöchel - optische Gründe? Wir jedenfalls hätten grundsätzlich kein Problem mit einem Knöchelschutz.
# Farbenfrohe Einlegesohne - die EVA-Zwischensohle darunter ist etwas straffer gehalten als beim Tribe.
# Eine tiefe Schnürung sorgt für eine gute Anpassung des Schuhs. - Bonus: der Gummi-Loop, mit dem man die Schnürsenkel festklemmen kann.
# Durchlässiges Mesh an der Front und Belüftungslöcher an der Seite machen den Schuh eher zu einem Modell für höhere Temperaturen.

Auf dem Trail

Northwave Tribe

War die erste Ausfahrt noch etwas ernüchternd, wurde der Tribe von Fahrt zu Fahrt etwas besser. Nachdem der Schuh eingelaufen und die Sohle etwas weich getreten ist, stimmt der Grip auf dem Pedal recht gut. Auffällig ist an diesem Schuh aber, dass er sich den Pedalgrip ähnlich wie der Bontrager Flatline holt. Konkret bedeutet das: Die Pins dringen nicht tief ins Gummi ein, sondern verkeilen sich eher in den Profilelementen.

# Nach etwas Zeit zum Einfahren ist der Grip sehr gut - in ruppigem Gelände kann der Sohlenhalt nicht ganz mit der Five Ten-Referenz mithalten und es hilft, aktiv die Ferse nach unten zu drücken, um nicht vom Pedal zu rutschen.

Das sorgt für einen sicheren Stand – mit einer Five Ten-Sohle kann der Schuh aber nicht mithalten. Vor allem, wenn es stark rumpelt, muss man bewusster auf dem Pedal stehen und gegebenenfalls die Fersen nach unten klappen. Vorteil im Vergleich zu klebrigen Sohlen: Das Ändern der Fußstellung gelingt sehr leicht. Nachteil: Geht es auf Trails bergauf, rutscht man bei Verwendung ungünstiger Pedale auf unruhigen Trails vergleichsweise leicht ab. Weiterer Nachteil: Geht es zu Fuß bergauf, bieten die Schuhe ebenso sehr wenig Grip – da gibt es allround-tauglichere Lösungen. Pedale mit dünnen Pins à la One Up Comp eigneten sich für die Sohle besser als Pedale mit dickeren Pins.

Keine besonders überraschende Erkenntnis: Die Schlechtwetter-Eignung des Schuhs ist nicht besonders gut. Im Vergleich zum sportlicheren Specialized 2FO 1.0 ist der Tribe etwas wärmer und mit weniger Dämpfung in der Mittelsohle ausgestattet – beide Schuhe sind aber nicht wasserdicht. Während am Specialized zumindest ein Teil des Obermaterials wasserabweisend ist, setzt der Northwave Tribe dem Wasser nicht allzu viel entgegen. Auf einer der ersten Ausfahrten mussten wir das gleich schmerzlich feststellen. Trockene Trails, aber eine unvorhergesehene Pfütze, bei der ein Ausweichen nicht möglich war – schwupps, die restliche Fahrt war im getränkten Schuh zu fahren.

# Insgesamt ist der Northwave Tribe ein gelungener Schuh - vor allem bei Komfort und Grip kann er sehr gute Leistungen erzielen. Abstriche macht man dafür bei der Allwetter- und Allround-Eignung.

Bei der Sohlensteifigkeit und Dämpfung scheiden sich die Geister zumeist. Der Tribe zielt hier aber ganz klar auf eine Zielgruppe ab: Fans von weicheren Sohlen, aber ohne viel Dämpfung werden mit diesem Schuh glücklich. Damit ergibt sich zwar nicht die bestmögliche Kraftübertragung, aber der Komfort hat hohe Priorität. Und genau in dieser Hinsicht zieht Northwave alle Register – der Tragekomfort ist hervorragend.

In Summe hält der Schuh damit vielen wichtigen Erwartungen Stand – Grip und Komfort sind auf hohem Level. Perfekt für lange Tage im Sattel und ein gutes Sicherheitsempfinden. Rein optisch grenzt sich der Schuh schon von stärker Performance-orientierten Schuhen ab, keine große Überraschung also, dass er sich hinter leichteren und wasserdichten Schuhen einreihen muss.

Northwave Clan

Dank des langen Schnürsystems und der sich daraus ergebenden gut einstellbaren Schnürung kann der Clan mit seiner Passform überzeugen. Wie auch der Tribe benötigt der Clan aber ein paar Ausfahrten und Laufeinheiten, bis er gut sitzt und etwas geschmeidiger ist – dann allerdings steht man angenehm im Schuh und auf dem Pedal.

# Durch die recht steife Sohle steht man sicher und ermüdungsfrei auf dem Pedal.

Anders als beim Tribe kann sich ein Flatpedal in der praktisch komplett glatten, mittleren Sohlenpartie nicht verkeilen – die offenen Zonen beschränken sich wie beschrieben auf die Front- und Heckpartie der Sohle. Da auch der Clan nicht über die weichste Sohle verfügt, sinken Pedal-Pins nicht allzu stark darin ein. Trotzdem generiert das Gummi, steht man satt im Pedal, insbesondere im Trockenen einen guten Grip. Bei Nässe nimmt dieser allerdings stärker ab als andere Schuhe: Modelle wie der Specialized 2FO, der Vaude AM Moab Tech oder erst recht ein Five Ten Trail Cross Mid Pro stehen speziell im Nassen besser da. Apropos nass: Wie beim Tribe erwähnt, ist der Clan durch das verwendete Mesh-Material kein Schuh für dauerhaft feuchte Bedingungen.

Wie auch der Tribe geizt der Clan auch auf Tour nicht mit Komfort. Die Dämpfungsschicht ist zwar nicht allzu dick, allerdings ist der Schuh gut geschnitten und bietet im Frontbereich viel Platz.

# Wenn's staubt, ist es trocken, ist der Clan in seinem Element - bei Regen nimmt der Grip etwas ab.
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Das ist uns aufgefallen

# Etwas groß fallen sowohl Tribe als auch Clan aus. Wenn möglich, sollte man die Schuhe anprobieren
# Komfort ist vorhanden - durch gut gesetzte Polster und einen passenden Schnitt sind beide Schuhe sehr bequem.

Fazit – Northwave Clan und Tribe

Mit den Modellen Clan und Tribe hat der Traditionshersteller Northwave zwei spannende Schuhe im Programm, die sich in wesentlichen Punkten unterscheiden, aber beide viel richtig machen: Guter Komfort trifft auf akzeptable Belüftung – ausreichend Grip bieten beide Modelle ebenfalls, auch wenn dieser beim Clan im Nassen spürbar abnimmt. Der Northwave Tribe mit seinem Sneakerstyle und weicherer Sohle macht sich auch gut als Alltagsschuh, während der noch sportlicher ausgerichtete Northwave Clan auf dem Flatpedal dank festerer Sohle einen stabileren Halt und etwas besseren Vortrieb ermöglicht.

Pro / Contra

Stärken

  • komfortabel
  • günstiger Straßenpreis …
  • dem Einsatzbereich entsprechend guter Grip

Schwächen

  • eine wasserdichte Option wäre schön
  • … hoher Herstellerpreis beim Clan
# Zwei Preise, zwei Sohlen-Designs, unterschiedlich steif: Welches Modell ist euer Favorit?

Was meint ihr: Stehen die Northwave-Schuhe in eurer engeren Auswahl für den nächsten Kauf?


Testablauf

Northwave Clan und Tribe wurden von Chris und Hannes unabhängig voneinander und im Direktvergleich mit jeweiligen persönlichen Referenzen getestet. Verschiedene Pedale und Fahrräder dienten dem Test, um das Optimum aus dem jeweiligen Schuh zu holen.

Hier haben wir den Northwave Clan und Tribe getestet

Tester-Profil: Christoph Spath
Körpergröße 190 cm
Schrittlänge 94 cm
Oberkörperlänge 49 cm
Armlänge 60 cm
Gewicht 70 kg
Chris fährt gerne alles, von Dirt Jump über Trail und Enduro bis Downhill, gerne schnell, in grobem Gelände und mit viel Luftstand
Fahrstil
flüssig
Ich fahre hauptsächlich
Downhill, Enduro
Vorlieben beim Fahrwerk
auf der straffen Seite, viel Druckstufe, Balance zwischen Front und Heck
Vorlieben bei der Geometrie
vorne lang, hinten mittellang, flacher Lenkwinkel

Tester-Profil: Johannes Herden
Körpergröße 193 cm
Schrittlänge 98 cm
Oberkörperlänge 61 cm
Armlänge 59 cm
Gewicht 97 kg
Egal ob mit dem Enduro auf den Hometrails, dem Dirtrad im Skatepark oder auf dem Rennrad in der Langdistanz: Hannes ist in fast allen Bike-Kategorien zuhause. Am liebsten aber geht’s für ihn bergab durch den Wald!
Fahrstil
verspielt und sauber
Ich fahre hauptsächlich
Enduro, Trails, Pumptrack/Park/Street
Vorlieben beim Fahrwerk
Progressiv, nicht zu soft, schnelle Zugstufe
Vorlieben bei der Geometrie
Eher kürzerer Hinterbau, Lenkwinkel nicht extrem flach, die Front darf gern etwas höher

Preisvergleich

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